Kermit Zarley
Hier sind Übersetzungen von verschiedenen Artikeln von Kermit Zarley. Es sind Auszüge oder Zusammenfassungen aus einem Buch, das er in Englisch geschrieben hat. Die Artikel stehen auf seiner Website servetustheevangelical.com zum Download zur Verfügung.
Jürgen Laub hat sie ins Deutsche übersetzt und dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Urhebers. Die Artikel sind jeweils 2 DIN-A4-Seiten lang. Wer gerne die Artikel in gedruckter Form lesen möchte, kann sie in gebundener Form hier bestellen.
1. Gibt es im ersten Buch Mose die Dreieinigkeit oder Trinität?
von Servetus the Evangelical
Die meisten Christen glauben an die kirchliche Lehre von der Dreieinigkeit, die besagt, dass Gott ein Wesen sei, das aus drei wesensgleichen und gleichewigen Personen besteht: Aus Vater, Sohn und Heiliger Geist. Viele zitieren als ihre wichtigste alttestamentliche Stütze für die Dreieinigkeit drei Stellen aus dem 1. Buch Mose. Das sind 1.Mose 1,26; 1.Mose 3,22 und 1.Mose 11,7. (Oft nehmen sie auch Bezug auf diese Stellen, wenn sie behaupten, dass Jesus präexistiert hat.)
Diese Verse lauten:
- 1.Mo 1,26: "Und GOTT sprach: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich!"
- 1.Mo 3,22: "Und GOTT, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses."
- 1.Mo 11,7: "Und der HERR sprach: ... Auf, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren."
In diesen drei Belegstellen ist GOTT der Sprecher; aber keiner dieser drei Verse teilt uns mit, wer mit "uns" gemeint ist. Viele Trinitarier behaupten, dass mit "uns" die anderen beiden Personen der Dreieinigkeit gemeint sind, - der präexistierende Jesus und der Heilige Geist.
Die vier wichtigsten Interpretationen des Wortes "uns" in 1.Mo 1,26 sind folgende:
1. Die meisten Juden haben darin die Kommunikation GOTTES mit einer speziellen Gruppe von Engeln gesehen, die sich um den Thron des himmlischen GOTTES versammelt haben und Seinen königlichen Hofstaat oder die himmlische Ratsversammlung bilden.
2. Die nach-nicänischen Kirchenväter haben das "uns" so verstanden, dass Gott, der Vater, zu den zwei anderen Mitgliedern der Dreieinigkeit spricht.
3. Viele Ausleger haben in diesem Wort einen Pluralis Majestatis gesehen, der einen trinitarischen Glauben zulässt, aber ihn nicht notwendig macht.
4. GOTT hat mit sich selbst gesprochen.
Die Tendenz, mit der man diesen Vers (1,26) interpretiert, bestimmt, wie man normalerweise auch die beiden anderen behandelt, sodass alle drei Stellen gleich interpretiert werden.
Das "uns" in 1.Mo 1,26 kann nicht die angeblichen zwei anderen Mitglieder der Dreieinigkeit meinen, weil dieser Vers sagt, dass GOTT die Menschen in Seinem Bild gemacht hat. Wenn GOTT eine Dreieinheit von Personen ist, dann müsste der Mensch, der in GOTTES Bild gemacht worden ist, ebenso ein dreipersonales Wesen sein. Da der Mensch aber ein einpersonales Wesen ist, muss GOTT auch ein einpersonales Wesen sein. (Wo der Mensch einer Dreipersonalität am nächsten kommt, ist die Schizophrenie; sie ist eine Geisteskrankheit, die GOTT bestimmt nicht treffend wiederspiegelt.)
Das Wort, das mit "GOTT" übersetzt wird, ist in der hebräischen Bibel Elohim, die Pluralform von Eloah. Elohim ist häufig zu El verkürzt worden. Elohim kommt im Alten Testament über 2570 Mal vor, entweder als Gattungsname oder als Gottesname. Viele frühere Trinitarier haben darauf bestanden, dass Elohim, die Pluralform, darauf hinweisen würde, dass Gott aus einer Mehrzahl von Personen besteht.
Jüdische und viele heutige christliche Theologen stimmen diesem Argument nicht mehr zu. Sie bringen vor, dass das Pluralwort Elohim nur auf eine Intensität hinweist, die die Erhabenheit und Größe GOTTES zum Ausdruck bringt.
Jack B. Scott sagt, dass die meisten theologischen Gelehrten darauf bestehen, dass diese "Pluralform in der Regel als ein Pluralis Majestatis beschrieben wird und nicht als ein realer Plural gemeint ist, wenn er für GOTT gebraucht wird. Das lässt sich aus der Tatsache erkennen, dass das Substantiv Elohim durchgängig mit singulären Verbformen und mit Adjektiven und Pronomen im Singular verwendet wird." Dann zitiert er den Altertumsexperten William F. Albright, der behauptet hat, dass dieser Pluralis Majestatis im alten Orient üblicherweise verwendet worden ist, um die "Absolutheit der Bekundungen einer Gottheit" zum Ausdruck zu bringen. Der Trinitarier F.F. Bruce sagt: "Elohim ist ein Plural, der GOTT als den bezeichnet, der alle Macht der Gottheit in sich selbst beinhaltet."
Außerdem stellt sich die Frage, wie das in der hebräischen Bibel am häufigsten vorkommende Wort für GOTT (außer JHWH) die heidnische Vorstellung beherbergen kann, dass GOTT drei Personen ist? Das widerspricht jeglichem Monotheismus. Und scheint es nicht anmaßend zu sein, wenn Heiden Juden erklären wollen, was hebräische Worte für eine Bedeutung haben? Nur wenige Kirchenväter haben Hebräisch gekannt, wodurch ihre Theologie stark gelitten hat. Die Schrift bestätigt uns, dass der höchste GOTT sich regelmäßig mit einem Hof himmlischer Ratgeber trifft. Der Psalmist spricht von der "Versammlung der Heiligen" und beschreibt Jahwe als einen "GOTT, der gefürchtet ist im Kreis der Heiligen." (Psalm 89, 5 u. 7; Elbf).
Hiob spricht zweimal von einigen Engeln, wenn er sagt: "da kamen die Söhne GOTTES, um sich vor dem HERRN einzufinden", um von ihren Aktivitäten zu berichten (Hiob 1,6; 2,1). Diese Hierarchie delegierter Verantwortung ist ähnlich wie in den menschlichen Regierungen. Da GOTT sehr oft Engel einsetzt, die Seinen Willen vollbringen sollen, hat ER sie vielleicht auch in der Schöpfung mit einbezogen. Im jüdischen Talmud heißt es über GOTT: "Der Heilige, gepriesen sei ER, tut nichts ohne Sich mit Seinen himmlischen Rat zu beraten." Der berühmte Sir Isaac Newton erklärte: "GOTT macht nichts selbst, was ER durch einen anderen tun kann."
Donald Gowan äußert sich bezüglich 1.Mo 1,26 und 3,22 in ähnlicher Weise:
"Für die meisten der vorgeschlagenen Erklärungen gibt es im Alten Testament keine Unterstützung: das königliche "wir", das beratende "wir", der Plural der Fülle oder einen Hinweis auf eine Mehrzahl von Personen in der Gottheit ... Die einzige Lehre, die die Sprache des Alten Testaments verwendet, ist diejenige, die sagt, dass GOTT hier den himmlischen Rat anspricht, ähnlich wie in Jes 6,8. Dass man geglaubt hat, dass GOTT sich im Himmel mit geistlichen Geschöpfen befragt, zeigt sich in Szenen, wie diesen, die in 1.Könige 22,19-22 und Hiob 1,6 bis 2,6 beschrieben sind. Deshalb hat das beratende "wir" von anderen Texten her Unterstützung und es passt unter der Annahme, dass Israel geglaubt hat, dass es im himmlischen Bereich Geschöpfe gibt ("die himmlischen Heerscharen" – 1.Kö 22,19), deren Identität etwas mit GOTT und mit den Menschen gemeinsam hat, sowohl zu 1.Mo 1,26-27 und 3,22. Der bekannte Einwand, dass Engel nicht an der Schöpfung beteiligt gewesen sind, ist ein rein theologisches Urteil über das, was im Himmel möglich ist."
Also, - diejenigen, zu denen GOTT die Worte "uns" in 1.Mose 1,26; 3,22 und 11,7 gesprochen hat, sind vermutlich eine besondere Gruppe von Engeln gewesen. Vielleicht sind sie Mitglieder Seiner königlichen Ratsversammlung gewesen oder "die sieben Geister GOTTES", was "die sieben Engel, die vor GOTT stehen" (Off 1,4; 8,2) und wahrscheinlich sieben Erzengel sind.
Wie es auch sei: Das 1. Buch Mose liefert keinen stichhaltigen Beweis, dass die "uns" zwei weitere Mitglieder einer angeblichen Dreieinigkeit sind. Der Trinitarier Murray Harris stellt fest: "Es wäre unangemessen, wenn sich Elohim [GOTT] oder JHWH im Alten Testament jemals auf die Dreieinigkeit beziehen sollten, wenn sich im Neuen Testament Theos regelmäßig allein auf den Vater bezieht und offensichtliche niemals auf die Dreieinigkeit."
In meinen Buch The Restitution of Jesus Christ habe ich dieser Frage 14 Seiten gewidmet. Hier habe ich 32 Theologen und ihre Arbeiten zitiert, ebenso auch verschiedene ältere Schriften.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com –kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
2. Ist Jesus in Jesaja 9,5 der “starke Gott”?
(in manchen Übersetzungen auch V. 6)
von Servetus the Evangelical
Die meisten Christen behaupten, dass Jesus GOTT ist und einer ihrer bevorzugtesten Bibelabschnitte, die sie dafür zur Unterstützung zitieren, ist Jesaja 9,5. Dort heißt es: „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.“
Lieder und Hymnen haben in der christlichen Anbetung schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. Die Übersetzung „starker Gott“ in Jesaja 9, 5 hat zu vielen Kirchenliedern über Jesus angeregt. Eines der bekanntesten dieser Lieder in der westlichen Welt ist das tief ergreifende Chorstück „Uns ist zum Heil ein Kind geboren“ in Händels großartigem Oratorium Messias. Es wird zur Weihnachtszeit oft von Kirchenchören vorgetragen. Hymnologie ist aber kein Ersatz für eine gesunde Theologie. Wenn Hymnen die christliche Theologie wiederspiegeln, dann sollten sie das genau und damit der Schrift gemäß tun.
Sowohl Juden als auch Christen haben Jesaja 9, 1-8 schon immer richtigerweise als messianisch interpretiert. Christen haben die ganzen Bezeichnungen in der zweiten Hälfte des Verses 5 zu Recht auf Jesus bezogen. Der Name, der mit „starker Gott“ übersetzt worden ist, lautet in der hebräischen Bibel el gibbor. Ist „starker Gott“ hier aber die richtige Übersetzung von el gibbor, so dass Jesus „Gott“ genannt werden kann?
El ist das einfache semitische Grundwort für „Gott“. Es taucht im masoretischen Text (MT) des Alten Testaments 230 Mal auf. Manchmal werden auch Menschen damit bezeichnet. Manche alttestamentliche Charaktere tragen das Wort el in ihren Namen, wie zum Beispiel Israel, nur um deutlich zu machen, dass sie zu GOTT gehören. Wenn der Messias el gibbor genannt wird, dann ist das ähnlich wie in Jesaja 7, 14, wo man ihn „Immanuel“ nennt, wobei der Namensbestandteil el nicht dafür gedacht ist, den Messias als GOTT zu identifizieren, sondern darauf hinzuweisen, dass durch ihn „GOTT mit uns“ ist (Matth 1, 23).
Das hebräische Wort gibbor (Strong Nr. 1367) kommt im MT über 150 Mal entweder in seiner Singular- oder in der Pluralform vor. Man übersetzt es mit „Held“, „Mann“, „gewaltig“, „mächtig“, „stark“ oder „Krieger“. Diese Befunde zeigen, dass el gibbor sowohl als Adjektiv als auch als Substantiv zur Bezeichnung von Menschen gebraucht werden kann. Der Kontext und die mit ihm verbundenen Worte sind die bestimmenden Faktoren. Das griechische Alte Testament (Septuaginta = LXX, 3. Jhdt v. Chr) übersetzt el gibbor in Jes 9, 5 mit megales boules angelos. Das Wort „Engel“ stammt von angelos ab, wobei angelos aber oft auch noch die weitere Bedeutung „Bote“ hat. Daher wird dieser Ausdruck in der LXX gewöhnlich mit „Bote des mächtigen Rates“ und nicht mit „starker Gott“ übersetzt. Das ist sehr bezeichnend, weil die vorchristlichen jüdischen Übersetzer nicht gegen die spätere christliche Interpretation eingestellt sein konnten, die besagt, dass Jesus von Nazareth durch den Namen el gibbor als „GOTT“ identifiziert wird. Christen und Juden sind bezüglich der Auslegung und der Verwendung dieser Namen in Jesaja 9, 5 unterschiedlicher Ansicht. Die Targume über Jesaja und die späteren rabbinischen Ausleger, wie zum Beispiel Rashi und Kimchi, haben das „Kind“ als den Messias interpretieren; sie sagen aber auch, dass sich el gibbor nur auf GOTT und nicht den Messias bezieht, wodurch sie vermeiden, den Messias „GOTT“ zu nennen. Entweder haben sie nur el gibbor auf GOTT bezogen und die anderen Namen auf den Messias oder sie haben alle Bezeichnungen, mit Ausnahme von „Fürst des Friedens“, auf GOTT übertragen.
Ibn Ezra hat es vermieden, die Bezeichnung „Kind“ als Messias zu interpretieren, indem er alle Namen auf den König Hesekia oder seinen Sohn bezogen hat.
Christliche Theologen haben behauptet, dass diese beiden Auslegungsvarianten an den Haaren herbeigezogen sind, womit sie diese Rabbis der Voreingenommenheit bezichtigt haben. Und weil im Matthiasevangelium Jesaja 9, 1-2 zitiert und auf Jesus bezogen wird (Matth 4, 14-16; s.a. Luk 1, 79), haben viele christliche Ausleger darauf bestanden, dass die Nähe dieser Verse zu Vers 6 nahelegt, dass alle Namen ebenfalls auf den Messias zu beziehen sind.
Einige angesehene christliche Übersetzer haben el gibbor in Jesaja 9, 5 nicht mit „starker Gott“ übersetzt. Martin Luther hat es in seiner Bibelübersetzung von 1545 mit „Krafft / Helt“ übersetzt, was „starker Held“ bedeutet. Er erklärte, dass dieser Name sich „nicht auf die Person Christi, sondern auf sein Werk und Amt bezieht“. Raymond E. Brown behauptet, dass Jesaja hier die Absicht hatte, den Messias „GOTT/Gott“ zu nennen, aber nur in dem Sinne wie einen König Israels in einem königlichen Psalm, ähnlich wie es auch in Psalm 45, 6 zu finden ist. Einige englischsprachige Bibeln übersetzen el gibbor mit „gottähnlicher Held“ oder „Gott-Held“ im Sinne von „Krieger“. In der Tat stellen die dem Vers 5 unmittelbar vorangehenden Verse uns den Messias als einen galiläischen Kämpfer vor. Dort heißt es: „Doch bleibt nicht im Dunkel das Land, das bedrängt ist, … das Galiläa der Heiden. Das Volk, das in der Finsternis wandelt, sieht ein großes Licht, über den Bewohnern des Landes der Todesschatten geht eine Leuchte auf. Du machst des Jubels viel, du machst seine Freude groß; sie werden sich vor dir freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie die Sieger jubeln, wenn sie Beute teilen. Denn du hast das Joch, das auf ihm lastete, den Stecken, der seinen Rücken geschlagen hat, und die Rute seines Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel derer, die gestiefelt einhertreten im Schlachtgetümmel, und jedes blutbefleckte Kleid wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“ (Jes 9, 1-5; Schlachter 1951).
Der Apostel Paulus interpretiert diesen Kämpfer als den Messias Jesus, der den Antichristen vernichten wird (2. Thess 2, 8).
El gibbor kommt nur noch in einer weiteren Stelle im masoretischen Text vor, und zwar in Jesaja 10, 20. Dieser Vers sagt voraus, dass am Jüngsten Tag, den Christen auch „die Wiederkunft“ nennen, ein Überrest Israels einen Angriff überleben und zu GOTT umkehren wird, um sich von da an für immer auf IHN zu verlassen. Man hat vorausgesetzt, dass sich el gibbor hier auf GOTT bezieht, weshalb diese Worte in den meisten Bibelübersetzungen auch mit „starker Gott“ übersetzt worden sind. Aus diesem Grund und wegen der unmittelbaren Nähe zu Jesaja 9, 5 halten viele christliche Bibelkundler el gibbor in Jesaja 10, 20 für den sicheren Beweis, dass el gibbor in Jesaja 9, 5 genauso übersetzt werden muss.
Wie es auch sei, - was in Jesaja 10, 19-20 geschildert ist, wird ohne Zweifel mit Hilfe des messianischen Vertreters geschehen, ebenso wie die Ereignisse, die in Jesaja 9, 2-6 vorausgesagt sind. Das heißt, dass der überlebende jüdische Überrest am Jüngsten Tag zu GOTT umkehren wird, indem sie sich buchstäblich ihrem Messias und König unterwerfen werden, den GOTT ihnen als ihren Befreier gesandt hat. Denn unmittelbar nach Jesaja 9, 5 sagt der Prophet in Bezug auf den militärischen Erfolg und die herrschaftliche Regierung des Messias, dass „der Eifer des HERRN der Heerscharen dies tun wird“ (V. 6), d.h. durch den Messias. Deshalb kann sich el gibbor in Jesaja 9, 5 und in 10, 20 auch auf den Messias beziehen. Trotzdem sollte geschlussfolgert werden, dass die Auslegung von el gibbor in Jesaja 9, 5 als „starker Held“ (Kämpfer) besser zu dem Kontext passt und Jesus deshalb nicht „starker Gott“ genannt wird.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
3. Ist der Sohn des Menschen göttlich?
(Is the Son of Man Divine?)
Von Servetus the Evangelical
Jesus hat sehr oft den Titel „Sohn des Menschen“ auf sich bezogen. Die neutestamentlichen Evangelien berichten, dass er dies bei mindestens 39 Gelegenheiten getan hat. Jesus ist der einzige, der so von sich gesprochen hat.
Am deutlichsten hat Jesus sich bei der Heilung des von Geburt an blinden Mannes als Sohn des Menschen identifiziert (Johannes 9, 1-12). Als Jesus ihn später wieder getroffen hat, hat er ihn gefragt: „Glaubst du an den Sohn des Menschen?“ Er antwortete und sprach: „Und wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube?“ Jesus sprach zu ihm: „Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es.“ Er aber sprach: „Ich glaube, Herr.“ Und er warf sich vor ihm nieder. (Verse 35-38)
Christen haben schon immer diese Selbstbezeichnung Jesu als „Sohn des Menschen“ mit der im Alten Testament zu findenden Vision Daniels in Verbindung gebracht, in der dieser prophetisch vier große Tiere gesehen hat, die für vier aufeinander folgende, heidnische Weltreiche stehen (Daniel 7, 2-12). Daniel hat auch vom Ende dieser Zeitalter geschrieben: „Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem Alten an Tagen [GOTT], und man brachte ihn vor IHN. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm.“ (Daniel 7, 13-14)
Auch die Kirchenväter haben die Selbstbezeichnung Jesu als „Sohn des Menschen“ mit Daniel 7, 13-14 verknüpft; aber sie haben diesen Titel niemals groß betont, weil sie geglaubt haben, dass er damit sein Menschsein gekennzeichnet hat. Allerdings glauben heute viele Theologen genau das Gegenteil. Sie behaupten beharrlich, dass die „Sohn des Menschen – Gestalt“ in der Vision Daniels göttlichen Wesens ist. Sie folgern deshalb: Wenn diese Gestalt Jesus darstellt, dann ist Jesus göttlich.
Oscar Cullmann behauptet, dass Jesus sich auf Daniels „Sohn des Menschen – Gestalt“ gestützt hat und „dass Jesus gerade durch den Gebrauch dieser Bezeichnung von seinem göttlichen Wesen gesprochen hat.“ I. Howard Marshall sagt, dass Jesus mit der Bezugnahme auf die „Sohn des Menschen – Gestalt“ Daniels sowohl auf seinen menschlichen als auch auf seinen göttlichen Ursprung hinweist, weil „er vom Himmel kommt.“
Einige christliche Lehrer haben also gedacht, dass Jesus präexistiert hat und göttlich gewesen ist, weil der von Daniel gesehene „Sohn des Menschen“ eine himmlische Gestalt ist und/oder weil Jesus vom Himmel kommen wird, wenn er auf die Erde zurückkehrt. James Dunn widerspricht dieser Aussage: „Man kann keinesfalls schließen, dass eine Person in einer endzeitlichen Vision präexistent gewesen ist, nur weil sie im Himmel vor GOTT erscheint.“
In der Tat hat das normative Judentum immer den Glauben an die Präexistenz verschiedener Menschen zugelassen, hat sie aber niemals geglaubt, dass sie deshalb göttlich sind. Unter diesen waren Henoch aus der Zeit vor der Sintflut, der Priesterkönig Melchisedek, der Gesetzesgeber Mose und der Prophet Elia. Solche Glaubensvorstellungen waren nie dazu gedacht, den strengen jüdischen Monotheismus zu gefährden.
Einige Christen zitieren jüdische endzeitliche Literatur aus der Zeit des Zweiten Tempels, wie die Bilderreden (1. Henoch 37-71) und das 4. Buch Esra, um zu untermauern, dass der „Sohn des Menschen“ vor seinem menschlichen Leben präexistiert hat (1. Henoch 48, 6; 62, 7; 4. Esra 12, 32; 13, 3+26) und machen ihn göttlich.
In den Bilderreden wird der „Sohn des Menschen“ vierzehn Mal erwähnt; beide Quellen identifizieren ihn als „den Messias“. (1. Henoch 48, 10; 52, 4; 4. Esra 7, 28-29; 12, 32). Sie scheinen ihm auch eine Präexistenz zuzuweisen (1. Henoch 48, 2+6; 62, 6-7; 4. Esra 12, 32; 13, 26). Aber sie identifizieren ihn niemals als göttlich oder als GOTT. Nebenbei bemerkt, - man muss diese Bücher als Auslegungen zu Daniels „Sohn des Menschen“ verstehen.
Einige christliche Theologen interpretieren Daniels „Sohn des Menschen“ als eine Person, die „göttlich“, „Gottheit“ oder „Gott/GOTT“ ist, weil er „mit den Wolken des Himmels kam“. Zur Unterstützung zitieren sie verschiedene alttestamentliche Paralleltexte, die beschreiben, dass GOTT auf den Wolken daherkommt oder von Wolken umhüllt ist (2. Mo 13, 21; 20, 21; Psalm 97, 2; 104, 3; Jes 19, 1). Sie behaupten, dass dieses Geschehen ein Vorrecht ist, das nur GOTT zusteht; was aber eine recht willkürliche Annahme ist.
Das Judentum hat immer zurückgewiesen, dass der Messias GOTT ist, ganz gleich, ob er nun auf den Wolken kommt oder nicht. Der Talmud sagt, dass ihr Messias triumphierend „mit den Wolken des Himmels“ zu den Juden kommen wird, wenn sie „würdig“ sein werden, wenn sie aber unwürdig sind, wird er „demütig und auf einem Esel reitend“ kommen. (Talmud Sanhedrin 98a). Das Judentum lehrt sogar, dass Mose auf einer Wolke in den Himmel hinaufgestiegen ist, als er gestorben ist. Die Juden haben also das „Reiten auf Wolken“ nie auf die Gottheit begrenzt.
Jesus hat aus Daniel 7, 13 zitiert, als er in Bezug auf seine Wiederkunft vorausgesagt hat: „und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.“ (Matth 24, 30). Darüber können wir noch mehr lesen: „Siehe, er kommt mit den Wolken“ (Off 1, 7).
Christen sollten wirklich nicht denken, dass ein Kommen auf Wolken auf Göttlichkeit hinweist. Der Apostel Paulus lehrt, dass Christen bei der zukünftigen Auferstehung „entrückt werden in Wolken dem Herrn [Jesus] entgegen in die Luft“(1. Thess 4, 17).
Daniels Schilderung von dem „Sohn des Menschen“ schließt nicht aus, dass dieser vor seiner Aufnahme in den Himmel ein irdisches Leben in einem irdischen Reich gelebt haben kann; in diesem Fall hätte er nur diesen langen Zeitraum abwarten müssen. Der zeitliche Ablauf des Lebens Jesu als „Sohn des Menschen“ wäre dann wie folgt gewesen:
1. Er wird geboren und lebt sein irdisches Leben. 2. Dann folgt sein Tod, die Auferweckung, die Aufnahme in den Himmel, die Erhöhung zur Rechten GOTTES. 3. Nun folgt ein lang andauernder Zeitabschnitt. 4. Das himmlische Gericht fällt das Urteil über das vierte Reich auf der Erde. 5. Unmittelbar darauf kommt es zu einer Krönungszeremonie eines Königs im Himmel, bei der dem „Sohn des Menschen“ das Reich übergeben und er zu dessen König gekrönt wird. 6. Er steigt dann hinunter auf die Erde und bringt sein Königreich mit. 7. Er vernichtet das vierte Königreich auf der Erde und ersetzt es durch sein ewiges Königreich.
Vieles von dem, was wir gerade gesagt haben, hat Jesus tatsächlich in seinem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden, das er auf sich bezogen hat, gelehrt (Luk 19, 11-27). Er sagte: „Ein hochgeborener Mann zog in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen“ (V. 12). Bei seiner Rückkehr sagte dieser Edelmann: „Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie König würde, bringt her und erschlagt sie vor mir!“ (V. 27).
Weder dieses Gleichnis noch die Schilderung Daniels von dem „Sohn des Menschen“ erfordern es, dass Jesus göttlich oder GOTT sein muss.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
4. Ist Jesus im Himmel präexistent gewesen?
(Did Jesus Preexist in Heaven?)
Von Servetus the Evangelical
Die institutionellen Kirchen haben schon immer behauptet, dass Jesus von Ewigkeiten her im Himmel präexistent gewesen ist. Und sie haben daraus gefolgert, dass seine Präexistenz darauf hinweist, dass er GOTT war und ist.
Aber in unseren Tagen wird die Vorstellung, dass Jesus präexistiert hat, ernsthaft in Frage gestellt. Ein Argument lautet wie folgt: Wenn Jesus als eine voll entwickelte Person präexistiert hat, dann lässt dies keine menschliche Entwicklung zu und stellt daher sein Menschsein in Frage.
Lukas behauptet, dass Jesus eine normale menschliche Entwicklung hatte. Er sagt über die Kindheit Jesu: „Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und GOTTES Gnade war auf ihm“ (Luk 2, 40). Beachte auch, dass Lukas das Kind Jesus von GOTT unterscheidet, was vom Grundsatz her darauf hinweist, dass Jesus nicht GOTT gewesen ist.
Lukas fügt dann hinzu: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gunst bei GOTT und Menschen“ (V. 52).
Wie kann Jesus an Gnade und Gunst bei GOTT zugenommen haben, wenn er GOTT gewesen ist? William Barclay stellt deshalb fest: „Eine der schwierigsten aller Vorstellungen ist die Vorstellung von der Präexistenz Jesu.”
Christen behaupten immer, dass sie ihren Glauben auf der Bibel gründen. Während die ersten drei Evangelien des Neuen Testaments nichts darüber enthalten, dass Jesus präexistiert hat, scheint es im Johannesevangelium einige wichtige Abschnitte zu geben, die so etwas besagen. Und es gibt beachtenswerte Sätze in den Briefen des Apostels Paulus und im Hebräerbrief, die solches zu tun scheinen. Wir wollen uns diese Texte jetzt etwas näher betrachten. Paulus hat in seinen neutestamentlichen Briefen nirgendwo explizit behauptet, dass Jesus präexistiert hat. Karl Josef Kuschel stellt fest: „Es gibt nicht die Spur einer eindeutigen und ausdrücklichen Aussage über die Präexistenz in der Christologie, die Paulus aufgezeichnet hat.“ Allerdings haben die meisten Theologen vermutet, dass Paulus sie indirekt ausgesprochen hat. Gerhard Kittel merkt an: „Christologische Präexistenzaussagen sind ein Bestandteil des gesamten Paulinismus.“
Wie aber hat Paulus die Präexistenz verstanden? Hat er geglaubt, dass es eine Existenz als Person gewesen ist oder war es nur eine Personifikation? Zwischen beidem besteht ein großer Unterschied. James Dunn behauptet: „Es gibt keine guten Beweise, dass Jesus sich als präexistierendes Wesen gesehen hat, oder dass Paulus gedacht hat, dass Jesus präexistiert oder göttliches Wesen besessen hat.“ Dunn sagt, dass ein Großteil der Aussagen Paulus zur Präexistenz in einer personifizierten Weisheitssprache gesprochen sind, wie zum Beispiel: „Christus, GOTTES Kraft und GOTTES Weisheit“ (1. Kor 1, 24) und dass Paulus nie damit beabsichtigt hat, dass sie als wörtliche Präexistenz zu verstehen ist. Dunn führt aus, dass es aus der Zeit, als Paulus um 50 n. Chr. den Brief an die Römer geschrieben hat, „keinen Hinweis gibt, dass das christliche Denken die Vorstellung einer Inkarnation soweit entwickelt hat oder dass die Sprache von einer Präexistenz, wenn sie auf Christus bezogen ist (1. Kor 8, 6), zu diesem Zeitpunkt so verstanden werden kann, als würde sie seine Präexistenz als Person implizieren oder dass die Rede von seinem „gesandt sein“ (Röm 8, 3) damals schon so verstanden worden ist, als würde sie sein Herabsteigen aus dem Himmel beinhalten.“ Dunn fasst zusammen: „Paulus hat nicht versucht, Menschen für einen Glauben an ein präexistierendes Wesen zu gewinnen.“ Ungeachtet der Frage, ob Jesus nun präexistiert hat oder nicht, stellt D.A. Carson folgerichtig fest: „Präexistenz beinhaltet nicht göttliches Wesen.“
In der Tat hat das Judentum zu der Zeit des zweiten Tempels verschiedene fromme Männer als präexistent angesehen und doch haben die Juden nicht geglaubt, dass dieses ihren Monotheismus in Frage stellen würde.
John Knox warnt: „Je mehr der Logik der Präexistenz erlaubt wird, sich selbst in der Geschichte [von Jesus] herauszuarbeiten, desto weniger wichtig wird die [seine] Auferstehung werden.“
Die meisten Christen haben geglaubt, dass Paulus indirekt in 2. Kor 8, 9 die Präexistenz Jesu bestätigt. Er schreibt hier: „ Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet“. Allgemein glaubt man, dass hier das Wort „reich“ auf die Präexistenz Jesu als Person hinweist und die Worte „arm“ und „Armut“ das Ablegen seines erhabenen Status bei seiner Inkarnation (Menschwerdung) kennzeichnen. Karl-Josef Kuschel merkt an: „Die traditionelle Exegese hat diesen Vers immer im Sinne einer Präexistenz-Christologie und Inkarnation ausgelegt, wie es die heutigen Exegeten quer durch alle konfessionellen Lager tun.“
Aber Dunn sagt zu diesem Abschnitt: „Obwohl Jesus den Reichtum einer ununterbrochenen Gemeinschaft mit GOTT hätte genießen können, hat er freiwillig gewählt, die Armut der Ferne Adams von GOTT anzunehmen; in seinem Dienst insgesamt und ganz besonders in seinem Tod“ für unsere Erlösung. Dunn fügt hinzu: „2. Kor 8, 9 ist eine anschauliche Anspielung auf die schweren persönlichen Kosten, die der Dienst Jesu zur Folge hatte … dieses freiwillige Armwerden … Dass Paulus eine Anspielung auf die Selbsterniedrigung des präexistenten Christus bei seiner Inkarnation machen wollte, ist sehr unwahrscheinlich gewesen.“
Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr hatte Jesus wahrscheinlich ein emotional reiches und erfülltes Leben als der Älteste von vier Brüdern und mehreren Schwestern (Mark 6, 3). Und als Zimmermann und Bauschreiner von Nazareth und der Umgebung muss er einen guten Ruf gehabt haben. Aber in einem sehr tiefgehenden und unsagbar einschneidenden Akt der Selbsterniedrigung hat er diesen komfortablen Lebensstil aufgegeben, die Heimat verlassen und einen öffentlichen Dienst als Wanderprediger in finanzieller Armut auf sich genommen und dabei schließlich sogar sein Leben verloren. Einmal hat er seinen Jüngern über sich gesagt: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Matth 8, 20/Luk 9, 58).
Viele Christen glauben auch, dass der Schreiber des Hebräerbriefes Jesus so darstellt, als hätte er präexistiert. Zum Beispiel schreibt er, dass GOTT „durch“ Jesus „die Welt gemacht hat“ (Hebr 1, 2). Und weiter erklärt er, dass GOTT Jesus „einen Leib bereitet hat, als er in die Welt kommt“ (Hebr 10, 5). Dieser Schreiber berichtet aber auch, dass Jesus sich bei der Aufnahme in dem Himmel „zur Rechten der Majestät [GOTT] in der Höhe gesetzt hat; und um so viel erhabener geworden ist als die Engel“ (Hebr 1, 3-4).
Wenn Jesus aber als GOTT präexistiert hat, dann ist er immer höher als die Engel gewesen und kann deshalb nicht später so geworden sein. Dunn kommt zum Schluss, dass „der Schreiber des Hebräerbriefes in seinem Denken keinen Raum für eine Präexistenz als ontologisches Konzept (Seinsweise) gehabt hat.“
Eine Sache scheint die reale Präexistenz Jesu im Hebräerbrief auszuschließen. Denn um Heiland und Hoherpriester sein zu können, hat er in allen Dingen – mit Ausnahme der Sünde – so sein müssen, wie wir. Der Hebräerbriefschreiber erklärt das so: „Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester vor GOTT werde“ (Hebr 2, 17). Noch einmal: Das erfordert es, dass Jesus nicht im wirklichen Sinne präexistiert hat, weil der Rest der Menschen dies auch nicht hat. Es scheint daher so gewesen zu sein, dass GOTT die Welt „durch“ Jesus erschaffen hat, einfach, indem ER ihn im Sinn gehabt hat.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
5. Hat Jesus als der "Engel des HERRN" präexistiert?
(Did Jesus Preexist as The Angel of the LORD?“)
Von Servetus the Evangelical
Die geheimnisvollste und rätselhafteste Person des Alten Testaments ist der „Engel des HERRN”. Sechsundfünfzig Mal wird von ihm gesprochen und als der „Engel GOTTES“ kommt er zehn Mal vor. Er ist Abraham, Hagar, Isaak, Jakob, Manoach und seiner Frau, Mose, Josua und vielen anderen erschienen. Im Judentum hat es niemals eine vollständige Übereinstimmung über die Identität dieser Gestalt gegeben. Die drei berühmten rabbinischen Bibelausleger des Mittelalters haben ihn als den „Engel“ aus 2. Mose 23 und 33 gedeutet, dem GOTT gesagt hatte, ER würde ihn senden, um Israel auf seinem Weg in das Verheißene Land und bei dessen Inbesitznahme zu schützen. Viele jüdische Gelehrte haben diesen Engel als den Obersten der himmlischen Heerscharen identifiziert und andere behaupten, dass er der Erzengel Michael ist.
Die Kirchenväter haben den „Engel des HERRN“ des Alten Testaments im Allgemeinen als den Logos-Sohn interpretiert. Da sie in diesem Logos-Sohn auch den präexistenten Jesus Christus gesehen haben, haben sie den „Engel des HERRN“ für den wesentlichen alttestamentlichen Beweis gehalten, dass Jesus Christus GOTT gewesen ist. Justin der Märtyrer, ein Kirchenvater des zweiten Jahrhunderts, posaunte diese Interpretation mehr als jeder andere hinaus. In seinem Dialog mit dem Juden Tryphon, einer anscheinend frei erfundenen jüdischen Figur, hat er Jesus häufig „Engel“ genannt. Die Kirche hat später eine derartige Gleichsetzung verurteilt. Eigentlich hat der Schreiber des Hebräerbriefes immer wieder zu beweisen versucht, dass Jesus über den Engel steht und er sagt von ihm: „er ist um so viel erhabener geworden als die Engel“ (Hebr 1, 4). Trotzdem hat die Mehrheit der Christen geglaubt, dass der „Engel des HERRN“ im Alten Testament der präexistente Christus ist.
So hat zum Beispiel der berühmte protestantische Bibellehrer Johannes Calvin die Pastoren von Genf dazu veranlasst, Michael Servetus als Irrlehrer zu verurteilen und ihn mit Hilfe einer Reihe von Anklagepunkten, darunter seine Ablehnung dieses Glaubens, hinrichten zu lassen. Trinitarier, die glauben, dass Jesus GOTT ist, nennt man auch „Traditionalisten“. Die meisten der heutigen traditionalistischen Bibelgelehrten glauben nicht, dass der „Engel des HERRN“ im Alten Testament der präexistente Jesus gewesen ist, obwohl viele Evangelikale dieses immer noch glauben. Die meisten stimmen älteren Auslegungen zu, dass diese Gestalt Jahwe selbst ist. Die zwei wichtigsten Gründe liegen darin, dass einige der alttestamentlichen Berichte den „Engel des HERRN“ und den „HERRN“ untereinander austauschen und den „Engel des HERRN“ so darstellen, dass er in der ersten Person („ICH“) im Namen GOTTES spricht. Daher erklärt James Dunn, dass der „Engel Jahwes einfach eine Art des Sprechens über Jahwe selbst ist.“ Allerdings kann man diese Texte auch so verstehen, dass ein richtiger Engel als Jahwes Beauftragter dient und deshalb manchmal als Jahwe selbst dargestellt ist, obwohl er in Wirklichkeit nur Jahwes Beauftragter ist.
Somit sind dies die drei wichtigsten Auslegungsvarianten des „Engel des HERRN“ des Alten Testaments: Diese Gestalt ist Jahwe selbst. - Sie ist der präexistente Jesus Christus.- Sie ist ein richtiger Engel.
Einige alttestamentliche Erzählungen berichten, dass die Israeliten den „Engel des HERRN“ wirklich gesehen haben. Auch Bileams Eselin hat ihn gesehen (4. Mo 22, 25 u. 27). Diese Texte enthalten Gespräche zwischen dem Engel und den Menschen. In einigen Stellen wird diese Figur als „ein Mann“ beschrieben, den die beteiligten Menschen zuerst irrtümlich für einen Mann gehalten. (Die Bibel berichtet von vielen anderen Ereignissen, in denen Menschen wirklich einen „Engel“ gesehen und mit ihm gesprochen haben und einige dieser Berichte beschreiben diese Engel als „Menschen.“)
Andere Geschichten sagen nur, dass „der HERR erschien“, ohne einen Engel zu erwähnen. In solchen Fällen sollte der „Engel des HERRN“ wahrscheinlich vermutet werden.
So hat zum Beispiel Jakob die ganze Nacht hindurch mit einem „Mann“ gekämpft (1. Mo 32, 24). Jakob hat dessen übernatürlichen Status erkannt und ihn um seinen Segen gebeten. Nachdem er ihn gesegnet hat und verschwunden ist, hat Jakob ausgerufen: „Ich habe GOTT von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!“ (V. 31).
Der erste biblische Hinweis, dass der „Engel des HERRN” im Alten Testament nicht Jahwe selbst ist, ist die Tatsache, dass in einigen dieser Erzählungen Menschen genannt werden, die ihn wirklich gesehen haben und dann befürchtet haben, dass sie sterben müssten, weil sie geglaubt haben, dass kein menschliches Wesen GOTT wirklich sehen und am Leben bleiben kann. Diese Wahrheit bestätigt uns die Bibel in der Tat sehr gut. Der Grund liegt darin, dass GOTT für sterbliche Menschen unerreichbar ist, dass er in einem herrlichen Licht wohnt und daher für sie „nicht sichtbar“ ist. Ähnlich drücken es Theologen aus und sagen, dass GOTT „transzendent“ ist, – dass ER über dem geschaffenen Universum lebt.
Der beste Beweis, dass der „Engel des HERRN” im Alten Testament von Jahwe unterschieden werden muss, sind die Berichte, in denen die beiden miteinander sprechen. Das ist zum Beispiel geschehen, als der König David gesündigt hat, weil er das Volk Israel zählen ließ und der Engel mit dem gezogenen Schwert des Gerichts vor ihm erschienen ist (1. Chr 21, 15-16; 2. Sam 24, 15-16). Als David Opfer dargebracht hatte, „sprach der HERR zu dem Engel, und der steckte sein Schwert wieder in seine Scheide“ (1. Chr 21, 27). Ein anderes Mal geschah es, als Jahwe und Sein Engel in einer Nachtvision Sacharias von den vier Reitern auf den verschiedenfarbigen Pferden miteinander gesprochen haben (Sach 1, 12-13).
Die wichtigsten alttestamentlichen Texte über den „Engel des HERRN“, ohne dass er erwähnt wird, sind die, die davon sprechen, dass GOTT Mose mitgeteilt hat, dass ER „einen Engel vor dir her senden wird, damit er dich auf dem Weg bewahrt“. Es ist diesen Engel, den ER zum Schutzengel Israels gemacht hat (2. Mo 23, 21-23; 32, 34; 33, 2).
Es gibt einen fortschreitende Offenbarung in den Berichten, die den Ausdruck „Engel des HERRN/ GOTTES“ enthalten und einige andere Texte im Alten Testament, die uns zur Identität dieser Person führen. Deshalb folgert Gerhard von Rad, in Übereinstimmung mit einigen Rabbis, sehr richtig: „Michael [der Erzengel] ist der Schutzengel Israels.“
Die Beweise können wie folgt zusammengefasst werden:
- Der Engel des HERRN ist im Alten Testament ausschließlich mit Israel verbunden.
- Der Engel des HERRN ist im Alten Testament nicht GOTT selbst, sondern Sein persönlicher Vertreter.
- GOTT ist verschiedenen Israeliten durch den Engel des HERRN, Seinem Repräsentanten, erschienen.
- GOTT ist diesen Israeliten nicht wirklich persönlich erschienen, da sie ansonsten sofort tot umgefallen wären
- GOTT hat einen Engel als Seinen Mittelsmann gesandt, um Israel zu schützen (2. Mo 23, 23)
- Der alttestamentliche Engel des HERRN ist der Schutzengel Israels
- (2. Mo 3; Apg 7, 30-35)
- Der Schutzengel Israels ist der Oberste der himmlischen Heerscharen
- (Jos 5, 13-15)
- Der Oberste der himmlischen Heerscharen ist der Erzengel Michael (Off 12, 7-9)
- Deshalb ist der Schutzengel Israels der Erzengel Michael (Dan 10, 21; 12, 1)
- Michael ist der alttestamentliche Engel des HERRN; GOTTES Name ist in ihm (2. Mo 23, 21)
- In meinem Buch The Restitution of Jesus Christ habe ich der Untersuchung des „Engel des HERRN“ im Alten Testament siebzehn Seiten gewidmet.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
6. Ist der Glaube an den dreieinigen Gott ein monotheistischer Glaube?
(Is Trinitarianism Monotheistic?)
von Servetus the Evangelical
Das Fundament des normativen Judentums ist immer streng monotheistisch gewesen – es ist der Glaube, dass es nur einen zahlenmäßig einen Gott gibt, den GOTT Israels, dessen Name JHWH ist, der üblicherweise auch „Jahwe“ geschrieben. Dieser Glaube an den einen GOTT ist das, was einen Juden zu einem Juden macht. Er war es, der die Juden von ihren Nachbarn unterschieden hat, die in der Antike polytheistisch gewesen sind.
Die Juden haben immer geglaubt, dass ihr Glaube so entschieden in einem Bekenntnis ausgedrückt wird, das sie „das Shema“ nennen. Niedergeschrieben in ihren Schriften lautet es: „Höre, Israel: Der HERR ist unser GOTT, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen GOTT, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ (5. Mo 6, 4-5)
Das hebräische Wort, das mit „allein“ in Vers 4 übersetzt worden ist, ist „echad“. Seine ursprüngliche Bedeutung ist das zahlenmäßige „ein“ und so wird es auch über 600 Mal in der New American Standard Bibel (NASB) übersetzt. Seine zweithäufigste Übersetzung von echad in der NASB ist das Wort „der“ und kommt hier 55 Mal vor. Echad bedeutet normalerweise also „ein(s)“. (In der unrevidierten Elberfelder Bibel wird es 562 Mal mit „ein”, 213 Mal mit „einer” und 44 Mal mit „der” übersetzt)
Jesus hat das Shema wiederholt bestätigt. Wie jeder andere Jude auch, scheint er geglaubt zu haben, dass GOTT zahlenmäßig einer ist. Zum Beispiel hat ihn ein Schriftgelehrter einmal gefragt: „Welches Gebot ist das erste von allen?“ (Mark 12, 28; vergl. Matth 22, 36). Jesus hat ihm geantwortet, indem er das Shema zitiert hat und gesagt hat, das es das „erste“ ist (V. 29). Der Schriftgelehrte antwortete: „Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn ER ist EINER, und es ist kein anderer außer IHM.“ (V. 32). Jesus hat diese Aussage als richtig akzeptiert, indem er erwidert hat: „Du bist nicht fern vom Reich GOTTES.“ (V. 34). Hat Jesus geglaubt, dass GOTT eine Person ist und nicht zwei oder drei? Es scheint so zu sein.
Im Johannesevangelium hat Jesus GOTT sogar noch genauer als einen zahlenmäßig Einen identifiziert. Einmal hat er zu seinen Anklägern gesagt: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen [dem einzigen; dem allein wahren] GOTT ist, nicht sucht?“ (Joh 5, 44). Später hat er für seine Jünger zum „Vater“ gebetet: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie DICH, den allein wahren GOTT, und den DU gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Joh 17, 3). Hiermit hat Jesus den Vater nicht nur als den „allein wahren GOTT“ beschrieben, sondern sich selbst mit dieser Aussage auch von IHM unterschieden, was eine klare Verneinung darstellt, dass er selbst GOTT ist.
Trinitarische Theologen bestehen darauf, dass sie monotheistisch sind, dass sie an einen Gott glauben. Aber die meisten von ihnen definieren „einen“ als eine Einheit und nicht als einen zahlenmäßig Einen. Viele Muslime und Juden, die ebenfalls behaupten, Monotheisten zu sein, lehnen diese Definition ab, in dem sie den Trinitariern vorwerfen, dass sie tritheistisch sind, was bedeutet, dass sie an drei Götter glauben.
Was ist also nun Monotheismus? Henry More, ein platonistischer Philosoph aus Cambridge hat das Wort „Monotheismus“ im 17. Jahrhundert geprägt. Es ist eine transkribierte Verbindung von zwei griechischen Wörtern. Das Wort „mono“ leitet sich von dem griechischen Wort monos ab und bedeutet „einzig“, „allein“ oder „alleinig“. Als Vorsilbe kann „mono“ aber auch ein zahlenmäßiges „eins“ bedeuten. Das Wort „Theismus“ leitet sich von theos ab, dem griechischen Wort für „Gott“ und bedeutet daher „Glaube an Gott“. Die Verbindung dieser zwei Worte kennzeichnet den Glauben an einen zahlenmäßigen einen Gott/GOTT, im Gegensatz zu dem Wort Polytheismus, was ein Glaube „an viele Götter“ oder „an mehr als einen Gott“ ist. Die Trinitarier jedoch definieren den einen GOTT der Bibel als drei wesensgleiche Personen. Es scheint deshalb problematisch zu sein, wenn man die trinitarische Christenheit als monotheistisch kategorisiert. Aus diesem Grund lehnen einige moderne Religionswissenschaftler das Wort „Monotheismus“ als sinnvolle Kategorie ab.
Die Juden haben schon immer ihren Monotheismus heftig gegen den Trinitarismus verteidigt. Und sie haben bestritten, dass es in ihren Schriften irgendeinen Hinweis auf einen Trinitarismus gibt. Für viele religiöse Juden scheint die Lehre der christlichen Kirchen von der Dreieinigkeit Gottes eine Gotteslästerung zu sein. Und genauso würden sie die Juden auch zu der Zeit Jesu eingestuft haben. Über diese Zeit sagt Raymond E. Brown ganz richtig: „Für die Juden ist „GOTT“ der GOTT und Vater im Himmel.“
Die Hauptsache, die Christen und religiöse Juden getrennt hat, ist nicht die Frage gewesen, ob Jesus der Messias gewesen ist oder nicht, sondern ob der eine GOTT aus mehr als aus einer Person besteht. Der jüdische Schriftsteller David Klinghoffer es erklärt sehr gut: „In der talmudischen und der anderen frühen rabbinischen Literatur [die in den ersten Jahrhunderten des christlichen Zeitalters entstanden sind] hat das am meist angesprochene strittige Thema, das gegen die Christen gerichtet gewesen ist, mit der Anklage zu tun, dass letztere zwei Götter anbeten. Nicht drei, wie in den späteren christlichen Formulierungen - Vater, Sohn und Heiliger Geist - sondern zwei. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung sind jedoch nicht alle Christen formelle Trinitarier geworden, denn der Heilige Geist hatte damals noch nicht den Götterhimmel betreten.“
Wie sollte Monotheismus also definiert werden? Larry Hurtado schlägt trotz der Absurdität vor, wir sollten, „die Menschen als Monotheisten bezeichnen, wenn sie sich selbst so beschreiben.“ Aber die meisten Christen lassen so eine ungenaue Definition als bekenntnishaftes Zeugnis für eine Bekehrung zu ihrem Glauben nicht zu. Die meisten kirchlichen Denominationen haben einige Kriterien festgeschrieben, nach denen sie entscheiden, wer ein richtiger Christ ist (obwohl sie sich oft in diesen Kriterien untereinander unterscheiden). In der Regel spiegeln sich diese Kriterien in ihren Bestimmungen für eine formelle kirchliche Mitgliedschaft wieder.
Christen akzeptzieren daher gemeinhin einen Menschen nicht als einen der Ihren, nur weil dieser bekannt hat, ein Christ zu sein. Angehende Mitglieder müssen vielmehr die etablierten Kriterien der jeweiligen kirchlichen Gemeinschaft erfüllen. In vergangenen Zeiten sind solche Standards oft in der Form eines Katechismus oder eines Bekenntnisses niedergelegt worden. Das Neue Testament zeigt uns, dass von den ersten jüdischen Christen zumindest folgende Bekenntniskriterien verlangt worden sind: „Jesus ist Herr, Messias/Christus, Sohn GOTTES und Erlöser; GOTT hat ihn von den Toten auferweckt.“ (Röm 10, 9-10; Joh 20, 30-31; 1. Kor 15, 3-4).
Ebenso scheint es einige Kriterien zu geben, die entscheiden, wer ein Monotheist ist und wer nicht, und die über ein reines Bekenntnis hinausgehen. Ich schlage als einfache Formel vor, die Wortherkunft von „Monotheismus“ zu nehmen, wie sie oben dargelegt worden ist; eine Definition, die im starken Kontrast zum „Polytheismus“ steht. Demnach ist es höchst zweifelhaft, ob ein Binitarismus – der Glaube, dass es zwei Personen in einer Gottheit gibt – oder der Trinitarismus, was der Glaube an drei Personen in einer Gottheit ist, zu Recht monotheistisch genannt werden kann.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
7. Hat es die Inkarnation gegeben? Wurde GOTT Mensch?
(Is the Incarnation True, that God Became a Man?)
Von Servetus the Evangelical
Die nachapostolische, zu einer Institution gewordene Kirche hat immer behauptet, dass GOTT aus dem Himmel auf die Erde herabgekommen und Mensch geworden ist. Genauer gesagt, hat sie verkündet, dass der präexistente Logos-Sohn (das Wort als der Sohn) Fleisch angenommen hat und der Mensch Jesus von Nazareth geworden ist. Die Kirche hat diese Lehre, dass GOTT Mensch geworden ist, als „Inkarnation“ bezeichnet. Sie hat behauptet, dass die Inkarnation eine der wichtigsten Lehren, wenn nicht die wichtigste Lehre des christlichen Glaubens ist. Die Kirche hat immer erklärt, dass ein Mensch, der nicht an diese klassische Lehre der Inkarnation glaubt, kein richtiger Christ ist. Dieser theologische Begriff „Inkarnation“ leitet sich aus dem lateinischen Wort incarnatus ab, was „im Fleisch“ oder besser „fleischgeworden“ bedeutet. Die römischen Kirchenväter haben incarnatus auf „das Wort“ in Joh 1, 14 bezogen. Dort heißt es: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Überraschenderweise ist Joh 1, 14 die einzige neutestamentliche Aussage, die dieses Konzept unterstützt. Viele traditionalistische Bibelausleger argumentieren, dass GOTT der Mensch Jesus Christus geworden ist, indem sie Joh 1, 14 mit der traditionellen Übersetzung von Joh 1, 1c „und das Wort war Gott“ in Verbindung bringen. Ihre Schlussfolgerung sieht dann so aus: 1. Das Wort war GOTT. 2. Das Wort wurde Fleisch, d.h. der Mensch Jesus Christus. Daraus ergibt sich 3. Jesus Christus war GOTT. Diese Schlussfolgerung hängt aber von der althergebrachten Übersetzung von Joh 1, 1c ab, die ziemlich fragwürdig ist. Theologen glauben, dass vor allem das Johannesevangelium für diese kirchliche Lehre der Inkarnation verantwortlich gewesen ist. Das liegt an der Logoslehre in dessen Prolog, der 18 Verse umfasst und an verschiedenen weiteren Versen, die anscheinend die Präexistenz Jesu betreffen. Im Johannesevangelium haben bestimmte Personen die Aussagen Jesu oft falsch verstanden, weil sie sie im wörtlichen Sinne verstanden haben, wohingegen Jesus sie bildhaft gemeint hat. Aus diesem Grund ist das Johannesevangelium auch „das geistliche Evangelium“ genannt worden. (Das bekannteste Beispiel für dieses falsche Verstehen der Aussagen Jesu ist die Aussage, die er gegenüber Nikodemus gemacht hat: „wenn jemand nicht von neuem geboren wird“ (Joh 3, 1-12).
Zum Beispiel hat der johanneische Jesus auch behauptet: „Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel herabgekommen“ (Joh 6, 51). Christen haben deshalb geglaubt, dass Jesus gemeint hat, dass er präexistiert hat und buchstäblich aus dem Himmel herabgekommen ist und damit die Inkarnation bestätigt hat. Er hat sein Kommen aus dem Himmel herab sehr wahrscheinlich im metaphorischen Sinne gemeint, also geistlich, denn in diesem Sinne hat er in diesem Abschnitt auch die Worte „Brot“, „Durst“ „essen“ und „sterben“ gemeint. Wir können lesen: „Da zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Darum sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, so habt ihr kein Leben in euch“ (Joh 6, 52-53). Er hat dies geistlich gemeint; er sagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“ (V. 63).
Wenn Jesus GOTT gewesen ist - und daher notwendigerweise präexistiert haben muss - und aus dem Himmel herabgekommen ist, dann ist er ganz anders als wir übrigen Menschen gewesen, da keiner von uns präexistiert hat und aus dem Himmel herabgekommen ist. Allerdings sagt der Schreiber des Hebräerbriefes: „Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden“, um „die Sünden des Volkes sühnen zu können“ (Hebr 2, 17). Das heißt, dass
Jesus so sein musste wie wir, um für die Erlösung sorgen und die Vergebung unserer Sünden möglich machen zu können.
Der Kirchenvater Athanasius hat sehr heftig für die klassische Inkarnation argumentiert und viele nachfolgende Kirchenväter und Gelehrte haben seine Schlussfolgerungen übernommen. Nach diesen musste Jesus GOTT sein – und konnte deshalb kein Geschöpf sein–, um die Errettung ermöglichen zu können. Diese Annahme ist aber vollkommen unbegründet, was sich darin zeigt, dass dafür keine biblische Unterstützung geliefert werden kann. Der Schreiber des Hebräerbriefes meint ganz sicher, dass GOTT Jesus „in allen Dingen“ wie die anderen Menschen gemacht hat, mit der Ausnahme, dass ER sie nicht zur Sünde veranlasst hat und auch nicht gemacht hat, dass Jesus niemals sündigen konnte. Denn dieser Schreiber sagt, dass Jesus „versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebr 4, 15). Und er beschreibt Jesus als einen „Hohenpriester, heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden“ (Hebr 7, 26).
Der Schreiber des Hebräerbriefes steht nicht allein mit diesen Aussagen. Der Apostel Petrus hat Jesus „den Heiligen und Gerechten“ (Apg 3, 14) genannt. Und Petrus zitiert Jesaja 53, 9 und bezieht die dortige Aussage auf Jesus, indem er behauptet, dass er „keine Sünde getan hat und sich in dessen Mund kein Betrug fand“ (1. Petr 2, 22).
Auch der Apostel Paulus schreibt über Jesus und sagt, dass GOTT ihn, „der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht hat“ (2. Kor 5, 21).
Nicht zuletzt sagt auch der Autor des 1. Johannesbriefes von Jesus, dass „in ihm keine Sünde ist“ (1. Joh 3, 5).
Das Neue Testament lehrt also, dass Jesus ohne Sünde sein musste, wie ein Opferlamm ohne Fehler und Makel, um am Kreuz das akzeptable Opfer für unsere Sünden werden zu können. Obwohl die jungfräuliche Geburt Jesus geholfen hat, sündlos zu bleiben, weisen diese Dinge nicht darauf hin, dass er GOTT gewesen ist. Die alte kirchliche Lehre von der Inkarnation ist in der neueren Zeit ernsthaft in Frage gestellt worden.
James Dunn sagt: „Seit der Aufklärung ist die traditionelle Lehre von der Inkarnation unter zunehmenden Druck geraten, sich selbst erklären und rechtfertigen zu müssen.“ Und Anthony Harvey argwöhnt: „In den letzten paar Jahren ist immer mehr bezweifelt worden, ob die sich daraus ergebende Auslegung, dass Jesus „fleischgewordener GOTT“ ist, glaubwürdig oder einleuchtend ist … die ersten Christen waren angehalten, deutlich von dieser ‚Inkarnations-Christologie‘ Abstand zu nehmen.“ Der bekannte römisch-katholische Theologe Hans Küng bestreitet, dass Johannes in seinem Evangelium Jesus als GOTT bezeichnet hat. Er fragt: „Ist der Sohn GOTTES ‚Mensch geworden‘? Natürlich ist die Kategorie ‚Mensch werden‘ dem jüdischen und ursprünglich jüdisch-christlichen Denken fremd; sie stammt aus der hellenistischen Welt. … Das griechische Denkmodell der ‚Inkarnation‘ muss bis zu einem gewissen Grad begraben werden … Der Mensch Jesus ist nicht als GOTTES Double (‚zweiter GOTT‘) aufgetreten. Er hat vielmehr das Wort und den Willen des einen GOTTES verkündet, erklärt und offenbart.“ Zur Unterstützung zitiert Küng Johannes 17, 3, wo Jesus den Vater „den allein wahren GOTT“ nennt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass weder das Johannesevangelium noch irgendeine andere Stelle der Bibel die alte kirchliche Lehre der Inkarnation unterstützt. Konsequenterweise haben Bibelwissenschaftler und Theologen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sie immer mehr abgelehnt. Viele nennen Jesus heute „das inkarnierte Wort“ und nicht mehr „der inkarnierte GOTT“. In der Tat ist es am besten, Joh 1, 14a einfach so zu verstehen, dass damit gemeint ist, Jesus ist der aus dem Logos gewordene Mensch.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
8. Hat Jesus irgendwelche göttliche Eigenschaften abgelegt?
(Did Jesus Empty Himself of Any Divine Attributes?)
Von Servetus the Evangelical
Der Apostel Paulus hat einen Brief an die Christen in Philippi geschrieben und sie darin ermahnt, demütig zu sein und einander zu lieben (Phil 2, 1-4). Dann hat er Worte angefügt, von denen alle modernen Theologen glauben, dass sie ein Christushymnus (von dessen Präexistenz) sind, dessen Verfasser unbekannt bleibt. Paulus führt in diesen Hymnus ein, indem er seinen Lesern schreibt: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie Jesus Christus auch war“ (V. 5). Dann beginnt er diesen Hymnus mit den Worten: „Welcher, da er sich in GOTTES Gestalt befand, es nicht wie einen Raub festhielt, GOTT gleich zu sein; sondern sich selbst entäußerte, die Gestalt eines Knechtes annahm und den Menschen ähnlich wurde“ (V. 6-7). Philipper 2, 6-11 hat einen sehr tiefgehenden Einfluss auf die Geschichte der Lehre von Christus gehabt. H.E. Todt sagt: „Die christologische Lehre ist im Protestantismus hauptsächlich mit dem Bezug auf die Vorstellungen entfaltet worden, die in Phil 2 ausgedrückt worden sind. Die synoptischen Texte wurden so ausgelegt, dass sie zu dieser Passage passen.” Hätte es aber nicht andersherum sein müssen?
Aus diesen Gründen ist Phil 2, 6-11 unter den Theologen der neueren Zeit heiß debattiert worden. N.T. Wright sagt, dass der Hauptgrund darin liegt, dass diese Stelle „bekanntermaßen eine der schwierigsten Passagen in den neutestamentlichen Briefen von Paulus ist. Wegen der gebotenen Kürze dieses Artikels können wir hier nur die Oberfläche dieser theologischen Diskussion ankratzen. Zwei gegensätzliche Auslegungsvarianten von Phil 2, 6-11 haben sich unter den Theologen durchgesetzt. Da gibt es zum einen die traditionelle „inkarnatorische“ oder „präexistenzionelle Interpretation“, die immer noch bis in die Gegenwart dominiert, nach der man glaubt, dass uns die Verse 6 und 7 Jesus zeigen, der vor seinem irdischen Leben als Person im Himmel existiert hat und GOTT dem Vater gleich gewesen ist. Die andere ist die „anthropologische“ oder „menschliche Interpretation“, die zunehmend Gunst bei den Theologen gewinnt, nach der man glaubt, dass sich die Verse 6-8 nur auf das irdische Leben Jesu beziehen und deshalb nichts mit Präexistenz und Inkarnation zu tun haben.
Diejenigen, die sich für die präexistenzionelle Auslegung dieses Hymnus in Phil 2 entschieden haben, sehen sie in drei Ebenen: Präexistenz in Vers 6; Inkarnation in den Versen 7-8 und die himmlische Erhöhung in den Versen 9-11. Sie interpretieren „in GOTTES Gestalt“ in Vers 6 dahingehend, dass Jesus von Ewigkeiten her als eine zu unterscheidende Hypostasis oder Person, als der Logos aus Joh 1, 1-18, präexistiert hat und die gleiche göttliche Natur wie GOTT der Vater besessen hat, was ihn dem Vater gleich macht.
Die Art und Weise, wie man den Ausdruck „in GOTTES Gestalt“ (gr. en morphe theou) interpretiert, bestimmt weitgehend die Auslegung des restlichen Teiles dieses Hymnus. Dieser entscheidende Ausdruck ist teilweise schwierig, weil „morphe“ (Gestalt“), außer für Verwandte, nur zweimal im griechischen NT auftaucht, - und beide Male nur hier in den Versen 6 und 7. „Morphe“ bedeutet in der griechischen Literatur in der Regel „äußerliche Erscheinung“, also etwas, das nur mit den Sinnen wahrgenommen werden kann. Damit scheint sich „in GOTTES Gestalt“ eher auf die menschliche Existenz Jesu zu beziehen, als auf ein vorzeitliche, ontologische Präexistenz.
Vertreter der menschlichen Interpretation von Phil 2, 6-11 haben das Alte Testament nach Hinweisen auf diesen Hymnus durchsucht, um einen Schlüssel für das Verständnis der Bedeutung zu finden, die der Verfasser beabsichtigt hat. Deshalb verbinden sie Jesu Existenz als „in GOTTES Gestalt“ mit Adam, der „im Bilde (GOTTES)“ gemacht worden ist, wie es in 1. Mose 1, 27 und 5, 3 geschrieben steht. Zur Unterstützung: Paulus beschreibt Jesus an anderen Stellen als das „Ebenbild“ GOTTES (gr. eikon; 2. Kor 4, 4; Kol 1, 15). Dementsprechend beginnt der Hymnus mit der Aussage, dass Jesus ein Bild GOTTES, wie Adam, gewesen ist; man spricht hier auch von einer Adam-Christologie.
Was meint der Hymnus mit der Aussage, dass Jesus „es nicht wie einen Raub festhielt, GOTT gleich zu sein“? Theologen, die die präexistenzielle Interpretation übernommen haben, bestehen normalerweise darauf, dass damit ausgesagt wird, dass Jesus vor der Inkarnation, als Logos, „Gleichheit mit GOTT“ besessen hat, die er im Moment der Inkarnation aber aufgegeben hat. Wenn der Logos aber die Gleichheit mit GOTT hat festhalten können, dann hat er sie nicht innegehabt und konnte daher auch nicht GOTT gleich gewesen sein.
Vertreter der menschlichen Interpretation dieses Hymnus verbinden „Gleichheit mit GOTT“ mit dem „Sein wie GOTT“ in 1. Mose 3, 5. Wir erinnern uns daran, dass Adam gesündigt hat, weil Satan Eva hereingelegt hat, als er zu ihr sagte: „GOTT weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, … werdet ihr sein wie GOTT und wissen, was gut und böse ist.“ Diese Lüge hatte zum Inhalt, dass die Menschen „Gleichheit mit GOTT“ in Bezug auf das Wissen von Gut und Böse erlangen könnten (V. 6).
Was bedeutet die Aussage des Hymnus, dass Jesus „sich selbst entäußerte“? Vertreter der präexistenzionelle Interpretation des Hymnusses haben sie meist in zweierlei Richtung verstanden. Einmal, dass Jesus bei seiner Inkarnation seine göttlichen Eigenschaften abgelegt hat oder dass er sich nur entschieden hat, während der Zeit seiner Menschwerdung verschiedene dieser Eigenschaften nicht in Anspruch zu nehmen. Diese Vorstellungen nennt man kenotische Christologie, weil der Wortstamm von „entäußern“ im griechischen Text kenosis heißt. Aber beide Vorstellungen führen zu ernsten Problemen. Der Raub einer dieser göttlichen Eigenschaften, sei es Allwissenheit, Allgegenwart oder Allmacht, wäre notwendig gewesen, weil sie dem Menschsein nicht immanent sind und doch würde solch ein Raub zwingend zu etwas Geringerem als der vollen Göttlichkeit führen.
Einige Vertreter der menschlichen Interpretation haben das „entäußerte sich selbst“ (gr. heauton ekenosen) mit dem „hat sein Leben in den Tod gegeben“ (hebr. nephesho lamoot herah) in Jesaja 53, 12 in Verbindung gebracht. Joachim Jeremias hat diesen Hintergrund für den Hymnus in überzeugender Weise vertreten. Er sagt über diese Worte in Phil 2, 7: „Der Bezug auf Jes 53, 12 zeigt, dass der Ausdruck heauton ekenosen die Aufgabe des Lebens und nicht die Kenosis der Inkarnation beinhaltet.“
Ja, Paulus hat als Einleitung dieses Hymnus mit folgenden Worten begonnen: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst“ (Phil 2, 3), und er sagt, dass dieses Verhalten die Gesinnung Jesu gewesen ist (V. 5). Deshalb hat Paulus diesen Hymnus wahrscheinlich so verstanden, als sage er, dass Jesus sich von seinem Selbst entäußert hat, indem er sich dem Plan, den GOTT für sein Leben hatte, unterworfen hat. Es ist das Kreuz Christi, und nicht die Inkarnation, das uns als der Inbegriff der Selbstverleugnung Jesu im NT vor Augen gestellt wird. Und nur in diesem Sinne, und nicht mit der Inkarnation, kann Paulus zu Recht seinen Lesern ein Beispiel an die Hand geben, dem sie folgen sollen.
Jesus hat sich also nicht selbst verleugnet, indem er bei seiner Geburt bestimmte göttliche Eigenschaften beiseitegelegt oder unterdrückt hat, sondern indem er während seines ganzes Lebens ein moralisches Verhalten gezeigt hat, das mit seinem Tod am Kreuz den Höhepunkt erreicht und als Ergebnis die Erlösung all derer zur Folge hat, die an ihn glauben.
In meinem Buch The Restitution of Jesus Christ (Die Wiederherstellung Jesu Christi) habe ich der Auslegung von Phil 2, 5-11 einundzwanzig Seiten gewidmet. Darin habe ich 45 Theologen und ihre Arbeiten zitiert; dazu noch vier Kirchenväter.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
9. Ist Jesus GOTT gewesen, auch wenn GOTT unsichtbar ist?
(Was Jesus God Even Though God is Invisible?)
von Servetus the Evangelical
Die Bibel sagt, dass kein sündiger, sterblicher Mensch jemals GOTT gesehen hat. Weiter erklärt sie uns, dass sündige Menschen GOTT nicht wirklich sehen und am Leben bleiben können. Dennoch glauben die meisten Christen, dass Jesus GOTT gewesen ist. Wie kann er GOTT gewesen sein, wenn viele Menschen ihn gesehen haben und doch nicht gestorben sind?
Die Bibel berichtet von verschiedenen Ereignissen, in denen Menschen geglaubt haben, sie hätten wirklich GOTT gesehen, wenn sie in Wirklichkeit nur „den Engel des HERRN“ gesehen haben. Wenn dies geschehen ist, haben sie gedacht, dass sie sterben müssten, weil sie geglaubt haben, dass Menschen GOTT nicht sehen und am Leben bleiben können. Wegen dieser und anderer biblischer Aussagen beschreiben Theologen GOTT als „transzendent“, d.h. getrennt von oder über dem materiellen Universum stehend.
Ein Beispiel: Gleich nachdem GOTT Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit hat, hat ER zu Mose gesagt, dass ER Seinen Engel senden wird, um Israel auf seinem Weg in das verheißene Land und bei seiner Inbesitznahme zu beschützen (2. Mo 23, 20+23; 33, 2). Aber Mose hat GOTT gebeten, persönlich das Volk zu begleiten. GOTT hat ihm folgende Antwort gegeben: „Sage zu den Israeliten: Ihr seid ein halsstarriges Volk. Wenn ICH nur einen Augenblick mit dir hinaufzöge, würde ICH dich vertilgen“ (2. Mo 33, 5). Dann hat Mose zu GOTT gesagt: „Lass mich Deine Herrlichkeit sehen!“ (2. Mo 33, 18), worauf GOTT ihm geantwortet hat: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der MICH sieht.“ (2. Mo 33, 20). Dann hat GOTT Mose in eine Felskluft gestellt und ihm einen Teil Seiner Herrlichkeit gezeigt, aber ER hat ihm nicht Sein Gesicht gezeigt (2. Mo 33, 21-23; 34, 5-6). GOTTES Herrlichkeit ist von einem derart hellen Licht umgeben, dass sie für sündige, sterbliche Menschen nicht erreichbar ist.
Der Psalmist bekundet: „HERR, mein GOTT, DU bist sehr herrlich; DU bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist Dein Kleid, das DU anhast“ (Psalm 104, 1-2). Der Apostel Paulus wiederholt diese Wahrheit, wenn er sagt, dass GOTT der Vater „allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann“ (1. Tim 6, 16). Er hat den Vater auch als „den Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein GOTT ist“ beschrieben (1. Tim 1, 17). Beachte, dass Paulus sagt, dass der Vater „allein GOTT ist“, was ausschließt, dass Jesus auch GOTT sein kann.
Am Anfang des Johannesevangeliums schreibt Johannes: „Niemand hat GOTT je gesehen“ (Joh 1, 18). Und später zitiert er Jesus, der gesagt hat: „Nicht als ob jemand den Vater gesehen hätte“ (Joh 6, 46). Dann fügt Jesus mit Bezug auf sich selbst an: „außer dem, der von GOTT gekommen ist; der hat den Vater gesehen.“
Jesus hat also gesagt, dass kein Mensch außer ihm GOTT jemals gesehen hat. Wegen solcher Behauptungen haben sich seine Gegner manchmal gefragt, wer er war (s. Joh 8, 25). Einmal hat er ihnen geantwortet, dass er ein „Mensch ist, der euch die Wahrheit gesagt hat, wie ich sie von GOTT gehört habe“ (Joh 8, 40).
Das Neue Testament bestätigt sehr oft, dass Jesus ein Mensch gewesen ist. Der Hauptgrund dafür ist, dass im 1. Jahrhundert ein aufkommender Gnostizismus in der hellenistischen Welt existiert hat. Dieser hat einen griechischen philosophischen Dualismus befürwortet, der besagte, dass die physische Materie schlecht und böse oder die Ursache des Bösen ist und dass nur der Geist rein und gut ist. So hat man in dem menschlichen Körper etwas Böses und Schlechtes gesehen.
Aus dem Gnostizismus ist dann der Doketismus entstanden. Dieser behauptete, dass Jesus einen Leib aus Fleisch und Blut zu haben „schien“ (gr. dokeo = scheinen), dass er aber in Wirklichkeit nur einen geistlichen Leib hatte. Damit haben die Doketisten die Behauptung aufgestellt, dass die Kreuzigung und der Tod Jesu nur eine Illusion gewesen sind. Das Neue Testament widerlegt diesen schlimmen Irrtum (Joh 1, 14; 1. Joh 1, 1-3; 4, 14; 2. Joh 7).
Die Christen haben fälschlicherweise hervorgehoben, dass Jesus GOTT gewesen ist und damit fast unter den Tisch fallengelassen, dass er ein Mensch gewesen ist. Gelehrte stimmen darüber ein, dass Christen schon immer zum Doketismus tendierten. Viele Christen lehnen die Vorstellung ab, dass Menschen GOTT wirklich einmal sehen werden. Aber sie verstehen den geistlichen Bereich falsch, wenn sie behaupten, dass GOTT Geist ist (Joh 4, 24). Engel besitzen keinen fleischlichen Leib. Und doch berichtet die Bibel von vielen Ereignissen, in denen sie plötzlich Menschen erschienen und dann wieder verschwunden sind. Immer sind sie als Menschen erschienen und konnten sogar Speise zu sich nehmen (z. B in 1. Mo 18, 2 u.8). Jesus hat einmal im Bezug auf Kinder gesagt: „Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel“ (Matth 18, 10). Damit hat Jesus bestätigt, dass die Engel im Himmel GOTT wirklich sehen.
Der Apostel Paulus hat der Gemeinde in Korinth einige Worte zum Thema der zukünftigen Auferstehung schreiben müssen, weil einige Gemeindeglieder abgeleugnet haben, dass es jemals eine Auferstehung geben wird (1. Kor 15, 14). Andere haben gefragt, von welcher Natur der Auferstehungsleib sein wird (V. 35). Paulus erwähnt in seiner Antwort verschiedene Arten des Fleisches, unterschiedliche Herrlichkeiten von Sternen und den Unterschied zwischen dem Himmlischen und dem Irdischen (V. 39-41). Dann erklärt er, dass der menschliche Leib bei der Auferstehung als ein geistlicher Leib auferstehen wird. „Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib“ (V. 44). Paulus fügt hinzu, dass „Fleisch und Blut das Reich GOTTES nicht ererben können“ (V. 50). Er nennt also den Auferstehungsleib einen „geistlichen Leib“ und sagt damit, dass er nicht aus Fleisch und Blut gemacht sein wird. Aber er meint damit nicht, dass er wie ein Geist sein wird, eine Erscheinung, die nicht angefasst werden kann. Das verschiedene Erscheinen Jesu nach seiner Auferstehung im NT zeigen, was Paulus gemeint hat. Der auferstandene Jesus konnte plötzlich erscheinen und wieder verschwinden, gerade so wie die Engel auch. Vielleicht hat der auferstandene Jesus einen Leib wie die Engel, da Paulus sagt, dass es zwei Arten Leiber gibt: den natürlichen Leib und den geistlichen Leib. Und doch haben die Jünger manchmal den auferstandenen Jesus angefasst (Matth 28, 9). Einmal hat er zu ihnen gesagt: „Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe“ (Luk 24, 39). Dann haben sie gesehen, wie er Fisch gegessen hat (V. 41-43).
Die kommende Auferstehung der Gerechten wird uns fähig machen, GOTT wirklich zu sehen. Hiob hat über diese Zeit gesagt: „Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch GOTT sehen. Ich selbst werde IHN sehen, meine Augen werden IHN schauen“ (Hiob 19, 26-27). David schreibt über dieses wunderbare Ereignis und sagt zu GOTT: „Ich aber will schauen Dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an Deinem Bilde“ (Psalm 17, 15). Auch die Seligpreisungen Jesu werden dann wahr werden: „Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden GOTT schauen“ (Matth 5, 8). Das wird in dem neuen Jerusalem sein, wo GOTTES Leute „Sein Angesicht sehen, und Sein Name wird an ihren Stirnen sein“ (Off 22, 4).
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
10. Ist Jesus GOTT, weil er jungfräulich geboren worden ist?
(Is Jesus God Because of His Virgin Birth?)
von Servetus the Evangelical
Eine der wichtigsten Grundlagen der kirchlichen Lehre ist die jungfräuliche Geburt Jesu gewesen. (Das Wunder war die Empfängnis und nicht die eigentliche Geburt, so dass man besser von der „jungfräulichen Empfängnis“ sprechen sollte.)
Die jungfräuliche Geburt Jesu wird nur in zwei neutestamentlichen Evangelien erwähnt (Matth 1, 18-25 und Luk 1, 26-38 u. 2, 1-21). Zusammen berichten sie, dass Maria in ihrem Leib auf übernatürliche Weise durch die Kraft des heiligen Geistes empfangen hat und dass sie Jungfrau geblieben ist, bis Jesus geboren war. Viele Christen haben geglaubt, dass Jesus wegen der wundersamen Art und Weise seiner Empfängnis GOTT gewesen ist. Die Sicht wird von einigen christlichen Gelehrten verteidigt. So behauptet zum Beispiel der führende evangelikale Theologe Alister McGrath: „Die Art und Weise, wie Jesus empfangen wurde, bestätigt …, dass Jesus in der Tat GOTT und Mensch ist.“ Und der römisch-katholische Theologe Gerald O`Collins erklärt: „Für die Tradition liegt der größte Wert der jungfräulichen Empfängnis Jesu darin, dass sie seinen göttlichen Ursprung zum Ausdruck bringt. Die Tatsache, dass er von einer Frau geboren wurde, weist auf sein Menschsein hin. Die Tatsache, dass er von einer Jungfrau geboren wurde, weist auf seine Gottheit hin.“
Wenn Jesu jungfräuliche Geburt zum Ausdruck bringt, dass er GOTT oder göttlich gewesen ist, dann ist es verwunderlich, dass weder Matthäus noch Lukas dieses in ihren Berichten von der Geburt nicht klar zum Ausdruck bringen. Und wenn Jesus GOTT gewesen ist, dann muss er auch präexistiert haben. Aber keine geringere Autorität in dieser Thematik als der heraus-ragende römisch-katholische Ausleger des Neuen Testaments, Raymond E. Brown, schließt aus diesen Geburtserzählungen: „Matthäus und Lukas zeigen kein Wissen von der Präexis-tenz“ Jesu. Dieses Schweigen zeigt stark darauf hin, dass sie nicht geglaubt haben, dass Jesus präexistiert hat oder dass er GOTT gewesen ist.
Ein Engel hat Maria die Geburt Jesu prophezeit und gesagt, dass er „GOTTES Sohn genannt werden wird“ (Luk 1, 35; vergl. mit V. 32), nicht wegen einer seinsmäßigen Präexistenz, son-dern wegen einer übernatürlichen Empfängnis. Dieses Wunder und dieser Titel haben nur signalisiert, dass Jesus eine besondere Beziehung zu GOTT haben würde. Lukas lässt darauf schließen, dass Jesu Empfängnis, die durch GOTTES heiligen Geist bewerkstelligt worden ist, eine Grundlage ist, ihn als den Sohn GOTTES identifizieren zu können. Reginald H. Fuller erklärt, dass Jesus in dieser Geburtsankündigung „Sohn des Höchsten (GOTTES)“ genannt wird, „wegen der Erlösung, die er in der Geschichte vollbringen wird und nicht wegen seiner ihm innewohnenden Natur.“
Logischerweise kann die jungfräuliche Geburt, nur weil sie ein Wunder gewesen ist, nicht darauf hindeuten, dass Jesus GOTT ist. Wunder können nur auf eine übernatürliche Quelle hinweisen. GOTT hat ein Wunder getan, in dem ER eine jungfräuliche Empfängnis und Geburt herbeigeführt hat; aber das zeigt noch lange nicht an, dass das Wunder selbst GOTT ist.
Schaue dir den ersten Menschen an, Adam. In der Annahme, dass die beiden biblischen Be-richte von seiner Erschaffung wahr sind (1. Mo 2-3), ist Adam durch GOTTES direkte Schöpfungshandeln ein menschliches Wesen geworden, genauso wie Jesus auch. Allerdings wird niemand behaupten, dass Adams übernatürliches Entstehen darauf hinweist, dass er GOTT gewesen ist.
Viele Christen haben weiterhin darauf bestanden, dass die jungfräuliche Geburt ein wesentliches Element des christlichen Glaubens ist. Deshalb haben sie behauptet, dass ein Mensch an die jungfräuliche Geburt Jesu glauben muss, um ein richtiger Christ sein zu können. Allerdings existiert im Neuen Testament kein derartiges Gebot. Diese Stille in den beiden erwähnten Geburtsberichten ist bezeichnend und mehr noch auch in den verschiedenen evangelistischen Predigten und den kurzen Beschreibungen von Predigten, die in der Apostelgeschichte erwähnt sind.
Tatsächlich ist Jesu jungfräuliche Geburt an keiner weiteren Stelle im Neuen Testament erwähnt worden, außer indirekt und sarkastisch von den Gegnern Jesu in Joh 8, 41. Viele Theologen glauben, dass der Apostel Paulus wahrscheinlich nichts von der jungfräulichen Geburt gewusst hat, weil er bereits verstorben war, ehe die Evangelien von Matthäus und Lukas geschrieben worden sind. Trotzdem beobachtet N.T. Wright, der an die jungfräuliche Geburt glaubt, sehr gut: „ Die jungfräuliche Empfängnis Jesu an sich ist keine zentrale, wesentliche Lehre des Neuen Testaments. Hans Küng stellt in gleicher Weise fest, dass „der Glaube an Christus in keinster Weise mit dem Bekenntnis der jungfräulichen Geburt steht oder fällt.“
In der Debatte um die jungfräuliche Geburt Jesu ist Jesaja 7, 14 aus dem Alten Testament ein Schlüsseltext gewesen. Dieser Vers stammt aus einer Prophezeiung, die der Prophet Jesaja dem König Ahas vorhergesagt hat: „Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ Das hebräische Wort, das hier mit „Jungfrau“ übersetzt worden ist, ist „alma“. Darü-ber gibt es einen schon lange andauernden Streit unter Gelehrten, ob „alma“ hier nun „Jungfrau“ oder „junge, verheiratete Frau“ bedeutet. Die meisten der heutigen Gelehrten glauben das Letztere.
Matthäus hat in seiner Geburtsgeschichte Jes 7, 14 zitiert und Immanuel erklärt. Er schreibt: „»Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: GOTT mit uns“ (Matth 1, 23). Das Wort Immanuel stellt die Verbindung von zwei hebräischen Worten dar: Immanu und el. Da el die verkürzte hebräische Form von „GOTT“ (elohim) ist, haben einige Christen behauptet, dass diese Zuschreibung des Titels Immanuel auf Jesus ihn wirklich als GOTT identifiziert.
Ganz im Gegenteil, - dass Jesus „Immanuel“ genannt worden ist, bedeutet nur, dass GOTT durch Jesus, der Sein Beauftragter ist, mit Seinem Volk ist. Es bedeutet das, was jemand ausgesprochen hat, als Jesus den toten Sohn der Witwe wieder auferweckt hat: „GOTT hat Sein Volk besucht“ (Luk 7, 16). Auch der Apostel Petrus hat einmal gepredigt, dass Jesus „ist um-hergezogen ist und Gutes getan und alle gesund gemacht hat, … denn GOTT war mit ihm“ (Apg 10, 38). Der jüdische Neutestamentler Geza Vermes erklärt: „Die Juden müssten gekannt haben, dass der Name Immanuel (‚GOTT mit uns‘) nicht die Inkarnation GOTTES in menschlicher Gestalt bedeutet, sondern eine Versprechen göttlicher Hilfe für das jüdische Volk ist.“ Die meisten Theologen, die sehr ausführlich beschrieben haben, dass Jesus GOTT ist, räumen ein, dass Matth 1, 23 das nicht meint. Murray Harris erklärt: „Matthäus sagt nicht ‚Einer der ‚GOTT‘ ist, ist jetzt leibhaftig bei uns, sondern ‚GOTT handelt unseretwegen in dem Menschen Jesus Christus.‘“
Jesus „Immanuel“ zu nennen, ist mit den Namen anderer alttestamentlicher Heiliger zu vergleichen. Zum Beispiel Israel, Elia, Elisa, Daniel, Michael, Hesekiel und Joel enthalten el, was „GOTT“ bedeutet; aber Eltern, die ihren Sohn diesen Namen gegeben haben, haben da-mit nicht die Erklärung verbunden, dass ihr Kind GOTT ist.
Zusammengefasst kann man sagen: Die jungfräuliche Geburt Jesu macht es nicht erforderlich, dass er mehr als ein Mensch gewesen ist. John A.T. Robinson hat recht, wenn er sagt, dass Jesus „vollkommen und ganz ein Mensch gewesen ist und niemals etwas anderes als ein Mensch oder mehr als ein Mensch gewesen war“ und daher also niemals GOTT gewesen sein kann.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammen-fassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
11. Ist Jesus GOTT, weil er Wunder getan hat?
(Is Jesus God Because He did Miracles?)
von Servetus the Evangelical
Ein Sache, die Jesus berühmt gemacht hat, sind die Wunder gewesen, die er getan hat. Die neutestamentlichen Evangelien berichten sehr häufig, dass er in seinem Heimatland von Stadt zu Stadt und von Ort zu Ort umhergewandert ist und Menschen geheilt hat. Wir finden in ihnen viele detaillierte Berichte über solche Taten. Große Menschenmengen, manchmal mehrere Tausende, hatten sich versammelt, um die Perlen der Weisheit aus dem Mund Jesu hören zu können und um die mächtigen Heilungswunder sehen zu können, die er vollbracht hat.
Viele traditionalistisch eingestellte Christen – das sind diejenigen, die glauben, dass Jesus GOTT ist – haben gedacht und denken auch heute immer noch, dass die Wundertaten bezeugen, dass Jesus GOTT war und ist. Robert M. Bowman Jr. und J.Ed Komoszewski behaupten: „Die umfassende Herrschaft über die Natur, die Jesus in seinen Wundern beweist, offenbaren seine Gottheit.“ Sie fügen hinzu: „Selbst die Schreiber der Evangelien interpretieren die Wunder Jesu als den Beweis, dass er GOTT ist.“ Aber einige dieser Traditionalisten scheinen übersehen zu haben, dass die alttestamentlichen Propheten und die Apostel Jesu auch Wunder getan haben. Wenn Jesus GOTT ist, nur weil er Wunder getan hat, dann müssen diese Propheten und Apostel genauso GOTT gewesen sein, was aber absurd ist.
Der angesehene Jesusforscher E.P. Sanders, der nicht zu dieser Richtung gehört, erklärt: „Viele Christen und möglicherweise auch viele Nichtchristen glauben, dass für die Christenheit von zentraler Bedeutung ist, dass Jesus Wunder vollbringen konnte, weil er mehr als nur ein Mensch gewesen ist. … Wie andere Menschen des Altertums haben auch die Juden an Wunder geglaubt, aber sie haben nicht gedacht, dass die Fähigkeit, solche zu vollbringen, einen höheren Status beweist. … Geschichtlich gesehen ist es ein Irrtum, wenn man der Auffassung ist, dass Christen glauben müssen, dass Jesus übermenschlich gewesen ist. Es ist ein Fehler, wenn man glaubt, dass die Wunder Jesu in seinen Tagen als Beweis für ein teilweises oder völliges Gottsein angesehen wurden.“
Ja, die religiösen Führer der Juden haben niemals bezweifelt, dass Jesus Wunder getan hat; sie haben ihn vielmehr beschuldigt, dass er sie in der Macht Satans vollbracht hat (Matth 12, 22-24; Mark 3, 22).
Einige bekannte traditionalistische Theologen stimmen mit Sanders überein. D.A. Carson gesteht ein: „ Der Wert der Wunder als Beweis für die Gottheit Jesu ist nicht so zwingend, wie einige konservative Ausleger meinen.“ N.T. Wright stellt deutlicher fest, dass die Wunder Jesu „für sich sicherlich nicht Hinweise oder Zeichen waren, dass Jesus ‚göttlich“ gewesen ist.“
Die Wunder Jesu bestätigen nur, dass GOTT ihn bevollmächtigt hat. Der Apostel Petrus hat in seiner ersten Predigt zu mehreren Tausend Juden gesprochen, die sich am Tag der Pfingsten in Jerusalem versammelt hatten und ihnen Folgendes gesagt: „Ihr israelitischen Männer, höret diese Worte: Jesus von Nazareth, einen Mann, von GOTT bei euch erwiesen durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn tat, mitten unter euch, wie ihr selbst wisset“ (Apg 2, 22). Später hat Petrus in dem Haus des Kornelius gepredigt und gesagt: „Jesus von Nazareth, wie GOTT ihn mit heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, welcher umherzog, indem er wohltat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren; denn GOTT war mit ihm“ (Apg 10, 38).
Hier haben wir einige der stärksten Aussagen in der Bibel, dass Jesus nicht GOTT gewesen ist, sondern dass er von GOTT bevollmächtigt war. Wir sollen in diesen zwei Aussagen auch beachten, wie klar und deutlich Petrus zwischen Jesus und GOTT unterscheidet, was kennzeichnet, dass Jesus nicht GOTT ist.
Jesus hat nicht wahllos heilen können, was ebenso darauf hindeutet, dass er nicht GOTT gewesen ist. Stattdessen ist seine Kraft, heilen zu können, bis zu einem gewissen Grad von dem Glauben des Nutznießers abhängig gewesen, was sich im Umkehrschluss unzweifelhaft danach gerichtet hat, ob GOTT durch Jesus heilen wollte oder nicht. So hat Jesus zum Beispiel an einem Sabbat in der Synagoge seiner Heimatstadt Nazareth gelehrt. Im Markusevangelium heißt es: „Und er konnte daselbst kein Wunder tun, außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. Und er verwunderte sich wegen ihres Unglaubens“ (Mark 6, 5-6).
Manchmal hat Jesus Menschen geheilt und ihnen gesagt: „Dein Glaube hat dir geholfen.” (Matth 9, 22; Mark 5, 34; Luk 8, 48; Mark 10, 52; Luk 18, 42)
Wenn Jesus GOTT gewesen wäre, hätte er zu jeder Zeit heilen können. Aber er ist immer von GOTTES Geist abhängig gewesen, der durch ihn heilte (Apg 2, 22; Apg 10, 38). Die Kraft und das Vermögen zu heilen, ist Jesus also nicht immanent gewesen, sondern er hat beides von GOTT bekommen, was darauf hinweist, dass er nicht GOTT gewesen ist.
James Dunn sagt über das Heilen Jesu: „Glaube ist die notwendige Ergänzung gewesen, damit die Kraft GOTTES durch ihn zur Auswirkung kommen konnte; deshalb hat er auch in Nazareth kein mächtiges Wunder tun können, … Es ist Glaube in dem Empfänger, der sozusagen den Kreis schließt, damit die Kraft fließen konnte“, das heißt, dass die Kraft des Geistes GOTTES durch Jesus auf andere geflossen ist.
Eines Tages hatte Jesus in einem überfüllten Haus gelehrt. Vier Freunde hatten einen gelähmten Mann in seinem Bett zu ihm gebracht und ihn durch das Dach des Hauses zu Jesus hinuntergelassen. Lukas schreibt: „Und die Kraft des HERRN war mit ihm, dass er heilen konnte“ (Luk 5, 17). Dadurch, dass Jesus „ihren Glauben sah“ (V. 20), den Glauben des Mannes und seiner Freunde, konnte dies geschehen. Lukas deutet in seinem Bericht an, dass die Kraft zu heilen, nicht immer in Jesus vorhanden gewesen ist. Der Bericht von Matthäus über dieses Ereignis lässt darauf schließen, dass die Autorität Jesu, heilen zu können, ihm nicht innewohnend gewesen ist, sondern dass sie ihm von GOTT (dem Vater) gegeben worden ist. Er schreibt: „Als das Volk das sah, fürchtete es sich und pries GOTT, DER solche Macht den Menschen gegeben hat“ (Matth 9, 8). Matthäus sagt damit, dass sie nicht geglaubt haben, dass Jesus wegen dieses Wunders GOTT gewesen ist, sondern dass GOTT Jesus die Macht gegeben hat, heilen zu können. Diese Menschen haben GOTT gepriesen, weil sie richtig erkannt hatten, dass ER letztendlich veranlasst hat, dass so etwas geschehen konnte.
Zu einer ähnlichen Situation ist es gekommen, als Jesus eine Legion Dämonen aus einem Mann ausgetrieben hat. Jesus hatte diesem Mann dann befohlen: „Geh wieder heim und sage, wie große Dinge GOTT an dir getan hat“ (Luk 8, 39). Aber Lukas schreibt dann: „Und er ging hin und verkündigte überall in der Stadt, wie große Dinge Jesus an ihm getan hatte.“ Bedeutet das, dass Jesus GOTT gewesen ist? Euthymius Zigabenus hat ohne Zweifel Recht, wenn er sagt: „Christus hat in der Tat bescheiden das Werk dem Vater zugeschrieben; aber der geheilte Mann ist weitergegangen und hat es dankbar Christus zugeschrieben.“
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Wunder, die Jesus getan hat, haben nicht bezeugt, dass er GOTT gewesen ist, sondern dass er von GOTT gesandt und bevollmächtigt gewesen ist und für GOTT gehandelt hat, so dass gesagt werden kann: GOTT war mit ihm!
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
12. Ist Jesus GOTT, weil er angebetet worden ist?
(Is Jesus God Because He Was Worshipped?)
von Servetus the Evangelical
In der christlichen Anbetung hat die Frage, ob Jesus GOTT ist oder nicht, eine große Rolle gespielt. Das Neue Testament berichtet von bestimmten Begebenheiten, in denen Jesus „angebetet“ worden ist. Weil nur GOTT angebetet werden soll, haben Christen in diesem Verhalten weitgehend den Beweis gesehen, dass diese Menschen geglaubt hätten, dass Jesus GOTT ist. Wir wollen nun untersuchen, was „anbeten“ bedeutet. Das Wort, das im griechischen Neuen Testament gewöhnlich mit „anbeten“ übersetzt wird, ist proskuneo. Dieses und die von ihm abgeleiteten Worte kommen 61 Mal im griechischen NT vor. Am häufigsten finden wir diese im Matthäusevangelium und in der Offenbarung. Etymologisch ist proskuneo aus pros, eine „Bewegung“, die „von“ einem oder „zu“ einen Objekt gerichtet ist, und kuneo, „küssen“ zusammengesetzt. Walter Bauer, der Verfasser des Griechisch-deutschen Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur teilt uns mit, dass proskuneo „benutzt worden ist, um die übliche Praxis des Niederwerfens vor einem Menschen und des Küssens seiner Füße, des Saums seines Gewands, des Bodens etc. zu beschreiben.“ Er fügt hinzu, dass proskuneo mit „(niederfallen und) anbeten, Ehrerbietung erweisen, sich vor jemandem niederwerfen, jemanden verehren, ergeben grüßen“ übersetzt werden kann.
Deshalb bezeichnet das griechische Wort proskuneo im Altertum nur eine körperliche Aktion. Es weist entweder auf die orientalische Sitte des Kniefalls hin, i. S. eines sich Verbeugens durch ein Niederknien oder Niederfallen. Wer solches getan hat, hat jedoch eine dieser beiden Körperhaltungen gegenüber einem Höheren eingenommen, um damit eine demütige Haltung des Respekts, der Ehrerbietung und vielleicht der Unterwerfung im Sinne der Bereitschaft, sich dem Willen dieses Höheren zu beugen, zu zeigen. Sehr häufig haben diese Menschen proskuneo gegenüber denjenigen gezeigt, die eine Machtposition innehatten, speziell gegenüber Königen. Diese Körperhaltungen haben gewöhnlich nicht mehr gezeigt, als eine demütige Unterwerfungsgeste.
Im Gegensatz dazu bezeichnet unser Wort „anbeten“, ganz gleich, ob es nun als Substantiv oder Verb gebraucht wird, nicht diese körperliche Handlung. Daher ist es auch keine angemessene Übersetzung des Wortes proskuneo. Desweiteren hat unser Wort „anbeten“ definitionsgemäß einen weit größeren Bedeutungsbereich. Daher kann die Übersetzung des Wortes proskuneo im NT mit „anbeten“ mehrdeutig, wenn nicht sogar irreführend sein. Wenn ein Verfasser eines Evangeliums sagt, dass jemand proskuneo Jesus gegenübergetreten ist, dann zeigen die Bibelübersetzer ausnahmslos ihre Voreingenommenheit, wenn sie dieses mit „anbeten“ übersetzen und dadurch suggerieren, dass dieser Mensch geglaubt hat, dass Jesus entweder „göttlich“ oder „GOTT“ sei. Wenn die Evangelisten aber berichten, dass ein Mensch gegenüber einem anderen Zeitgenossen als Jesus proskuneo gezeigt hat, dann übersetzen die gleichen Übersetzer dieses mit „beugte sich nieder“, „beugte die Knie“ oder „fiel vor ihm nieder“. Sie übersetzen dieses Wort also auf zweierlei Weise: Mit „anbeten“, wenn es gegenüber Jesus geschehen ist, wenn es aber gegenüber einem anderen geschehen ist, nur als eine körperliche Handlung.
Matthäus hat deutlich herausgestellt, dass die Macht, die Jesus hatte, Kranke zu heilen, nicht seiner Natur immanent gewesen ist, sondern dass er sie von GOTT (dem Vater) erhalten hat. Als Jesus zum Beispiel den Gelähmten geheilt hat, den seine Freunde durch das Dach heruntergelassen hatten, fügt Matthäus an: „Als aber die Volksmenge das sah, verwunderte sie sich und pries GOTT, DER solche Macht den Menschen gegeben“ (Matth 9, 8). Matthäus weist in seinem Bericht ausdrücklich also darauf hin, dass diese Menschen wegen dieses Heilungswunders nicht geglaubt haben, dass Jesus GOTT ist, sondern dass GOTT Jesus die Macht und Fähigkeit gegeben hat, diesen Mann zu heilen. Sie haben GOTT gepriesen, weil sie richtig gewusst oder erkannt hatten, dass ER letztendlich bewirkt hat, dass dieses geschehen konnte.
Der Schreiber des Hebräerbriefes hat sieben alttestamentliche Zitate aufgelistet, um zu beweisen, dass Jesus höher als die Engel ist (Hebr 1, 5-13). Viele Christen haben eines davon als Hinweis angeführt, dass Jesus GOTT ist. Es ist das Zitat aus 5. Mo 32, 43 aus der Septuaginta (dem griechischen AT). Dort heißt es: „Es sollen ihn alle Engel GOTTES anbeten!“ (V. 6). Der Schreiber des Hebräerbriefes hat sehr wahrscheinlich gemeint, dass die Engel des Himmels Jesus in der gleichen Weise ehren werden, die Paulus in Phil 2, 10 beschrieben hat, wo er von dem erhöhten Jesus sagt, „dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Das heißt, dass in dem vollendeten Königreich alle bei der öffentlichen Ausrufung des Namens Jesu auf die Knie fallen werden, was aber nicht notwendigerweise darauf hindeutet, dass er GOTT ist.
Die Offenbarung liefert uns anschauliche und bemerkenswerte Berichte von Engeln, die im Himmel GOTT und Jesus Ehre erweisen. Aber in allen Fällen üben sie pipto aus, gefolgt von proskuneo, wobei es nicht eindeutig ist, ob sie Jesus im Sinne eines Gottseins anbeten. Maurice Casey besteht darauf, dass Jesus Christus in diesem Buch „nicht wirklich als Göttlicher gefeiert wird, auch nicht in den Bildern, in denen er im Himmel gepriesen wird.“
Zweimal schreibt Johannes, der Verfasser der Offenbarung, von dem Engel, der diese Offenbarungen an ihn weitergeleitet hat, dass er vor ihm auf die Füße gefallen ist, um ihn „anzubeten“ (proskuneo). Aber beide Male hat der Engel Johannes diese Handlung verboten und gesagt: „Bete GOTT an!“, das heißt den Vater (Off 19, 20; 22, 9). Der Engel muss darin mehr gesehen haben, als eine Handlung der Ehrerbietung. Dies wirft die Frage auf, ob nur GOTT oder nicht auch Jesus in diesem Sinne angebetet werden sollte.
Sir Isaak Newton ist ein ehrfürchtiger Christ gewesen, der mehr über Theologie als über Naturwissenschaften geschrieben hat. Sein oberster Glaubensgrundsatz lautete: „Immer wenn in der Schrift gesagt wird, dass es einen GOTT gibt, dann meint sie den Vater.“ Meistens hat er als Unterstützung dafür 1. Kor 8, 6 zitiert. Dort heißt es: „So haben wir doch nur einen GOTT, den Vater, … und einen Herrn, Jesus Christus.“ Er erklärt: „Es ist uns verboten, zwei Götter anzubeten, aber es ist uns nicht verboten, einen GOTT und einen Herrn anzubeten. Der Antitrinitarier Newton hat auch Grade der Anbetung unterschieden. Er hat GOTT als dem Schöpfer die höchste Anbetung zugemessen und Jesus als dem Beauftragten GOTTES in der Schöpfung und in der Erlösung eine geringere. Er hat gefolgert, dass eine gleiche Anbetung von zwei oder mehreren Wesen, so wie es in der Lehre von der Dreieinigkeit vorgesehen ist, ein Verstoß gegen das erste der Zehn Gebote und damit Götzendienst ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass eine zunehmende Zahl konservativer Neutestamentler heute anerkennt, dass das proskuneo, das in den Evangelien Jesus gegenüber zum Ausdruck gebracht worden ist, nicht notwendigerweise darauf hinweist, dass diejenigen, die das praktiziert haben, auch geglaubt haben, dass er GOTT ist. Der Trinitarier D.A. Carson warnt mit Bezugnahme auf das Matthäusevangelium, dass „es sehr zweifelhaft ist, wenn proskuneo allein oder in Verbindung mit pipto (niederfallen) mehr sagen soll, als Verbeugung und Ehrerbietung.“ Und J. Lionel North versichert, dass es im Neuen Testament „nichts“ gibt, „ was von uns den Schluss verlangt, dass Jesus als Gott angesehen werden muss, weil er angebetet worden ist.“ Wendy North und Loren T. Stuckenbruck kommen zu dem Schluss, dass „man aus dem Neuen Testament lernen sollte, dass „Anbetung“ ein zu unpräzises Wort ist, um damit zwingendermaßen zu dem Ergebnis kommen zu müssen, dass Jesus göttlich ist.“
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
13. Ist Jesus GOTT, weil er Herr ist?
(Is Jesus God Because He Is Lord?)
von Servetus the Evangelical
Wenn im Altertum ein Mann „Herr” genannt worden ist, war damit üblicherweise nicht mehr zum Ausdruck gebracht worden als eine Höflichkeitsformel. Andererseits sind Könige oft als „Herr“ angesprochen worden, um damit ihre angestammte Autorität zu kennzeichnen. Unter den Juden konnten Rabbis „Herr“ genannt werden, um auf beides hinzuweisen.
Die frühe grundlegende jüdisch-christliche Bekenntnisformel lautete: „Jesus ist Herr.“
Der Apostel Petrus hat genau darüber in seiner ersten Predigt an dem Tag der Pfingsten nach dem Christusereignis gepredigt. Er hat Folgendes über Jesus gesagt: „So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass GOTT diesen Jesus … zum Herrn und Christus gemacht hat“ (Apg 2, 36). Und der Apostel Paulus hat Folgendes geschrieben: „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist“ (1. Kor 12, 3).
Jesus hat es gebilligt, dass seine Jünger ihn „Herr“ genannt haben. Kurz vor Beginn des letzten Abendessens hat Petrus Jesus „Herr“ genannt (Joh 13, 9). Kurz darauf hat Jesus diese Bezeichnung bestätigt, als er gesagt hat: „Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch“ (V. 13). Jesus scheint diese beiden Titel untereinander austauschbar verwendet zu haben. Wenn Jesus „Herr“ genannt worden ist, bedeutete das, dass er der einzige Lehrer seiner Jünger gewesen ist.
Die synoptischen Evangelien zeigen uns, dass ihre Verfasser diese und andere ähnliche Begriffe untereinander austauschbar und deshalb gleichbedeutend gesehen haben, wenn sie sie auf Jesus bezogen haben. Als Jesus zum Beispiel mit seinen Jüngern in einem Boot über den See Genezareth gefahren sind und ein Sturm drohte, es untergehen zu lassen, haben sie Jesus geweckt und laut um Hilfe gerufen. Matthäus schreibt, dass sie ihn mit „Herr“ angesprochen haben (Matth 13, 25); Markus berichtet, dass es „Lehrer“ gewesen ist (Mark 4, 38-Elbf); Lukas sagt, dass sie „Meister“ gerufen haben (Luk 8, 24).
In dem Bericht über die Verklärung Jesu schreibt Matthäus, dass Petrus Jesus mit „Herr“ angesprochen hat (Matth 17, 4); Markus berichtet, dass es „Rabbi“ gewesen ist (Mark 9, 5); Lukas wiederum schreibt, dass Petrus „Meister“ gesagt hat (Luk 9, 33).
Kein anderer neutestamentlicher Schreiber spricht mehr über dieses kurze Bekenntnis, dass Jesus „Herr“ ist, als Paulus. In seinen zehn Briefen gebraucht er das Wort „Herr“ ungefähr 230 Mal für Jesus, während er ihn nur 17 Mal „Sohn (Gottes)“ nennt. Das „Herr-sein“ Jesu Christi ist ohne Zweifel das beherrschende Thema in der paulinischen Christologie.
Allerdings verwendet Paulus, anders als die anderen neutestamentlichen Schreiber, den Titel „Herr“ (gr. kurios) ausschließlich für Jesus und niemals für den Vater. Für ihn ist GOTT „der Vater“ und Jesus ist „der Herr“. Paulus schreibt zum Beispiel: „so haben wir doch nur einen GOTT, den Vater … und einen Herrn, Jesus Christus“ (1. Kor 8, 6).
Paulus proklamiert in manchen seiner evangelistischen Predigten dass Herr-sein Jesu, wie andere frühe Christen auch. Als zum Beispiel der vor Angst zitternde Kerkermeister in Philippi die verhafteten Apostel Paulus und Silas fragt: „Liebe Herren, was muss ich tun, dass ich gerettet werde?“ antworten sie: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!“ (Apg 16, 31).
Und Paulus hat an die Christen in Rom geschrieben: „Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn GOTT von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet“ (Röm 10, 9).
Was aber haben Paulus und die anderen frühen jüdischen Christen mit ihrem Bekenntnis, dass Jesus „Herr“ ist, gemeint? Sie haben damit nicht mehr sagen wollen, als dass man Jesus in Bezug auf seine Anweisungen zur Gerechtigkeit gehorsam sein sollte. Nur wenn wir in unserem Lebensstil den Lehren Jesu halbwegs gehorsam sind, können wir mit Ehrlichkeit sagen, dass er der Herr unseres Lebens ist.
Viele Traditionalisten (Menschen, die glauben, dass Jesus GOTT ist) behaupten etwas anderes. Sie unterstellen, dass das Neue Testament mit der Bezeichnung Jesu als „Herr“ viel weiter geht. Sie sagen, dass damit darauf hingewiesen wird, dass er GOTT ist und zwar wegen der Vorgehensweise in der Septuaginta (der aus dem 3. Jhdt v. Chr. stammenden Übersetzung des Alten Testaments), in der das hebräische Wort „JHWH“ (Jahwe), der Name GOTTES (2. Mo 3, 13-16), über 6 000 Mal mit kurios übersetzt worden ist.
1963 hat Oscar Cullmann behauptet: „Der Name ‚Gott‘ (theos) für Jesus bezeichnet keinen höheren Rang als die unüberbietbare Kyrios Bezeichnung.“ Aber die Experten stimmen heute überein, dass in den Septuagintaausgaben des 1. Jhdt. n. Chr. die Worte für den Namen GOTTES nicht ausgetauscht worden sind.
1978 hat George Howard richtigerweise erklärt:
„Jüngere Entdeckungen in Ägypten und in den judäischen Wüsten zeigen, dass in der vorchristlichen griechischen Bibel das Tetragramm niemals durch das Ersatzwort kurios wiedergegen worden ist und außerdem meist nicht übersetzt worden ist. Es ist in altertümlichen hebräischen oder rechtwinkligen aramäischen Buchstaben oder in der transkribierten Form von IA wiedergeben worden. … Die Vorgehensweise den göttlichen Namen durch kurios zu ersetzen, wie wir es in den christlichen Handschriften der Septuaginta finden, ist eine christliche Neuerung, die in keiner Weise das Erscheinungsbild der Bibel wiederspiegelt, die die neutestamentlichen Schreiber benutzt haben … die frühe Kirche war es gewohnt, in ihrem griechischen Alten Testament das hebräische Wort ה יהוgeschrieben zu sehen und nicht das Ersatzwort kurios.“
Tatsächlich wird in jüdischen Handschriften der LXX kurios durchgehend mit JHWH ersetzt! Weiterhin liefert Paulus in seinen Briefen keinen einzigen Hinweis, dass seine Verwendung des Namens kurios für Jesus ein Ersatzwort für JHWH ist, so als ob er erklären wolle, dass Jesus Jahwe ist.
James Dunn sagt über das „Herr“ in den Paulusbriefen: „Kurios ist nicht so sehr die Art und Weise, Jesus mit GOTT zu identifizieren, sondern die Möglichkeit, Jesus von GOTT zu unterscheiden.“
Paulus hat in einem seiner Briefe einen Hymnus zitiert, den einige Traditionalisten als wichtigste Unterstützung für ihren Glauben anführen, dass Jesus GOTT ist. Dort heißt es über Jesus: „Darum hat ihn auch GOTT erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie … und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre GOTTES, des Vaters“ (Phil 2, 9-11; vergl. Jes 45, 23). Diese Traditionalisten behaupten, dass der „ihm gegebene Name“ auf „Herr“ (kurios) zu beziehen ist und dass dieser Name wegen der oben erwähnten septuagintischen Praxis Jesus als GOTT identifizieren würde.
Doch „Herr“ ist ein Titel und kein Name. Auch ist „Herr“ nicht der Name GOTTES, denn der Name GOTTES ist JHWH. Und „der ihm gegebene Name“ bezieht sich hier sehr viel wahrscheinlicher auf „Jesus“.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die neutestamentlichen Berichte von den ersten Christen, die Jesus „Herr“ genannt haben, auf nicht mehr hinweisen, als auf ihre Anerkennung seiner Macht und Autorität, die GOTT ihm gegeben hat und auf ihre freiwillige Bereitschaft, sich seiner Regierung unterzuordnen. Auch Paulus, der führende Vertreter der „Herr-sein Christologie“ im Neuen Testament, gibt keinen Hinweis, dass er die Worte „Herr“ und „GOTT“ gleichsetzt und synonym gebraucht.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
14. Ist Jesus GOTT, weil er Sünden vergeben hat?
(Is Jesus God Because He Forgave Sins?)
Von Servetus the Evangelical
Im Altertum haben Rabbis und griechische theistische Philosophen gelehrt, dass GOTT bestimmte Vorrechte hat, die allein nur IHM zustehen. Das Judentum behauptet, dass eines dieser Vorrechte die Vergebung von Sünden ist. Das Judentum hat auch entschieden, dass der Messias die Macht der Sündenvergebung im letztgültigen Sinne nicht besitzen würde.
Auch viele Christen glaubten und glauben auch heute, dass die Sündenvergebung ein Vorrecht ist, das allein nur GOTT zusteht. Deshalb behaupteten sie, dass die Beispiele in den neutestamentlichen Evangelien, in denen Jesus mit Worten auch Sünden vergeben hat, die nicht gegen ihn begangen worden sind, bezeugen würden, dass er GOTT ist.
Nur Lukas berichtet von solch einem Ereignis. Eine Frau von schlechtem Ruf hat Jesus die Füße mit kostbarem Öl gesalbt und dabei heftig geweint (Luk 7, 36-50). Danach hat Jesus zu ihr gesagt: „Dir sind deine Sünden vergeben“ (V. 48). Die Anwesenden wunderten sich darüber und haben sich gefragt: „Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt?“ (V. 49). Sie haben geglaubt, dass nur GOTT die Sünden vergeben kann.
Die drei synoptischen Evangelien berichten von einer anderen, ähnlichen Begebenheit, die etwas ausführlicher beschrieben ist. In dieser Geschichte lehrt Jesus in einem überfüllten Haus, als plötzlich ein gelähmter Mann, auf seiner Matte liegend, durch das Dach zu ihm heruntergelassen wird (Matth 9, 1-8; Mark 2, 1-12; Luk 5, 17-26). Markus berichtet: „Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert GOTT! Wer kann Sünden vergeben als GOTT allein? Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und GOTT priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.“ (Mark 2, 5-12).
Deswegen haben diese Schriftgelehrten, die angeblich Experten des mosaischen Gesetzes (Thora) gewesen sind, Jesus der Gotteslästerung beschuldigt, weil sie der Meinung gewesen sind, er hätte ein Vorrecht in Anspruch genommen, das nur GOTT allein zukommt.
In der Thora ist die Beleidigung der Ehre GOTTES ein wichtiger Grund für eine Gotteslästerung gewesen. Sie hat dafür die Todesstrafe verlangt (3. Mo 24, 15-16; vergl. auch 4. Mo 15, 30-31). Jesus hat ohne Zweifel seine Frage im Interesse der versammelten Menge gestellt. Diese Menschen werden ganz sicher das aus der Vergangenheit herrührende Prinzip gekannt haben, das hinter dem Denken der Schriftgelehrten steckte. Die einfache Antwort auf die Frage, die Jesus gestellt hat, würde wohl gelautet haben, dass es einem Menschen nicht möglich ist, einen Gelähmten zu heilen; aber wenn Jesus ihn geheilt hat, dann würde das zeigen, dass er auch die Vollmacht hat, diesem Menschen die Sünden zu vergeben.
Später, bei anderen Gelegenheiten hat Jesus behauptet, dass er am jüngsten Tag die Macht haben wird, die Menschen zu richten (Matth 16, 27; 25, 31-46). Einmal hat er verkündet: „Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben“ (Joh 5, 22). Ganz sicher hat diese Vollmacht und Autorität das Recht eingeschlossen, solches auch schon vor dem Tag des Gerichts tun zu können, wie das Beispiel von dem gelähmten Mann zeigt, den man zu ihm gebracht hat.
GOTT hat die Vollmacht, Sünden in einem letztgültigen Sinne vergeben zu können, auch anderen, außer Jesus, gegeben. Und in den Beispielen, wo ER das getan hat, ist in der Regel niemand auf die Idee gekommen, dass die Empfänger dieser Macht GOTT selbst gewesen sind. Das beste alttestamentliche Zeugnis dafür ist „der Engel des HERRN“. GOTT hatte den durch die Wüste wandernden Israeliten bezüglich dieses Schutzengels Israels gesagt: „Siehe, ICH sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ICH bestimmt habe. Hüte dich vor ihm und gehorche seiner Stimme und sei nicht widerspenstig gegen ihn; denn er wird euer Übertreten nicht vergeben, weil Mein Name in ihm ist“ (2. Mo 23, 20-21). Dieser „Engel“ ist ganz sicher ein anderer als GOTT gewesen.
Außerdem hat Jesus zu Petrus gesagt, als dieser ihn als den Christus, den Sohn GOTTES, erkannt hatte: „Und ich sage dir auch: ‚Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein“ (Matth 16, 18-19).
Jesus hat hier die Aussage „Himmel“ als Umschreibung für GOTT gebraucht, was bedeutet, dass GOTT dem Urteil von Petrus zustimmen wird. Als Jesus ein zweites Mal darüber gesprochen hat, ist er etwas konkreter geworden. Unter anderem scheint hier beim Herabrufen des himmlischen Gerichts, die Vergebung der Sünden und die Verweigerung der Vergebung der Sünden enthalten zu sein. Denn Matthäus berichtet, dass Jesus die gleiche Verheißung im Zusammenhang mit der Vergebungsbereitschaft gemacht hat (zwischen Matth 18, 15-17 und 21-35). Jesus hat dieses bei einer seiner Erscheinungen nach seiner Auferstehung noch deutlicher gemacht. Dieses ereignete sich an dem Abend, als er auf geheimnisvolle Weise die Jünger angehaucht und ihnen den heiligen Geist gegeben hat. Danach hat er zu ihnen gesagt: „Wem immer ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie festhaltet, dem sind sie festgehalten“ (Joh 20, 23 – Zürcher). R.E. Brown interpretiert diese Worte so: „Wenn du den Menschen die Sünden vergibst, dann vergibt GOTT diese Sünden im gleichen Moment auch und sie bleiben vergeben.“
Die Verleihung des heiligen Geistes an die Jünger und die Aussage Jesu, dass sie die Macht haben, Sünden zu vergeben, zeigt uns die Weiterleitung dieser göttlichen Vollmacht und Autorität von Jesus auf seine Jünger. Dieses hatte zum Ergebnis, dass auf diese Weise der Dienst Jesu auf der Erde durch die Gemeinde fortgeführt werden konnte, nachdem er in den Himmel gegangen ist.
Aus den obigen Aussagen muss man Folgendes schließen: Wenn GOTT Engeln und Menschen die Vollmacht gibt, Sünden zu vergeben und dieses nicht darauf hinweist, dass sie GOTT sind, dann ist es nicht sicherlich erforderlich, dass Jesus unabdingbar GOTT sein muss, nur weil er die Vollmacht hat, die Sünden zu vergeben.
Auch die Macht und Autorität, die Jesus am jüngsten Tag als Richter haben wird, weist nicht zwangsläufig darauf hin, dass er GOTT ist. Und weil diese Vorrechte Jesus nicht von Natur aus gehören, sondern ihm von seinem Vater gegeben worden sind (Joh 5, 22 u. 27; 8, 16), offenbart uns diese Tatsache auch, dass Jesus immer GOTT untergeordnet gewesen ist und daher nicht GOTT gewesen sein kann.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
15. Ist Jesus GOTT, auch wenn er nicht weiß, wann er wiederkommt?
(Is Jesus God If He Did Not Know the Time of His Return?)
Von Servetus the Evangelical
Christen glauben, dass Jesus von Nazareth GOTT gewesen ist. Und üblicherweise glauben sie auch, dass GOTT allwissend ist und deshalb alles weiß, einschließlich allem, was in der Zukunft geschieht. Jesus hat seinen Jüngern allerdings erzählt, dass er getötet werden wird, nach drei Tagen wieder von den Toten auferstehen wird, in den Himmel aufgenommen werden wird und eines Tages wieder zur Erde zurückkommen wird; und er hat hinzugefügt, dass er den Tag seiner Wiederkunft nicht kennt.
Wenn Jesus ganz GOTT ist, wie kann er dann nicht gewusst haben, wann er zurückkommen wird, wenn es der Vater doch weiß?
Als früherer Trinitarier habe ich geglaubt, dass Jesus GOTT war und ist. Aber ich begann dieses zu hinterfragen, als ich in der Bibel gelesen habe, dass Jesus gesagt hat, dass er den Zeitpunkt seines Wiederkommens nicht kennt. Diese biblische Aussage hat mich veranlasst, ernsthaft über die Identität Jesu nachzuforschen, was dann zu meinem jetzigen Glauben geführt hat: Jesus ist nicht mehr und nichts Höheres als ein von einer Jungfrau geborener, sündlos gebliebener Mensch. Was sagt das nun aus?
Kurz vor seinem Tod und seiner Auferstehung hat Jesus seinen Jüngern über in der Zukunft liegende Ereignisse erzählt, einschließlich des Endes der Welt/dieses Zeitalters. Bezüglich seines Wiederkommens zu diesem Zeitpunkt hat er gesagt: „Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ (Matth 24,36; Mark 13,32). Diese Aussage hat zu großen Diskussionen unter den Theologen geführt.
Irenäus, der angesehenste Theologe des 2. Jahrhunderts, hat mehr als viele andere Kirchenväter der griechischen Religionsphilosophie widersprochen. Diese Aussage Jesu hat die Vollkommenheit der Gottheit stark herausgefordert, von der man gesagt hat, dass Allwissenheit, was auch vollständiges Wissen über die Zukunft beinhaltet, höchste Vollkommenheit bedeutet. Irenäus hat aber, wie alle apologetischen Kirchenväter des 2. und 3. Jahrhunderts, geglaubt, dass Jesus GOTT mit gewissen Einschränkungen ist. Über GOTT den Vater hat er gesagt, „dass GOTT die Oberherrschaft über alles besitzt“, einschließlich über Jesus und dass ER ihn an Wissen „übertrifft“. Irenäus hat demzufolge also geglaubt, dass Jesus zwar GOTT war, dieses aber in einem geringeren Grade als der Vater gewesen ist.
Athanasius, ein Kirchenvater des 4. Jahrhunderts hat, wie fast alle nach ihm kommenden Kirchenväter, dieser Auffassung nicht zugestimmt. Er hat für die maximalistische Sicht der Vorkenntnis Jesu plädiert, dass er als „wahrer Gott“ in irgendeinem Sinne den Tag seines Wiederkommens gewusst haben muss. Athanasius hat die Aussage Jesu unter Verwendung der Auslegung im Sinne der „Zwei- Naturen- Lehre“ behandelt. Die besagt, dass Jesus diesen Zeitpunkt zwar in seiner menschlichen Natur nicht gewusst hat, jedoch in seiner „Gottheit“, d. h. in seiner göttlichen Natur, sehr wohl.
Es hat auch noch andere Meinungen gegeben. Thomas von Aquin und viele andere Theologen haben vorgeschlagen, dass Jesus, Unkenntnis vortäuschend, diese Worte gesagt hat.
Und Augustinus hat postuliert, dass es nicht der Wille des Vaters gewesen ist, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt den Tag seiner Wiederkunft gekannt hat. Aber diese Sicht löst nicht das Problem, das mit dem Bestreiten der angeblich völligen Gottheit Jesu entsteht.
In den beiden vergangenen Jahrhunderten haben die Theologen zur Lösung dieses und anderer Probleme eine Theorie vorgeschlagen, die man „Kenosis-Christologie“ nennt. Sie sagen, dass Jesus im Augenblick der Inkarnation einige seiner göttlichen Eigenschaften abgelegt hat oder sich entschieden hat, sie nicht zu gebrauchen, wie zum Beispiel das Vorherwissen. Aber seit Ende des 20. Jahrhunderts ist diese Sicht bei den Gelehrten auf Grund des Arguments, dass Jesus weniger als vollkommener GOTT sein musste, wenn er Teile seiner Gottheit ablegen oder nicht Gebrauch davon machen konnte, in Ungnade gefallen.
Die Zwei-Naturen-Exegese und diese Kenosis-Christologie sind weder biblisch begründet, noch theologisch und anthropologisch in Ordnung. Damit wird der Anschein erweckt, als sei Jesus nicht ehrlich oder vermutlich schizophren gewesen, als er gesagt hat, dass er etwas nicht weiß, was er in Wirklichkeit doch gewusst hat. Damit bringen sie seinen Charakter in Verruf.
Die römisch-katholische Kirche hat bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts an dieser maximalistischen Sicht von dem Vorherwissen Jesu festgehalten. In dem renommierten Dokument der päpstlichen Bibelkommission „Bibel und Christologie“ wird dann aber zugegeben und anerkannt, dass katholische Theologen „in jüngster Zeit erneut das „Wissen“ Christi und die Entwicklung seiner Personalität untersucht haben.“ Einer dieser Theologen ist R.E. Brown gewesen, den das Time Magazine als einen der größten katholischen Bibelgelehrten bezeichnet hat. Er hat geglaubt, dass Jesus GOTT war und hat ausführlich über das Thema des Wissens Jesu geschrieben. Er behauptet, dass der irdische Jesus bezüglich der Zukunft und anderer Dinge ein begrenztes Wissen gehabt hat. Brown gibt zu, dass diejenigen, die wie er schließen, dass Jesus nicht allwissend gewesen ist, sich der Schuld öffnen, „die Gottheit Jesu zu verleugnen“, was er aber nicht will. Er macht in seiner Kirche folgende Beobachtung: „Wir kennen keine kirchliche Aussage, die die Interpretation von Markus 13, 32 in einem wörtlichen Sinne verbietet“, das heißt, dass die ganze Person Jesu den Zeitpunkt seines zweiten Kommens nicht gewusst hat. Brown fügt später hinzu: „Es ist wichtig, dass wir darauf hinweisen, dass es kein Dogma der Kirche über das Ausmaß des Wissens Jesu gibt … die Kirche … hat sich mit geschichtlichen Fragen, wie der, die wir gerade stellen, nicht verbindlich befasst: „Wie viel hat Jesus zu seinen Lebzeiten gewusst?“ 1994 macht Brown folgende Beobachtung: „Das theologische Klima hat sich verändert und sehr bekannte römisch-katholische Theologen ziehen jetzt eine Beschränkung in dem Wissen Jesu in Betracht.“
Ben Witherington erklärt: „Diese Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn hat nicht zur Folge, dass der Sohn alle Dinge kennt, die der Vater weiß. … Die besondere und einmalige ‚Kommunion‘ Jesu mit GOTT schließt das Wissen jeglicher Wahrheit und jedes Geheimnisses nicht mit ein, die/das GOTT ihm nicht offenbart hat.“
A.N.S. Lane behauptet, dass Jesus „mit höchster Autorität gelehrt hat und übernatürliches Wissen offenbart hat. Aber beides kann nicht mit Allwissenheit verglichen werden. Das Bekenntnis zu einer Allwissenheit des historischen Jesus hat keine biblische Grundlage und läuft den Lehren der Evangelien zuwider. … es untergräbt sein wahres Menschsein wie es in der Schrift gelehrt wird. Es fällt schwer, sehen zu müssen, wie ein allwissender Mensch ernsthaft versucht werden kann, etwas zu tun, von dem er doch gewusst hat, dass er es nicht tun würde. … Aber das Neue Testament bietet nirgendwo die Grundlage für die Glaubwürdigkeit und Autorität einer Lehre Jesu von seiner Allwissenheit. Tatsächlich wird das Gegenteil in der Lehre Jesu bestätigt, nämlich dass seine Lehre nicht seine eigene ist, sondern die seines Vaters.“
Wir dürfen zu dem Schluss kommen, dass Jesus übernatürliches Wissen hatte, wann immer der Vater es ihm offenbart hatte und wenn er es nicht hatte, dann hatte der Vater es ihm nicht offenbart.
Kurz gesagt: Jesus hat ein begrenztes Wissen gehabt; der Vater hat ein größeres Wissen als der Sohn; der Vater ist dem Sohn wesentlich überlegen. Deshalb kann Jesus nicht GOTT sein!
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
16. Hat Jesus vor dem Hohen Rat zugegeben, dass er GOTT ist?
(Did Jesus Admit to the Sanhedrin that He Was GOD?)
Von Servetus the Evangelical
Christen glauben üblicherweise, dass Jesus von Nazareth vom jüdischen Hohen Rat (dem Gericht) angeklagt worden ist, weil er den Anspruch erhoben habe, GOTT zu sein, und dass er deshalb als Gotteslästerer zum Tode verurteilt worden ist. Aber nach dem Bericht der neutestamentlichen Evangelien ist diese Vorstellung ein Irrtum. Zum Ende seines öffentlichen Auftretens hin haben die Schriftgelehrten und Pharisäer Jesus immer wieder über seine Lehren befragt. Sie wollten „ein Wort von ihm auffangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Landpflegers überantworten könnten“ (Luk 20,20). Matthäus zeigt uns, aus welchen Motiven die Juden Jesus gefangen nehmen und die einundsiebzig Richter des Hohen Rates ihn verhören wollten. Er schreibt, dass Pontius Pilatus, der römische Statthalter in Judäa, „wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten“ (Matth 27,18).
Die vier Evangelien zusammengenommen liefern uns viele Details aus dem Verhör Jesu durch den Sanhedrin. Diese Richter haben Jesus die ganze Nacht über in der Absicht verhört, eine formelle Anklage gegen ihn vorbringen zu können. Sie haben wirklich versucht, Jesus eines Kapitalverbrechens zu beschuldigen, das in Übereinstimmung mit dem römischen Recht zu sehen ist. Wenn ihnen dieses nicht gelingen sollte, dann müsste es eine Gotteslästerung sein, die sie mit ihrer Thora (dem alttestamentlichen Gesetz) begründen könnten.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben viele theologische Gelehrte intensive Studien getrieben, ob der Hohe Rat in dem Verfahren gegen Jesus legale Regelverstöße begangen hat und ob die Berichte der neutestamentlichen Evangelien historisch zuverlässig sind. Das Ganze ist vermutlich kein ordentliches Gerichtsverfahren gewesen, sondern eher ein Verhör. Deshalb kommt David Catchpole zum Schluss: „Die Diskussion über Gesetzesverstöße sollte man als eine Sackgasse sehen“; damit kann man also nicht beweisen, dass die in den Evangelien beschriebenen Einzelheiten falsch gewesen sind. Bei der Befragung Jesu durch den Hohen Rat konnten nur sich widersprechende Zeugen aufgerufen werden, die falsche und nicht übereinstimmende Aussagen gemacht haben. Diese Zeugen konnten nur die eigentlich falsche Anklage vorbringen, dass Jesus angedroht habe, den Tempel in Jerusalem zu zerstören (Matth 26,59-61; Mark 14,55-59).
Wenn Jesus zu der Menge gepredigt hat, haben sie ihn manchmal gefragt, wer er ist und oft auch, ob er der verheißene Messias Israels ist (Joh 6,14-15; 7,40-41; 8,25; 10,24). Konsequenterweise hat Kaiphas, der Hohepriester, jetzt in dem Verhör eine eindeutige Antwort von Jesus über seine Identität verlangt. Nach dem Bericht von Matthäus hat Kaiphas ausgerufen: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen GOTT, dass du uns sagest, ob du der Christus, der Sohn GOTTES bist!“ (Matth 26,63). Jesus hat zu Kaiphas etwas unbestimmt, aber bejahend, gesagt: „Du hast es gesagt!“ und dann hinzugefügt: „Überdies sage ich euch: Von jetzt an werdet ihr des Menschen Sohn sitzen sehen zur Rechten der Kraft und kommen auf den Wolken des Himmels!“ (Matth 26,64). Mit dieser Hinzufügung hat sich Jesus deutlich als „der Sohn des Menschen“ (Daniel 7,13-14) und „der Herr“ (Psalm 110, 1) bezeichnet; Letzeren haben die Juden schon früh als den Messias interpretiert. Zum ersten Mal hat Jesus hier öffentlich klar und deutlich bekannt, dass er der Messias, der Sohn GOTTES und der Sohn des Menschen ist. Dies ist die deutlichste Selbstbezeichnung gewesen, die er jemals gemacht hat. Er hat voll und ganz offenbart, wer es ist, aber er hat nicht gesagt, dass er GOTT ist. Vielmehr hat er sich von GOTT unterschieden und behauptet, dass GOTT ihn in der Zukunft aufs Höchste rechtfertigen wird. Der Hohepriester hat dann einer alten Tradition folgend sein Gewand als Zeichen der Trauer zerrissen und Jesus der Gotteslästerung beschuldigt. Der Hohe Rat hat dem zugestimmt.
Der Grund, warum so viele Christen glauben, dass Jesus hier den Anspruch erhoben habe, GOTT zu sein, ist in der Tatsache zu sehen, dass er zugegeben hat, der Sohn GOTTES zu sein. Aber damit zeigen sie, dass sie den biblischen Gebrauch dieses Begriffes völlig falsch verstanden haben. Das Alte Testament wendet diesen Begriff nicht nur auf den verheißenen Messias an, sondern auch auf Engel, auf gottesfürchtige Menschen, auf Könige Israels und sogar auf das Volk Israel. Die Juden haben richtig verstanden, dass der Messias der Sohn GOTTES ist, wie es z. B. in Psalm 2,7 u. 12 beschrieben ist, was aber auf nichts anderes und höheres hinweist, als auf eine beispiellose, innige Beziehung zwischen ihm und GOTT. Der Hohepriester hat diese beiden Begriffe womöglich verbunden, weil die Juden sie gleichbedeutend verstanden haben.
Die Kirchenväter haben später gelehrt, dass Jesus GOTT gewesen ist, weil er der Sohn GOTTES gewesen ist. Aber weil sie dazu neigten, antijüdisch zu sein, haben sie ignoriert, was die Juden darüber gedacht haben. Viele Kirchenväter sind auch von der griechischen Religionsphilosophie beeinflusst gewesen. Die griechische Mythologie kannte viele Götter und Söhne von Göttern, - von einigen hat man geglaubt, dass sie aus einer sexuellen Beziehung mit Menschen entstanden sind. Fälschlicherweise haben die Kirchenväter auf diese griechische Mythologie Bezug genommen. Sie haben argumentiert: Wenn GOTT einen einzigen Sohn hat, dann ist das genauso, wie bei einem Menschen, der einen Sohn hat. Wenn der Sohn eines Menschen ebenfalls ein Mensch werden wird wie sein Vater, so schlussfolgerten sie, dann muss der Sohn GOTTES auch GOTT sein.
Es ist sehr bezeichnend, dass weder die Zeugen noch die Mitglieder des Hohen Rats Jesus angeklagt haben, er habe den Anspruch erhoben, GOTT zu sein. Zweimal haben die Juden Jesus dessen beschuldigt; aber beide Male hat er ihre Vorwürfe als unzulässig abgewiesen (Joh 5,16-47; 10,30-38). Offensichtlich hatten sie sein Verneinen akzeptiert.
John A.T. Robinson behauptet zu Recht, dass „es nicht vorstellbar ist“, wenn Jesus jemals behauptet habe, GOTT zu sein, „… dass dieser Punkt während der Anklagen vor dem Rat nicht gegen ihn vorgebracht worden wäre, wo jetzt doch das Schlimmste, was man ihm vorwerfen konnte, seine Behauptung ist, der Sohn GOTTES zu sein.“ Da die Mitglieder des Hohen Rates nicht der Auffassung gewesen sind, dass Jesus eine Gotteslästerung ausgesprochen hat, als er behauptete, der Sohn GOTTES zu sein, ist es eher verwirrend, wenn man zu verstehen versucht, warum sie ihn deswegen so angegriffen haben. Die zwei Gebote im Alten Testament, in denen es um Gotteslästerung geht, stehen im Zusammenhang mit dem Verfluchen GOTTES und einem herausfordernden, lästerlichen Handeln IHM gegenüber (3. Mo 24,15-16; 4. Mo 15,30-31). Bruce Corley berichtet, dass das Judentum in der neutestamentlichen Zeit diesen beiden Geboten der Thora, die die Gotteslästerung zum Thema hatten, „eine größere Bedeutung zugemessen hat … Gotteslästerung wurde auf Taten oder Worte bezogen, die GOTTES Macht und Majestät verletzten, auf den Anspruch, Eigenschaften zu besitzen, die nur GOTT allein gehören.“ Die Juden haben angebliche Messiasse, von denen es damals viele gegeben hat, nie als Gotteslästerer angesehen. Sie haben solche Vertreter nur als Irrlehrer angeklagt, was ein geringeres Vergehen gewesen ist.
Der Neutestamentler N.T. Wright erklärt, dass „das Bekenntnis, der Messias zu sein, nicht gotteslästerlich gewesen ist“, weil es „für sich genommen kein Affront gegen Jahwe“ gewesen ist. Der Anspruch Jesu, der „Sohn des Menschen“ aus Daniel 7,13-14 und der „Herr“ aus Psalm 110,1 zu sein, hat eine weitaus größere Autorität inbegriffen, als diese Richter besessen haben. Und wegen dieses Neids hatten sie ihren Konflikt mit ihm personalisiert. Es scheint so, dass sie zum Schluss gekommen sind, dass Jesus anmaßend und frech gegen sie, das von GOTT ermächtigte Gericht, aufgetreten ist und somit auch gegen GOTT.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
17. Ist Jesus GOTT, weil er auferstanden ist?
(Is Jesus God Because of His Resurrection?)
von Servetus the Evangelical
Alle vier Evangelien des Neuen Testaments enden mit dem Bericht von der leiblichen Auferstehung Jesu und der Entdeckung seiner Jünger, dass das Grab leer gewesen ist. Alle diese Berichte erzählen davon, dass Jesus in den vierzig Tagen nach seiner Auferstehung verschiedene Male erschienen ist, wobei ihn seine Jünger wirklich gesehen, berührt, mit ihm gesprochen, gegessen und getrunken haben (s. Matth 28, 9; Luk 24, 39-43; Apg 10, 40-41; vergl. Joh 20, 27; 21, 15). Trotz der Schwierigkeiten, diese Berichte so in Übereinstimmung zu bringen, dass sie eine historisch genaue Zusammenfassung geben können, ist die Auferstehung Jesu für die Entwicklung des Christentums von großer Bedeutung gewesen. C.H. Dodd bestätigt dies: „Dies ist die den Mittelpunkt bildende Überzeugung, wegen der die Kirche gewachsen ist; ohne diese hätte es keine Kirche und keine Evangelien gegeben.“ William Lane Craig, eine Autorität in Sachen „Auferstehung Jesu“ erklärt: „Der Ursprung des Christentums hängt deshalb von dem Glauben der ersten Jünger ab, dass GOTT Jesus von den Toten auferweckt hat.“
Viele Christen und die von ihnen bevorzugten Bestsellerautoren behaupten, dass die Auferstehung Jesu darauf hinweisen würde, dass er GOTT ist. Paul Little sagt: „Der beste Beweis, mit dem Jesus seinen Gottheitsanspruch belegt, ist seine Auferstehung von den Toten.“ Lee Strobel behauptet: „Das leere Grab … ist das ultimative Symbol für den Anspruch Jesu, GOTT zu sein. … der endgültige Beweis für sein göttliches Wesen.“ Alister McGrath erklärt: „Die zentrale und ausschlaggebende christliche Lehre von der Gottheit Jesu Christi ist in seiner Auferstehung von den Toten gegründet.“ Diese Theologen, die solche Aussagen machen, machen das in der Regel recht willkürlich, unterlassen es aber, dafür vernünftige oder biblische Belege zu liefern.
Die meisten der heutigen traditionalistischen Gelehrten stimmen dieser extremen Position nicht zu. (Traditionalisten sind Menschen, die glauben, dass Jesus GOTT ist). Der führende Jesusforscher, der Neutestamentler N.T. Wright, führt an, dass es „ein häufiges Missverständnis“ ist, dass „die Auferstehung in irgendeiner Weise die Gottheit Jesu beweisen würde.“ Er sagt, dass im Judentum zur Zeit Jesu „die Auferstehung etwas gewesen ist, von dem man angenommen hat, dass sie allen Toten, oder zumindest den gerechten Toten, zuteilwerden wird; es gibt keinen Hinweis, dass man damit ein Gottsein verbunden hat.“ Er fügt hinzu: „Wenn das Neue Testament die Auferstehung all derer prophezeit, die zu Jesus gehören, dann gibt es darin keinen Hinweis, dass sie deshalb göttlich werden oder als solche gezeigt werden. Klar, deshalb kann man die Auferstehung an sich auch nicht als „Beweis“ für die „Gottheit“ Jesu anführen; wenn sie es wäre, würde sie viel zu viel beweisen. Eine allzu einfache rechtfertigende Vorgehensweise, auf die man manchmal trifft (‚Er ist von den Toten auferstanden, deshalb ist er die zweite Person der Dreieinigkeit‘), ergibt keinen Sinn.“
Die ersten jüdischen Christen haben verkündet, dass das leere Grab und das Erscheinen Jesu nach seiner Auferweckung bestätigt haben, dass GOTT ihn gerechtfertigt hat. Sie haben darin auch den Beweis gesehen, dass er der Christus, der Sohn GOTTES, gewesen ist. Sie haben daraus aber nicht geschlossen, dass er GOTT gewesen ist (Apg 2, 31, 36; Röm 1, 4). Diese eindeutigen Leitsätze sind der Kern ihrer Botschaft gewesen. Wright nennt diese Verbindung „den entscheidenden Schritt in der frühen Christologie“. James Dunn folgert: „Der Glaube, dass GOTT Jesus von den Toten auferweckt hat, ist für den christlichen Glauben womöglich von größerer fundamentaler Bedeutung gewesen, als der Glaube, dass Jesus der Sohn GOTTES ist.“
Dunn macht diese Aussage, weil sich die meisten heutigen Christen von den ersten Christen, so wie sie im Neuen Testament dargestellt sind, in dem Glauben unterscheiden, dass der Status Jesu als der Sohn GOTTES darauf hinweisen würde, dass er GOTT ist. Sie behaupten, dass Jesus von Ewigkeit her als GOTT präexistiert hat und der seinsmäßige Logos-Sohn GOTTES ist und dass er Mensch geworden ist. Sie nennen die Menschwerdung GOTTES „Inkarnation“, was wörtlich übersetzt „Fleischwerdung“ heißt.
Das Neue Testament identifiziert Jesus aber wiederholt als GOTTES Sohn, ohne zu suggerieren, dass dieser Status seine Gottheit bedeutet. Deshalb glaubt Dunn, dass die Auferweckung Jesu weit wichtiger ist als seine Inkarnation. Aus der Apostelgeschichte können wir entnehmen, dass die Apostel Jesu seine Auferstehung zum Fundament ihres Glaubens und ihrer evangelistischen Botschaft gemacht haben. Sie haben nie gepredigt, dass Jesus GOTT gewesen ist, sondern dass GOTT diesen Jesus von den Toten auferweckt hat (Apg 2, 24, 32; 3, 15, 26; 4, 10; 5, 30; 10, 40). Und trotz der Aussage Jesu in Joh 10, 15-18, dass GOTT ihm die Macht gegeben hat, sein Leben zu lassen und es wieder zu nehmen, haben die ersten Christen niemals verkündet, dass Jesus sich in Wirklichkeit selbst von den Toten auferweckt hat. Die Auferweckung Jesu ist in der Tat von seinem GOTT und Vater abhängig gewesen, wobei diese Abhängigkeit weiter darauf hinweist, dass Jesus nicht GOTT gewesen sein kann. Manchmal haben seine Apostel auch erwähnt, dass sie Augenzeugen des auferstandenen Jesus gewesen sind (z. B. Luk 1, 2; Apg 1, 8; 2, 32; 3, 15; 10, 39-41; 1. Joh 1, 1-3).
Die späteren Kirchenväter haben diese Aussagen weitgehend umgedreht. Sie haben behauptet, dass die Inkarnation das Fundament des christlichen Glaubens ist, dass GOTT der Mensch Jesus geworden ist und dass Jesus deshalb GOTT war und ist. Damit haben sie die Auferstehung Jesu zu einem nebensächlichen Element ihrer Botschaft gemacht, Sie haben argumentiert, dass das Gottsein Jesu das Wichtigste für den christlichen Glauben ist und nicht seine Auferstehung, weil sie nur sein Gottsein bestätige.
Keiner der neutestamentlichen Schreiber hat jemals angedeutet, dass die Auferstehung Jesu, seine Himmelfahrt oder sein jetziger himmlischer Aufenthalt in irgendeiner Art Vergottung oder Gottwerdung resultiert hat oder die Wiedererlangung oder Reaktivierung der Gottheit oder von Teilen der Gottheit ist, wie es das spätere kirchliche Dogma deklariert hat, dass Jesus „wahrer Gott vom wahren Gott“ ist. Es gibt auch keinen biblischen Beweis, der nahelegen würde, dass der nachösterliche, himmlische Jesus irgendein anderer als der vorösterliche Jesus ist. Der vorösterliche Jesus ist nichts anderes und nicht mehr als ein Mensch gewesen und das gleiche trifft auch für den nachösterlichen, himmlischen Jesus zu. Der einzige Unterschied ist, dass der vorösterliche Jesus einen irdischen Leib hatte, der dem Tod unterworfen gewesen ist, während der nachösterliche Jesus einen Auferstehungsleib, einen geistlichen Leib, hat, der verherrlicht, unsterblich und ewig ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Auferweckung und Auferstehung Jesu auf seine Abhängigkeit von GOTT hinweist, was immer nur bestätigt, dass er nicht GOTT ist. Denn Jesus ist nicht Herr seiner Auferstehung von den Toten gewesen. Sie konnte nur geschehen, weil der eine und einzige allmächtige GOTT Seinen Willen mittels Seines heiligen Geistes durch Seinen gehorsamen Sohn ausgeführt hat.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
18. Bibelverse, die sagen, dass Jesus nicht GOTT ist.
(Jesus Is Not God Bible Verses)
Von Servetus the Evangelical
Fast alle Christen glauben, dass Jesus GOTT war und ist. Das haben die Amtskirchen schon immer so gelehrt. Christen sind der Meinung, dass dieser Glaube angeblich fest auf der Bibel gegründet ist. Es gibt jedoch keinen einzigen Vers in der Bibel, der unmissverständlich sagt: „Jesus ist GOTT“ oder etwas Ähnliches. Außerdem finden wir in keinem der neutestamentlichen Evangelien eine Aussage von Jesus, in der er sich als GOTT ausgewiesen hat. Tatsächlich gibt es viele Bibelverse, die darauf hinweisen, dass Jesus nicht GOTT sein kann, weil sie erklären, dass nur der Vater allein GOTT ist oder weil sie Jesus von GOTT unterscheiden. Drei unwiderlegbare Stellen im Neuen Testament bestätigen diese beiden Aussagen.
Da ist zuerst einmal eine Aussage Jesu, die uns nur im Johannesevangelium berichtet ist. Der Schauplatz ist das letzte Mahl, das Jesus mit seinen Jüngern einnimmt, kurz bevor er verhaftet und gekreuzigt wird. Im Beisein seiner Jüngern hat er gebetet und gesagt: „Vater, … das ist aber das ewige Leben, dass sie DICH, der DU allein wahrer GOTT bist, und den DU gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ (Joh 17, 3)
Jesus hat also gesagt, dass der Vater „der allein wahre GOTT“ ist und sich dann von diesem einen GOTT unterschieden. Diese beiden Aussagen weisen klar und eindeutig darauf hin, dass Jesus nicht auch noch GOTT sein kann.
Bei zwei anderen Begebenheiten hat der Jesus, von dem Johannes uns berichtet, den Vater als den einzigen GOTT identifiziert. Früher schon hatte er einmal seinen jüdischen Gegnern gesagt, dass der Vater „der alleinige GOTT“ ist (Joh 5, 44). Und das andere Mal, wo Jesus sich selbst von diesem einen und alleinigen GOTT unterscheidet, geschieht auch bei dem letzten Abendessen, wo Jesus seinen Jüngern befiehlt: „Glaubt an GOTT und glaubt an mich!“ (Joh 14, 1).
Zwei weitere neutestamentliche Stellen, die unwiderlegbar beweisen, dass nur der Vater GOTT ist und die Jesus von GOTT unterscheiden, finden wir in einem der Briefe von Paulus. Er schreibt an die Gemeinde in Korinth: „So wissen wir, dass kein Gott ist als nur EINER … so ist doch für uns ein GOTT, der Vater, von dem alle Dinge sind und wir auf IHN hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn“ (1. Kor 8, 4 u.6). Hier erklärt Paulus klar und deutlich, dass es für Christen nur einen GOTT gibt, den Vater, und dass es keinen anderen Gott gibt, woraus sich schlüssig ergibt, dass Jesus nicht GOTT ist.
Viele von der Tradition geprägte Theologen zitieren diesen Abschnitt, um damit zu untermauern, dass Jesus präexistiert hat und kommen dann zu dem Schluss, dass er GOTT war. Doch wenn sie das tun, dann ignorieren sie die zweifache Erklärung von Paulus, dass es nur einen GOTT gibt und das ist der Vater. Auch wenn Jesus präexistiert hätte, würde das nicht automatisch beweisen, dass er GOTT gewesen ist. Das Judentum aus der Zeit des zweiten Tempels hat einige gerechte Menschen als präexistent gesehen, wobei diese Juden aber nicht daraus geschlossen haben, dass eine solche Präexistenz darauf hinweist, dass diese Menschen eigentlich Götter gewesen sind.
Der dritte unwiderlegbare neutestamentliche Text, der bestätigt, dass es einen GOTT gibt, der der Vater ist und der Jesus von diesem einen GOTT unterscheidet, ist der Brief des Paulus an die Epheser. Er schreibt: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung! Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein GOTT und Vater aller, DER über allen und durch alle und in allen ist“ (Eph 4, 4-6). Paulus identifiziert hier Jesus unausgesprochen mit dem „einen Herrn“ und unterscheidet ihn von dem „einen GOTT“, den er unmissverständlich „den Vater“ nennt. Paulus ist ein einmaliger Autor neutestamentlicher Schriften, dahingehend, dass er ausschließlich und konsequent Jesus „Herr“ und den Vater „GOTT“ nennt. Deshalb nennt er Jesus niemals „GOTT“.
Diese drei neutestamentliche Stellen – Joh 17, 3; 1. Kor 8, 4 u.6 und Eph 4, 4-6 – beweisen also ohne jeden Zweifel, dass nur der Vater GOTT ist, weshalb Jesus nicht GOTT sein kann. Einer der vielen anderen neutestamentlichen Texte, die bestätigen, dass Jesus nicht GOTT ist, ist der Bericht von dem Gespräch mit dem reichen jungen Mann. Dieser Mann hat Jesus ganz ernst gefragt: „Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe?“ Worauf Jesus geantwortet hat: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, GOTT“ (Mark 10, 17-18; Luk 18, 18-19; vergl. Matth 19, 16-17).
Viele Christen sind durch diese Aussage etwas verwirrt worden, weil sie glauben, dass Jesus damit angedeutet hätte, dass er selbst nicht gut ist. Aber das Neue Testament stellt sehr oft heraus, dass Jesus ein gerechter Mensch gewesen ist, der nicht gesündigt hat (Apg 3, 14; 2. Kor 5, 21; Hebr 4, 15; 7, 26; 2. Petr 2, 22). Was soll es aber dann bedeuten, wenn Jesus gesagt hat: „Niemand ist gut als nur einer, GOTT“? Im alttestamentlichen Judentum und besonders auch im hellenistischen Theismus hat man nur den einen GOTT als „gut“ im absoluten Sinne angesehen. Das muss es gewesen sein, was Jesus in diesem Gespräch gemeint hat. Menschen hat man nur ein einem abgeleiteten Sinne „gut“ genannt, von GOTT her, den man als die Quelle des Guten erkannt hat.
Viele neutestamentliche Stellen zeigen, dass Jesus nicht GOTT gewesen ist. So erklärt das Neue Testament zum Beispiel sehr oft, dass GOTT Jesus gesandt hat, dass GOTT mit ihm in seinem Dienst gewesen ist und dass GOTT ihn aus den Toten auferweckt hat.
Petrus hat in seiner ersten Predigt Folgendes verkündigt: „Jesus von Nazareth, von GOTT unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn in eurer Mitte getan hat“ (Apg 2, 22). Später hat Petrus davon gesprochen, „wie GOTT Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan und alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren, denn GOTT war mit ihm“ (Apg 10, 38).
In den Grußformeln seiner zehn Briefe identifiziert Paulus GOTT als den Vater, immer unterscheidet er GOTT von Jesus Christus und niemals erwähnt er hier den heiligen Geist. Für ihn typisch, schreibt er: „Gnade euch und Friede von GOTT, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“. Diese Aussage bestätigt weiterhin, dass nur der Vater GOTT ist und dass Jesus nicht GOTT ist.
Zudem enthält die Bibel verschiedene Verse, die unmissverständlich bekunden, dass Jesus einen GOTT hat und die meisten davon sagen, dass ER der Vater ist. Als Jesus am Kreuz gehangen hat, hat er Psalm 22, 1 zitiert und zum Vater geschrien: „MEIN GOTT, MEIN GOTT, warum hast DU mich verlassen?“ (Matth 27, 46; Mark 15, 34). An dem Tag als Jesus auferweckt worden ist, hat er zu Maria Magdalena gesagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem GOTT und eurem GOTT!“ (Joh 20, 17). Dreimal hat der Apostel Paulus über „den GOTT und Vater unseres/des Herrn Jesus (Christus)“ geschrieben (Röm 15, 6; 2. Kor 1, 3; 11, 31; vergl. Eph 1, 17). Und nicht zuletzt wird der himmlische Jesus fünf Mal zitiert, wo er sagt: “Mein GOTT” (Off 3, 2; 3, 12; vergl. 1, 6).
Der Vers, der mich zum ersten Mal veranlasst hat, die Frage zu stellen, ob Jesus GOTT ist, ist seine Aussage in Rede auf dem Ölberg gewesen, in der es um die Zeit seiner Wiederkunft gegangen ist. Hier sagte Jesus: „Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein“ (Matth 24, 36; Mark 13, 32). Da Jesus nicht den Zeitpunkt seiner Wiederkunft gewusst hat, kann er nicht GOTT gewesen sein, denn er teilt seinen Jüngern mit, dass sein GOTT und Vater allein dieses weiß. Die orthodoxe christliche Theologie hat immer behauptet, dass GOTT allwissend ist, d.h. dass ER alles kennt, einschließlich aller Einzelheiten, die in der Zukunft liegen. Auch von daher kann Jesus nicht GOTT gewesen sein.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
19. Gibt es Bibelverse, die sagen, dass Jesus GOTT ist?
(Jesus Is God Bible Verses?)
von Servetus the Evangelical
Die meisten christlichen Bibelkundler behaupten, dass Jesus in der Bibel als "GOTT" identifiziert wird. Doch sie können nicht viele Stellen anführen, die das belegen. Im griechischen Neuen Testament ist das Wort, das mit "GOTT" übersetzt wird, theos; die Gelehrten nennen diese wenigen christologischen Stellen die "theos Texte".
Der gemäßigte trinitarische Theologe John Macquarrie gibt zu: "Es mag uns äußerst seltsam vorkommen, dass solch ein offensichtlich zentrales christliches Bekenntnis wie "Jesus Christus ist GOTT", so wenig in der Schrift nachgewiesen werden kann. Wir müssen angestrengt nach Beispielen suchen und wenn wir sie gefunden haben, dann müssen wir darüber diskutieren, was sie wirklich bedeuten." Der Trinitarier D.A. Fennema bemerkt: "Den meisten Stellen, die Jesus ‚GOTT‘ zu nennen scheinen, liegen unterschiedliche Textvarianten oder syntaktische Unklarheiten zugrunde, die beide ganz unterschiedliche Interpretationen dieser Stellen zulassen." William Barclay erklärt: "Wenn wir anfangen, die Beweise zu untersuchen, kann es passieren, dass wir in wirkliche Schwierigkeiten geraten. Die Beweise sind nicht umfassend. Aber wir werden feststellen, dass es in fast allen Stellen im Neuen Testament, in denen Jesus ‚GOTT‘ genannt zu werden scheint, entweder ein textkritisches oder ein übersetzungs-technisches Problem gibt. In fast allen Stellen müssen wir uns darüber beraten, welche der beiden Lesarten akzeptiert werden muss oder welche der beiden Übersetzungsvarianten anzuerkennen ist." Er fügt hinzu: "Eine der schwierigsten Fragen im christlichen Denken und seiner Sprache ist, ob wir Jesus so einfach und direkt ‚GOTT‘ nennen können oder nicht. Die Hauptursache für diese Schwierigkeiten liegt darin, dass das Griechisch im 1. Jahrhundert, in der Zeit, als die neutestamentlichen Schriften in der griechischen Sprache geschrieben worden sind, keine Interpunktion, keine Kleinbuchstaben (ausschließlich Unziale) und keinerlei Zwischenräume zwischen den Worten hatte. Deshalb ist es oftmals unklar, wie mit der Grammatik dieser kritischen Verse umzugehen ist. Der umstrittene Text kann nur ein kurzer Abschnitt oder nur ein einziges Wort sein. Die Frage kann auch sein, ob man ein Komma oder einen Punkt an eine bestimmte Stelle setzt oder wie ein unbestimmtes Hauptwort (ohne Artikel) zu behandeln ist. Diese grammatischen Fragestellungen sind für den Bibelleser, der kein koine ("Alltags-") Griechisch kennt, sehr komplex, wenn nicht sogar unverständlich. Diese grammatikalischen Unsicherheiten werden noch deutlicher, wenn man diese Verse in den besseren Kommentaren zu dem Neuen Testament genauer unter die Lupe nimmt.
Der Trinitarier Murray Harris erklärt: "Es ist seltsam, dass jeder dieser [diskutierten theos=GOTT] Texte … ein Interpretationsproblem der beschriebenen Art enthält; eigentlich enthalten die meisten zwei oder drei Probleme." Deshalb behauptet A.E. Harvey: "Die neutestamentlichen Schreiber … lassen keine Tendenz erkennen, dass sie Jesus Göttlichkeit zuschreiben; die wenigen scheinbaren Ausnahmen sind entweder grammatikalisch oder textlich unklar oder haben eine Erklärung, die sie … in Bezug auf den jüdischen Monotheismus in Verlegenheit bringt."
Es ist überraschend, wenn man entdeckt, dass, mit Ausnahme von vielleicht zwei dieser neutestamentlichen theos Texte, die zeitgenössischen trinitarischen Autoritäten, gleichmäßig verteilt, unterschiedlicher Meinung sind, wenn es um die bedeutenderen theos Stellen geht, die Jesus "GOTT" nennen. R.T. France führt zum Beispiel Folgendes an: "In vielen Fällen schmilzt die scheinbar direkte Zuschreibung der Gottheit auf Jesus aber im Lichte der Unsicherheit über den Text, die Zeichensetzung oder den Satzbau einfach weg und lässt uns mit keiner (oder fast keiner) eindeutig direkten Zuweisung der Gottheit auf Jesus außerhalb der Eingangs- und der Schlusserklärungen des Johannesevangeliums zurück (Joh 1,1; 1,18; 20,28)."
Trinitarier zitieren Joh 1,1c und 20,28 als die unwiderlegbaren Beweise, dass Jesus GOTT ist. Oscar Cullmann nennt sie "unbestreitbar"; Murray Harris sagt, dass sie "nicht zu leugnen" sind.
Die folgende Tabelle zeigt die neun bedeutendsten diskutierten christologischen Texte (in der Reihenfolge wie sie im NT vorkommen), die das Wort theos enthalten und weist auf die Art des Problems und das Genre hin. (Schwierigkeiten mit dem Satzbau werden hier als grammatisches Problem behandelt)
Bibelstelle/Text |
Problem |
Genre |
Übersetzung |
Joh. 1,1c | Punktation Grammatik |
Hymnus? | Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. |
Joh. 1,18 | Text Grammatik |
Hymnus? | Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht. |
Joh. 20,28 | Grammatik | Bekenntnis | Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! |
Röm 9,5 | Punktation | Lobpreis |
deren die Väter sind und aus denen dem Fleisch nach der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. |
2. Thess. 1,12 | Grammatik | Lehre |
Die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus wird euch dazu verhelfen! (GNB) |
Tit 2,13 | Grammatik | Prophetie |
Indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus erwarten. |
Hebr 1,8-9 | Text | AT Zitat |
von dem Sohn aber: "Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit …darum hat dich, Gott, dein Gott gesalbt." |
2. Petr 1,1 | Text | Gruß |
durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus |
1. Joh 5,20 | Grammatik | Kurzfassung |
wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. |
Die meisten Trinitarier behaupten, dass die folgenden bedeutenden neutestamentlichen Nicht-theos Texte Jesus unausgesprochen als GOTT identifizieren würden:
Joh 5,18 Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob3, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst Gott gleich machte.
Joh 8,24 Daher sagte ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.
Joh 8,28Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.
Joh 8,58Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.
Joh 10,33 Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.
Phil 2,5-11 der sog. Christushymnus (er hielt es nicht wie einen Raub fest, Gott gleich zu sein...)
Kol 1,19denn es gefiel der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen...
Kol 2,9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
1. Tim 2,5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus
1. Tim 3,16 Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Der offenbart worden ist im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.
Einige sagen, dass auch die folgenden nicht so bedeutenden Nicht-theos Texte dies tun würden:
Matth 1,23 "Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen", was übersetzt ist: Gott mit uns.
Matth 28,19 Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
Mark 2,5-12 Und als Jesus ihren Glauben sah, spricht er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind vergeben. Es saßen dort aber einige von den Schriftgelehrten und überlegten in ihren Herzen: Was redet dieser so? Er lästert. Wer kann Sünden vergeben außer einem, Gott? Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich überlegten, und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr dies in euren Herzen? Was ist leichter? Zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und nimm dein Bett auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - spricht er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus! Und er stand auf, nahm sogleich das Bett auf und ging vor allen hinaus, so dass alle außer sich gerieten und Gott verherrlichten und sagten: Niemals haben wir so etwas gesehen!
Mark 10,17-18 Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.
und ihre Parallelstellen
Joh 3,13 Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.
Apg 20,28Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen [Sohnes].
Gal 2,20und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Eph 5,5 Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger - er ist ein Götzendiener - ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes.
1. Joh 5,7Denn drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins (nachträgliche Einfügung, nur in wenigen ÜS vorhanden)
Off 1,8Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.
In meinem Buch "The Restitution of Jesus Christ" habe ich alle diese Texte ausführlich untersucht.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
20. Ist Jesus im Johannesevangelium GOTT?
(Is Jesus God in the Gospel of John?)
von Servetus the Evangelical
Fast alle Christen glauben, dass Jesus GOTT ist. Religionswissenschaftler nennen diese Christen „Traditionalisten“. Die meisten Theologen sagen, dass von allen neutestamentlichen Büchern das Johannesevangelium Jesus am deutlichsten als GOTT identifizieren würde. Es enthält die beiden beeindruckendsten neutestamentlichen Texte, die so interpretiert worden sind, als würden sie darlegen, dass Jesus GOTT ist. Es sind Joh 1, 1 und Joh 20, 28.
Selbst liberale und historisch-kritische Neutestamentler, wie die des Jesus Seminars (Teil des Westar-Instituts, Kalifornien), behaupten, dass Jesus im Johannesevangelium als GOTT präsentiert wird. Weil die synoptischen Evangelien dieses nicht tun, halten diese Theologen dieses Evangelium für eine fiktive Schöpfung der Kirche und daher historisch nicht korrekt. Ernst Käsemann hat in Bezug auf den Inhalt dieses Evangeliums von „naivem Doketismus“ gesprochen. Sarkastisch hat er gesagt: „Johannes hat aus dem galiläischen Lehrer den über die Erde schreitenden Gott werden lassen.“ Albert Schweitzer hat bestätigt, dass die ersten Theologen, die eine Unterschiedlichkeit zwischen dem synoptischen Jesus und dem johanneischen Jesus unterstellt haben, die Skeptiker David Friedrich Strauss und Ferdinand Christian Baur gewesen sind. Später ist Rudolf Bultmann Wilhelm Bousset gefolgt, als er von dem gnostischen Erlösermythos als der grundlegenden Basis der johanneischen Christologie gesprochen hat. Es geht dabei um ein himmlisches Wesen, das zur Erde geschickt wird, um Mensch zu werden und das die Menschheit durch Erleuchtung erlöst und dann in den Himmel zurückkehrt. Später hat man aber entdeckt, dass dieser Mythos seinen Ursprung im 2. Jahrhundert in Persien hatte.
Das Johannesevangelium ist also ziemlich missverstanden worden. Hauptsächlich deswegen, weil der Kirchenvater Clemens von Alexandria es zu Recht „das geistliche Evangelium“ genannt hat und die Theologen seit dieser Zeit dieser Beschreibung beigepflichtet haben. Das liegt daran, dass der johanneische Jesus sehr oft eine bildhafte Sprache verwendet hat (wie z. B. in Joh 10, 1-6; 16, 25-30). Allerdings haben die Theologen diese Tatsache oft nicht erkannt und versucht, verschiedene Worte Jesu wörtlich zu nehmen, auch wenn er sie in einem übertragenen Sinne gemeint hat. Es ist ein schlimmer Fehler, wenn das Johannesevangelium so interpretiert wird, als lehre es, dass Jesus GOTT ist.
Dieses Evangelium zeigt uns, mehr als die synoptischen Evangelien es tun, die Mitmenschlichkeit (das Menschsein) Jesu und seine Unterordnung unter den einen und einzigen höchsten GOTT. Und es enthält den wichtigsten Vers in der Bibel, der uns zeigt, dass Jesus nicht GOTT sein kann. Jesus hat zum Vater gebetet und gesagt: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie DICH, der DU allein wahrer GOTT bist, und den DU gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17, 3). Jesus hat hier also den Vater „allein wahrer GOTT“ genannt und sich selbst deutlich von IHM unterschieden. Schon früher hatte Jesus von dem Vater als „dem alleinigen GOTT“ gesprochen (Joh 5, 44). In beiden Fällen hat Jesus das jüdische Shema bestätigt, dass GOTT „einer“ ist (5. Mo 6, 4).
Der beliebte und häufig herangezogene Text in Joh 1, 18 scheint dem zu widersprechen. Dort heißt es: „Niemand hat GOTT je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ (Luther 1984) Unvoreingenommene Menschen werden denken, dass diese Lesart sagt, dass es zwei Götter gibt. In einigen griechischen Handschriften steht huios (Sohn), was mit „der eingeborene Sohn“ zu übersetzen ist, was auch mehr johanneisch wäre. Aber in den ältesten und daher besten Handschriften steht theos (Gott).
Bei weit über der Hälfte der neutestamentlichen Texte, die Traditionalisten (Trinitarier) als Beweise zitieren, dass Jesus GOTT ist, gibt es aber grammatische Probleme. Die bekannteste Stelle ist Joh 1, 1c, die gewöhnlich so übersetzt wird: „Und das Wort war Gott“ „GOTT“
(theos) steht hier aber ohne Artikel. Diese etwas ungewöhnliche grammatische Konstruktion ist problematisch. Das ist der Grund, weshalb die Zeugen Jehovas sie falsch mit „das Wort war ein Gott“ übersetzen; andere Übersetzer schreiben „göttlich“. William Barclay hat recht; in der New English Bible finden wir die perfekte Übersetzung: „Was GOTT war, das war das Wort.“ Damit wird gesagt, dass das Wort genau wie GOTT, aber nicht GOTT war. Das ist genau das, was der johanneische Jesus gemeint hat, als er später zu Thomas und Philippus gesagt hat: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). Viele Christen haben diesen Satz falsch verstanden, wenn sie glauben, dass Jesus sich hier als der Vater identifiziert hat. Ganz und gar nicht! Im nächsten Satz hat er erklärt, was er damit meint: „Der Vater ist in mir.“ (V. 10; s.a. V. 11).
Im Johannesevangelium scheinen Johannes der Täufer und Jesus zu sagen, dass Jesus präexistiert hat. Viele Traditionalisten (Trinitarier) bestehen darauf, dass dieses darauf hinweisen würde, dass er GOTT ist. Aber einige dieser Stellen kennzeichnen nur eine Rangstellung (Joh 1, 15; 1, 30; 8, 58). In der Rede, in der Jesus davon gesprochen hat, dass er das Brot des Lebens ist, das vom Himmel herabgekommen ist, hat er das geistlich und nicht wörtlich gemeint (Joh 6, 32-58, 63; vergl. Joh 8, 23). Auch mit der späteren Erwähnung seiner Herrlichkeit hat er wahrscheinlich die präexistierende Schechina und nicht sich selbst gemeint (Joh 17, 5).
Frage Traditionalisten (Trinitarier), die ihre Bibel kennen: „Wo sagt Jesus in der Bibel, dass er GOTT ist?“ und sie werden sehr wahrscheinlich antworten: „In Johannes 10, 30 hat er gesagt: ‚Ich und der Vater sind eins‘.“ Aber der vorangehende Kontext offenbart uns, dass Jesus nur gemeint hat, dass sie eins in ihrem Ziel und ihrer Absicht sind. Außerdem hat er das „eins“ erklärt, als er gesagt hat: „der Vater ist in mir und ich bin im Vater“ (V. 38).
Viele Theologen behaupten, dass das Bekenntnis des zweifelnden Thomas gegenüber dem auferstandenen Jesus „Mein Herr und mein GOTT“ (Joh 20, 28) der herausragendste biblische Text ist, der eindeutig darlegt, dass Jesus GOTT ist. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Thomas hat damit nur sagen wollen, was Jesus ihm und Philippus zehn Tage zuvor über das Sehen des Vaters in ihm erklärt hat (Joh 14, 9-11). Das heißt, dass Thomas jetzt verstanden hat, dass der Vater in Jesus wohnt, was aber nicht dasselbe ist, wie die Aussage, dass Jesus GOTT ist.
Johannes hat auch erst wenige Verse vorher berichtet, dass der auferstandene Jesus zu Maria Magdalena gesagt hat: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem GOTT und eurem GOTT!“ (V. 17). Sie hat das sogleich getan und den Jüngern verkündet: „Ich habe den Herrn gesehen.“ (V. 18). Dieser Textzusammenhang legt nahe, dass der Autor Thomas so verstanden hat, dass er sagen wollte, dass Jesus der „Herr“ und der Vater in ihm „GOTT“ ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Johannes Jesus einerseits den Vater als GOTT („Ich fahre auf zu meinen GOTT“) und Thomas andererseits Jesus als GOTT („mein GOTT“) identifizieren lässt.
Zwei Verse später beendet Johannes sein Evangelium mit der Aussage: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn GOTTES, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20, 30-31). Die Aussage, dass Jesus der Sohn GOTTES ist, spielt in einer ganz anderen Welt, wenn es gerade erst geheißen hat, dass er GOTT gewesen ist.
Zusammengefasst muss man sagen, dass das Johannesevangelium historisch sehr zuverlässig ist. Wenn man meint, es behaupte, Jesus sei GOTT, dann hat man es falsch interpretiert, weil man es nicht als ein geistlich zu verstehendes Evangelium erkannt hat. Es verkündet, genauso wie die synoptischen Evangelien auch, dass Jesus der Christus, der Sohn GOTTES ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
21. Ist Jesus nach Joh 1,1c GOTT?
(Is Jesus God in John1.1c?)
von Servetus the Evangelical
Im Verlaufe der Kirchengeschichte haben fast alle Bibelausleger behauptet, dass es zwei grundlegende Stellen im Neuen Testament gibt, die Jesus als GOTT identifizieren würden. Das sei zum einen Joh 1,1c („und das Wort war Gott“) und zweitens Joh 20, 28 („mein Herr und mein Gott“).
In diesem Artikel wollen wir uns mit Joh 1,1c befassen. Dieser kurze Satzteil hat mehr als jeder andere Text der Bibel viele Christen veranlasst zu glauben, dass Jesus GOTT ist. Das kommt aber daher, dass die meisten das biblische Griechisch nicht kennen und deshalb nichts von den grammatischen Problemen wissen, die es hier bei der Übersetzung gibt.
Das Johannesevangelium beginnt mit einem Prolog, der 18 Verse umfasst. Er ist quasi eine Kurzfassung dieses Evangeliums, wobei viele seiner Sätze mit Abschnitten im nachfolgenden Text verbunden sind. In den meisten modernen englischsprachigen Bibeln ist Joh 1, 1 so übersetzt wie in der King James Version (KJV). Dort heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Das erste Problem, das bei dieser Lesart zum Vorschein kommt, ist, dass das „Wort“, das bei GOTT ist, nicht zu dem „Wort“ zu passen scheint, das tatsächlich GOTT ist.
Traditionalisten (das sind Christen, die glauben, dass Jesus GOTT ist) behaupten, dass dieser Prolog Jesus „GOTT“ nennt, indem sie Joh 1,1c neben Vers 14 stellen. Dort heißt es, Bezug nehmend auf den Menschen Jesus Christus: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“. Traditionalisten schlussfolgern also, dass „das Wort“ GOTT gewesen ist und dass „das Wort“ Jesus Christus geworden ist und dass Jesus Christus somit also GOTT ist. Es gibt aber bei der Übersetzung von „und das Wort war Gott“ ein paar nicht ganz so einfache grammatische Fragen.
Erstens: Der griechische Text von Joh 1,1c lautet: „kai theos en ho logos“. In der wörtlichen Reihenfolge übersetzt, heißt es: „und Gott war das Wort“, weil theos (Gott) vor logos (Wort) steht. Wegen dieser Wortstellung haben einige Übersetzer, darunter Wycliffe, Coverdale, Bishop und Luther – schon vor der KJV von 1611 – Joh 1,1c so übersetzt: „und Gott war das Wort.“
Zweitens: Das größere grammatische Problem bei Joh 1,1c liegt aber darin, dass theos hier ohne Artikel (gr. ho = der) steht, während theos in der vorhergehenden Aussage in Joh 1, 1b einen Artikel hat (ton theon). Ein Substantiv mit einem Artikel macht in der Regel etwas eindeutig und bestimmt, - „der GOTT/Gott“, während ein Substantiv ohne Artikel etwas unbestimmt macht, - „ein Gott“. Deshalb bestehen die Zeugen Jehovas darauf, dass Joh 1,1c wie folgt übersetzt werden muss: „und das Wort war ein Gott.“
Wegen dieser grammatischen Schwierigkeiten in Joh 1,1c betrachten einige studierte Autoritäten das ohne Artikel stehende theos als eine qualitative Aussage und übersetzen diese Aussage adjektivisch, - „und das Wort war göttlich“ (ähnlich Zürcher, Gute Nachricht). Diese Übersetzung scheint aber nicht ganz berechtigt zu sein, denn wenn der Autor (Johannes) den logos so hat beschreiben wollen, dann hätte er sehr wahrscheinlich das griechische Wort für göttlich benutzt, was theios ist.
Im 20. Jahrhundert ist es unter den Neutestamentlern zu heftigen Diskussionen über die artikellosen Substantive im griechischen NT gekommen, speziell auch über Joh 1,1c. Diese Diskussion ist in zwei Artikeln aufgenommen worden, die in der gleichen renommierten theologischen Zeitschrift (Journal of Biblical Literature) veröffentlicht worden sind, allerdings in einem Abstand von einer Generation.
1933 hat E.C. Colwell versucht, eine griechische Grammatikregel zu etablieren. Er behauptete, dass „ein bestimmtes Prädikatsnomen einen Artikel hat, wenn es dem Verb folgt, aber keinen Artikel hat, wenn es dem Verb vorausgeht.“ Er hat damit versucht, die traditionelle Übersetzungsweise von Joh 1,1c zu unterstützen und Traditionalisten haben seitdem immer auf diese „Colwell Regel“ verwiesen. Allerdings hat Colwell eingestehen müssen, dass der Kontext Ausnahmen von seiner Regel verlangen kann.
1973 hat Philip Harner geschrieben: „Colwell war die meiste Zeit mit der Frage beschäftigt, ob artikellose Prädikatsnomen nun bestimmt oder unbestimmt sind, aber er hat sich nicht ausführlich genug mit dem Problem ihrer qualitativen Bedeutung befasst.“ Harner zeigt, dass ein artikelloses Prädikatsnomen, wenn es einem Verb vorausgeht, wie in Joh 1,1c, eine eindeutig qualitative Kraft hat, die bedeutender ist als seine Bestimmtheit oder Unbestimmtheit. Harner kommt zu dem Schluss: „Ich glaube, dass in Joh 1, 1 die qualitative Bedeutung des Prädikats so dominant ist, dass man das Nomen nicht als bestimmt ansehen kann.“ Damit übersetzt er theos in Joh 1,1c qualitativ. Nach Harners Beurteilung ist die traditionelle Übersetzung von Joh 1,1c („und das Wort war Gott“) also nicht richtig. Bis zum heutigen Tag sind Harners Feststellungen nicht in Frage gestellt worden. Im Gegenteil, eine ständig steigende Zahl von Theologen hat seine schlüssige Argumentation begrüßt und sich deshalb gegen die traditionelle Übersetzung von Joh 1,1c gewandt.
Herner beendet seinen Artikel, indem er der Übersetzung der New English Bible (NEB) beipflichtet, die Johannes 1,1c so übersetzt: „und was Gott war, das war das Wort“. Das bedeutet, dass das Wort, das später Jesus von Nazareth wurde, genauso wie GOTT war, ohne GOTT zu sein. Diese Übersetzungsweise betrachtet das artikellose theos adjektivisch, als qualitativ, ohne es mit „göttlich“ zu übersetzen. Diese Übersetzung passt sehr gut zu dem letzten Satzteil in Hebräer 1, 3. Dort heißt es: „Er [Jesus] ist der Abglanz seiner [GOTTES] Herrlichkeit und das Ebenbild seines [GOTTES] Wesens.“
Letztendlich passt die Übersetzung von Johannes 1,1c der NEB – „und was GOTT war, das war das Wort“ – sehr gut zu den folgenden Aussagen Jesu im Johannesevangelium:
- „der Vater ist in mir ist und ich in dem Vater!“ (Joh 10, 38)
- „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“ (Joh 12, 45)
- „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9)
- „dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist“ (Joh 14, 11, vergl. V. 20)
- „Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20, 28).
Die Worte Jesu, „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9), erklären Johannes 1,1c recht gut. Was sagen die Theologen dazu? Marinus de Jonge sagt: „Der Autor dieses Prologs will klar und deutlich „das Wort” und GOTT so eng wie möglich mit einander verbunden zeigen, ohne den Glauben an den Einen GOTT zu verletzen.“
William Barclay stellt fest: „Wenn Johannes sagt: ‚Das Wort war Gott‘, dann sagt er nicht, dass Jesus mit GOTT identisch gewesen ist; er sagt, dass Jesus in seinem Denken, in seinem Herzen, in seinem Sein so vollkommen der Gleiche wie GOTT gewesen ist, dass wir in ihm ganz genau sehen können, wie GOTT ist.“
In meinem Buch „The Restitution of Jesus Christ“ (2008) habe ich 12 Seiten einer eingehenden Untersuchung von Joh 1,1c gewidmet. Darin habe ich 26 anerkannte Theologen und ihre Arbeiten zitiert.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
22. Sagt Johannes 1,18, dass Jesus GOTT ist?
(Is Jesus God in John1.18?)
Von Servetus the Evangelical
Unsere Bibelübersetzungen basieren auf hebräischen oder griechischen Texten, die von Textkritikern aus alten erhalten gebliebenen Handschriften (MSS), die professionelle Schreiber seinerzeit per Hand abgeschrieben haben, zusammengestellt worden sind. Viele Bibelübersetzungen weisen gelegentlich in ihren Fußnoten auf alternative Lesarten hin. Daraus ist zu ersehen, dass ein Wort oder eine Formulierung im hebräischen oder griechischen Text auch anders übersetzt werden kann, als es die Übersetzer in ihrer Version getan haben. Manchmal betreffen diese alternativen Lesarten textliche Varianten, weil die MSS nicht übereinstimmen. Dies ist in Johannes 1,18 der Fall.
Das Johannesevangelium beginnt mit einem Prolog, der aus 18 Versen besteht. Der letzte dieser Verse, Joh 1,18, heißt in der New American Standard Bible (NASB): „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“ In der New Revised Standard Version (NRSV) ist der Vers ähnlich übersetzt; man findet hier aber eine Fußnote zum zweiten Teilsatz, in der es heißt: „In anderen alten Quellen heißt es: ‚er ist ein einziger Sohn, Gott‘ oder ‚er ist der einzige Sohn‘“. Die erste alternative Lesart in dieser Fußnote weist darauf hin, dass in einigen alten MSS (und vielleicht auch in einigen patristischen Schriften, die diesen Texte zitiert haben) in diesem Teilsatz sowohl huios (Sohn) als auch theos (Gott) steht. Die zweite alternative Lesart zeigt an, dass in einigen MSS nur huios steht. Diese zweite Alternative spiegelt sich in der King James Version (KJV) wider, wo es heißt: „Niemand hat GOTT je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoße des Vaters ist, der hat IHN kundgemacht.“ Aus diesem Grund nennen die NASB und die meisten modernen Übersetzungen Jesus in Joh 1,18 also „GOTT“, während die KJV dies nicht macht. [Deutsche Übersetzungen mit der „Gott-Variante“: Einheitsübersetzung, Luther 1984, Neue Genfer Übersetzung, Gute Nachricht Bibel, Neues Leben Bibel, Neue evangelistische Übersetzung, Zürcher Bibel; Die „Sohn-Variante“ finden wir in: Elberfelder Bibel, Schlachter, Luther 1912; Menge; d. Ü.]
Da diese textlichen Abweichungen zum Teil sehr komplex sind, besonders für diejenigen, die das neutestamentliche Griechisch nicht kennen, können wir hier nur die wichtigsten Punkte dieses Problems beleuchten. Die NRSV übersetzt in Joh 1,18 das monogenes des griechischen Textes mit „der einzige“, während die beiden anderen genannten Übersetzungen es mit „der eingeborene“ übersetzen, was die traditionelle Form ist, die auf den Kirchenvater Hieronymus zurückgeht, der sie in seiner lateinischen Vulgata so eingeführt hat (unigenitus). Viele Gelehrte werfen ihm zu Recht vor, dass er damit nicht objektiv gewesen ist und sie behaupten, dass er es getan hat, um die orthodoxe Lehre von der ewigen Zeugung zu stützen und so dem Arianismus zu widersprechen.
C.S. Lewis übernimmt diese traditionelle Übersetzung und damit die Vorstellung von der ewigen Zeugung in seinem bekannten Buch Christentum schlechthin. Wie die Kirchenväter argumentiert er metaphysisch, wenn er sagt: „Was Gott zeugt, ist Gott; wie Mensch ist, was der Mensch zeugt.“ Der Trugschluss bei dieser Begründung liegt darin, dass GOTT kein materielles Wesen ist.
Monogenes bedeutet nicht „einziggeboren“, sondern wörtlich „einzigartig“. Es hat ein griechisches Wort für „einziggeboren“ gegeben, das monogenetos lautet. Wenn monogenes im NT zusammen mit huios vorkommt, - z.B. in Joh 3,16, 18; 1. Joh 4, 9 -, dann bedeutet es „einzigartiger/ einmaliger Sohn“.
Folgende Gründe sprechen dafür, dass monogenes theos der authentische Text in Joh 1,18 ist:
1. Theos ist der überlegenere Beleg in den drei Zeugniskategorien: In den griechischen Handschriften, den patristischen Schriften und in den ältesten Bibelübersetzungen.
2. Theos ist die schwierigere Lesart. Ein Prinzip der Textkritik besagt, dass die schwierigere, komplexere oder schroffere Variante wahrscheinlich die ursprüngliche ist, weil die Kopisten
mit größerer Wahrscheinlichkeit theos durch huios ersetzt haben, um mehr Einfachheit und Geschmeidigkeit zu erreichen.
3. Theos passt besser zu dem Prolog, das dieses mit Joh 1, 1c korrespondiert: „Und das Wort war Gott“. Wobei die herkömmliche Übersetzung dieses Satzteils fragwürdig ist.
Folgende Gründe sprechen dagegen, dass monogenes theos der echte Text in Johannes 1,18 ist:
1. Das Handschriftenzeugnis für monogenes theos ist hauptsächlich nur in einer von den fünf Handschriftenfamilien zu finden – in der alexandrinischen – wohingegen ho monogenes huios in allen Handschriftenfamilien weit verbreitet ist.
2. In der Zeit vor Nicäa ist das ägyptische Alexandria das Zentrum der Glaubensauffassung im Römischen Reich gewesen, dass Jesus ganz Gott gewesen ist. Somit können unprofessionell arbeitende Kopisten, die in Alexandria gelebt haben, wegen ihrer Christologie absichtlich huios durch theos ersetzt haben.
3. Dass der sichtbare Jesus GOTT ist, passt nicht zu der biblischen Aussage, dass kein Mensch GOTT je gesehen hat.
4. Monogenes theos kommt sonst nirgendwo im NT vor.
5. Monogenes theos „im Schoße des Vaters“ ist seltsam und sonst nirgendwo im NT zu finden.
6. Monogenes theos ist als theologisches Konzept zu entwickelt, als dass es schon so früh [bei Johannes] auftauchen könnte.
7. Monogenes theos passt nicht zu der Absicht, mit der dieses Evangelium geschrieben worden ist (Joh 20, 31).
Die Gründe, dass ho monogenes huios die richtigen Worte in Johannes 1,18 sind, sind folgende:
1. Monogenes huios passt zu dem johanneischen Sprachgebrauch (Joh 3, 16+18; 1. Joh 4, 9).
2. Theos ist wahrscheinlich ein Schreibfehler wegen der Ähnlichkeiten der Kurzformen von diesem Wort und huios.
3. Ein Abschreiber hat wegen der unmittelbaren Nähe des vorausgegangenen theou fälschlicherweise theos an die Stelle von huios setzen können.
4. „Im Schoße des Vaters zu sein“ ist eine semitische Redewendung, die die Kind-Vater Beziehung reflektiert und das huios nahelegt. „Der Sohn in dem Vater“ knüpft an das wiederholt vorkommende Vater-Sohn Motiv und ihr beiderseitiges Innewohnen an (Joh 10, 38; 14, 10-11; 14, 20).
5. Ein weiteres Thema von Johannes ist, dass der Sohn den Vater verkündet, erklärt oder bekannt macht, indem er in Seinem Namen spricht und handelt (Joh 3, 11-13; 5, 19; 14, 9-11; 15, 15).
Die drei externen Zeugen und viele moderne Bibelwissenschaftler favorisieren eindeutig monogenes theos („[der] einzige Gott“) als den ursprünglichen Text in Joh 1,18, in dem Jesus „GOTT“ genannt wird. Auf der anderen Seite unterstützen moderne Bibelübersetzungen und der diesem Evangelium innewohnende Beweis die Worte ho monogenes huios (der einzigartige Sohn“), in denen Jesus nicht „GOTT“ genannt wird.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Argumente für jede dieser Varianten gleich verteilt sind. Aber der folgende Punkt ist maßgebend: Wenn Joh 1, 1c, 5, 18; 10, 30-38 und 20, 28 so zu interpretieren sind, dass Jesus hier nicht theos („GOTT“) genannt wird, dann kann Joh 1,18 mit keinem anderen entsprechenden Text in diesem Evangelium verbunden werden. Aber in dieser Verbindung liegt der Sinn des Prologs. Da ho monogenes huios eindeutig mit Joh 3, 16+18 verbunden ist, ist der ursprüngliche Text von Johannes 1,18 sehr wahrscheinlich nicht monogenes theos sondern monogenes huios, so dass dieser Vers Jesus also nicht „GOTT“ nennt.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
23. Ist Jesus GOTT, weil er der Sohn GOTTES ist?
(Is Jesus God Because He is the Son of God?)
Von Servetus the Evangelical
Das Neue Testament identifiziert Jesus wiederholt als den Sohn GOTTES. Markus schreibt: „Anfang des Evangeliums Jesu Christi, des Sohnes GOTTES“ (Mark 1, 1). Bei der Taufe und bei der Verklärung Jesu verkündet die Stimme aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn“ (Matth 3, 17; 17, 5). Der Teufel hat bei zwei seiner drei Versuchungen Jesu in der Wüste mit den Worten begonnen: „Wenn du GOTTES Sohn bist“ (Matth 4, 3 u. 6). Als Jesus später seine Jünger gefragt hat: „Was sagt ihr, wer ich bin?“ hat Simon Petrus geantwortet: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen GOTTES“ (Matth 15, 15-16). Der Verfasser des Johannesevangeliums schließt mit den Worten: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn GOTTES, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20, 31). Das zentrale Thema aller vier Evangelien lautet: Jesus ist der Christus und der Sohn GOTTES!
Aber was bedeutet es, dass Jesus der Sohn GOTTES ist? Die meisten Christen haben geglaubt und glauben auch heute noch, dass dies bedeuten würde, dass er GOTT ist. In der Tat ist das die Lehre, die die institutionellen Kirchen immer schon gelehrt haben. Die nachapostolischen Kirchenväter sind bei der Formulierung ihrer Theologie sehr stark von der griechischen Religionsphilosophie beeinflusst gewesen. Die polytheistischen Griechen und Römer glaubten an die vielen Götter, die sie aus ihren Mythologien kannten. Sie schlussfolgerten, dass diese Götter auf übernatürliche Weise Götter gezeugt haben, ähnlich wie die Menschen physikalisch ihre Nachkommen zeugen.
Genauso haben die Kirchenväter geglaubt, dass der GOTT der Bibel einen Sohn gezeugt hat und dass dieser später der Mensch Jesus geworden ist. Sie argumentierten, dass genauso, wie ein Mensch, der einen Sohn gezeugt hat, der Mensch ist wie sein Vater, auch GOTT einen Sohn gezeugt hat, der so ist wie ER selbst; dass dieser Sohn also auch GOTT ist. Aus diesem Grund haben sie Jesus auch „Gott, der Sohn“ genannt.
Irenäus, ein Kirchenvater aus dem 2. Jahrhundert erklärte: „Der Vater ist GOTT und der Sohn ist GOTT; denn was von GOTT gezeugt ist, das ist GOTT.“ Auf diese Weise haben die Kirchenväter die jüdische Unterscheidung zwischen „GOTT“ und dem „Sohn GOTTES“ ausgelöscht, indem sie sie bedeutungsgleich verwendet haben. Diese Praxis wird auch heute noch von den Christen und ihren Lehrern fortgeführt. Für die Bibel ist der „Sohn GOTTES“ jedoch niemals austauschbar mit „GOTT“.
Wenn das Neue Testament Jesus als „den Sohn (GOTTES)“ beschreibt, dann muss das metaphorisch und nicht metaphysisch verstanden werden; es weist ausschließlich auf eine Beziehung hin. Es hat keine Bedeutung, wenn man (im Englischen) „Son“ mit Großbuchstaben schreibt, weil die frühen griechischen Handschriften des Neuen Testaments ausschließlich mit Großbuchstaben geschrieben sind, die man „Unziale“ nennt. Nells Ferre behauptet sehr richtig: „Jesus ist nicht GOTT, sondern der Sohn GOTTES.“
Christen sollten die Stellung Jesu als Sohn GOTTES nicht gemäß der Denkweise der griechischen Metaphysik verstehen, sondern so, wie sie in seiner religiösen Kultur und im Alten Testament verstanden worden ist. Das Alte Testament verwendet die Bezeichnung „Sohn (Söhne) GOTTES“ für gottesfürchtige Menschen, für das Volk Israel und für seine Könige. An manchen Stellen wird der verheißene Messias-König so genannt (2. Sam 7, 14; Psalm 2, 7 u. 12; vergl. mit Apg 13, 33). Die Gemeinschaft in Qumran, die die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst hat, hat die Titel Messias und Sohn GOTTES in der Tat untereinander austauschbar verwenden können.
Die Juden haben geglaubt, - wie sie es auch von anderen Königen Israels geglaubt haben, - dass der Messias GOTTES „Sohn“ und Sein Vizeregent auf der Erde sein würde. Sie haben damit gerechnet, dass er ein außergewöhnlicher Sohn GOTTES sein würde. Sie haben nicht geglaubt, dass diese einzigartige Sohnschaft auf irgendeine metaphysische ewige Zeugung zurückzuführen ist, wozu die sie umgebenden polytheistischen Nationen geneigt haben, um ihre Götter und menschlichen Könige zu beschreiben. Vielmehr haben die Juden geglaubt, dass ihr Messias der Sohn GOTTES in dem Sinne sein würde, dass GOTT ihn als Seinen Vertreter besonders begünstigen würde.
Folgerichtig warnt der Trinitarier N.T. Wright die Christen davor, diesen alttestamentlichen messianischen Titel „Sohn (GOTTES)“ falsch zu verstehen. Er erklärt, dass „diese reguläre jüdische Bedeutung dieses Titels im ersten Jahrhundert nichts mit einem aufkommenden Trinitarismus zu tun hatte; er hat sich auf den König als den Vertreter Israels bezogen. Israel war der Sohn Jahwes; der [Messias] König, der kommen würde, um ihr Schicksal auf sich zu nehmen, würde diesen Titel benutzen.“ G.W.H. Lampe geht noch weiter, wenn er behauptet: „‘Sohn‘ jedoch weist auf ein Wesen hin, das nicht GOTT selbst ist, sondern neben GOTT existiert und als ein von GOTT Beauftragter handelt.“
Das Neue Testament sagt, dass Jesus „der Sohn GOTTES“ ist, was die Übersetzung des griechischen „tou hiuou tou theou“ ist. Der Einschluss des Artikels weist darauf hin, dass Jesus ein besonderer Sohn GOTTES ist, der sogar höher als die Engel GOTTES und die anderen Menschen ist, die auch als „Söhne GOTTES“ bezeichnet worden sind (1. Mo 6, 2; Hiob 1, 6; 2, 1; 38, 7; Matth 5, 9; Luk 6, 35; 20, 36; Röm 8, 4 u. 19; Gal 3, 26).
Bei Johannes 1, 18 unterscheiden sich die griechischen Handschriften. In der New American Standard Bible (NASB) heißt es: „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Gott, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.“ Andere Übersetzungen haben „der eingeborene Sohn“ oder „der Eingeborene“. Die Lesart der NASB [in Deutsch z.B. Luther 1984] identifiziert Jesus als GOTT, während andere Übersetzungen das nicht tun. Obwohl das Zeugnis der Handschriften die Lesart der NASB favorisiert, ist Jesus als „eingeborener Gott“ unsinnig und widerspricht der Aussage, dass kein Mensch GOTT je gesehen hat, während Jesus jedoch von Tausenden gesehen worden ist.
Die Kirchenväter haben falsch gelegen, als sie in dem griechischen Neuen Testament das tou monogenous huiou tou theou so übersetzt haben, als bedeute es „der einzige [von Ewigkeit an] gezeugte Sohn GOTTES“ (Joh 3, 18; vergl. m. V. 16; 1, 14 u. 18; 1. Joh 4, 9). Sie haben es getan, um sich den Arianern zu widersetzen und ihre Lehre von der ewigen Zeugung zu untermauern, was ein Widerspruch in sich ist. Monogenes bedeutet wörtlich vielmehr „einzigartig“ und wird gewöhnlich mit „einzig“ übersetzt.
Die nachapostolischen Kirchenväter haben gelehrt, dass Jesus von Ewigkeit an als der Logos-Sohn GOTTES präexistiert hat und vom Himmel herabgekommen ist, um der Mensch Jesus zu werden. Der Engel Gabriel hat der Jungfrau Maria jedoch angekündigt, dass „das Heilige, das geboren werden wird, Sohn GOTTES genannt werden wird“ (Luk 1, 35), und das klingt so, als ob dieser Titel sich allein auf Jesus als ein menschliches Wesen beziehen würde.
Vielleicht ist die beste Erklärung der Sohnschaft Jesu das, was „die Stimme von oben“ bei der Taufe und bei der Verklärung gesagt hat. Das Folgende ist eine Zusammenstellung der Zitate aus den drei synoptischen Evangelien, in denen es heißt: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ICH Wohlgefallen habe.“ Bei der Verklärung lässt Lukas das „geliebter“ weg und fügt „mein Auserwählter“ hinzu.
Kurz gesagt: Im Neuen Testament weist die Bezeichnung Jesu als „Sohn (GOTTES)“ auf Folgendes hin: 1. Auf seine außergewöhnliche Beziehung zu GOTT. 2. Auf GOTTES Erwählung und Sendung von Jesus als Seinem Beauftragten par excellence und 3. Auf die künftige Rolle Jesu als der Messias-König Israels.
Schlussendlich weist das Neue Testament auf der Grundlage, dass Jesus der Sohn GOTTES ist, niemals darauf hin, dass er GOTT ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
24. Hat Jesus sich „GOTT gleich“ gemacht?
(Was Jesus „Making Himself Equal with God“?
Von Servetus the Evangelical
Als Jesus wieder einmal zu einem der Feste nach Jerusalem hinaufgegangen ist, hat er einen Mann an einem Teich sitzen sehen, der offensichtlich von der Hüfte an abwärts gelähmt gewesen ist und das schon seit achtunddreißig Jahren. Jesus hat zu ihm gesagt: „Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher!“ (Joh 5, 8). Der Mann hat das gemacht, aber weil es Sabbat gewesen ist, hat man ihm vorgeworfen, den Sabbat gebrochen zu haben.
Der Sabbat ist im jüdischen Kalender der siebte Tag der Woche. Er sollte „heilig“ sein und sich durch die Anbetung GOTTES von den anderen sechs Tagen unterscheiden. Eines der Zehn Gebote verbietet am Sabbat die körperliche Arbeit (2. Mo 20, 8-11). Die Strafe für das Nichthalten des Sabbats ist sehr hart gewesen. Die Thora ist das Gesetz GOTTES und sie stellt sehr eindeutig fest: „Jeder, der am Tag des Sabbats eine Arbeit verrichtet, muss getötet werden.“ (2. Mo 31, 15; s.a. V. 14).
Aber was ist unter Arbeit zu verstehen? Hierzu gibt es keine einfachen Antworten. E.P. Sanders erklärt: „Das geschriebene Gesetz ist sehr unvollkommen; in der Theorie deckt es das ganze Leben ab, aber oft mangelt es ihm in den Details. Konsequenterweise musste es erweitert und für alle möglichen Fälle anwendbar gemacht werden.“
Genau dieser Umstand ist die Ursache gewesen, weshalb die Juden die Thora später interpretiert und in 613 Gesetzen zusammengefasst haben. 39 Gesetze befassen sich mit dem Sabbatbrechen; in ihnen wird u. a. festgelegt, welche Aktivitäten als „Arbeit“ zu verstehen sind. Der vorchristliche Judaismus hat darüber diskutiert, was „Arbeit“ und „Last“ ausmacht. Philon hat behauptet, dass GOTT sein schöpferisches Handeln niemals aufgegeben hat, auch am Sabbat nicht. Die Rabbis sind sich einig gewesen, dass GOTT seine Arbeit als Offenbarer und Richter an jedem Tag ausführt. Viele Rabbis haben behauptet, dass ER seine Schöpfung auch am Sabbat unterstützt, zum Beispiel durch Heilung. Das Judentum hat deshalb den Ärzten erlaubt, am Sabbat zu arbeiten, wenn eine Krankheit oder Verletzung lebensbedrohlich gewesen ist.
Hin und wieder hat Jesus religiösen Irrtum aufgedeckt, entweder in der Lehre der Juden oder in ihrer praktischen Umsetzung. Dabei hat er manchmal darauf hingewiesen, dass einige der 613 jüdischen Gesetze die Thora nicht korrekt wiedergeben; eigentlich hat man mit ihnen die Thora falsch interpretiert.
Eines dieser 39 jüdischen Sabbatgesetze hat das Tragen von Gegenständen am Sabbat verboten. Was herumgetragen worden ist, hat man als „Last“ angesehen, so dass diese Aktivität als „Arbeit“ gegolten hat. Deshalb haben „die Juden“ dem Mann, den Jesus geheilt hat, gesagt, dass es ihm nicht erlaubt ist, sein Bett zu tragen, weil es eine „Last“ gewesen ist (Joh 5, 10). Der Mann hat ihnen darauf geantwortet, dass Jesus ihn aufgefordert hat, dieses zu tun (V. 15).
Deshalb können wir lesen: „Und darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: ‚Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.‘ Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob, sondern auch GOTT seinen eigenen Vater nannte und sich so selbst GOTT gleich machte.“ (Joh 5, 16-18).
Viele Christen haben diesen letzten Satz falsch verstanden; oft haben sie gemeint, dass er nicht nur das Urteil „der Juden“ wiedergibt, sondern dass er auch die Einschätzung des Verfassers Johannes ist und sie haben geglaubt, dass diese Aussage richtig ist. Aber eine genauere Analyse zeigt, dass Johannes nur die Meinung der Juden wiedergibt, die nicht seine eigene ist.
Jesus hat oft die Thora bestätigt und deshalb den Sabbattag auch heiliggehalten. Er hat jedoch gegen zwei der 39 jüdischen Gesetze verstoßen, die das Sabbathalten geregelt haben. Diese beiden Gesetze besagten, dass es nicht gestattet ist, am Sabbat jemanden zu heilen und eine
Last zu tragen. Aber die Gebote des Menschen sind nicht notwendigerweise auch die Gebote GOTTES und weniger noch sind die Interpretationen des Menschen immer korrekt.
Nach dem Bericht der Bibel hat Jesus an mindestens vier verschiedenen Sabbaten Menschen geheilt. Jedes Mal haben ihn die religiösen Führer angeklagt, den Sabbat gebrochen zu haben. Manchmal ist er seinen Anklägern entgegengetreten, indem er sie gefragt hat, ob sie ihr Vieh oder ihren Sohn nicht auch sofort retten würden, wenn es oder er an einem Sabbat in einen Brunnen gefallen ist. Jesus hat dann auch noch erklärt, dass Menschen noch wertvoller als die Tiere sind. Damit hat Jesus von sich gewiesen, dass er den Sabbat gebrochen hat, weil GOTT das Heilen und die Errettung von Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen an diesem heiligen Tag nicht verurteilt. Deshalb hat auch Johannes nicht seine eigene Meinung zum Ausdruck gebracht, dass Jesus sich „GOTT gleich gemacht“ habe; das ist die Meinung der Juden gewesen. Er schreibt, dass sie versucht haben, Jesus zu töten, weil sie ihm unterstellten, dass er den Sabbat gebrochen und sich GOTT gleich gemacht hat, als er GOTT seinen Vater genannt und seine eigenen Werke mit GOTTES Werken in Verbindung gebracht hat. Aber Jesus hatte seine Jünger immer gelehrt, GOTT „Vater“ zu nennen und keiner der Christen hat jemals geglaubt, dass sie sich auch GOTT gleich gemacht haben, wenn sie IHN so nannten. Und außerdem haben Christen immer schon geglaubt, dass GOTT viele Seiner Werke durch treue, gehorsame Menschen tut.
Viele Bibelleser begreifen leider nicht, dass die Antwort Jesu, die uns in Joh 5, 19-47 berichtet ist, die klare Verneinung ist, dass er Gleichheit mit GOTT beansprucht hat. Johannes schreibt: „Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen“ (V. 19). Das heißt, dass Jesus eine Widerlegung vorgebracht hat. Johannes berichtet, was Jesus zu diesem Vorwurf gesagt hat. Er hat den Juden erklärt:„Der Sohn kann nichts von sich selbst tun“ und „Ich kann nichts von mir selbst tun“ (Verse 19 u. 30). Mit diesen Worten gesteht Jesus sein eigenes Unvermögen ein und weist auf seine völlige Abhängigkeit von seinem GOTT und Vater hin. Er sagt, dass der Vater ihm die Kraft gegeben hat, Wunder zu tun (V. 36) und die Befugnis, Tote aufzuerwecken (V. 21), ewiges Leben zu geben (V. 26) und zu richten und Gericht zu halten (V. 22, 27, 30). Somit offenbart Jesus, dass er alle diese Dinge nicht aus seinem eigenen Vermögen heraus tun kann, sondern dass er die Fähigkeit dazu vom Vater erhalten hat, womit er zeigt, dass er selbst nicht GOTT ist.
Außerdem hat Jesus in diesem Kapitel den Vater den „alleinigen GOTT“ genannt (Joh 5, 44). Und später hat er zu dem Vater gebetet und IHN „allein wahrer GOTT“ genannt (Joh 17, 3). Beide Male hat er damit das Shema bestätigt, das kurze Glaubensbekenntnis der Juden. Dieses heißt: „Höre, Israel: Der HERR [Jahwe] ist unser GOTT, der HERR allein!“ (5. Mo 6, 4). Die Juden haben diese Worte immer so verstanden, dass damit gemeint ist, dass GOTT zahlenmäßig einer ist, was ihre Schriften oft bestätigen.
Kurz gesagt: Jesus offenbart auch nach dem Bericht des Johannes seine völlige Abhängigkeit von seinem GOTT und Vater und seine Unterordnung unter IHN. Das ist der klare Beweis, dass er sich nicht GOTT gleich gemacht hat. Diese Klarstellung scheint seine Gegner zufriedengestellt zu haben, denn auch beim Verhör Jesu durch den Hohen Rat ist kein Zeuge aufgetreten, der vorgetragen hat, dass Jesus behauptet hatte, GOTT zu sein oder GOTT gleich zu sein.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
25. Ist Jesus Jahwe?
(Is Jesus Yahweh?)
Von Servetus the Evangelical
Die meisten Christen glauben, dass Jesus GOTT war und ist. Eine Art biblischen Beweises, den einige von ihnen zur Unterstützung ihrer Meinung anführen, ist die angebliche Identifikation von Jesus als Jahwe, was der Name GOTTES ist. Einige der für sie wichtigsten Zitate stehen im Johannesevangelium. Das Johannesevangelium ist insofern einzigartig, als dass in ihm verschiedene Aussagen Jesu wiedergegeben sind, in denen er gesagt hat: „Ich bin (es).“ Oft hat er noch ein Prädikat dazu geliefert, manchmal aber auch nicht, was dann einige Unklarheiten hinterlassen hat.
Einmal hat Jesus gesagt: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8, 12). Seine Gegner haben dem widersprochen, worauf er ihnen geantwortet hat: „Wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich (es) bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“ Sie haben ihn dann gefragt: „Wer bist du?“ Und Jesus hat zu ihnen gesagt: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede.“ (Joh 8, 24-25). Er hat damit gesagt, dass er der Sohn des Menschen ist (Joh 3, 13-14). (In manchen englisch-sprachigen Übersetzungen heißt es: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich Er bin, ...“ wobei das „Er“ im griechischen Text aber nicht vorhanden ist).
Einige Traditionalisten (das sind die Menschen, die glauben, dass Jesus GOTT war und ist) behaupten, dass Jesus mit den „Ich bin“-Aussagen ohne Prädikat, speziell mit denen in Johannes 8, wegen der wunderbaren, im Alten Testament berichteten, Ereignisse im Zusammenhang mit dem brennenden Dornbusch, indirekt den Anspruch erhoben hätte, Jahwe zu sein. Der Engel des HERRN [Jahwes Engel] ist Mose in einem brennenden Dornbusch erschienen, der jedoch nicht verbrannt ist, und hat zu Mose im Namen Jahwes gesprochen. GOTT hat durch den Engel zu Mose gesagt, dass ER ihn gebrauchen will, um die Israeliten aus der Gefangenschaft Ägyptens zu befreien und sie ins verheißene Land zu führen (2. Mo 3, 1-10). Mose hat gefragt, was er den Israeliten antworten soll, wenn sie fragen würden: „Was ist Sein Name?“ GOTT hat ihm folgende Antwort gegeben: „ICH BIN, DER ICH BIN.“ Dann hat ER ergänzt: „So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der ‚ICH BIN‘ hat mich zu euch gesandt“ (V. 14). Dieses „ICH BIN“ ist die Übersetzung des hebräischen Wortes „ehyeh“, was „Der aus sich selbst Existierende“ bedeutet.
Der Jesus, den uns Johannes in seinem Evangelium vorgestellt hat, hat sich niemals unausgesprochen als der „ICH BIN“, der aus sich selbst Existierende, identifiziert, weil er genau das Gegenteil über sich gesagt hat (Joh 5, 19 u. 30). Er hat auf seine Unvollkommenheit hingewiesen, wenn er in Joh 8, 28 spricht: „Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.“ Jesus hat also offen bekannt, dass er in allem – in seinen Worten und Werken - von seinem Vater abhängig ist. Und er hat klargestellt, was er mit den Worten „Ich bin (es)“ gemeint hat: „Ich bin der Sohn des Menschen“.
Viele von der Tradition geprägte Theologen haben diese von ihnen von 2. Mose 3 her interpretierten „Ich bin“-Aussagen Jesu in Johannes 8 auch mit den vier „ICH bin“-Aussagen Jahwes in Jesaja 41, 4; 43, 10 u. 13; 48, 12 vertauscht. Hier hat Jahwe erklärt, dass ER der alleinige GOTT ist, wenn ER sagt: „ICH bin (es)“. Die drei „Ich bin“-Aussagen Jesu ohne Prädikat in Joh 8, 24, 28 u. 58 als den unausgesprochenen Anspruch, Jahwe zu sein, zu interpretieren, ist höchst willkürlich. Andere trinitarisch eingestellte Theologen haben diese Interpretation abgelehnt. So zum Beispiel Johannes Calvin, der in Bezug auf Vers 24 gesagt hat: „Einige der alten Autoren haben aus diesem Abschnitt die Gottheit Christi abgeleitet; das ist aber ein Fehler.“ Nebenbei bemerkt, - wenn die Gegner Jesu gedacht hätten, dass er sich damit als Jahwe bekanntmachen will, dann hätten sie das als Gotteslästerung angesehen und sich gleich nach den Steinen gebückt, um ihn zu steinigen.
Das Schlimmste an diesen 2.Mo 3, 14/Jesaja-Interpretationen der „Ich bin“-Aussagen Jesu in Johannes 8 ist, dass durch sie Jesus so darstellt wird, als hätte er zu den Menschen gesagt,
dass alle, die nicht glauben, dass er Jahwe ist, in ihren Sünden sterben müssen und nicht gerettet werden können.
Einige der anderen „Ich bin“-Aussagen Jesu zeigen, dass er sich eindeutig nicht als Jahwe bekanntgemacht hat und sie legen daher nahe, dass er das auch in Johannes 8 nicht gemacht hat. So berichtet Markus zum Beispiel, dass Jesus gesagt hat: „Viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ‚Ich bin's!‘ Und sie werden viele verführen“ (Mark 13, 6). Während es im Markus- und Lukasevangelium heißt: „Ich bin es“ [ego eimi; d. Ü.], schreibt Matthäus: „Ich bin der Christus“ (Matth 24, 5). Man muss daraus schließen, dass auch diese „Ich bin“–Aussagen ohne Prädikat nicht bedeuten, dass Jesus Jahwe gewesen ist. Rudolf Bultmann sagt über die „Ich bin“–Aussagen Jesu in Joh 8, 24 u. 28: „Alles das, was er ist, lässt sich also durch den geheimnisvollen Titel ‚Menschensohn‘ bezeichnen.“
Einige Traditionalisten behaupten, dass die gelegentliche Praxis des Apostels Paulus, alttestamentliche Abschnitte über Jahwe auf Jesus zu beziehen, darauf hinweisen würde, dass er geglaubt habe, dass Jesus Jahwe ist. Die bekanntesten Beispiele sind die Zitate aus Joel 3, 5 und Jesaja 45, 23b, die Paulus in Röm 10, 13 bzw. in Röm 14, 11 und Phil 2, 10-11 (vergl. m. Psalm 145, 21) angeführt hat. In Röm 10, 13 zitiert Paulus den Propheten Joel: „Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet werden“ (Joel 3, 5). „HERR“ steht für „JAHWE“ und Paulus scheint dies auf Jesus zu beziehen. Wenn er das tut, meint er damit aber nicht, dass Jesus Jahwe ist, sondern dass das Anrufen Jesu dasselbe ist, wie das Anrufen Jahwes, der der GOTT und Vater Jesu ist, einfach weil der Zugang zum Vater durch Jesus, Seinen Mittelsmann, ermöglicht worden ist. Und wenn Paulus zweimal Jesaja 45, 23b auf Jesus bezieht, dann ist das „Knie vor ihm beugen und seinen Namen bekennen“, eine Anbetung, die an Jesus und den Vater gerichtet ist. Denn Jesus hatte gelehrt, dass jeder, der den Sohn aufnimmt, ehrt, sieht und ihm glaubt, dasselbe auch dem Vater gegenüber tut (Matth 10, 40; Joh 5, 23; 12, 44-45; 13, 20). Paulus zitiert Jahwe in Jes 40, 13, wenn er schreibt: „Denn ‚WER HAT DEN SINN DES HERRN ERKANNT; DASS ER IHN UNTERWEISEN KÖNNTE?‘ Wir aber haben Christi Sinn“ (1. Kor 2, 16; vergl. m. Röm 11, 34). Paulus meint damit nur, dass der auferstandene Christus und Jahwe gleich denken.
Einige von der Tradition geprägte Christen glauben auch, dass wegen der Übersetzungspraxis der Septuaginta, dem griechischen Alten Testament aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., in der man Jahwe mit kurios (Herr) übersetzt hat, die Titulierung „Herr“ im Neuen Testament eine indirekte Identifikation Jesu als Jahwe ist. Die Art und Weise, wie Menschen die Bibel übersetzen, beweist jedoch rein garnichts. Nebenbei bemerkt, hat man Ausgangs des 20. Jahrhunderts entdeckt, dass jüdische Handschriften der Septuaginta das Wort JHWH beibehalten haben, ohne es zu übersetzen, während die Handschriften, die das Wort mit kurios übersetzt haben, von christlichen Schreibern angefertigt worden sind.
Andere Traditionalisten zitieren auch noch einige andere alttestamentliche Stellen, die von Jahwe sprechen, die im Neuen Testament auf Jesus bezogen werden. Zum Beispiel sagt Jahwe zu den Juden: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12, 10) 1, was in Joh 19, 37 (vergl. m. Off 1, 7) auf Jesus bezogen wird. Aber solche Texte weisen nur darauf hin, dass Jesus der Mittelsmann Jahwes ist.
Kurz gesagt, - Jesus hat sich nicht als Jahwe identifiziert; auch kein anderer in der Bibel hat das getan.
1) Anmerkung der Elberfelder Bibel: „Eine Reihe von hebr. Handschr. ändert in: und sie werden auf ihn blicken. - Dem Hebräer erschien es unmöglich, dass Jahwe durchbohrt werden könnte.“
Diese Übersetzungsvariante ist z.B. in Luther 1984 und Einh.Ü zu finden.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
26. Hat Jesus in Johannes 10,30 behauptet, GOTT zu sein?
(Did Jesus Claim to Be God in John 10.30?)
Von Servetus the Evangelical
Frage verschiedene Christen, die die Bibel kennen, wo in der Bibel steht, dass Jesus behauptet hat, GOTT zu sein, dann werden sie antworten: „In Joh 10, 30 hat er gesagt: ‚Ich und der Vater sind eins.‘“ Das heißt aber noch lange nicht, dass Jesus gesagt hat: „Ich bin GOTT!“ oder so etwas Ähnliches. Es macht es einem schon etwas betroffen, wenn diese Stelle der beste Beweis sein soll, die Christen für ihren Glauben anführen können, dass Jesus behauptet haben soll, GOTT zu sein. Wenn das alles ist, dann hat er vielleicht niemals eine derartige Behaup tung gemacht.
Das ist für Christen eine äußerst wichtige Frage. Die meisten von ihnen behaupten, dass man glauben muss, dass Jesus GOTT ist, wenn man richtiger Christ und gerettet sein will und Hoffnung auf ein ewiges Leben haben möchte. Auf diesen Glauben haben die zu einer Institu tion gewordenen Kirchen immer bestanden. Allerdings ignoriert die Interpretation, dass Jesus in Joh 10, 30 gesagt habe, er sei GOTT, völlig den Kontext dieser Stelle.
Jesus hat am Fest der Tempelweihe in Jerusalem teilgenommen. Wir lesen: „Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Bis wann hältst du unsere Seele hin? Wenn du der Christus bist, so sage es uns frei heraus.“ (Joh 10, 24). Jesus hat ihnen geantwortet, indem er auf die Werke hingewiesen hat, die er unter ihnen getan hat und hat zu ihnen gesagt, dass sie ein Zeugnis für seine innige Beziehung zu GOTT sind (Verse. 25-29).
Wenn Jesus dann sagt, dass er und sein GOTT und Vater „eins“ sind, dann meint er damit, dass sie einig sind und vollkommene Übereinstimmung bezüglich seines Auftrags haben, gute Werke zu tun und Jünger zu gewinnen. Dieses wird in dem sogenannten „hohepriesterlichen Gebet“ bestätigt, das Jesus in der Nacht, in der er verraten und verhaftet worden ist, gesprochen hat. Auch dieses Gebet ist nur im Johannesevangelium berichtet. In der Erwartung seiner Kreuzigung, seines Todes, der Auferweckung und seiner Aufnahme in den Himmel hat Jesus im Hinblick auf seine elf Jünger zum Vater gebetet: „Heiliger Vater! Bewahre sie in Deinem Namen, den DU mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir!“ (Joh 17, 11). Und kurz danach hat er hinzugefügt: „Und die Herrlichkeit, die DU mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind - ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ (Verse 22-23).
Jesus hat also den Vater um die gleiche Einheit für sich und seine Apostel gebeten, die, wie er in Joh 10, 30 gesagt hat, er und der Vater haben. Wenn man sagt, dass dort „eins“ bedeutet, dass Jesus GOTT ist, dann muss es hier auch das Gleiche bedeuten, was natürlich unsinnig ist.
Doch die feindselig gesinnten Zuhörer Jesu haben das Gleiche gedacht, wie viele Christen in späteren Jahren auch, - sie haben gemeint, dass er den Anspruch erhoben hätte, GOTT zu sein, als er gesagt hat, er und der Vater sind „eins“. Als Jesus sie gefragt hat, warum sie Steine aufheben, um ihn töten zu können (Joh 10, 31), haben sie geantwortet: „Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung, und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.“ (Joh 10, 33). Sie haben also gedacht, dass Jesus mit der Erklärung, dass er „eins“ mit GOTT ist, den Anspruch erhoben hätte, GOTT zu sein.
Die renommierte päpstliche Bibelkommission der römisch katholischen Kirche lehnt diese allgemein übliche Auslegung von Joh 10, 30 ab. In ihrem sehr wichtigen und hervorragenden Dokument zur Christologie, Bible et Christologie (1983), stimmt die Elite von zwanzig katholischen Gelehrten überein, dass die Verfechter der klassischen (nicänischen – chalzedonischen) Christologie dazu neigen, unbelehrbar zu sein, Sie sind „nicht offen“ für eine kritische Untersuchung, was folglich in einer nur defensiven Herangehensweise an die Schrift resultiert.
Diese Gelehrten haben den ehrenwerten amerikanischen Katholiken Joseph A. Fitzmyer ausgewählt, einen Kommentar zu diesem Dokument zu verfassen. Darin erklärt er: „Die Kommission legt ihren kritischen Finger auf den katholischen Fundamentalismus, der häufig mit dieser Annäherung an die Christologie verbunden ist. Ein Beispiel für diese Art des Gebrauchs des Neuen Testaments ist die Berufung auf Joh 10, 30: ‚Ich und der Vater sind eins‘, um damit die Gottheit Christi zu beweisen.“ Fitzmyer will sagen, dass er und die Mitglieder der Kommission nicht glauben, dass Jesus hier behauptet hat, dass er GOTT ist.
Jesus hat dann seine Ankläger gefragt: „Sagt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: ‚Du lästerst‘, weil ich sagte: ‚Ich bin GOTTES Sohn?‘“ (Joh 10, 36).
John A.T. Robinson besteht darauf, dass Jesus hier folgende wichtigen Aussagen gemacht hat: 1. Er hat die Anschuldigung der Juden vorbehaltlos zurückgewiesen, dass er gesagt habe, er sei GOTT.
2. Er selbst macht einen Unterschied zwischen sich und GOTT.
3. Er bestätigt seine richtige Identität als der Sohn GOTTES.
Wir können also festhalten: Jesus ist nie herumgezogen und hat in aller Öffentlichkeit lauthals erklärt, dass er der Sohn GOTTES ist. Er hat es aber oft angedeutet, wenn er GOTT seinen „Vater“ genannt hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Juden als Ganzes ihren GOTT Jahwe als den Vater des jüdischen Volkes anerkannt; der einzelne Jude hat aber selten oder nie persönlich von GOTT als seinem Vater gesprochen, so wie Jesus es in der Regel getan hat. Jesus hat dann verdeutlicht, was er damit gemeint hat, dass er und der Vater „eins“ sind. Er hat erklärt: „Erkennt und versteht, dass der Vater in mir ist und ich in dem Vater!“ (Joh 10, 38). Später hat Jesus dieses noch einmal bestätigt, als er zu seinen Jüngern gesagt hat: „Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist“ (Joh 14, 11).
Theologen nennen dieses Konzept „die gegenseitige Innewohnung“. Damit wird klar und deutlich bestritten, dass „eins sein“ mit GOTT bedeutet, dass Jesus den Anspruch erhoben hat, GOTT zu sein. Jesus bestätigt hier vielmehr die „GOTT in“ - Christologie im Gegensatz zu der traditionellen, inkarnatorischen „Christus ist GOTT“ – Christologie, die die Christenheit später entwickelt hat.
Der Apostel Paulus hat eine Hälfte dieses Konzepts erklärt, als er gesagt hat, „dass GOTT in Christus war und die Welt mit SICH selbst versöhnte“ (2. Kor 5, 19). Die Gegner Jesu scheinen diese Klarstellung über das Einssein mit dem Vater akzeptiert zu haben, mit der Jesus den Vorwurf, behauptet zu haben, GOTT zu sein, zurückgewiesen hat, denn sie haben diesen Vorwurf bei dem Verhör vor dem Hohen Rat nicht mehr gegen ihn vorgebracht.
Kurz gesagt: Wenn Jesus gesagt hat: „Ich und der Vater sind eins“, dann hat er damit nicht gemeint, dass er und sein GOTT und Vater eines Wesens sind, was ihn zu GOTT gemacht hätte, sondern dass sie in einem Verhältnis „eins“ sind, das in einer funktionalen Einheit resultiert. Wenn dieser kurze Satz Jesu in Joh 10, 30 das Beste ist, was traditionelle Christen anführen können, um ihre Annahme zu untermauern, dass Jesus den Anspruch erhoben hätte, GOTT zu sein, dann können wir ziemlich sicher sein, dass Jesus niemals diesen Anspruch erhoben hat.
In meinem ausführlichen Buch, The Restitution of Jesus Christ (2008), habe ich auf zehn Seiten erläutert, was Jesus in Joh 10, 30 meinte, wenn er gesagt hat: „Ich und der Vater sind eins.“ Ich habe dort vierundvierzig Theologen und vier Kirchenväter zitiert.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
27. Welche Ansprüche hat Christus erhoben?
(What Are the Claims of Christ?
Von Servetus the Evangelical
Viele Christen, besonders die evangelikalen, sprechen davon, dass Jesus bestimmte „Ansprüche“ erhoben habe. Gewöhnlich meinen sie damit, dass Jesus Aussagen über seine Identität gemacht hat, die im Neuen Testament berichtet sind. Diese Menschen, die dem traditionellen trinitarischen Glauben anhängen, bestehen darauf, dass der höchste Anspruch, den Jesus jemals erhoben hat, die Behauptung gewesen sei, dass er GOTT ist. Die Beweislage des Neuen Testaments offenbart jedoch, dass dieses eher ihre Behauptung und nicht diejenige von Jesus ist. Der strenge Traditionalist und Trinitarier Brian Hebblethwaite räumt ein, dass „es nicht länger möglich ist, die Gottheit Jesu durch die Bezugnahme auf die ‚Anspruchserhebungen Jesu‘ zu verteidigen.“
In der Tat ist die neutestamentliche Beweislage für eine Behauptung Jesu, dass er GOTT sei, äußerst dünn. Eigentlich gibt es in den vier Evangelien überhaupt keine Berichte, in denen Jesus ausdrücklich gesagt hat, dass er GOTT ist, - etwa in der Form von: „Ich bin GOTT“ oder so ähnlich. Der Vers, den Trinitarier hauptsächlich zitieren, ist Joh 10, 30, in dem Jesus sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ Sie interpretieren „eins“ so, als bedeute es, eines Wesens zu sein, so dass der Vater und der Sohn zwar zwei Personen sind, wesensmäßig jedoch ein Gott sind. Jesus hat mit diesen Worten allerdings nichts anderes gemeint, als dass er und der Vater in ihrer Beziehung und in ihren Absichten „eins“ (einig) sind. Die Bestätigung dafür finden wir in dem Gebet Jesu, das uns in Johannes 17 berichtet ist. Fünf Mal hat er darin das Wort „eins“ verwendet, was die Übersetzung des griechischen Wortes „hen“ ist. In Bezug auf seine Jünger hat er den Vater gebeten, „dass sie (alle) eins seien wie wir/eins sind“ (Verse 11, 22, vergl. mit V. 21). Wenn Jesus in Joh 10, 30 gemeint haben soll, dass er und der Vater wesensmäßig eins (ein Wesen) sind, dann muss er das gleiche auch hier gemeint haben, nämlich dass er und seine Jünger organisch eins (ein Organismus) sind, was natürlich lächerlich ist.
Außerdem hat Jesus erklärt, dass er meint, dass „sie zu vollendeter Einheit gelangen“ (V. 23-Schl. 2000). Die Gegner Jesu, die ihm zugehört haben, haben das Wort „eins“ ebenfalls missverstanden. Sie haben ihn der Gotteslästerung angeklagt, „weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst“ (Joh 10, 33). Jesus hat ihre Anschuldigung von sich gewiesen, indem er darauf hingewiesen hat, dass er nur behauptet hat: „Ich bin GOTTES Sohn“ (Joh 10, 36; vergl. Joh 19, 7). Die Juden haben diesen Titel nie so ausgelegt, als bedeute er „GOTT“, sondern haben zwischen GOTT und seinem Sohn unterschieden, wie zum Beispiel Psalm 2, 2, 7, 12 belegen.
Ernst Haenchen hat diesen Irrtum richtig erklärt, wenn er behauptet: „Die Juden haben deshalb völlig falschgelegen, wenn sie ihn der Lästerung angeklagt haben, er hätte sich selbst GOTT gleich gemacht. Tatsächlich steht er an der Stelle GOTTES als der eine, der von IHM gesandt ist.“
Wie alle frommen Juden ist auch Jesus ein Monotheist gewesen. Er hat das bewiesen, als er das Shema zitiert und bestätigt hat; es hatte eine tiefe Bedeutsamkeit für seine Behauptungen über seine Identität gehabt. Als ein Schriftgelehrter ihn einmal gefragt hat: „Welches Gebot ist das erste von allen?“, hat Jesus ihm geantwortet: „Das erste ist: ‚Höre, Israel: Der Herr, unser GOTT, ist ein Herr‘“ (Mark 12, 28-29; vergl. 5. Mo 6, 4). Daraufhin hat der Schriftgelehrte gesagt: „Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn ER ist EINER, und es ist kein anderer außer IHM“ (V. 32). Wie alle Juden hat dieser Mann das „ein“ im Shema zahlenmäßig verstanden. Jesus hat das genauso so gesehen, weil er die Aussage des Schriftgelehrten gebilligt hat.
Manche Trinitarier gestehen ein, dass der größte Teil an biblischer Stütze, den sie für ihre Behauptung anführen können, dass Jesus den Anspruch erhoben habe, GOTT zu sein, nicht mehr ist als reine Schlussfolgerungen. Ein Beispiel dafür ist, dass Jesus bestimmte Vorrechte in Anspruch genommen hat, von denen diese Traditionalisten, wie auch einige Juden zu den Lebzeiten Jesu, geglaubt haben, dass sie allein GOTT vorbehalten sind, wie zum Beispiel die Macht, Tote aufzuerwecken und Sünden zu vergeben. Doch Jesus hat ganz klar herausgestellt, dass diese Privilegien nicht von Natur aus zu ihm gehören, sondern dass sie ihm von GOTT gegeben sind (Matth 28, 18; Joh 5, 21-27). Indem Jesus sich zu dieser Vollmacht gestellt hat, hat er gleichzeitig auch darauf hingewiesen, dass er von GOTT abhängig ist. Der klassische Theismus, den die Trinitarier akzeptieren, verlangt jedoch, dass GOTT, der aus sich selbst existiert, von niemandem abhängig ist.
Welche Aussagen über seine Identität hat Jesus nun gemacht? Der Titel, den er am liebsten auf sich bezogen hat, ist „Sohn des Menschen“ gewesen, der auf eine Aussage in Daniel 7, 13 hinweist: „Einer, wie der Sohn eines Menschen“. Im Gegensatz zu der Meinung einiger moderner Theologen beschreibt dieser Titel keine göttliche Person, sondern einen buchstäblichen Menschen, dem im Himmel ein Königreich gegeben wird, das aus Menschen aus allen Sprachen und Nationen besteht (V. 14). Aus diesem Grund ist er der Mann für alle Menschen. Jesus hat diese Figur zusammen mit anderen Figuren aus dem Alten Testament auf sich bezogen, wie zum Beispiel auch den Knecht (Jesaja 42-53) und den Messias.
Jesus ist nicht herumgelaufen und hat überall hinausposaunt, dass er der Messias ist. Die Juden hatten Recht, denn diese Rolle schließt auch den Sieg über die Feinde Israels mit ein; und auch die Tatsache, dass sie durch ihn zur bedeutendsten Nation auf der Erde werden. Jesus hat erklärt, dass er zuerst leiden muss (Luk 24, 6-7; 44-46). Deshalb hat er Menschen und Dämonen ein messianisches Geheimnis auferlegt, wenn er ihnen befohlen hat, nicht weiterzusagen, dass er der Messias ist; manchmal hat er gesagt, dass sie das nach seiner Auferstehung tun können (Matth 16, 20; 17, 9).
Manchmal haben seine Jünger in aller Stille zu ihm gesagt, dass er der Messias ist und wenige Male haben sie den Titel „Sohn GOTTES“ mit eingeschlossen (Matth 16, 16; Joh 1, 49; 17, 9). Jesus hat beide Bezeichnungen akzeptiert. Die meisten Christen glauben, dass die letztere darauf hinweisen würde, dass Jesus GOTT ist; es gibt aber nichts im Neuen Testament, was diese Auffassung bestätigen würde. Stattdessen glauben die Juden, und das Alte Testament bestätigt es, dass „Sohn GOTTES“ sich auf einen sehr frommen Menschen bezieht, der von GOTT in überaus großem Maße bevorzugt wird. Dieses scheint bei der Taufe und bei der Verklärung Jesu von der Stimme aus dem Himmel bestätigt worden zu sein, die gesagt hat: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ICH Wohlgefallen gefunden habe“ (Matth 3, 17; 17, 5).
Jesus hat auch akzeptiert, dass seine Jünger ihn „Herr“ genannt haben. Sie haben damit nur und nicht mehr gemeint, dass er ihr Meister und Lehrer ist, weil sie sich unter seine Autorität gestellt haben (Joh 11, 28; 13, 13). Aber einige christliche Theologen haben behauptet, dass das „Herrsein“ Jesu darauf hindeuten würde, dass er GOTT ist, weil die Juden in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der jüdischen Bibel aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., den Namen GOTTES, JHWH/Jahwe, durch „Herr“ (kurios) ersetzt haben. Man weiß heute aber sicher, dass solche noch vorhandenen Handschriften der LXX nicht von Juden sondern von Christen angefertigt worden sind. Unabhängig davon beweist der Gebrauch solcher Umschreibungen des Namens GOTTES überhaupt nichts.
Einige Christen bestehen darauf, dass die „Ich bin“ – Aussagen Jesu im Johannesevangelium, besonders diejenigen ohne Prädikat, auf die „ICH bin“-Aussage JAHWES hinweisen würden, die dieser bei der Begegnung mit Mose am brennenden Dornbusch gemacht hat, wie es in 2. Mo 3, 14 berichtet wird, und dass sie deshalb Jesu Anspruch wiedergeben würden, Jahwe zu sein. Das stimmt nicht im Geringsten! Wenn Jesus gesagt hat: „Ich bin“, dann hat er erklärt, was er meint: „Durchaus das, was ich auch zu euch rede“, nämlich dass er der Sohn des Menschen ist (Joh 8, 24-25; 28).
Kurz gesagt: Jesus hat niemals den Anspruch erhoben, GOTT zu sein; er hat sich vielmehr immer von GOTT unterschieden.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
28. War Jesus ein Lügner, ein Irrer oder war er GOTT?
(Was Jesus a Liar, Lunantic, or God?)
Von Servetus the Evangelical
Nein, - er ist nichts von den oben Genannten gewesen. Aber das ist die Frage, die C.S. Lewis (1898-1963) in seinem kleinen Buch Mere Christianity (1943) gestellt hat (deutsche Ausgaben sind unter den Titeln Christentum schlechthin bzw. Pardon, ich bin Christ erschienen). Es ist eines der herausragendsten apologetischen Werke in der Geschichte der Christenheit. Im Jahr 2000 hat das bekannteste christliche Magazin Amerikas, Christianity Today, dieses Buch als Nummer 1 der christlichen Bücher des 20. Jahrhunderts ausgewählt, - von der Bibel einmal abgesehen. Der ehrwürdige englische Schriftsteller C.S. Lewis ist eine Autorität in Sachen englische Literatur gewesen, aber nicht in Sachen der Bibel. Er hat sich vom Atheismus zum Christentum bekehrt und ist als Autor von Erzählungen und Romanen weithin gefeiert worden. Die Bücher aus seiner bekannten Kinderbuchserie, Die Chroniken von Narnia, sind unter seinen vielen Büchern diejenigen gewesen, die mehr als 100 Millionen Mal verkauft worden sind.
Mere Christianity (Christentum schlechthin bzw. Pardon, ich bin Christ) gibt vor, die christliche Religion zu beschreiben. In diesem Buch proklamiert Lewis, dass der Kernpunkt des Christentums besagt, dass Jesus GOTT ist und dass Jesus beansprucht hat, GOTT zu sein. Die letztere Aussage hat Lewis jedoch nie mit Aussagen der Schrift belegt, obwohl er Jesus als einen Menschen beschreibt, „der so spricht, als wäre er GOTT.“ Dann schreibt Lewis die folgenden bekannten Sätze, die einige Theologen „das trilemma Argument“ nennen:
„Damit versuche ich, jedermann vor dem wirklich läppischen Einwand zu bewahren, er sei zwar bereit, Jesus als großen Morallehrer anzuerkennen, aber nicht seinen Anspruch, GOTT zu sein. Gerade das können wir nicht sagen. Ein Mensch [der nur ein Mensch ist], der solche Dinge wie Jesus sagt, wäre kein großer Morallehrer. Er wäre entweder ein Irrer – [auf der Ebene eines Menschen, der sagt, er wäre ein gekochtes Ei] - oder der Satan in Person. Wir müssen uns deshalb entscheiden: Entweder war [und ist] dieser Mensch GOTTES Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres. Man kann ihn als Geisteskranken einsperren, man kann ihn verachten oder als Dämon töten. Oder man kann ihm zu Füßen fallen und ihn HERR und GOTT nennen. Aber man kann ihn nicht mit gönnerhafter Herablassung als einen großen Lehrer der Menschheit bezeichnen. Das war nie seine Absicht; diese Möglichkeit hat er uns nicht offengelassen.
Wir sind also mit einer erschreckenden Alternative konfrontiert. Der Mann, über den wir gesprochen haben, war (und ist) entweder das, was er von sich sagt, oder ein Verrückter oder Schlimmeres … ich muss akzeptieren, dass er wirklich Gott war und ist.“
Zu Lewis Ehre muss gesagt werden, dass er sich gegen die liberale Lehre von einem nur moralisch zu verstehenden Jesus gewendet hat, dessen Leben und Tod keine größere Bedeutung gehabt hat, als uns ein würdiges moralisches Beispiel zu liefern, dem wir nachfolgen sollen. In diesem Abschnitt führt uns Lewis aber unlogischerweise an die Entscheidung heran, bezüglich der Identität Jesu nur zwischen drei Optionen wählen zu können: Entweder ist er 1. Ein Irrer, 2. Der Teufel oder 3. GOTT. Beachte, dass Lewis damit der kirchenväterlichen Gewohnheit gefolgt ist, die Begriffe „GOTT” und „Sohn GOTTES” fälschlicherweise gleichzustellen, wenn letzterer auf Jesus bezogen ist. Lewis fügt hinzu: „Ich habe erklärt, warum ich glauben muss, dass Jesus GOTT war (und ist) … Ich glaube es auf seine Autorität hin.“ Aber auch hier liefert er wieder keine Bestätigung durch die Schrift und damit auch keine Aussage Jesu zur Bestätigung dieser Behauptung.
C.S. Lewis hat sich immer davon distanziert, ein Theologe zu sein. Sehr bescheiden hat er gesagt: „Ich bin ein ganz gewöhnlicher Laie der Kirche Englands.“ In der Tat ist sein brillanter Intellekt, verbunden mit dieser bescheidenen Natur, das Geheimnis für seine große Bewunderung gewesen.
John A.T. Robinson, ein Zeitgenosse Lewis, ist einer der herausragendsten Autoritäten Englands in Sachen Bibel gewesen und er hatte ganz sicher Lewis` Trilemma Argument im Sinn, als er protestierte:
„Oft verlangt man von uns, Christus als göttlich zu akzeptieren, weil er behauptet habe, solches zu sein – und wir werden mit dem bekannten Argument bedrängt: ‚Ein Mensch, der herumläuft und behauptet, GOTT zu sein, muss entweder GOTT sein – oder er ist ein Verrückter oder ein Scharlatan‘ … Und natürlich ist es auch nicht einfach, die Evangelienberichte zu lesen und Jesus als verrückt oder böse abzulehnen. Deshalb lautet der Schluss, dass er GOTT sein muss.
Über diese Argumentation bin ich nicht glücklich. Keiner der Jünger in den Evangelien hat Jesus anerkannt, weil er behauptet hat, GOTT zu sein und die Apostel sind niemals hinausgegangen und haben verkündigt: ‚Dieser Mann hat behauptet, GOTT zu sein; deshalb müsst ihr an Ihn glauben.‘“
Niemand hat Lewis` Trilemma Argument besser ausgearbeitet als der amerikanische Evangelikale Josh McDowell. Dieser bekannte Redner und Evangelist ist eine der führenden Stimmen in unserer Welt, die erklärt, dass Jesus GOTT ist. Er hat über 100 Bücher verfasst, mit einer Auflage von über 42 Millionen Exemplaren. Seine ausführlichsten apologetischen Schriften bestehen aber hauptsächlich aus Zitaten statt aus strukturierten Argumenten und er unterlässt es, sich mit führenden Jesusforschern auseinanderzusetzen. Ohne weitere Auseinandersetzung setzt McDowell einfach voraus, dass die neutestamentliche Bezeichnung Jesu als den Sohn GOTTES bedeutet, dass er GOTT ist. Und nach dem Josh für sich Jesus als GOTT identifiziert hat, zitiert er moderne Autoren mit entgegengesetzten Meinungen selten und befasst sich mit den kritischen biblischen Stellen nur wenig.
In ähnlicher Weise unterlassen es verschiedenste traditionalistische Ausleger zwischen den Konzepten, dass GOTT in Christus ist und dass Christus GOTT ist, zu unterscheiden. Der britische Ausleger John R.W. Stott scheint diesen Fehler zu machen. Er ist ein weltweit geachteter Kirchenführer gewesen, Pastor, Lehrer und Autor in der wachsenden evangelikalen Gemeinde. Lewis wiederholend, verfasste er sein weithin gelobtes Buch Basic Christianity (1958) (Der christliche Glaube: Eine Einführung; 2010). In ihm stellt er ziemlich erstaunlich fest: „Wenn Jesus nicht Mensch gewordener GOTT war, dann ist das Christentum ganz und gar diskreditiert.“ Dann erklärt er fast im gleichen Atemzug noch: „Christen behaupten, dass wir in Jesus Christus GOTT finden können.“ Das können wir wirklich, - aber GOTT in Christus ist nicht das Gleiche wie Christus ist GOTT, was Stott zu unterstellen scheint.
Nels Ferre erklärt: „Es ist ein entscheidender Unterschied zwischen der Behauptung, dass Jesus Christus GOTT und Erlöser ist und dass GOTT in Christus die Welt mit sich selbst versöhnte.“
Ich spreche die Frage, ob Jesus ein Lügner oder GOTT ist, in zwei Abschnitten meines umfassenden, sorgfältig recherchierten und biblisch in die Tiefe gehenden Buches, The Restitution of Jesus Christ (2008) an. In ihm behaupte ich, dass die Bibel Jesus niemals als GOTT identifiziert hat und keine Dreieinheit von wesensgleichen, gleichewigen Personen in der Gottheit lehrt, wie die Kirchen es lehren. Ich weise darauf hin, dass die Kirchenväter solches geschlossen haben, weil sie ziemlich antisemitisch eingestellt und über die Maßen von der griechischen Philosophie und ihrer Metaphysik beeinflusst gewesen sind. Ich behaupte aber auch, dass die Bibel andere wichtige Kirchenlehren, wie seine jungfräuliche Geburt, Sündlosigkeit, Wundertätigkeit, stellvertretenden Tod, Auferstehung, Himmelfahrt und Wiederkunft bestätigt.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com –kannst du 50 solcher Artikel lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
29. Ist Jesus GOTT oder ist er GOTT untergeordnet?
(Is Jesus God or Subordinate to God?)
Von Servetus the Evangelical
Fast alle Christen sind wegen ihres Glaubens, dass Jesus GOTT ist, „traditionalistische Trinitarier“ zu nennen. Die kirchliche Lehre von der Dreieinigkeit sagt, dass GOTT ein Wesen ist, das aus drei wesensgleichen, gleichewigen Personen besteht, - aus Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist. Das Neue Testament beschreibt Jesus aber wiederholt als seinem GOTT und Vater untergeordnet, was ein Widerspruch zu ihrer Wesensgleichheit zu sein scheint; für viele Gelehrte ist dieses ein Paradoxon. Raymond E. Brown erkennt an, dass „es sogar in den neutestamentlichen Schriften, die von Jesus als GOTT sprechen, ebenso Abschnitte gibt, die gegen diesen Gebrauch zu sprechen scheinen.“
Dieser offensichtliche Konflikt tritt im Johannesevangelium sehr deutlich zu Tage. Traditionalisten und andere glauben, dass Jesus in diesem Evangelium vermutlich häufiger als GOTT identifiziert wird als im verbleibenden Rest der Bibel. Aus diesem Grund bezeichnen einige Neutestamentler diesen offensichtlichen Konflikt auch als „das johanneische Rätsel“.
Der johanneische Jesus gibt diese Unterordnung zu, wenn er behauptet, dass der Vater ihn gesandt, bevollmächtigt und ihm Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben hat, einschließlich der Auferweckung der Toten und ihres Gerichts. Die vorrangige Frage ist, ob das vierte Evangelium uns Jesus als seinem GOTT und Vater im Wesen oder in der Funktion untergeordnet darstellt. Gemäß der kirchlichen Lehre von der Inkarnation kann Jesus nur in der Funktion dem Vater untergeordnet gewesen sein. Als der johanneische Jesus beschuldigt worden ist, sich GOTT gleich gemacht zu haben (Joh 5, 18), hat er dieses heftig bestritten, indem er seine wesensmäßige Unterordnung unter den Vater deutlich gemacht hat. Unmittelbar darauf hat er gesagt: „Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.“ (V. 19) Und er hat noch hinzugefügt: „Ich kann nichts von mir selbst tun“ (V. 30). Er hat sich hierbei darauf bezogen, dass er gerade den Gelähmten am Teich Bethesda geheilt hatte (V. 8-9).
Mit der Unterordnung des Sohnes ist auch sein Gehorsam gegenüber dem Vater eng verbunden. Dass Jesus GOTT ist und zugleich GOTT gehorcht, sind jedoch zwei miteinander unvereinbare Konzepte. Der methodistische Traditionalist C.K. Barrett macht deutlich: „Es ist einfach nicht zu vertreten, dass man Jesus sagen lassen will: ‚Ich bin GOTT, der allmächtige GOTT des Alten Testaments, und als GOTT tue ich, was mir gesagt wird.‘“
Wenn Jesus dem Vater wesensmäßig untergeordnet ist, dann ist der Vater höherstehend als Jesus. Tatsächlich sagt der johanneische Jesus auch: „Der Vater ist größer als ich.“ (Joh 14, 28). Das griechische Wort das hier mit „größer“ übersetzt worden ist, ist meizon und bedeutet höher an Rang und Würde. Ganz offensichtlich passt dieser Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn nicht gut mit der traditionellen Sicht von ihrer angeblichen Gleichheit zusammen.
Die Unterordnung Jesu unter GOTT ist mit seiner Abhängigkeit von GOTT verbunden, was weiterhin darauf hinweist, dass er nicht GOTT gewesen sein kann. Denn Jesus hat sich auf den Geist GOTTES verlassen, um seine Wunder tun zu können. Der Apostel Petrus hat verkündigt: „Jesus, den Nazoräer, einen Mann, der von GOTT euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst.“ (Apg 2, 22). Petrus hat später noch einmal das Gleiche gepredigt: „Jesus von Nazareth, wie GOTT ihn mit heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging und wohltat und alle heilte, die von dem Teufel überwältigt waren, denn GOTT war mit ihm“ (Apg 10, 38).
Petrus hat also die Machttaten, Wunder und Zeichen Jesu darauf bezogen, dass GOTT mit ihm gewesen ist und nicht, dass Jesus GOTT gewesen ist. Ein Titel, der im Neuen Testament auf Jesus bezogen wird und der mehr als jeder andere seine Unterordnung unter den Vater kennzeichnet, ist der Begriff „Knecht“. Petrus hat zu den Juden gepredigt: „Der GOTT unserer Väter, hat Seinen Knecht Jesus verherrlicht … Euch zuerst hat GOTT Seinen Knecht erweckt und ihn gesandt, euch zu segnen“ (Apg 3, 13 u. 26). Und die Jünger Jesu haben später zu dem Vater gebetet: „Deinen heiligen Knecht Jesus, den DU gesalbt hast … dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen Deines heiligen Knechtes Jesus“ (Apg 4, 27 u. 30).
Die Kirchenväter des 2. Jahrhunderts haben Jesus noch manchmal als den „Knecht“ GOTTES bezeichnet (Gr. pais). Die späteren Väter dagegen haben damit aufgehört. Joachim Jeremias, ein lutherischer Theologe und Orientalist, hat festgestellt, dass „die Bezeichnung Jesu als pais theou [Knecht GOTTES] in den heidenchristlichen Schriften bis zum Jahre 170 n. Chr. nur in elf Stellen und in drei Werken zu finden gewesen ist … Ab dem 5. Jahrhundert verschwindet pais vollkommen als Bezeichnung für Christus … Für die heidenchristliche Kirche hörte sich ersteres anstößig an, weil es nicht die volle Bedeutung der Majestät der verherrlichten Herrn herauszustellen schien.“
Jesus als Knecht zu bezeichnen schien der Sicht zu widersprechen, dass er GOTT ist. Sogar der Koran sagt über ihn: „Christus wird es sicher nicht aus Widerwillen ablehnen, Diener Gottes zu sein“ (Sure 4: 172).
Der Apostel Paulus hat sich in seinen neutestamentlichen Briefen sehr häufig auf die wesensmäßige Unterordnung Christi unter GOTT bezogen. Er hat gesagt: „Christus aber ist GOTTES“ und „des Christus Haupt aber ist GOTT“ (1. Kor 2, 23; 1. Kor 11, 3). Damit wollte Paulus mit Sicherheit sagen, dass GOTT größer als Christus ist. In der Tat hat Paulus auch geschrieben, dass GOTT der Vater „der selige und alleinige Machthaber“ ist (1. Tim 6, 15). Er hat erklärt, dass dieses bewiesen werden wird, wenn der Vater „zu Seiner Zeit“ „die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ zeigen wird. Wenn der Vater der „alleinige Machthaber“ (gr. monos dunastes) ist und wenn Paulus dieses im Zusammenhang mit Christus und seiner Wiederkunft sagt, dann kann Christus dem Vater in der Souveränität nicht gleich und ebenbürtig sein.
Das deutlichste Hinweiszeichen auf die wesensmäßige Unterordnung Jesu unter GOTT ist die Prophezeiung, die Paulus über die letzte aufschlussreiche Handlung Jesu am Ende seiner Königherrschaft macht. Paulus sagt über Jesus: „Wenn er das Reich dem GOTT und Vater übergibt … dann wird auch der Sohn selbst DEM unterworfen sein, DER ihm alles unterworfen hat, damit GOTT alles in allem sei“ (1. Kor 15, 24 u. 28; vergl. 1. Chr. 29, 11). Hier sehen wir den höchsten Akt der Unterordnung und es ist eine, die aus freien Stücken geschieht. Oscar Cullmann nennt ihn „den Schlüssel für alle neutestamentliche Christologie.“
Die Unterordnung Jesu unter den Vater ist auch in den Gebeten von Paulus zu erkennen. Nach den Grüßen in seinen Briefen fügt er oft hinzu, dass er in den Gebeten GOTT für diejenigen dankt, denen er schreibt. Auch wenn Paulus gelegentlich den Namen Jesu in seinen Bitten hinzufügt und herzlich in seinen Gebeten dankt, so richtet er seinen Blick immer auf die wesensmäßige Vorrangstellung des Vaters über Jesus, indem er diese Gebete immer allein an „GOTT (den Vater)“ richtet.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die wesensmäßige Unterordnung Jesu unter den Vater zeigt, dass Jesus nicht GOTT war und ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
30. Ist Jesus GOTT, auch wenn er einen GOTT hat?
(Is Jesus God If He Has a God?)
Von Servetus the Evangelical
Die meisten Christen glauben, dass Jesus GOTT ist, weil die institutionalisierten Kirchen das seit vielen Jahrhunderten so lehren. Es wird auch behauptet, dass jeder, der nicht glaubt, dass Jesus GOTT ist, kein richtiger Christ ist. Die Bibel unterstützt diese Behauptung aber auf keiner ihrer Seiten.
Die Bibel stellt zum Beispiel wiederholt fest, dass Jesus einen GOTT hat, dass er zu seinem GOTT gebetet hat und dass er seinen GOTT verehrt hat. Weil die Bibel immerfort proklamiert, dass es nur einen zahlenmäßig einen höchsten GOTT gibt, kann Jesus nur einen GOTT haben und das ist der beste Beweis, dass er nicht selbst dieser GOTT war und ist. Die entsprechenden neutestamentlichen Zeugnisse, dass Jesus einen GOTT hat, sind vor allem im Johannesevangelium, in den Briefen des Apostels Paulus und in der Offenbarung zu finden. Und fast überall in diesen heiligen Schriften ist es Jesus selbst, der mit seiner Aussage zitiert wird, dass er einen GOTT hat, - den Vater. Der erste neutestamentliche Beweis, dass Jesus einen GOTT hat und dass er diesen GOTT angebetet hat, taucht in der Geschichte von Jesus und der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen auf (Joh 4, 7-26). Die Samariter sind halb Juden und halb Heiden gewesen und sie haben den GOTT der Bibel angebetet. Aber sie haben mit den Juden darüber gestritten, was auf der Erde der richtige Platz für die Anbetung GOTTES ist. Sie haben behauptet, dass dies ihr Berg Garizim ist und die Juden haben den Anspruch erhoben, dass es ihr Tempelberg in Jerusalem ist. Als Jesus sich der Frau als Prophet geoffenbart hat, hat sie ihm die Frage nach dem richtigen Ort für die Anbetung gestellt. Jesus hat ihr geantwortet, indem er über die Samariter gesagt hat: „Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. GOTT ist Geist, und die IHN anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh 4, 22-24). Als Jesus gesagt hat, „wir beten an, was wir kennen“, hat er sich selbst in die Reihe der wahren Anbeter GOTTES gestellt. Du solltest auch beachten, dass er von GOTT als dem „Vater“ gesprochen hat.
Auch an dem ersten Ostermorgen hat Jesus offenbart, dass er einen GOTT hat, - nur wenige Minuten nach seiner Auferstehung. Maria Magdalena, eine der Jüngerinnen Jesu, die er von sieben Dämonen befreit hatte, ist früh am Morgen zu dem Grab gekommen, in das sie Jesus hineingelegt hatten, und hat entdeckt, dass es leer gewesen ist (Joh 20, 1-18). Sie ist zurückgelaufen und hat es zwei der Jünger Jesu erzählt, von denen einer der Apostel Simon Petrus gewesen ist. Diese sind schnell zum Grab gelaufen und haben ebenfalls gesehen, dass es leer gewesen ist. Dann sind sie wieder nach Hause gegangen. Maria aber ist noch einmal zu dem Grab zurückgegangen und ist offensichtlich die erste der Jünger gewesen, die den auferstandenen Jesus gesehen und mit ihm geredet hat. Wir können Folgendes lesen: „Jesus spricht zu ihr: ‚Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem GOTT und eurem GOTT!‘“ Der auferstandene Jesus hat den Vater hier also klar und deutlich „meinen GOTT“ genannt. Und Maria Magdalena ist „der Apostel für die Apostel“ geworden.
Fünf Mal hat der Apostel Paulus unmissverständlich geschrieben, dass GOTT der Vater der GOTT des Herrn Jesus Christus ist. Dieses sind die entsprechenden Texte:
• „Gepriesen sei der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (2. Kor 1,3)
• „Der GOTT und Vater des Herrn Jesus, der gepriesen ist in Ewigkeit“ (2. Kor 11,31)
• „Gepriesen sei der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus!“ (Eph 1,3)
• „Der GOTT unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit“ (Eph 1,17)
Sechs Mal wird in der Offenbarung geschrieben, dass Jesus Christus einen GOTT hat, der kein anderer ist als sein und unser GOTT und Vater. Dieses sind die entsprechenden Abschnitte:
• Jesus hat uns gemacht „zu einem Königtum, zu Priestern seinem GOTT und Vater“ Off 1,6)
• Jesus hat gesagt: „Ich habe vor meinem GOTT deine Werke nicht als völlig befunden“ (Off 3,2)
• Jesus hat gesagt: „Wer überwindet, den werde ich im Tempel meines GOTTES zu einer Säule machen“ (Off 3,12)
Jesus hat hinzugefügt: „Ich werde auf ihn schreiben den Namen meines GOTTES“(Off 3,12)
• Jesus hat hinzugefügt: „und den Namen der Stadt meines GOTTES, des neuen Jerusalem“ (Off 3,12)
• Jesus hat hinzugefügt: „das aus dem Himmel herabkommt von meinem GOTT“ (Off 3,12)
Auch im Alten Testament ist behauptet worden, dass der Messias einen GOTT hat. Erstens: Als Jesus am Kreuz hing, hat er Psalm 22, 1 zitiert und diese Worte auf sich bezogen, als er mit lauter Stimme ausgerufen hat: „Mein GOTT, mein GOTT, warum hast DU mich verlassen?“ (Matth 27, 46; Mark 15, 34). Zweitens: Der Prophet Jesaja hat sehr viel über den gerechten Knecht Jahwes vorausgesagt (Kapitel 42–53), von dem der Apostel Petrus vorausgesetzt hat, dass dieser Knecht Jesus gewesen ist (Apg 3, 13; 4, 27 u. 30). Jesaja hat uns diesen Knecht vorgestellt, der gesagt hat: „Mein Recht ist bei dem HERRN [Jahwe] und mein Lohn bei meinem GOTT … ich bin geehrt in den Augen des HERRN, und mein GOTT ist meine Stärke geworden“ (Jes 49, 4-5). Drittens: Der Prophet Micha hat vorausgesagt, dass der Messias in „Bethlehem“ geboren werden wird und „Herrscher über Israel … in der Hoheit des Namens des HERRN, seines GOTTES“ sein soll (Micha 5, 2 u. 4).
Also: Fünfzehn Mal erklärt uns die Bibel eindeutig und unmissverständlich, dass Jesus einen GOTT hat, den er als „der/mein Vater“ bezeichnet hat. Umgekehrt stellt die Bibel jedoch niemals fest, dass der Vater einen GOTT hat und weniger noch, dass ER der Mensch Jesus Christus gewesen ist. Man müsste dieses erwarten können, wenn die etablierten Kirchen mit ihrer trinitarischen Lehre recht hätten, dass Gott ein Wesen ist, dass in drei eigenständigen und unterschiedlichen, wesensgleichen und gleichewigen Personen existiert: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.
Der Jesus im Johannesevangelium sagt uns aber ganz das Gegenteil: „Der Vater ist größer als ich“ (Joh 14, 28). Also können sie nicht wesensgleich sein. Jesus bezeichnet den Vater auch als „den alleinigen GOTT“ (Joh 5, 44). Er hat auch zu dem Vater gebetet und IHN den „allein wahren GOTT“ genannt (Joh 17, 3).
Mit diesem überwältigenden Beweis, dass sein und unser GOTT und Vater der GOTT Jesu Christi ist, ist es von der Bibel her gesehen, falsch, Jesus GOTT zu nennen und von Seiten der Kirchen moralisch verantwortungslos, Menschen nicht als richtige Christen zu akzeptieren, nur weil sie nicht glauben, dass Jesus GOTT ist.
Paulus hat es klar gesagt: „Wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass GOTT ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet“ (Röm 10, 9). Wenn also jemand fest an den auferstandenen Jesus als seinen Herrn und Erretter glaubt, dann ist dieser Mensch ein wiedergeborener Christ, - ganz gleich, ob er oder sie nun glaubt, dass Jesus GOTT ist oder nicht.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
31. Hat Thomas Jesus in Johannes 20,28 "mein GOTT" genannt?
(Did Thomas Call Jesus "My God" in John 20.28?)
Von Servetus the Evangelical
Als der auferstandene Jesus seinen versammelten Jüngern am Abend des ersten Ostertages erschienen ist, war der Apostel Thomas nicht dabei (Joh 20,19-24). Die Jünger haben ihm später erzählt, dass sie Jesus gesehen haben. Thomas hat ihnen geantwortet, dass er dieses nicht glauben könne, solange er Jesus nicht selbst gesehen hätte (V. 25). Eine Woche später ist der auferstandene Jesus seinen versammelten Jüngern erneut erschienen und dieses Mal ist Thomas dabeigewesen. Jesus hat mit ihm gesprochen und Thomas hat geantwortet: "Mein Herr und mein GOTT" (Joh 20, 28).
Die meisten Christen glaubten und glauben auch heute noch, dass Jesus hier von Thomas "GOTT" genannt wird. Und die meisten Neutestamentler behaupten, diese Stelle wäre der stärkste Beweis, dass Jesus GOTT ist. Andererseits finden wir im Neuen Testament keinen Hinweis, dass irgendein anderer Mensch Jesus "GOTT" genannt hat, was ohne Zweifel ein Abfall vom jüdischen Monotheismus gewesen wäre. Hinzu kommt, dass Johannes von zwei Begebenheiten berichtet hat, in denen Jesus von seinen Gegnern angeklagt worden ist, dass er sich selbst zu GOTT gemacht habe, was er aber stets weit von sich gewiesen hat (Joh 5,18-47; 10,30-37). Deshalb müssen diese Christen Thomas` Worte "mein GOTT" wohl ziemlich missverstanden haben. Mit ihrer Interpretation dieser Worte ignorieren sie den Kontext dieses Evangeliums, der die Bedeutung dieser Worte eigentlich entschlüsselt. Zum einen hat uns Johannes wenige Verse zuvor berichtet, dass der auferstandene Jesus eine Woche vor der Begegnung mit Thomas Maria Magdalena erschienen ist. Zu ihr hat er gesagt: "Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und zu meinem GOTT und eurem GOTT" (Joh 20,17). Der auferstandene Jesus hat den Vater also "meinen GOTT" genannt. Damit stellt sich die Frage: Wie kann Jesus GOTT sein, wenn er doch gerade erst gesagt hat, dass er einen GOTT hat? Johannes kann also nicht gemeint haben, dass Thomas Jesus "mein GOTT" genannt hat, wenn er doch gerade erst berichtet hat, dass Jesus den Vater "meinen GOTT" genannt hat.Dann sollte auch noch der Tatsache Beachtung geschenkt werden, dass Johannes bereits im übernächsten Vers nach dieser Aussage von Thomas erklärt, mit welcher Absicht er dieses Evangelium geschrieben hat: "Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan … Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn GOTTES" (Joh 20, 30-31). Diese auf Thomas` Worte folgende Aussage wäre geradezu widersprüchlich, wenn dieser wirklich Jesus "GOTT" genannt hat. Wenn Jesus "Sohn GOTTES" genannt wird, dann ist das niemals gleichbedeutend mit "GOTT".
Außerdem hat Johannes von einem Gespräch berichtet, das Jesus mit Thomas und Philippus beim letzten Abendmahl geführt hat, nur zehn Tage vor diesem "Bekenntnis" von Thomas. Jesus hat ihnen erzählt, dass er bald in das "Haus meines Vaters" gehen wird (Joh 14,2), womit er sich auf seine Aufnahme in den Himmel bezogen hat, die schon bald nach seinem Tod und seiner Auferstehung geschehen sollte. Johannes fügt dann hinzu:
4. Und wohin ich gehe, dahin wisst ihr den Weg. 5. Thomas spricht zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen? 6. Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. 7. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen; und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8. Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. 9. Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? 10. Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. 11. Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist
Diese Worte Jesu, "Der Vater ist in mir", müssen bei Thomas einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Ja, sie sind der Schlüssel, mit dessen Hilfe wir verstehen können, was der zweifelnde Thomas später gemeint hat, als er zu Jesus gesagt hat: "Mein GOTT". Das bedeutet, dass Thomas anerkannt hat, was Jesus zehn Tage zuvor gelehrt hat, - dass GOTT, d.h. der Vater, in Jesus ist. Jesus hatte das Gleiche schon viele Tage zuvor gelehrt. Er hatte gesagt: "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10, 30). Seine jüdischen Gegner haben ihn damals falsch verstanden und wollten ihn steinigen. Sie haben ihn der "Gotteslästerung" beschuldigt und gesagt: "weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu GOTT machst" (V. 33). Jesus hat dieses ohne Einschränkungen von sich gewiesen und das "Eins sein" so erklärt: "Der Vater ist in mir und ich in dem Vater" (V. 38). Theologen nennen dieses die "gegenseitige Innewohnung".
Manche mehr schlecht als recht gelehrte Christen werden durch die Worte Jesu in Johannes 14,9 irritiert: "Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen." Im 3. Jahrhundert hat die Kirche diesen Glauben, der Sabellianismus genannt wurde, zu Recht als Irrlehre verurteilt. Jesus und die Verfasser der neutestamentlichen Schriften haben sehr oft den Vater und Jesus als zwei verschiedene Personen unterschieden. Nachdem was Johannes uns berichtet, hat Jesus bei anderen Gelegenheiten Ähnliches gelehrt. Als Jesus einmal an einem Fest in Jerusalem teilgenommen hat, "rief er und sprach: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an DEN, der mich gesandt hat; und wer mich sieht, sieht DEN, der mich gesandt hat‘" (Joh 12, 44-45). Auch hier hat Jesus von seinem GOTT und Vater gesprochen.
Die Tatsache, dass der Vater den Sohn gesandt hat, ist das herausragende Thema im Johannesevangelium, - es kommt 40 Mal vor. Dieses Innewohnen GOTTES in Jesus und die Sendung des Christus durch GOTT spiegelt das Konzept der Stellvertretung wieder. In der Antike, speziell in der Geschäftswelt und unter den Juden, hat ein Auftraggeber häufig einen Menschen ausgewählt, der ihn, als sein Stellvertreter, repräsentieren sollte. Es gehörte zum Alltagswissen, dass der Sohn eines Mannes sich in der Regel als der geeignetste Kandidat für die Stellvertretung des Vaters erwiesen hat. Das Verhandeln mit dem Sohn eines Mannes als dessen Vertreter war also gleich wie das Verhandeln mit diesem Manne selbst; man hat es so verstanden, als wäre der Vater in seinem Sohn. Johannes berichtet uns, dass Jesus dieses Konzept der Stellvertretung in verschiedener Weise gelehrt hat. Sehr oft hat er gesagt, dass der Vater ihm Seine Worte und Werke gegeben hat (Joh 12,49; 14,10 u. 24; 17,8). Und im Bezug auf den Vater hat er gesagt: "Meine Lehre ist nicht mein, sondern DESSEN, der mich gesandt hat. Wenn jemand Seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus GOTT ist oder ob ich aus mir selbst rede" (Joh 7,16-17). Beachte bitte, wie Jesus sich von GOTT unterscheidet. Ein anderes Mal hat er gesagt: "Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen." Und dann hat er den Vater "den alleinigen GOTT" genannt (Joh 5,43-44).
Um Jesus im Johannesevangelium richtig verstehen zu können, kann man die "Stellvertreter-Christologie" kaum überbetonen. Sie ist das Korrektiv zu den Falschinterpretationen verschiedener Johannestexte, in denen man Jesus fälschlicherweise als GOTT identifiziert hat, oder von denen man behauptet hat, dass sie zeigen würden, dass Jesus GOTT ist oder dass GOTT Mensch geworden ist. Außerdem ist in diesem Evangelium die "Stellvertreter-Christologie", auch "Sendungs-Christologie" genannt, ein wichtiger Schwerpunkt für den rettenden Glauben der Gläubigen (Joh 16,27-30; 17,8). Als GOTTES oberster Stellvertreter hat der johanneische Jesus als GOTT gehandelt, ohne wirklich GOTT selbst zu sein. In meinem Buch, The Restitution of Jesus Christ (2008), habe ich Thomas` Worten, "mein GOTT", aus Joh 20,28 17 Seiten gewidmet und 38 Gelehrte zitiert, die Gleiches getan haben. Die Erkenntnis, dass Joh 14,9 u. 11 der Schlüssel sind, um Thomas richtig zu verstehen, ist für mich der Höhepunkt meiner Recherche in diesem Buch. Es ist eine GOTT in Christus - Interpretation, die im Gegensatz zu der traditionellen Christus ist GOTT - Interpretation steht.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
32. Hat Petrus geglaubt, dass Jesus GOTT gewesen ist?
(Did Peter Believe Jesus Was God?)
Von Servetus the Evangelical
Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts glauben fast alle Christen, dass Jesus GOTT gewesen ist. Das Neue Testament zeigt uns aber deutlich, dass z.B. der Apostel Petrus kein Anhänger dieser Vorstellung gewesen sein kann. Petrus ist die interessanteste und bedeutendste Person unter den von Jesus erwählten Jüngern. Aus diesem Grund wird er in den synoptischen Evangelien immer als erster von den zwölf Aposteln genannt. Genauso ist es auch in dem engeren Kreis um Jesus gewesen: Immer heißt es: "Petrus, Jakobus und Johannes". Dazu kommt, dass Jesus Petrus die Schlüssel zum Reich des Himmels gegeben hat. Er ist auch der Erste gewesen, der das Evangelium den Juden, Samaritern und Heiden gepredigt hat (Matth 16,19; Apg 1,8; 2,14; 8,14; 10,34-43). Was Petrus über Jesus gesagt bzw. nicht gesagt hat, ist für unser Wissen entscheidungsrelevant, wenn Jesus GOTT gewesen sein soll.
Eines Tages hatte Jesus im vertrauten Kreis seine Jünger gefragt: "Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?" Simon Petrus aber antwortete und sprach: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen GOTTES" (Matth 16,15-16). Petrus hat also das Entscheidende erkannt, was über die Person Jesu zu glauben ist, nämlich dass er der verheißene Messias Israels gewesen ist, der Sohn GOTTES, und nicht, dass er GOTT gewesen ist.
Anschließend hat Jesus seinen Jüngern mitgeteilt, dass er durch die Hände der religiösen Führer in Jerusalem vieles erleiden muss und dort auch getötet werden wird. Weiter können wir lesen: "Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihn zu tadeln, indem er sagte: GOTT behüte dich, Herr! Dies wird dir keinesfalls widerfahren" (Matth 16, 22). Wenn Petrus geglaubt hätte, dass Jesus GOTT ist, dann hätte er das ganz sicher nicht gemacht und nicht gesagt!
Nach dem Tod Jesu, nach seiner Auferstehung und seiner Aufnahme in den Himmel ist Petrus zum Sprecher der Gemeinschaft der Jünger Jesu geworden, die von den Gelehrten "die Jesus-Bewegung" genannt wird. Er hat in Jerusalem die ersten Predigten vor vielen Zuhörern gehalten und seine jüdischen Brüder überzeugt, dass sie durch ihr Verhalten der Kreuzigung Jesu zugestimmt hatten. Diese Predigten, die in der Apostelgeschichte niedergeschrieben sind, liefern uns mit die umfangreichsten Beweise, dass Jesus nicht GOTT gewesen sein kann.
Am Tag des Pfingstfests hat Petrus gepredigt: "Jesus, den Nazoräer, einen Mann, der von GOTT euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn in eurer Mitte tat" (Apg 2,22). Petrus hat Jesus als Mann bezeichnet und ihn eindeutig von GOTT unterschieden, was darauf hinweist, dass er nicht geglaubt hat, dass Jesus GOTT ist.
Petrus hat seine erste Predigt mit einem Aufruf an die jüdischen Leute beendet: "Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass GOTT ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt" (Apg 2,36). Auch hier hat Petrus Christus von GOTT unterschieden, was wieder darauf hinweist, dass Christus nicht GOTT ist. Die Tatsache, dass GOTT "diesen Jesus" zum Herrn und Christus gemacht hat, zeigt deutlich, dass GOTT in diesem Tun völlig souverän gewesen ist und dass "dieser Jesus" GOTT untergeordnet ist.
Petrus tritt im Neuen Testament auch als die herausragende Person auf, die Jesus "Knecht" GOTTES genannt hat (Apg 3,13; 4,27 u. 30; 1. Petr 2,21). Die späteren Kirchenväter haben das nicht mehr gemacht. Es ist ganz offensichtlich, dass dieser "Rang" ihrer Vorstellung, dass er GOTT ist, allzu sehr widersprochen hat. Im Gegensatz dazu sagt sogar der Koran: "Christus wird es sicher nicht aus Widerwillen ablehnen, Diener Gottes zu sein" (Sure 4:172).
Außerdem hat Petrus in seinen drei Predigten erklärt, dass GOTT "diesen Jesus" aus den Toten auferweckt hat (Apg 2,24 u. 32; 3,14; 4,10). Später, als Petrus zum ersten Mal zu Heiden gepredigt hat, hat er verkündet: "Jesus von Nazareth, wie GOTT ihn mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt hat, der umherging und wohltat und alle heilte, die von dem Teufel überwältigt waren, denn GOTT war mit ihm. Diesen hat GOTT am dritten Tag auferweckt" (Apg 10,38 u. 40).
Jesus ist nicht GOTT gewesen, weil er von dem bevollmächtigenden Geist GOTTES abhängig gewesen ist.
Wenn Petrus erklärt, dass GOTT mit Jesus gewesen ist, dann zeigt dieses ganz deutlich, dass Jesus nicht GOTT gewesen sein kann.
Damit ist klar: Statt zu behaupten, dass Jesus GOTT gewesen ist, hat Petrus immer zwischen diesen beiden unterschieden. Er hat immer verkündigt, dass GOTT "diesen Jesus" von den Toten auferweckt hat, und dies in einer solchen Weise, als ob es ein äußerst wichtiger Glaubensbestandteil ist. Die nachapostolischen Kirchenväter hingegen haben so stark betont, dass Jesus GOTT gewesen ist, dass einige von ihnen die Wichtigkeit der Predigt, dass GOTT "diesen Jesus" von den Toten auferweckt hat, geringgeschätzt haben.
Petrus hat nicht geglaubt, dass Jesus GOTT gewesen ist, sondern dass er einen GOTT über sich hat, - den Vater. Er hat in den Grüßen seines ersten Briefes geschrieben: "Gepriesen sei der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus, DER nach Seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten" (1. Petr 1, 3). Einige Verse weiter hat er über Jesus geschrieben: "die ihr durch ihn an GOTT glaubt, DER ihn aus den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit gegeben hat, so dass euer Glaube und eure Hoffnung auf GOTT gerichtet ist" (V. 21). Dass GOTT Jesus Herrlichkeit gegeben hat, zeigt, dass Jesus sie vorher nicht besessen hat und weist weiterhin darauf hin, dass er nicht GOTT gewesen ist.
Einige traditionalistischen Trinitarier zitieren den letzen Teilsatz von 2. Petr 1,1, um ihre Meinung zu untermauern, dass Petrus geglaubt habe, dass Jesus GOTT ist. Fast alle englischsprachigen Bibeln übersetzen es so, wie die New American Standard Bible (NASB), wo es heißt: "unseres GOTTES und Retters, Jesus Christus". In dieser Form ist von einer Person die Rede, von Jesus, der als "GOTT" bezeichnet wird. In der King James Version (KJV) heißt es aber: "unseres GOTTES und unseres Retters Jesus Christus". Hier ist von zwei Personen die Rede, so dass Jesus nicht "GOTT" genannt wird. Wegen einer in der Grammatik liegenden Problematik kommt man zu diesen unterschiedlichen Übersetzungsvarianten. Da soteros (Retter) im griechischen Text an dieser Stelle keinen Artikel hat, stellt sich die Frage, ob das Personalpronomen hemon (unseres) auf theou (GOTT) zu beziehen ist, wie es die NASB macht, oder auf soteros, wie in der KJV nachzulesen. [Deutsche Übersetzungen, die zu der ersten Variante neigen sind u.a. Elberfelder, Schlachter 2000, NGÜ mit Fußnote, GNB, Einh.Ü, Neues Leben. Die Bibel, NeÜ; die zweite Variante findet man u.a in Luther 84, HfA]
J.N.D. Kelly sagt zu dem gleichen Problem in Titus 2,13: "‘Retter‘ neigte dazu, ohne Artikel zu sein (Vergl 1. Tim 1,1); jedenfalls ist der korrekte Gebrauch des Artikels im späten Griechisch verloren gegangen."
Die nachfolgend aufgeführten inneren Beweise deuten darauf hin, dass die "zwei Personen-Variante" die richtige ist:
1. Wenn Petrus der Verfasser des 1. und des 2. Petrusbriefes gewesen ist, dann wird er Jesus in 2. Petr 1, 1 nicht "GOTT” genannt und damit Verwirrung ins Spiel gebracht haben, wenn er Jesus und GOTT in den folgenden Versen wieder voneinander unterscheidet.
2. Ein ähnlicher zusammengesetzter Titel, - "der/unser Herr und Retter (Jesus Christus)", kommt 4 Mal in diesem Brief vor (2. Petr 1,11; 2,20; 3,2 u. 18), was darauf hinweist, dass dieses zu einer festen Formulierung geworden ist, die Jesus nicht als GOTT identifiziert.
3. Wenn Petrus in 1. Petr 1,3 "der GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus" geschrieben hat, dann wird er Jesus in 2. Petr 1,1 nicht "GOTT" nennen.
Kurz gesagt: Petrus hat nicht geglaubt, dass Jesus GOTT ist, sondern dass er der Christus, der Retter, der gehorsame und untergeordnete Knecht des höchsten und alleinigen GOTTES - des Vaters - ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
33. Welche Christologie hat Paulus gelehrt?
(What Was Pauls`s Christology?)
Von Servetus the Evangelical
Der Apostel Paulus vertritt in seinen neutestamentlichen Briefen wohl verschiedene, aber sich vollkommen ergänzende, Christologien. Doch in keiner von ihnen bezeichnet er Jesus als GOTT; einige von ihnen weisen sogar eindeutig darauf hin, dass Jesus nicht GOTT sein kann.
Erstens: Paulus schreibt in 2. Kor 4,4: "Christus, der GOTTES Bild ist." In Kol 1,15 fügt er hinzu: "Er ist das Bild des unsichtbaren GOTTES." Einige Christen glauben, wenn Jesus "das Bild GOTTES" ist, dann deute das darauf hin, dass er GOTT ist. Andererseits sagt uns die Bibel: "GOTT schuf den Menschen nach Seinem Bild" (1. Mo 1,27), was Adam und Eva aber nicht zu Göttern gemacht hat. Geza Vermes stellt sehr richtig fest: "Paulus beschreibt Christus als das ‚Ebenbild‘ oder das ‚Bild GOTTES‘ … man kann damit aber nicht irgendwie auf eine Nähe zur Gottheit schließen." Logischerweise kann Jesus auch nicht beides sein, Bild GOTTES und GOTT selbst, DER für die Sterblichen unsichtbar ist.
Zweitens: Paulus ist der einzige Verfasser im Neuen Testament, der Jesus mit Adam verglichen hat (Röm 5,14-19; 1.Kor 15,45-47; vergl. Phil 2,6). Theologen sprechen hier von einer "Adam-Christologie”. Paulus beschreibt Jesus als den vollkommenen, urbildlichen Menschen und Adam als den gefallenen Menschen, der Unglück über die Erde und alle Menschen gebracht hat. Was Adam durch sein Versagen verloren hat, hat Jesus für uns durch sein gehorsames, gerechtes Leben, durch sein Leiden und seinen sühnenden Tod mehr als gewonnen. Viele Kirchenväter haben behauptet, dass Jesus GOTT sein musste, um sündlos leben und das vollkommene Opfer für unsere Sünden sein zu können. Das ist aber eine willkürliche Behauptung, die keine biblische Unterstützung hat und im Widerspruch zu der Adam-Christologie steht. Die holländische Theologin Ellen Flesseman van Leer glaubt, dass das Neue Testament Jesus nicht als GOTT identifiziert. Sie erklärt, dass Jesu "vollkommener Gehorsam nichts Übermenschliches war … Jesus handelte in Harmonie mit dem Menschsein … und wir handeln im Widerstreit mit ihm."
Weiter ist zu beachten, dass Jesus so versucht werden musste, wie Adam versucht worden ist (Matth 4,1-11; Hebr 2,18; 4,15). Jesus kann deshalb nicht GOTT sein, "denn GOTT kann nicht versucht werden vom Bösen" (Jak 1,13).
Viele Bibelleser, sogar Theologen, haben geglaubt und glauben noch heute, dass Paulus von der Präexistenz Jesu geschrieben habe - hauptsächlich wegen seiner angeblichen Mitwirkung bei der Schöpfung (1. Kor 8,6; Kol 1,16); und sie haben daraus geschlossen, dass die Präexistenz auf die Gottheit hindeutet. Der Trinitarier D. A. Carson stellt aber rigoros fest: "Präexistenz beinhaltet keine Gottheit." Das stimmt. Das Judentum aus der Zeit des zweiten Tempels hat geglaubt, dass verschiedene gottesfürchtige Menschen präexistiert haben und doch glauben die Juden nicht, dass dieses ihren Monotheismus in Frage stellt. Karl-Josef Kuschel behauptet, dass "es nicht die Spur einer eindeutigen und ausdrücklichen Aussage über die Präexistenz in der Christologie gibt, die Paulus aufgezeichnet hat." Und wenn Paulus schreibt, dass GOTT seinen Sohn gesandt hat (Gal 4,4), dann spiegelt das nur die prophetische Tradition der göttlichen Beauftragung wieder. James Dunn behauptet: "Es gibt keine brauchbaren Beweise, dass Jesus sich als präexistierendes Wesen gesehen hat." Dunn kommt zum Schluss, dass Paulus` Rede von der Präexistenz die personifizierte Weisheit meint.
Außerdem kann Jesus nicht präexistiert haben, da er, um der vollkommene Mensch sein zu können, von gleicher Art wie Adam sein musste. Der Verfasser des Hebräerbriefs stellt fest, dass Jesus "in allem den Brüdern gleich werden musste … um die Sünden des Volkes zu sühnen" (Hebr 2, 17). Nach diesen Worten kann Jesus nicht präexistiert haben, weil er so wie wir war, die wir nicht präexistent gewesen sind. Die Adam-Christologie wird also für null und nichtig erklärt, wenn Jesus sich wesensmäßig von Adam unterscheidet. Das heißt, wenn Jesus ein Gottmensch gewesen ist, dann kann man ihn nicht vernünftig mit Adam vergleichen; sie müssen sich als Spezies Mensch genau entsprochen haben. Ist das der Grund, warum viele Traditionalisten es unterlassen, die Adam-Christologie zu übernehmen?
Drittens: Paulus hat eine exklusive "GOTT in Christus-Christologie" bejaht. Er hat gezielt von "GOTT in Christus” geschrieben (Eph 4,32; 1. Thess 2,14). Und er hat erklärt, "dass GOTT in Christus war und die Welt mit SICH selbst versöhnte" (2. Kor 5,19).
Die exklusive GOTT in Christus-Christologie ist theozentrisch und das Gegenstück zu der "GOTT ist Christus-Christologie", die christozentrisch ist. Hans Küng sagt, dass "die Christusbezogenheit von Paulus in einer Gottbezogenheit gegründet ist und in ihr ihren Höhepunkt findet: ‚von GOTT durch Jesus Christus‘".
Es sollte doch klar sein: Wenn GOTT in Christus ist, dann macht dieser Umstand Christus nicht mehr zu GOTT, als die Tatsache, dass GOTT und Christus, die in den Gläubigen wohnen, diese zu Göttern oder Christussen machen. Der Lieblingsausdruck von Paulus für das Bild der geistlichen Stellung der Gläubigen spricht davon, dass sie "in Christus" sind.
Für Paulus ist Jesus also das vollkommene Ebenbild GOTTES gewesen, vor allem deshalb, weil GOTT in Seiner ganzen Fülle in Christus wohnt (Kol 1,19; 2,9), was aber Christus nicht zu GOTT macht.
Viertens: Paulus vertritt eine "Herrschafts-Christologie". Als Verfasser neutestamentlicher Schriften ist er der einzige, der wiederholt und ausschließlich den Vater "GOTT" und Jesus "Herr" nennt. In der Tat ist die Aussage "Jesus ist Herr" das vorherrschende Glaubensbekenntnis der frühen Kirche gewesen.
Was haben diese Christen gemeint, wenn sie Jesus "Herr" genannt haben? Sie haben gemeint, dass seine Anweisungen rechtschaffen befolgt werden sollten (Matth 5,17-20; 7,21-13). Der auferstandene Jesus hat gesagt: "Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden" (Matth 28,18; vergl. Joh 16,15; 17,10).
Viele Trinitarier haben behauptet, dass die neutestamentliche Bezeichnung "Herr" für Jesus darauf hinweisen würde, dass er GOTT ist, weil in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., Jahwe/JHWH, der hebräische Name GOTTES, mit kurios, "Herr" bedeutend, übersetzt worden ist. Paulus liefert uns aber keinen Hinweis, dass dieses der Grund für ihn ist, weshalb er kurios für Jesus verwendet hat. James Dunn sagt über dieses Wort in den Paulusbriefen: "Kurios ist nicht der Weg, Jesus als GOTT zu identifizieren, sondern im Gegenteil die Möglichkeit, Jesus von GOTT zu unterscheiden."
Einige Theologen behaupten, dass Paulus mit dem gelegentlichen Bezug alttestamentlicher Texte über Jahwe (JHWH) auf Jesus, angedeutet hat, dass er geglaubt hat, Jesus sei Jahwe. Die meisten dieser Stellen weisen nur darauf hin, dass Jesus als Jahwes Stellvertreter par excellence, IHN repräsentiert.
Fünftens: Paulus bestätigt eine "Unterordnungs-Christologie". Er sagt: "Christus ist GOTTES" und "GOTT ist das Haupt Christi" (1. Kor 3,23; 11,3). Paulus hat auch geschrieben, dass unser GOTT und Vater "der selige und alleinige Machthaber" ist (1. Tim 6,15). Und bezüglich der Zukunft hat er gesagt, dass Jesus "das Reich dem GOTT und Vater übergibt … dann wird auch der Sohn selbst DEM unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit GOTT alles in allem sei" (1. Kor 15,24 u. 28).
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
34. Ist Jesus in Römer 9,5 GOTT?
(Is Jesus God in Romans 9.5?)
Von Servetus the Evangelical
Trinitarische Theologen berufen sich häufig auf Römer 9,5 als einen der wichtigen neutestamentlichen Texte, die Jesus "GOTT" nennen. Dieser Bezug ist aber umstritten, weil diese Passage im koine-griechischen Text ein grammatikalisches Problem enthält. F.C. Burkitt sagt, dass die "Punktation (Zeichensetzung) dieses Verses sehr wahrscheinlich mehr diskutiert worden ist, als die Punktation irgendeines anderen Satzes in der Literatur.“ Wir können diesen Unterschied sehen, wenn wir zwei Ausgaben der gleichen englischsprachigen Bibel vergleichen. In der Revised Standard Version (RSV) hat man Röm 9,5 wie folgt übersetzt: "zu ihnen gehören die Väter und aus ihrem Geschlecht ist dem Fleisch nach der Christus. GOTT, der über allem ist, sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.“ Diese Bibelausgabe unterscheidet Christus und GOTT als zwei verschiedene Personen; man spricht hier auch von der "Zwei Personen-Sicht“, nach der Christus in diesem Vers nicht "GOTT“ genannt wird. Aber in der New Revised Standard Version (NRSV) heißt es dann: "zu ihnen gehören die Väter und von ihnen kommt dem Fleisch nach der Messias, der über allem ist, GOTT, gepriesen in Ewigkeit. Amen.“ Diese Bibelausgabe präsentiert uns die "Eine Person-Sicht“, in der der Messias Jesus "GOTT“ genannt wird.
Das Problem ist in der griechischen Sprache zu finden. Als Paulus seinen Brief im 1. Jahrhundert geschrieben hat, hat es in dem damaligen Griechisch noch keine Zeichensetzung gegeben, auch keine Lücken zwischen den Buchstaben. Alles hat man in Großbuchstaben geschrieben. In der Fachsprache wird diese Schriftform Unzialschrift genannt. Bis zum 3. und 4. Jahrhundert waren in der griechischen Schrift noch keine Satzzeichen, Zwischenräume, Klein- und Großschreibung integriert. Grammatikexperten für das Neue Testament geben daher zu, dass man die richtige Übersetzung dieses Satzteiles nicht auf eine griechische Grammatik stützen kann, die es damals ja noch nicht gab.
Die Frage, wie der griechische Text in Römer 9,5 b mit Satzzeichen versehen und in unsere Sprache übersetzt werden muss, könnte etwa wie folgt lauten: Sollte in dem nicht mit Satzzeichen versehenen älteren griechischen Text nach dem Wort sarka (Fleisch) in Übereinstimmung mit dem späteren interpunktierten Griechisch ein Strichpunkt oder ein Punkt eingefügt werden? Wenn dieses so richtig sein sollte, dann beginnt danach ein unabhängiger neuer Satz - ein Lobpreis GOTTES des Vaters; dieser Satz nennt Christus dann auch nicht "GOTT“. Weil Röm 9,5b sowohl GOTT als auch Christus erwähnt - GOTT ist vermutlich der Vater - nennt man diese Übersetzungsvariante die "Zwei Personen-Sicht“. Wenn aber ein anderes Satzzeichen nach sarka einfügt wird, zum Beispiel ein Komma, oder wenn in diesem Satz an ganz anderer Stelle ein Zeichen gesetzt wird, dann behält dieser Vers Christus im Blick. In diesem Fall wird er zu einer Lobpreisung Christi und nennt ihn daher "GOTT“. Diese Variante ist die "Eine Person-Sicht“.
Eine untergeordnete Frage in Bezug auf Röm 9,5b ist die Frage, ob die Zuschreibung, die gewöhnlich mit "der über allem ist“ übersetzt wird, auf "Christus“ oder auf "GOTT“ bezogen werden sollte.
Gründe, weshalb Theologen die Eine Person-Sicht bevorzugen, sind folgende:
1. Fast alle Kirchenväter sind der Meinung gewesen, dass Röm 9,5b Christus "GOTT“ nennt.
2. Eine Lobpreisung GOTTES wäre in Röm 9,5b in Anbetracht des Kummers und Schmerzes, den Paulus zuvor in den Versen 1 - 3 zum Ausdruck gebracht hat, unangebracht.
3. Die übliche Wortreihenfolge alttestamentlicher Doxologien, die sich auf GOTT, den Vater, beziehen, wird hier nicht verwendet, in denen das Wort "geheiligt“ "HERR / GOTT“ vorangeht.
4. In anderen paulinischen Doxologien wird das Wort "GOTT“ niemals zuerst erwähnt.
5. Paulinische Doxologien sind nie asyndetisch (nicht durch eine Konjunktion verbunden), wie hier, was deshalb unnatürlich wäre und das artikulare Partizip ho on ("der ist“) zu übersetzen, wäre überflüssig.
Gründe, weshalb andere Theologen die Zwei Personen-Sicht bevorzugen, sind diese:
1. Paulus, ein früherer Pharisäer, kann Christus nicht "GOTT“ genannt haben, da ein strenger Monotheismus immer noch ein dominierendes Merkmal seiner Theologie geblieben ist.
2. Paulus kann Jesus Christus nicht "GOTT“ genannt haben, weil er durchgängig in diesem Brief, wie auch in allen anderen seiner neutestamentlichen Briefe, zwischen GOTT und Jesus Christus unterschieden hat.
3. Paulus hat in keinem seiner zehn Briefe Christus direkt "GOTT“ genannt. Doch für den Vater hat er das Wort theos (GOTT) über 500 Mal gebraucht.
4. Paulus würde Christus ohne Erklärung nie "GOTT“ nennen. Noch weniger würde er dieses in diesem kurzen Satz tun, mit dem er eine Abhandlung über ein ganz anderes Thema beginnt, in dem es speziell um Israel geht.
5. Sechs von den insgesamt sieben anderen Lobpreisungen in den Paulusbriefen sind klar und eindeutig an GOTT, den Vater, gerichtet, was das gleiche auch hier in Röm 9, 5b nahelegt.
6. Paulus hat nie den griechischen Ausdruck epi panton ("über allem“) oder das davon abgeleitete Wort pantokrator ("Allmächtiger“) für Christus verwendet; auch kein anderer neutestamentlicher Autor hat dieses getan. Es würde seiner Aussage widersprechen, dass Christus GOTT untergeordnet ist (1. Kor 3,23; 11,3; Eph 4,6).
7. Nimmt man die Worte "GOTT über allem", so führt uns das zu anderen alttestamentlichen Parallelen, wie solchen in Psalm 104,19-20 und 1. Chron 29,11-12, die hier eine Lobpreisung GOTTES nahelegen.
8. Paulus hat das griechische Wort eulogetos ("gepriesen / hochgelobt“) nie für Christus verwendet, auch kein anderer neutestamentlicher Schreiber hat dieses getan. In allen anderen sieben Fällen im Neuen Testament wird es auf GOTT, den Vater, bezogen.
9. An anderer Stelle schreibt Paulus davon, dass GOTT der "alleinige Machthaber“ ist (1.Tim 6,15), was nicht dazu passt, dass Christus "über allem“ ist.
10. Ein Christus, der in die Aufzählung von acht Vorzügen eingeschlossen ist, die GOTT Israel gegeben hat, passt nicht zu der Beschreibung, dass er den speziellen Vorzug als "GOTT über allem“ hat.
Die Mehrheit der Kommission der United Bible Societies` Greek New Testament hält keinen der o.a. Gründe für die Eine Person-Sicht für "maßgeblich“ und erachtet es für "geradezu unmöglich“, dass Paulus Christus "hochgelobter GOTT in Ewigkeit“ genannt hat.
Man darf aus dem oben Gesagten schließen, dass Röm 9,5b nicht eindeutig ist, weil die ältesten und daher zuverlässigsten griechischen Handschriften des Neuen Testaments ausschließlich in Großbuchstaben und ohne Satzzeichensetzung geschrieben worden sind. Die klaren Aussagen, die Paulus an anderen Stellen zu dem gleichen Thema gemacht hat, wie zum Beispiel in 1. Kor 8,6 und Eph 4,5-6, sollten darauf hinweisen, was er in Röm 9,5b gemeint hat. Dazu kommt, dass er immer wieder einen strickten Monotheismus vertreten und Christus und GOTT voneinander unterschieden hat. Christus hat er GOTT untergeordnet gesehen und GOTT hat er als den Vater identifiziert, was doch darauf hinweist, dass er hier in Röm 9,5b nicht die Absicht hatte, Christus "GOTT“ zu nennen.
Ungeachtet dessen sollte dieser, von der Grammatik her, nicht eindeutige Vers nicht als Beweistext für die Unterstützung des traditionellen Glaubens, dass Jesus Christus GOTT ist, herangezogen werden.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
35. Ist Jesus in 1.Timotheus 2,5 ein Gottmensch?
(Is Jesus a God-Man in 1 Timothy 2.5?)
Von Servetus the Evangelical
Einige Kirchenväter haben Jesus für einen Gottmenschen gehalten und die überwiegende Mehrzahl der Christen hat diesen Glauben seither so übernommen. Der Schweizer Theologe Emil Brunner hat dieses wiederholt in seiner klassischen Verteidigungsschrift der traditionellen Christologie "Der Mittler. Zur Besinnung über den Christusglauben" so getan. Die Christen, die von Jesus als dem "Gottmenschen" sprechen, glauben, dass GOTT im wortwörtlichen Sinne auf die Erde herabgekommen und der Mensch Jesus Christus geworden ist. Sie nennen das Ganze auch "Inkarnation" und häufig zitieren sie 1. Timotheus 2,5, was oft die einzige biblische Unterstützung für ihre Meinung ist. Paulus hat in diesem Vers geschrieben:
"Denn einer ist GOTT, und einer ist Mittler zwischen GOTT und Menschen, der Mensch Christus Jesus."
Viele Bibelwissenschaftler glauben, dass Paulus in 1. Timotheus 2,5 eine Liturgie zitiert habe, die in den Gemeinden der damaligen Zeit weithin verwendet worden ist. Ähnlich hat er es in 1. Korinther 8,6 gemacht, wo er schreibt: "So ist doch für uns ein GOTT, der Vater." Wenn 1. Timotheus 2,5 eine Liturgie gewesen ist, dann erklärt dieses, weshalb Paulus es nicht für notwendig gehalten hat, genauer zu erklären, was er meint, weil es Timotheus bereits schon bekannt gewesen ist. Von daher belegt diese liturgische Aussage in 1. Timotheus 2,5 den wichtigsten Grundsatz aller Wahrheit über GOTT - abgesehen von der Tatsache, dass es IHN gibt - und das ist die biblische Aussage, dass ER zahlenmäßig "ein Einziger" ist. Deshalb weist dieser Vers auch auf das Shema, das kurze Glaubensbekenntnis der Juden, hin. Das Shema lautet: "Höre, Israel: Der HERR ist unser GOTT, der HERR allein!" (5. Mo 6,4).
Dieser "eine GOTT" in 1. Timotheus 2,5 verweist auch in diesem Brief auf "GOTT, den Vater” zurück, welcher der "unsichtbare” und "alleinige GOTT” ist (1. Tim 1,2 u. 17). Demnach hat Paulus zu Timotheus, seinen Dienst begleitend, gesagt, dass der Vater der alleinige GOTT ist und das bedeutet, dass GOTT zahlenmäßig ein Einziger, eine Person, ist.
Trinitarier behaupten, dass das "allein" im Shema GOTT nicht zahlenmäßig, sondern als eine Einheit beschreibt und aus diesem Grund ihre Lehre von Gott als einer Einheit von drei Personen - Vater, Sohn und Heiliger Geist - zulassen würde. Paulus hat jedoch durch seine Gegenüberstellung von dem "einen GOTT" und dem "einen Mittler" zwischen zwei Personen unterschieden. Mit anderen Worten: Wenn "der eine Mittler" mit einer Person gleichzusetzen ist, nämlich mit Jesus Christus, dann muss, um Übereinstimmung zu erreichen, der entsprechende Ausdruck "ein GOTT" auch mit einer zahlenmäßig einen Person gleichzusetzen sein, nämlich mit GOTT, dem Vater. Also: Dieser Vers identifiziert Jesus nicht als einen "Gottmenschen", sondern er unterscheidet ihn vielmehr von dem einen GOTT.
Was ist ein Mittler? In dem griechischsprachigen Neuen Testament lautet das Wort, das hier mit "Mittler" übersetzt worden ist, mesites. Es bedeutet: "Einer, der in der Mitte steht", d.h. ein Vermittler, ein "Mittelsmann". Der Textkritiker B.F. Westcott definiert mesites so: "Einer, der zwischen den Kontrahenten steht und die beiden wieder in Gemeinschaft bringen soll."
Ein Mittler ist also eine dritte Partei, die versucht, die beiden miteinander im Streit liegenden Parteien zu versöhnen. In unserem Falle sind die beiden Parteien auf der einen Seite GOTT und auf der anderen Seite die sündige Menschheit. Jesus hat nicht zu der sündigen Menschheit gehört, weil er "ohne Sünde" und "abgesondert von den Sündern" gewesen ist (Hebr 4,15; 7,26; vergl. 2. Kor 5,21). Dieser Mittler, Jesus Christus, versucht die beiden Parteien zusammenzubringen. 1. Timotheus 2,5 bietet wohl kaum eine Unterstützung für die Auffassung, dass Jesus GOTT ist; vielmehr sagt dieser Vers gerade das Gegenteil aus, indem er notwendig macht, dass der Mittler als Mittelsmann weder GOTT noch ein Mitglied der sündigen Menschheit ist, die von GOTT getrennt ist. Darin liegt der ganze Sinn eines Mittlers; diese Person muss alleine dastehen, weil sie zu keiner der beiden streitenden Parteien gehört.
Jesus wird auch noch an drei anderen Stellen als "Mittler" beschrieben, die wir alle im Hebräerbrief finden (Hebr. 8,6; 9,15; 12,24). Diese Verse und ihr jeweiliger Kontext unterstützen die Sicht, dass Jesus in einzigartiger Weise in der Lage gewesen ist, zwischen GOTT und der Menschheit zu vermitteln. Als der Sohn GOTTES, der vollkommen gerecht gewesen ist, ist Jesus mit beiden Parteien eng verbunden gewesen. Die Bibel lehrt, dass die sündige Menschheit von GOTT getrennt ist und deshalb in Feindschaft zu IHM steht. GOTT ist der Einzige, mit dem die Sünder versöhnt werden müssen. Johannes hat geschrieben: "Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn GOTTES bleibt auf ihm." (Joh 3,36). Auch Paulus hat den Korinthern geschrieben: "Lasst euch versöhnen mit GOTT!" – damit ist GOTT, der Vater, gemeint (2. Kor 5,21; vergl. Röm 5,10). Interessanterweise wird den Menschen im Neuen Testament nirgendwo nahegelegt, dass sie sich mit Jesus versöhnen lassen sollen. GOTT ist der Einzige, dem die Sünder verantwortlich sind, weil sie gegen Seine Gebote verstoßen haben.
Deshalb ist GOTT der letztgültige Urgrund der Versöhnung. ER hat sie geplant und durch Jesus, Seinen Christus, zuwege gebracht, den ER als den Erlöser gesandt hat. Paulus hat auch die gläubigen Korinther darüber unterrichtet, dass "GOTT … uns mit SICH selbst versöhnt hat durch Christus" (2. Kor 5,18).
Einige Gelehrte aus früherer Zeit haben der Bezeichnung "Gottmensch" für Christus widersprochen. Einer von ihnen ist Friedrich Schleiermacher gewesen, ein Nichttrinitarier und einer der berühmtesten christlichen Theologen des frühen 19. Jahrhunderts. Er und viele andere haben darauf hingewiesen, dass der Begriff "Gottmensch" weder in dem Text von 1. Timotheus 2,5 und noch sonst irgendwo in der Bibel vorkommt. Schleiermacher hat auch darauf hingewiesen, dass dieser Begriff ernsthaft untersucht werden sollte. Und das sollte in der Tat geschehen.
Das Konzept eines Gottmenschen gleicht den Vorstellungen heidnischer Völker, in deren Sagen und Mythen von Halbgöttern berichtet wird, die zugleich Gott und Mensch gewesen sind. Die frühen Gnostiker des 1. Jahrhunderts haben in der Tat solch eine mythologische Erlöserfigur als "Gottmenschen" beschrieben.
Paulus mag tatsächlich diese Gnostiker im Sinn gehabt haben, als er 1. Timotheus 2,5 geschrieben hat. Sehr wahrscheinlich hat er Jesus als den einen Mittler dem urgnostischen Glauben an ein pleroma vieler Aeonen (das Jenseits der einflussreichen Mächte) gegenübergestellt, die als Mittler Gott und die Menschen verbinden.
Es ist verwunderlich, dass Christen häufig allein auf der Grundlage eines einzigen Bibelverses, nämlich 1. Timotheus 2,5, Jesus als "Gottmenschen" identifizieren wollen. Dieser Vers weist im Gegenteil jedoch darauf hin, dass Jesus kein Doppelwesen ist. Denn erstens werden GOTT und Jesus Christus hier klar und deutlich voneinander unterschieden; zweitens bestätigt dieser Vers, dass GOTT eine einzige Person ist; drittens spricht er von Jesus Christus nur als "Mensch" und viertens nennt er ihn aus diesen Gründen weder "Gott" noch "Gottmensch".
Man muss also zu dem Schluss kommen, dass es nicht korrekt ist, Jesus allein auf der Grundlage von 1. Timotheus 2,5 als "Gott" oder "Gottmensch" zu bezeichnen. Logischerweise kann Jesus Christus als dritte Partei uns auch nicht mit GOTT versöhnen und gleichzeitig dieser GOTT sein.
Zum Abschluss ein Hinweis auf die Today`s English Version, die die von Paulus beabsichtigte Bedeutung dieses Verses sehr gut so wiedergibt: "Denn es gibt einen GOTT, und es gibt einen, der GOTT und die Menschheit zusammenbringt, das ist der Mensch Jesus Christus."
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
36. Ist Jesus in Titus 2,13 GOTT?
(Is Jesus God in Titus 2.13?)
Von Servetus the Evangelical
Einige traditionell eingestellte Neutestamentler verweisen auf 2.Thess. 1,12; Titus 2,13 und 2.Petrus 1,1, um damit ihren Glauben zu untermauern, dass Jesus GOTT ist. Diese drei Verse haben einen ähnlichen Satzbau, der sie etwas mehrdeutig erscheinen lässt. Die Diskussion zwischen den Traditionalisten und Nichttraditionalisten (Trinitariern und Nichttrinitariern) über diese drei Abschnitte betrifft allerdings nur eine kurze Redewendung und ihre Grammatik. Viele Traditionalisten, die Titus 2,13 als Unterstützung für ihre Sicht, dass Jesus GOTT ist, zitieren, streiten allerdings ab, dass dies auch in 2. Thess. 1,12 und 2. Petrus 1,1 ausgesagt wird.
Viele Traditionalisten behaupten, dass Titus 2,13 nach Römer 9,5b der zweitwichtigste paulinische Text ist, der beweisen würde, dass Jesus GOTT ist. Der vollständige Vers lautet in der King James Version (KJV):
"warten auf diese selige Hoffnung und herrliche Erscheinung des großen GOTTES und unseres Heilands Jesus Christus."
Etwas anders liest er sich in der New American Standard Bible (NASB):
"warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus."
Die für die Christologie entscheidenden Worte in Titus 2,13 sind die letzten vier bzw. fünf Worte dieses Satzes. In der NASB und anderen Bibelübersetzungen wird Jesus hier "GOTT" genannt, während in der KJV und anderen dies nicht gesagt wird. Mit der "seligen Hoffnung" ist die zukünftige Auferweckung der verstorbenen Menschen gemeint (vergl. 1.Thess 4,13-18). Dieses Geschehen wird die Wiederkunft Christi begleiten, die Paulus hier "die Erscheinung" nennt.
Für die Sichtweise, dass Paulus in Titus 2,13 Jesus "GOTT" genannt haben soll, werden folgende Gründe genannt (Widerlegungen sind gleich angefügt):
1. Die Granville Sharp Regel der griechischen Grammatik. Nach ihr erfordert die Tatsache, dass dem Wort soteros (Heiland) kein bestimmter Artikel vorangeht, dass es mit dem Wort theou (GOTT) zu verbinden ist, wodurch beide Worte dann auf Christou Iesou (Christus Jesus) bezogen werden.
Widerlegung:
a) Viele Grammatiker aus jüngerer Zeit haben darauf hingewiesen, dass diese Sharp Regel zweifelhaft ist. Zum Beispiel räumt Nigel Turner (Griechischgrammatiker und Traditionalist) ein: "Leider können wir nicht sicher sein, dass in dieser Periode der griechischen Sprache diese Regel wirklich maßgebend gewesen ist." J.N.D. Kelly fügt hinzu: "Das Fehlen des Artikels kann nicht als maßgebend betrachtet werden, denn ‚Heiland‘ hatte die Tendenz, ohne Artikel zu sein (Vergl. 1.Tim 1,1); auf jeden Fall ist der korrekte Gebrauch des Artikels im späten Griechisch verschwunden."
b) Andere Grammatiker behaupten, dass es eine Ausnahme in dieser Sharp Regel gibt, in der der zweite Artikel weggelassen werden kann, wenn der Autor weiß, dass seine Leser einen Unterschied zwischen den Subjekten voraussetzen werden.
2. Weil der Ausdruck tou megalou theou (der große GOTT) an keiner anderen Stelle des Neuen Testamentes auftaucht, scheint es angebrachter zu sein, ihn auf Jesus als auf den Vater zu beziehen.
Widerlegung:
a) Jesus wird im Neuen Testament nur dann "groß" genannt, wenn er indirekt mit anderen Menschen verglichen wird. Und weil er gesagt hat: "Der Vater ist größer als ich" (Joh 14,28), scheint es angebrachter zu sein, den Ausdruck "der große GOTT" als Referenz für GOTT, den Vater, zu nehmen.
b) In diesem Kontext scheint es auch passender zu sein, GOTT, den Vater, "groß" zu nennen, da ER die herrliche Wiederkunft Christi veranlassen wird (1.Tim 6,14-15).
3. Das griechische Neue Testament bezieht bezüglich der Übersetzung "die herrliche Erscheinung des großen GOTTES" das Wort Epiphaneia (Erscheinen) niemals auf GOTT, den Vater.
Widerlegung:
Im Neuen Testament, in den Paulusbriefen, wird das Wort "Epiphaneia" tatsächlich fünf Mal auf Christus und niemals auf den Vater bezogen. Dieser Sprachgebrauch macht es daher erforderlich, dass epiphaneian tes doxes besser mit "die Erscheinung der Herrlichkeit" übersetzt werden sollte als mit "der herrlichen Erscheinung", was die Aussage unterstützt, dass "die Erscheinung" die "Herrlichkeit" ist und nicht "der große GOTT".
4. In neutestamentlicher Zeit hat man den Ausdruck "Gott und Heiland" auf einige römische Kaiser bezogen, so dass es auch für Paulus ganz normal gewesen sein wird, das gleiche auch von Jesus zu sagen.
Widerlegung:
Wenn Paulus Jesus GOTT genannt hat, dann wäre das ein schwerwiegendes theologisches Abweichen von seinem streng monotheistischen jüdischen Hintergrund gewesen, das eine ausführlichere Erklärung notwendig gemacht hätte. Nebenbei bemerkt: Paulus hätte seine Theologie bestimmt nicht auf der Grundlage von Titeln entwickelt, die heidnischen Herrschern zugesprochen worden sind.
Theologen, die nicht glauben, dass Paulus Jesus in Titus 2,13 "GOTT" genannt hat, argumentieren - wie auch bei Römer 9,5b - meistens im Einklang mit den Lehren und Gepflogenheit, die Paulus in seinen anderen Briefen erwähnt hat. So sagt J.E. Huther zum Beispiel zu diesem Thema in Titus 2,13:
"Dieses kann nicht auf rein grammatischer Grundlage entschieden werden … Die Frage kann nur unter Berufung auf den neutestamentlichen Sprachgebrauch beantwortet werden."
Gründe für die Sichtweise, dass Jesus in Titus 2,13 nicht "GOTT" genannt wird, sind folgende:
1. Da megalou theou (großer GOTT) soteros (Heiland) vorausgeht und hemon (unseres) im griechischen Text soteros folgt, scheint es so zu sein, dass "unseres" nur den "Heiland" näher bestimmt, so wie es in der KJV übersetzt worden ist.
2. Das Wort "unseres" bestimmt sehr viel wahrscheinlicher "Heiland" näher und nicht "GOTT", weil das Neue Testament die folgenden Aussagen nicht enthält: "Unser Gott Jesus Christus", "der Gott Jesus Christus" oder "Jesus Christus, unser Gott". Wenn die neutestamentlichen Verfasser geglaubt haben, dass Jesus Christus GOTT gewesen ist, dann müsste man erwarten können, dass diese einfachen Bezeichnungen auch in ihren Schriften erscheinen.
3. Das Wort theos (GOTT) taucht in den zehn neutestamentlichen Briefen des Apostels Paulus über 500 Mal auf. Abgesehen von Römer 9,5 und Titus 2,13 hat er es immer auf den Vater und niemals auf Christus bezogen.
Widerlegung:
Murray Harris behauptet: "Jedem neutestamentlichen Autor muss der Luxus eines bestimmten stilistischen, verbalen oder theologischen Abweichens von seinem gewohnten Gebrauch zugestanden werden."
4. Paulus hat in all seinen Schriften durchgängig und wiederholt immer zwischen "GOTT" und "Jesus Christus" als zwei verschiedene und eigenständige Personen oder Wesen unterschieden. Er wird diesen Unterschied deshalb wohl auch in vielleicht nur zwei Fällen – in Römer 9,5 und Titus 2,13 - nicht verwischt haben. Johannes Schneider und Colin Brown erklären folgerichtig, dass Jesus in Titus 2,13 zwar "GOTT" genannt werden könnte, weil es "linguistisch möglich ist, aber andererseits widerspricht es der streng beibehaltenen Unterscheidung zwischen GOTT und Christus in den Pastoralbriefen."
5. Der Bezug des Adjektivs "groß" auf "GOTT" weist darauf hin, dass "GOTT" eine unabhängige Person ist, die von "Christus Jesus" unterschieden werden muss. Obwohl eine kleine Mehrheit von Bibelübersetzern und Neutestamentlern Titus 2,13 so übersetzt, als würde Jesus "GOTT" genannt, sollte die in den Briefen des Apostels Paulus vorherrschende Gepflogenheit der ausschlaggebende Faktor sein und Jesus in dieser grammatikalisch nicht eindeutigen Aussage nicht "GOTT" genannt werden.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden,600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
37. Ist Jesus in Hebräer 1,8 GOTT?
(Is Jesus God in Hebrews 1.8?)
Von Servetus the Evangelical
Für traditionsverhaftete Neutestamentler, die glauben, dass Jesus GOTT ist, ist Hebräer 1,8-9 einer der wichtigsten Texte, den sie gern zur Unterstützung anführen. Der Verfasser des Hebräerbriefs hat hier Psalm 45,7-8 zitiert und diese Stelle auf "den Sohn" – Jesus Christus – bezogen. Beide Texte haben grammatische Unsicherheiten, die die Entscheidung schwierig machen, ob der Autor Jesus hier wirklich "GOTT" genannt hat. Um verstehen zu können, wie er dieses Zitat gemeint hat, müssen wir es zuerst etwas näher beleuchten.
Der Psalm 45 ist ein Hochzeitslied und gehört zu der Gruppe der "Liebeslieder"; es ist an "den König" gerichtet (V. 1). Es ist möglich, dass dieses Lied einen idealen König beschreibt, aber es kann auch zu der königlichen Hochzeit eines speziellen Königs, vielleicht Salomo, geschrieben worden sein; beides ist möglich. Der Psalmist schreibt:
"Dein Thron, Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst: darum hat GOTT, dein GOTT, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten."
In manchen Bibelübersetzungen haben die Übersetzer die Personalpronomen großgeschrieben, weil sie geglaubt haben, dass sie sich auf Jesus beziehen, und um damit ihren Glauben zum Ausdruck zu bringen, dass Jesus GOTT ist. Der Verfasser des Hebräerbriefs hat aus der Septuaginta, der griechischsprachigen Übersetzung des Alten Testaments aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., zitiert und nicht aus der hebräischen Bibel. Für Sprachwissenschaftler ist die Übersetzung und Interpretation des ersten Teils des Satzes in Psalm 45,7 einer der schwierigsten Texte des Alten Testaments. In den meisten englischsprachigen Bibeln wird elohim (GOTT) als Vokativ gesehen und mit "Dein Thron, O Gott" übersetzt und der König damit als Gott identifiziert. In anderen Übersetzungen wird elohim aber als Adjektiv, Genitiv, Subjekt oder Prädikat übersetzt und es heißt dann: "Dein göttlicher Thron" oder "Dein Thron ist (von) GOTT"; in ihnen wird der König nicht als Gott bezeichnet.
Ein jüdisches Targum und viele angesehene Rabbis haben den Psalm 45 als messianischen Psalm interpretiert, so wie es der Verfasser des Hebräerbriefes auch getan hat. Er schreibt:
"Von dem Sohn aber: ‚Dein Thron, Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat dich, GOTT, dein GOTT gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten."
Es ist möglich, dass der Psalmist das hebräische Wort elohim (Gott) auf den König bezogen hat, so wie es in anderen Psalmen in Bezug auf andere Herrscher Israels auch gemacht worden ist ("Götter" in Psalm 58,1; 82,6). Aber als Monotheist hat er sehr wahrscheinlich damit sagen wollen, dass der König GOTTES stellvertretender Herrscher ist (vergl. Joh 10,34).
Hinzu kommt, dass der Kontext des Psalms 45 dafür spricht, dass der König / Messias mit den Worten elohim / ho theos in Vers 7a nicht "GOTT" genannt wird. "GOTT" wird in Vers 3 deutlich von dem König / Messias unterschieden ("Darum hat GOTT dich gesegnet"). Auch in Vers 8 ist es so ("Darum hat dich, GOTT, dein GOTT gesalbt"). Dieses wird in beiden Versen weiter verstärkt, in denen GOTT sogar dargestellt wird, wie ER an dem König / Messias handelt.
Würde man den König / Messias in einem derartigen Kontext "GOTT" nennen, würde das zu einer höchst unverständlichen Mehrdeutigkeit führen: GOTT handelt an GOTT!
Don Cupitt erklärt: "Kein Ausleger würde behaupten, dass die hebräischen Schreiber sich ihren gegenwärtigen oder den zukünftigen vollkommenen König buchstäblich und dem Wesen nach GOTT gleich vorgestellt haben … Die Bedeutung ist eher, dass der König aufgrund göttlichen Rechts regiert und mit der Fülle der Kraft GOTTES ausgestattet ist."
Der unmittelbare Kontext dieser beiden Texte zeigt also, dass ihre Verfasser nicht die Absicht hatten, den, von dem sie geschrieben haben, als den GOTT Israels zu identifizieren. Sie haben GOTT und den König / Messias voneinander unterschieden, wenn sie geschrieben haben: "Darum hat GOTT dich gesegnet" (Psalm 45,3) und "GOTT" und "Seinem Sohn" (Hebr 1,1-2). Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass sie den König / Jesus als "GOTT" angesprochen und dann dem gleich widersprochen haben, wenn sie schreiben: "Darum hat dich, GOTT, dein GOTT gesalbt".
Der weitere Kontext des Hebräerbriefes offenbart, dass sein Autor nicht die Absicht hatte, Jesus "GOTT" zu nennen.
Erstens: Er schreibt in seinem Prolog, dass der Sohn der genaue "Abdruck" (das Bild) des "Wesens" GOTTES ist (Hebr 1,3). Eine Darstellung oder eine Abbildung ist nie das Original.
Zweitens: Da er in seinem Prolog, der als Kurzfassung dient, nicht sagt, dass Jesus GOTT ist, ist es höchst unwahrscheinlich, dass er es in dem weiteren Text tut.
Drittens: Er setzt alles daran, um zu beweisen, dass der in den Himmel erhobene Jesus höher als alle Engel ist (V. 5-14), auch höher als alle Menschen, einschließlich Mose (Hebr 3,19), höher als alle Priester Israels, einschließlich des hoch geachteten Melchisedeks (Hebr 7,1-16) und dass die Priesterschaft Jesu von größerem Wert ist (Hebr 9,1-28). Das alles so eindringlich zu begründen ist eigentlich überflüssig, wenn der Verfasser des Hebräerbriefes zuvor ausgesagt hat, dass Jesus GOTT ist.
Der Hebräerbrief ist das einzige neutestamentliche Dokument, das speziell an Juden geschrieben worden ist. Juden sind bis zum heutigen Tag strenge Monotheisten und das ist der Verfasser auch gewesen. Wenn er gesagt hätte, dass Jesus GOTT ist, hätte er ganz sicher sein können, dass er mit solch einer provokativen Proklamation in den jüdischen Gemeinden, an die er geschrieben hat, in ein Wespennest gestochen hätte. Für solch eine kühne Behauptung keine Begründungen zu liefern, wäre ein gravierender literarischer Fehler gewesen. Stattdessen hat er bezüglich des Königs / Messias nichts anderes im Sinn gehabt als der Psalmist; für beide ist der König / Messias nicht GOTT gewesen!
Was sagen nun studierte Neutestamentler zu diesem Thema? Die Mehrheit behandelt ho theos in Hebr 1,8 als Vokativ und nennt Jesus daher "GOTT". Aber der Kontext dieses Verses, wie auch der von Psalm 45,7, deutet darauf hin, dass beide Autoren nicht die Absicht hatten, den König / Messias "GOTT" zu nennen.
Vincent Taylor besteht darauf, dass ho theos in Hebr 1,8 als Nominativ behandelt werden muss; trotzdem behauptet er, dass "nichts auf dieser Bibelstelle begründet werden kann, denn der Autor teilt die Abneigung der neutestamentlichen Schreiber, von Christus ausdrücklich als ‚GOTT‘ zu sprechen." Taylor führt an, dass dieser Vers "überhaupt keinen Grund für die Annahme liefert, dass der Verfasser geglaubt und davon gesprochen hat, dass Christus GOTT ist."
William Barclay hat die Debatten der Gelehrten über die Frage, ob die neutestamentlichen Texte Jesus "GOTT" nennen, oft sehr gut zusammengefasst. Er sagt zu Hebr 1,8: "Das ist ein Abschnitt, bei dem niemand zu dogmatisch sein will. In beiden Fällen sind beide Übersetzungsvarianten absolut möglich … Aber ganz gleich, welche Übersetzung wir akzeptieren, wir sehen wieder einmal, dass die Dinge so angreifbar sind, dass es sehr unsicher sein würde, irgendein verbindliches Argument darauf zu begründen."
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
38. Ist Jesus in 2. Petrus 1,1 GOTT?
(Is Jesus God in 2 Peter 1.1?)
Von Servetus the Evangelical
Im Neuen Testament gibt es zwei Briefe, deren Urheberschaft dem Apostel Petrus zugesprochen wird. Viele Bücher und Briefe der Bibel haben ihre Titel erst erhalten, nachdem sie geschrieben worden sind und das häufig auch von einer anderen Hand. Die frühe Kirche ist einmütig der Meinung gewesen, dass Petrus den 1. Petrusbrief geschrieben hat; aber jahrhundertelang hat die Kirche darüber diskutiert, ob er auch den 2. Petrusbrief verfasst hat. Die meisten modernen, historisch-kritischen Neutestamentler verneinen dies. Weil die Anrede in diesem Brief die Urheberschaft Petrus` bestätigt und auch aus anderen Gründen bin ich geneigt, zu glauben, dass er ihn geschrieben hat.
Die einzige problematische Stelle in den beiden Petrusbriefen hat mit der Frage zu tun, ob Petrus in 2.Petrus 1,1 davon spricht, dass Jesus GOTT ist.
Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die einen gleich kostbaren Glauben mit uns empfangen haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus: 2 Gnade und Friede werde euch immer reichlicher zuteil in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn!
Auch hier gibt es grammatische Probleme, die denen in Titus 2,13 und 2.Thessalonicher 1,12 sehr ähnlich sind und die meistens die richtige Wortreihenfolge betreffen. Es geht um die Frage, ob im letzten Teil des Satzes in 2.Petr 1,1 zwei Personen genannt sind, nämlich der Vater und Christus, oder eine Person, nämlich Christus? Die "Eine-Person-Sicht" nennt Christus "GOTT"; die "Zwei-Personen-Sicht" tut das nicht. Der problematische Satzteil in 2.Petr 1,1 lautet im griechischen Text folgendermaßen (darunter ist eine interlineare Übersetzung angegeben):
- tou theou hemon kai soteros Iesou Christou
- Der GOTT von uns und Retter Jesus Christus
Nur in wenigen englischsprachigen Bibeln ist dieser Teil des Satzes in 2.Petr 1,1 in der "Zwei-Personen-Sicht" übersetzt worden, die Jesus Christus in diesem Fall nicht "GOTT" nennen. Im Gegensatz dazu ist in der Mehrzahl der englischsprachigen Übersetzungen dieser Satz in der "Eine-Person-Sicht" übersetzt worden, in der Jesus Christus "GOTT" genannt wird.
In verschiedenen Bibelübersetzungen (Abkürzung in Klammern) heißt dieser Teilsatz wie folgt:
In der Zwei-Personen-Sicht:
- "GOTTES und unseres Retters Jesus Christus" (AV)
- "Unseres GOTTES und des Retters Jesus Christus" (ASV, RSVmg, NRSVmg, NWT)
In der Eine-Person-Sicht:
- "unseres Gottes und Retters(,) Jesus Christus" (RV, NAB, TCNT, RSV, NEB, JB, NASB, NIV, NJB, REB, NRSV, ESV)
[Deutschsprachige Bibeln mit der "Zwei-Personen-Sicht" sind z.B. Luther, HfA, GNB, Einh.Ü, Menge.
Die "Eine-Person-Sicht" findet man in Elberf, Schlachter, NGÜ, NeÜ, Zürcher]
Gründe, die für die Annahme sprechen, dass Jesus Christus in 2.Petr 1,1 "GOTT" genannt wird, sind folgende (Die entsprechenden Entgegnungen sind gleich angefügt):
1. Im griechischen Text deutet das Fehlen eines vorangehenden Artikels vor soteros (Retter) darauf hin, dass das Pronomen hemon (unser) sich allein auf theou (GOTT) bezieht.
Entgegnung: J.N.D. Kelly sagt: "‘Retter‘ hat die Tendenz ohne Artikel geschrieben zu werden … auf jeden Fall ist der korrekte Gebrauch des Artikels im späten Griechisch aufgegeben worden."
2. Die Lobpreisung Christi in 2.Petr 3,18 weist darauf hin, dass der Autor Christus "GOTT” nennen kann.
Entgegnung: Lobpreisungen, die an Christus gerichtet sind, sind in der Frage, ob er "GOTT" genannt wurde, ohne Belang, weil Jesus mit Bezug auf den Vater gesagt hat: "Es ist Sein Wille, dass alle dem Sohn die gleiche Ehre geben wie dem Vater." (Joh 5,23 nach der New English Bible).
3. Da es in den hellenistischen Ländern üblich gewesen ist, religiöse oder politische Personen "unser Gott” zu nennen, wird es auch für diesen Schreiber ganz normal gewesen sein, Christus "unseren Gott und Retter” zu nennen.
Entgegnung: Göttliche Inspiration unterbindet heidnischen Einfluss.
4. Die in 2.Petr 1,11 vorkommende benachbarte Verbindung mit dem artikellosen soteros (Retter) ("unser Herr und Retter Jesus Christus") entspricht dem "GOTT" und "Retter" in Vers 1, was nahelegt, dass beides miteinander zu verbindende Titel sind.
Entgegnung: Der zusammengesetzte Titel "Herr und Retter" taucht im Neuen Testament außer im 2. Petrusbrief sonst nirgendwo auf und hier finden wir ihn gleich vier Mal (2.Petr 1,11; 2,20; 3,2 u. 18). Dieser Hinweis, zusammen mit dem weithin akzeptierten späten Datum der Urheberschaft des zweiten Petrusbriefs, legt nahe, dass die Worte "Herr und Retter" dann zu einer festen Formulierung geworden sind, bei der ein vorausgehender Artikel vor "Retter" vorausgesetzt worden ist. Dieser wiederholt vorkommende zusammengesetzte Titel "Herr und Retter" in 2.Petrus 2 ist keine geeignete Parallele für "GOTT" und "Retter" in 2.Petr 1,1.
Die folgenden Gründe sprechen dafür, dass Jesus Christus in 2.Petr 1,1 nicht "GOTT” genannt wird:
1. Der Verfasser wird Jesus in Vers 1 wohl nicht "GOTT” genannt und damit für Verwirrung gesorgt haben, wenn er noch im gleichen Satz, - in Vers 2 -, GOTT und Jesus voneinander unterscheidet, wo er schreibt: "in der Erkenntnis GOTTES und Jesu, unseres Herrn!" Die Unklarheit in Vers 1 sollte daher von der Klarheit in Vers 2 her interpretiert werden.
Entgegnung: Wenn der Verfasser Jesus und den Vater in Vers 1 hätte unterscheiden wollen, dann hätte er das auch so klar und deutlich getan wie in Vers 2.
2. Der Begriff "unser/der Herr und Retter (Jesus Christus)" ist zu einer festen Formel geworden, sodass in dem Gebrauch des Wortes "GOTT" in Vers 1 die Absicht gelegen haben muss, GOTT und Jesus voneinander zu unterscheiden.
Entgegnung: Den Verfassern muss die Freiheit zugestanden werden, eine formelhafte Bezeichnung auch variieren zu können.
3. Die Stellung des Pronomens hemon (unser) zwischen den zwei Nomen - theou (GOTT) und soteros (Retter) - trennt beide und unterscheidet sie daher.
Entgegnung: Wenn zwei Nomen einen Artikel haben, dann gilt das Personalpronomen auch für beide.
4. Wenn Petrus den ersten und den zweiten Petrusbrief geschrieben hat, dann wird er bestimmt nicht in dem einen Brief von dem "GOTT und Vater unseres Herrn Jesus Christus" gesprochen haben (1. Petr 1,3) und Jesus dann im zweiten Brief "GOTT" nennen (2. Petr 1,1). Hinzu kommt, dass Petrus in keiner seiner Predigten, die uns in der Apostelgeschichte überliefert worden sind, Jesus auch nur einmal "GOTT” genannt hat.
Murray Harris hat die akademische Landschaft bezüglich dieser Diskussion über 2.Petr 1,1 gründlich untersucht. Er sagt, dass hier die Eine-Person-Sicht "von einer großen Mehrheit der Ausleger des 20. Jahrhunderts mit variierenden Graden der Sicherheit befürwortet wird." Es sollte aber auch beachtet werden, dass im 20. Jahrhundert nur wenige bedeutende Neutestamentler Auslegungen über 2.Petr 1,1 geschrieben haben, zum Teil, weil die meisten von ihnen der Meinung sind, dass Petrus diesen Brief überhaupt nicht geschrieben hat und andere der Auffassung sind, dass er überhaupt nicht ins Neuen Testament hätte aufgenommen werden sollen. Walter Bauer, der bekannte Verfasser eines Bibellexikons, ist ein typisches Beispiel für diese Gelehrten, die sich nicht festlegen wollen. Bezüglich 2.Petr 1,1 und 1.Joh 5,20 ist er der Meinung, dass "die Auslegung anfechtbar ist.”
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
39. Wer ist in 1. Joh 5, 20 der "wahrhaftige GOTT”?
(Who Is "the True God” in 1 John 5.20?)
Von Servetus the Evangelical
Spätere Kirchenväter haben einmütig 1.Joh 5,20 als einen der grundlegenden Verse zitiert, der ihren Glauben unterstütze, dass Jesus Christus GOTT ist. Zusammen mit dem vorangehenden Vers heißt es dort:
Wir wissen, dass wir aus GOTT sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen. Wir wissen aber, dass der Sohn GOTTES gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige GOTT und das ewige Leben (1.Joh 5,19-20).
In der christologischen Diskussion um 1.Joh 5,20 geht es um die Grammatik. Die Frage ist, auf wen sich das Pronomen "Dieser" (Gr. houtos) bezieht. Wenn houtos auf das am nächsten stehende Bezugswort verweist, das in unseren Übersetzungen in der Regel "Jesus Christus" ist, dann nennt dieser Vers ihn indirekt "GOTT". Wenn houtos sich aber auf die Hauptperson des vorhergehenden Teilsatzes bezieht, "den Wahrhaftigen", womit "GOTT", d.h. der Vater, gemeint ist, dann wird Jesus in diesem Vers nicht "GOTT" genannt.
Dass houtos sich in 1.Joh 5,20 auf "Jesus Christus" bezieht, woraus sich dann ergibt, dass er "der wahrhaftige GOTT" genannt wird, ist unter der Theologenschaft seit dem 4. Jahrhundert die vorherrschende Meinung. Oft versucht man sie mit folgenden Begründungen zu untermauern (entsprechende Entgegnungen sind gleich angefügt):
1. Eine ordentliche Grammatik erfordert, dass houtos auf das unmittelbar vorangehende Bezugswort verweist, was "Jesus Christus" ist.
Entgegnung: Dieser bei uns übliche Sprachgebrauch kann für das neutestamentliche Griechisch nicht nachgewiesen werden. Für viele anerkannte Griechisch-Grammatiker, die ganz sicher eine grammatische Interpretation favorisieren würden, ist "GOTT", der Vater, die Referenz zu houtos. Der Textkritiker B.F. Westcott erklärt: "Soweit die grammatische Konstruktion des Satzes betroffen ist, kann sich das Pronomen houtos entweder auf ‚in dem Wahrhaftigen‘ oder auf ‚Jesus Christus‘ beziehen. Die natürlichste Bezugnahme ist jedoch nicht das lokal nächststehende, sondern das im Denken des Apostels vorherrschende Subjekt. … Das ist ganz offensichtlich "der Wahrhaftige", der durch die Hinzufügung "Seines Sohnes" noch weiter beschrieben wird. Damit fasst dieses Pronomen die Offenbarung zusammen, die in den Worten, die danach folgen, angedeutet ist … dass GOTT, den Vater, zu kennen, ewiges Leben bedeutet."
2. Niemand würde in einem so kurzen Abschnitt drei Mal gebetsmühlenartig wiederholend den Vater "den Wahrhaftigen" nennen.
Entgegnung: Wiederholungen gehören zum Stil dieses Verfassers. Allerdings wiederholt er sich hier nicht drei Mal, sondern identifiziert die zunächst nicht ganz eindeutig bezeichnete Person – "der Wahrhaftige" – als den "wahrhaftigen GOTT". Weiterhin ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass ein Autor sich in einem einzigen Vers zwei Mal auf den Vater als "den Wahrhaftigen" bezieht und dann ohne weitere Erklärung umschwenkt und Jesus Christus "den Wahrhaftigen" nennt.
3. Die Bezeichnung "ewiges Leben" muss auf Jesus Christus bezogen werden und damit ist er auch der "wahrhaftige GOTT", denn Jesus Christus wird in 1.Joh 1,1-2 (und in Joh 11,25 und 14,6) "Leben" genannt.
Entgegnung: Der Prolog in 1.Joh 1 zeigt aber klar und deutlich, dass der Ursprung des ewigen Lebens allein "bei dem Vater war und uns offenbart worden ist" durch "Seinen Sohn Jesus Christus" (1.Joh 1,2-3; s.a. 5,11). Darum ist GOTT die einzige Quelle des ewigen Lebens für alle Menschen, unter denen auch Jesus mit eingeschlossen ist, wie er selbst mit eigenen Worten bezeugt hat (Joh 5,26; 7,57).
In den letzten zwei Jahrhunderten haben viele Neutestamentler houtos in 1.Joh 5,20 so verstanden, dass es sich auf GOTT, den Vater, bezieht und zwar aus folgenden Gründen:
1. In den Versen 19 und 20 hat der Schreiber dieses Briefes "GOTT" und den "Sohn GOTTES" klar und deutlich voneinander unterschieden und somit "GOTT" als den Vater und Jesus Christus als den "Sohn GOTTES" identifiziert. Damit hat er festgelegt, dass "der wahrhaftige GOTT" im nachfolgenden Text auf den Vater bezogen werden muss.
2. Obwohl das Neue Testament den Vater und Jesus "wahrhaftig" nennt, bezeichnet es in Übereinstimmung mit dem Alten Testament und dem jüdischen Glauben nur den Vater als "den wahrhaftigen / wahren GOTT".
3. Paulus spricht von dem Vater als "dem lebendigen und wahren GOTT" und unterscheidet IHN auch von "Seinem Sohn" (1.Thess 1,9-10).
4. Wenn houtos in 1.Joh 2,22 und 2.Joh 7 auf das jeweils am nächsten stehende Bezugswort verweist, dann identifiziert es Jesus als "(den Lügner) und Antichrist."
5. Die Warnung in 1.Joh 5,21, sich vor den "Götzen" zu hüten, unterstreicht, dass houtos im vorangehenden Vers sich auf GOTT (den Vater) bezieht, weil die Juden oft GOTT und die Götzen gegenübergestellt haben.
6. Da der Autor in 1.Joh 4,12 geschrieben hat: "Niemand hat GOTT jemals gesehen." (s.a. Joh 6,46), wäre es sehr widersprüchlich, wenn er wenig später schreiben würde, dass Jesus "GOTT" ist.
7. Der Autor tauscht die Worte "GOTT" und "der Vater" immer wieder untereinander aus, woraus deutlich wird, dass sie für ihn gleichbedeutend sind. Ganz anders ist es mit "GOTT" und "den Sohn" (bzw. "Seinen Sohn"); diese stellt er einander gegenüber und unterscheidet sie so voneinander (1.Joh 4,9-10; 14-15; 5,9-11).
8. Wie Johannes berichtet hat, hat Jesus zu dem "Vater" gebetet und IHN "den allein wahren / wahrhaftigen GOTT" genannt (Joh 17,1+3).
9. Der zweite Satz in 1.Joh 5,20 ist eine Zusammenfassung des ersten Satzes.
C.H. Dodd hat die Sichtweise übernommen, dass 1.Joh 5,20 Jesus Christus nicht als GOTT identifiziert. Er erklärt: "Der Schreiber fasst in seinen Gedanken all das zusammen, was er über GOTT gesagt hat … und dieser, fügt er hinzu, ist der wahrhaftige GOTT, … ist das ewige Leben."
Murray Harris, ein Trinitarier und eine Autorität in Sachen neutestamentliches Griechisch hat diese Fragen zu 1.Joh 5,20 sehr gründlich untersucht und kommt zu dem Schluss: "Obwohl es sicherlich möglich ist, dass houtos sich auf Jesus Christus bezieht, zeigen doch verschiedene auf den selben Punkt hinlaufende Beweislinien auf "den Wahrhaftigen", auf GOTT, den Vater, als die wahrscheinliche Bezugsperson hin. Diese Auffassung, houtos = GOTT, wird von vielen Auslegern, von Verfassern ausführlicher Studien und bezeichnenderweise auch von solchen Grammatikern vertreten, die ihre Meinung zu diesem Thema äußern." Und Harris zitiert eine ganze Reihe von diesen Gelehrten.
Allerdings ist die akademische Meinung recht gleichmäßig verteilt, ob houtos in 1.Joh 5,20 sich auf Jesus Christus oder auf GOTT, den Vater, bezieht. Einige namhafte Ausleger glauben, dass diese Frage nie zu klären sein wird. William Barclay sagt zu diesem Thema: "Wir werden wohl nie ganz sicher sein können … es bestehen derartige Zweifel, dass wir auf diesem Abschnitt kein festes Argument aufbauen können."
Nach Abwägung aller Argumente scheint es ziemlich sicher zu sein, dass der Verfasser von 1.Joh 5,20 nicht die Absicht hatte, Jesus als den "wahrhaftigen GOTT" zu bezeichnen, vor allem nicht ohne weitere Erklärung.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
40. Ist der Heilige Geist eine Person?
(Is the Holy Spirit a Person?)
Von Servetus the Evangelical
Die meisten Christen glauben an die Dreieinigkeit, weil das die Lehre ihrer Kirchen und Gemeinden ist. Diese Lehre sagt, dass GOTT ein Wesen ist, das aus drei wesensgleichen und gleichewigen Personen besteht, - dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist wird also als vollwertige, eigenständige Person gesehen.
Die Kirche hat dieses nicht von Anfang an so geglaubt. Während des 2. und 3. Jahrhunderts hat es unter den Kirchenvätern, den sogenannten "Apologeten", keine Übereinstimmung über Wesen und Gestalt des Heiligen Geistes gegeben. Für die meisten von ihnen ist das überhaupt kein wichtiges Thema gewesen. In der Tat hat es unter den Christen die unterschiedlichsten Vorstellungen über den Heiligen Geist gegeben. Einige haben geglaubt, dass er eine unpersönliche Kraft ist; andere haben ihm volle Personalität zugeschrieben. Der bekannte Kirchengeschichtler Philip Schaff stellt fest: "Die Lehre vom Heiligen Geist war weit weniger entwickelt und ist bis zur Mitte des vierten Jahrhunderts niemals Thema einer spezifischen Auseinandersetzung gewesen.“
Im Apostolischen Glaubensbekenntnis und im Nicänischen Glaubensbekenntnis heißt es nur: "Wir glauben … an den Heiligen Geist.“ Wegen dieser Kürze erheben spätere Trinitarier auch nicht den Anspruch, dass ein Mensch daran glauben muss, dass der Heilige Geist eine eigenständige Person ist, wenn er ein Christ sein will.
Der arianische-nicänische Streit des 4. Jahrhunderts ist größtenteils in der griechischen Sprache abgehandelt worden. Alle drei in diesen Streit involvierten Parteien haben darin übereingestimmt, dass der Geist eine vom Vater und vom Sohn zu unterscheidende hypostasis (Subsistenz) ist. Für Arius ist das Wesen des Geistes ein anderes gewesen als das Wesen des Vaters oder des Sohnes. Eusebius von Cäsarea, der Verfasser der Kirchengeschichte, der ein Vertreter der mittleren Partei war, hat behauptet, dass der Geist vom Wesen her niedriger ist als der Vater und der Sohn, dass er "eine dritte geistige Substanz“ ist und an "dritter Stelle“ steht.
Jannes Reiling stellt die biblische Lehre über den Heiligen Geist den oben angeführten Sichtweisen gegenüber, wenn er sehr richtig feststellt: "In der Bibel werden weder ruach noch pneuma als göttliche Namen verwendet. Sie werden nicht als göttliche Wesen angebetet … Das AT zeigt uns den Geist nicht als ein göttliches Wesen, das mit GOTT verbunden, jedoch unterschieden von IHM ist. Er handelt immer nur als ein Mittler zwischen GOTT und den Menschen … Im NT wird der Heilige Geist nicht als göttliches Wesen (hypostasis) vorgestellt, sondern als Werkzeug göttlichen Handelns oder göttlicher Offenbarung.“
James Dunn sagt unter Bezugnahme auf das Alte Testament: "‘Geist GOTTES‘ ist einfach eine Art und Weise davon zu sprechen, wie GOTT seine Absichten in seiner Welt und durch Menschen zur Ausführung bringt.“ Er fügt hinzu: "‘Geist GOTTES‘ bezeichnet im Judentum die Kraft und Macht GOTTES.“ Bezüglich der Schriften von Paulus und Johannes im Neuen Testament sagt er: "Die Vorstellung von dem Geist GOTTES als eine Kraft und Gegenwart (i.S. von GOTTES Gegenwart) … dieser Gedanke ist fest etabliert. … Aber den Geist als ein Wesen, das in jeglichem Sinne von GOTT unabhängig ist, den Geist als eine göttliche Hypostase zu denken, diese Vorstellung finden wir hier nicht.“
Im Anschluss an die Evangelien wird im Neuen Testament sehr oft davon geschrieben, dass Jesus neben GOTT (dem Vater) auf dessen himmlischen Thron sitzt; es wird aber kein einziges Mal erwähnt, dass der Heilige Geist ebenfalls dort sitzt. Wenn es die Dreieinigkeit wirklich gibt, müssten wir dann nicht erwarten können, dass es für diese drei Personen auch drei Throne oder drei Sitzplätze auf dem himmlischen Thron gibt? Die nichttrinitarische Theologin Ellen Flesseman-van Leer sagt, dass der Heilige Geist "kein unabhängiges Wesen neben GOTT ist, sondern der Nachweis für die aktive Gegenwart GOTTES in der Welt.“
Der Apostel Paulus hat in den einleitenden Grüßen seiner zehn neutestamentlichen Briefe (wir nehmen an, dass sie alle von ihm stammen) immer GOTT, den Vater, und Jesus Christus erwähnt, den Heiligen Geist jedoch nicht. Dieses Fehlen legt nahe, dass Paulus den Heiligen Geist nicht als Person angesehen hat.
Ein Grund, weshalb [englischsprachige] Trinitarier glauben, dass der Heilige Geist eine unabhängige Person ist, liegt darin, dass englischsprachige Bibeln gewöhnlich "Heiliger Geist“ und "Geist“ großschreiben, wenn er mit GOTT assoziiert wird. Allerdings haben die hebräische und die griechische Sprache in der Zeit, als die ersten Handschriften gefertigt worden sind, Groß- und Kleinschreibung nicht gekannt. Hinter dieser Großschreibung steckt also nicht mehr als nur die Interpretation der Übersetzer dieser Bibelausgaben, einfach nur, weil sie Trinitarier sind. Im Gegensatz zu ihnen schreiben Juden "heiliger Geist“ und "Geist“ nicht mit großen Anfangsbuchstaben, weil sie nicht glauben, dass diese Worte sich auf eine Person beziehen.
Manche Christen glauben auch, dass der Heilige Geist deshalb eine Person ist, weil fast alle Bibelübersetzungen dem Geist Personalpronomen zuordnen. Das beste biblische Beispiel ist das häufig vorkommende "er“, das Jesus in seiner Lehre über den Heiligen Geist in Johannes 14-16 gebraucht. Aber das Geschlecht, das dieses Pronomens im Griechischen hat, ist ohne Belang. Ob die Pronomen, die dem Heiligen Geist zugeordnet sind, [in der englischen Sprache] mit "he“ oder "it“ übersetzt werden sollen, ist vom Grundsatz her eine theologische Entscheidung. Das Gleiche gilt für das Pronomen ekeinos.
Der Binitarier C.F.D. Moule stellt bezüglich der Tatsache, dass die Bibel dem Heiligen Geist Personalpronomen zuordnet, fest: "Die Berufung auf die Schrift … beweist nichts, was das ewige ‚Wesen‘ des Geistes angeht. Sie zeigt nur, dass ‚Geist‘ ein Wort für eine persönliche personengebundene Aktivität GOTTES ist.“ Moule schließt daraus: "Allein die Tatsache, dass Geist die Art und Weise ist, in der ein persönlicher GOTT gegenwärtig ist, scheint die Identifizierung des Geistes als eine wesensmäßige Person nicht erforderlich zu machen … das Beharren auf der Verwendung eines eine Person beschreibendes Pronomen [für den Heiligen Geist] ist unbegründet.“
Ein anderer Grund, weshalb die meisten Christen glauben, dass der Heilige Geist eine Person ist, ist der, dass die Bibel den Heiligen Geist personifizieren kann, so wie sie es auch mit dem Wort oder der Weisheit GOTTES tut. Wenn sie sagt, dass der Heilige Geist einige Dinge tut, wie zum Beispiel reden, dann muss dieses nicht als die Darstellung einer Person verstanden werden. Jesus hat einmal gesagt: "Darum hat auch die Weisheit GOTTES gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden …“ (Luk 11,49); er hat damit aber nicht beabsichtigt, der Weisheit eine Personalität zuzusprechen. Das beste Beispiel für die Personifizierung der Weisheit im Alten Testament finden wir in Sprüche 8 bis 9,6.
Die Trinitarier Karl Rahner und Murray Harris gestehen mit Recht ein, dass das Neue Testament den Heiligen Geist nirgendwo als GOTT identifiziert. Einige Trinitarier glauben das fälschlicherweise in Apg 5,3-4 zu sehen.
Die Bibel lehrt, dass der Mensch ein dreiteiliges Wesen ist, das aus Leib, Seele und Geist besteht. Da GOTT den Menschen in Seinem Bilde erschaffen hat (1.Mo 1,26-27), muss der Geist des Menschen dem Geist GOTTES entsprechen. C.F.D. Moule stellt fest: "Es gibt eine gewisse Verwandtschaft zwischen GOTT und Mensch, - zwischen Geist und Geist.“ Ja, es sollte von der Schöpfung her verstanden werden, dass der Geist GOTTES für GOTT das ist, was der Geist des Menschen für den Menschen ist. Da der Geist des Menschen nach unserem heutigen Verständnis vom "Person sein“ keine Person ist, muss der Geist GOTTES das auch nicht sein. Vielmehr ist der Heilige Geist der Geist des Vaters (Matth 10, 20).
In meinem Buch The Restitution of Jesus Christ habe ich in einem Anhang 14 Seiten dem Thema "Die Natur des Heiligen Geistes“ gewidmet und darin 25 Theologen und ihre Werke zitiert, dazu noch 5 Kirchenväter.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
41. Wer ist der Sohn des Menschen?
(Who is the Son of Man?)
Von Servetus the Evangelical
Der Begriff ben adam taucht in der hebräischen Bibel (AT) 107 Mal auf und bedeutet "Sohn des Menschen" (oder "Menschensohn"). In den meisten Fällen ist dieser Begriff ein semitisches Idiom, das als Umschreibung gebraucht wird, um das Personalpronomen "ich" oder "mich" zu vermeiden, vielleicht wegen der Bescheidenheit des Schreibers oder um mit Absicht eine demütige, bescheidene Haltung zu vermitteln. Es gibt aber ein Beispiel, in dem dieser Begriff nicht in diesem Sinne verwendet worden ist. In dem Buch Daniel wird in einer prophetischen Vision von vier Tieren berichtet, die vier aufeinanderfolgende heidnische Reiche versinnbildlichen sollen. Der Verfasser schreibt über das Ende dieser Periode:
Ich schaute in Visionen der Nacht: Und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem Alten an Tagen [GOTT], und man brachte ihn vor IHN. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird (Dan 7,13-14).
Daniel schreibt dann, dass ein Engel ihm in den Visionen alles erklärt hat (Dan 7,15-27). Daniel 2,4 - 7,28 ist in aramäischer Sprache geschrieben worden, so dass "Sohn eines Menschen" die Übersetzung von ke bar enash ist. In der neueren Zeit haben Theologen sich sehr für die Person interessiert, die hinter Daniels Sohn eines Menschen steckt. Dieser Titel ist für Christen sehr relevant, weil Jesus ihn viel häufiger als jeder andere zu seiner Selbstidentifizierung verwendet hat. Aber welche Bedeutung hat dieser Titel nun? Es stellt sich auch die Frage, ob Jesus ihn aus der Vision Daniels übernommen hat?
Es hat zu keiner Zeit eine Übereinstimmung unter den Gelehrten über die Bedeutung von Daniels Sohn eines Menschen gegeben, weder im Christentum noch im Judentum. Die christliche Orthodoxie hat darin die Bezeichnung für eine ganz bestimmte Person gesehen, - entweder für den Messias oder für den präexistenten Logos-Sohn. Aber heute sehen die meisten christlichen Gelehrten in dieser Bezeichnung nicht mehr die Darstellung einer bestimmten Person. Auch die jüdischen Theologen nicht, sie interpretieren diesen Begriff als ein Sinnbild für jüdische Heilige. Trotzdem glauben sie auch, dass Jesus sich in seiner Selbstbezeichnung auf diesen Begriff gestützt hat.
Im Altertum haben die Juden Daniels Sohn des Menschen als eine Person interpretiert, die den Messias repräsentiert. Aber wegen der Zwei-Gewalten-Lehre des Bar Kochba-Aufstandes in den Jahren 132 - 135 n. Chr. und vielleicht auch als Opposition gegenüber dem christlichen Dogma haben die jüdischen Theologen später dann ihre Meinung geändert und den Sohn des Menschen nur noch als ein Sinnbild für jüdische Heilige interpretiert, die in der letzten Zeit leben werden. Diese Auffassung, auch "generische Interpretation" genannt, steht der "messianischen Interpretation" gegenüber. Man nennt sie auch die "jüdische Heilige-Interpretation" und stützt sich auf sie, indem man die Entstehung des Buchs Daniel in die Zeit der jüdischen Unterdrückung während der Makkabäerperiode des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert.
Aber verschiedene Merkmale sprechen gegen diese späte Datierung. Deshalb ist die messianische Interpretation von Daniel 7 korrekt, wonach Jesus zu Recht diesen Sohn des Menschen auf sich bezogen hat. Denn erstens steht in Daniel 1 - 7 nichts über Juden geschrieben; sie werden erst im restlichen Teil des Buches erwähnt. Joyce Baldwin bringt es genau auf den Punkt, wenn sie sagt, dass Daniel sehr viel wahrscheinlicher die Gestalt des "Sohnes Israels / Jakobs" verwendet hätte als den universalistischen "Sohn des Menschen", wenn er die Absicht gehabt hätte, jüdische Heilige zu beschreiben. In der Tat ist dieser Titel der Schlüssel zur Identifikation der Heiligen. Das heißt, ein universalistischer "Sohn des Menschen" korrespondiert mit einer universalistischen Menge von Heiligen.
Und zweitens korrespondieren die Heiligen dann – sie sind in Dan 7 in den Versen 18, 22, 25 u. 27 erwähnt – mit "alle Völker, Nationen und Sprachen", und das sind nicht nur Juden, sondern auch Heiden aus aller Welt.
Drittens - der Sohn des Menschen, der auf einer Wolke kommt, legt eher eine Einzelperson nahe als eine große Menschenmenge.
Viertens - da die symbolischen vier großen Tiere in Wirklichkeit "vier Könige" sind (V. 17), die ihre Königreiche personifizieren und da der Sohn des Menschen ihnen gegenübergestellt ist, muss, wenn man hermeneutische konsequent sein will, der Sohn des Menschen sich auch auf ein wirkliches menschliches Wesen beziehen.
Fünftens - das qualifizierende Wort "wie” scheint unnötig zu sein, wenn der Sohn des Menschen nur symbolisch zu verstehen ist. Daniels Vision schließt eine Gerichtsszene im Himmel mit ein, mit dem Alten an Tagen (GOTT) und Seinem himmlischen Hofstaat, bestehend aus einer Reihe besonderer Engel, die gegen den vierten König Gericht halten, der Krieg gegen die Heiligen geführt und sie besiegt hat (Verse 10 - 12, 21, 26 - 27). Richard Bauckham identifiziert diese Engel zu Recht als die 24 himmlischen Ältesten (Off 4,4 u. 10; 11,16). Da Daniel die vier realen menschlichen Könige dem Sohn des Menschen gegenüberstellt, folgt daraus, dass auch dieser ein menschlicher König ist. Dazu kommt, dass ihm "Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben wurde." Der Sohn des Menschen verkörpert sein Königreich genauso wie die vier Könige ihre Königreiche verkörpern. Daher ist der Sohn des Menschen kein Bild für die leidenden Heiligen, sondern er tritt für sie als ihr König ein.
Einige Theologen, die die generische Interpretation übernommen haben, bestreiten, dass der Sohn des Menschen der Messias ist, weil in Daniel 7 nicht gesagt wird, dass er sein Königreich auf die Erde bringen wird. Aber in Daniel Kapitel 2, das mit Daniel Kapitel 7 korrespondiert, wird berichtet, dass das Königreich auf die Erde kommen wird (V. 44). Jesus hat ganz sicher geglaubt, dass aus Daniel 2 und Daniel 7 geschlossen werden kann, dass der Sohn des Menschen eine bestimmte Person ist, die vom Himmel auf die Erde herabsteigen wird. Denn nachdem Jesus bei seinem Verhör vor dem Hohen Rat bestätigt hat, der Messias, der Sohn GOTTES, zu sein, hat er erklärt: "Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels" (Matth 26,64), was auch eine Anspielung auf Psalm 110,1 und Dan 7,13 gewesen ist. Viele der "Sohn des Menschen-Aussagen" Jesu stehen im Zusammenhang mit seinen Voraussagen auf sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod. Er verbindet deswegen Jesajas Motiv des leidenden Gottesknechts aus Jesaja 42 – 53 mit Daniels Sohn des Menschen.
Ja, Jesus ist das Modell des Leidens für sein leidendes Volk gewesen. Viele christliche Theologen, die zustimmen, dass Daniels Sohn des Menschen einen tatsächlichen Menschen repräsentiert, bestreiten nichtsdestotrotz, dass er ein König ist, der auf der Erde Kriege führen wird. Einige lehnen die jüdische Tradition ab, dass der zukünftige davidische Messias Krieg gegen die Feinde Israels führen wird und dass er die leidende Nation befreien und sie als das Haupt der Nationen einsetzen wird. Damit haben sie aber nicht Recht. Obwohl Jesus ethisches Handeln, einschließlich des Frieden stiften, gelehrt hat, ist die strafende Vernichtung durch den Messias am Ende des Zeitalters in den Propheten sehr gut bestätigt. Auch Daniel hat dieses bestätigt, wenn er schreibt:
"Du schautest, bis ein Stein losbrach, und zwar nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte" (Dan 2,34) und "es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten" (V. 44).
Jesus als der Sohn des Menschen wird also ein König sein, der Krieg führen wird, wenn er mit seinem Königreich auf die Erde zurückkehren wird.
In meinem Buch The Restitution of Jesus Christ habe ich 20 Seiten der Untersuchung von Daniels Sohn des Menschen gewidmet. Hierin habe ich 44 Gelehrte und ihre Werke aus der jüngeren Zeit zitiert; ebenso auch viele außerbiblische Schriften aus der Antike.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
42. Ist Jesus GOTT, weil er "Immanuel" genannt wird?
(Does Calling Jesus "Immanuel" Mean He is God?)
Von Servetus the Evangelical
Matthäus schreibt, dass mit der Geburt Jesu die Prophezeiung aus Jesaja 7,14 erfüllt worden ist. Er zitiert diese Stelle und erklärt sie wie folgt:
"Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: GOTT mit uns." (Matth 1, 23).
Weil Jesus von einer Jungfrau geboren worden ist, haben Jesaja 7,14 und Matthäus 1,23 zu allen Zeiten der Kirchengeschichte eine besondere Beachtung erfahren. Der Hauptgrund liegt darin, dass das von Jesaja verwendete hebräische Wort almah unter den Gelehrten große Diskussionen darüber ausgelöst hat, ob es nun "Jungfrau" oder "junge Frau" bedeutet. Wenn "junge Frau" die richtige Bedeutung ist, dann scheint Jesaja nicht vorausgesagt zu haben, dass Maria, die Mutter Jesu, übernatürlich schwanger geworden ist und dass Jesus von einer Jungfrau geboren worden ist.
Lässt man die Frage bezüglich der Bedeutung von almah einmal außen vor, dann muss die Christenheit sich folgender Frage stellen: Wie hat Matthäus die Zuschreibung des Wortes "Immanuel" für ein Kind von Jesaja verstanden? Unabhängig davon, ob Jesaja sich mit dem Kind auf den Messias bezogen hat - ein Thema, dass ebenfalls unter besonders kritischen Gelehrten reichlich diskutiert worden ist - hat Matthäus es ganz offensichtlich in dieser Weise verstanden. Er gebraucht "Immanuel" als Titel und nicht als den richtigen Namen für Jesus. Denn gerade erst hat er berichtet, dass der Engel Joseph angewiesen hat: "Du sollst ihm den Namen Jesus geben" (V. 21).
Dieses Wort "Immanuel" ist die Verbindung von zwei hebräischen Worten: Immanu und el. Da el die Kurzform des hebräischen Wortes für "GOTT" (Hebr: elohim) ist, haben einige traditionalistischen Trinitarier behauptet, dass Jesus durch die Zuschreibung des Titels "Immanuel" faktisch als GOTT identifiziert wird. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Verbindung dieser zwei Worte bedeutet genau das, was Matthäus sagt: "GOTT mit uns!" Das heißt, wenn Jesus "Immanuel" genannt wird, dann bedeutet das, dass GOTT durch seinen Gesandten / Beauftragten in Seinem Volk gegenwärtig ist. Es deutet auf das hin, was jemand später ausgerufen hat, als Jesus den verstorbenen Sohn einer Witwe wieder auferweckt hatte: "GOTT hat Sein Volk besucht" (Luk 7,16). Der jüdische Theologe Geza Vermes erklärt ganz richtig: "Die Juden haben verstanden, dass der Name Immanuel (‚GOTT ist mit uns‘) nicht die Inkarnation GOTTES in einer menschlichen Gestalt angezeigt hat, sondern die Verheißung göttlicher Hilfe für das jüdische Volk."
Der Apostel Petrus hat an dem ersten Pfingstfest des christlichen Zeitalters das Gleiche verkündigt, als er gesagt hat: "Jesus, den Nazoräer, einen Mann, der von GOTT euch gegenüber erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die GOTT durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst" (Apg 2,22). Zu einem späteren Zeitpunkt hat Petrus noch einmal Ähnliches gesagt, nämlich dass "Jesus umherging und wohltat und alle heilte", weil "Gott mit ihm war", durch die Salbung "mit Kraft und mit heiligem Geist" (Apg 10,38).
Einige Trinitarier untermauern ihren Glauben, dass "Immanuel" in Matth 1,23 bedeutet, dass Jesus GOTT ist, indem sie Jesaja 7,14 mit der eindeutig messianischen Aussage in Jesaja 9,5 verknüpfen. Hier wird der hebräische Titel el gibbor, der in der Regel mit "starker GOTT" übersetzt wird, auf den Messias bezogen. Dieses el gibbor in Jesaja 9,5 sollte aber viel passender mit "starker Krieger" oder so ähnlich übersetzt werden.
Wenn Jesus "Immanuel" genannt wird, dann hat dieser Name eine ähnliche Bedeutung wie die Namen von anderen alttestamentlichen Gläubigen. So enthalten zum Beispiel die Namen Israel, Elia, Elisa, Daniel, Michael, Hesekiel und Joel das el, was "GOTT" bedeutet; doch die Eltern, die ihre Kinder so genannt haben, haben dies nicht in der Absicht getan, damit erklären zu wollen, dass ihr Kind GOTT ist. Das Gleiche gilt auch für die hebräischen Namen, die eine Kurzform von Jahwe enthalten.
Viele trinitarische Autoritäten, die früher ausführlich geschrieben haben, dass Jesus GOTT ist, räumen heute ein, dass er in Matthäus 1,23 nicht als solcher identifiziert wird. Murray Harris erklärt zum Beispiel: "Matthäus 1,23 sagt nicht: ‚Jemand, der "GOTT" ist, ist jetzt leibhaftig mit uns‘, sondern: ‚GOTT handelt um unseretwillen in der Person Jesu‘." A.W. Wainwright weist darauf hin, dass diese Erklärung von Matthäus in zweierlei Weise verstanden werden kann. 1. "GOTT mit uns" impliziert, dass Jesus GOTT ist; oder 2. "GOTT ist mit uns" bedeutet nichts anderes, als dass GOTT in geheimnisvoller Weise in Jesus wohnt. Wainwright schließt daraus: "Wegen ihrer Doppeldeutigkeit kann diese Stelle nicht als Beweis herangezogen werden, dass Jesus hier GOTT genannt worden ist."
Dass GOTT mit / bei Jesus gewesen ist, passt sehr gut zu dem Ende des Matthäusevangeliums. Hier sagt der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters" (Matth 28, 20). So wie Jesus mit / bei seinen Jüngern ist und sie dadurch nicht zu Jesus gemacht werden, so macht das "GOTT mit Jesus" Jesus auch nicht zu GOTT.
GOTT ist mit Jesus gewesen, weil ER in Jesus gewesen ist. Das ist eine der größten Wahrheiten, die Jesus nach der Aussage des Apostels Johannes gelehrt hat. Als er zum Beispiel seinen Gesprächspartnern erklärt hat: "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10,30), haben sie Widerspruch erhoben und ihn der Gotteslästerung beschuldigt. Sie sagten: "Du, der du ein Mensch bist, machst dich selbst zu GOTT" (V. 33). Jesus hat diesen Vorwurf jedoch zurückgewiesen und erklärt: "Ich sagte: Ich bin GOTTES Sohn" (V. 36). Indem er das getan hat, hat er GOTT von dem Sohn GOTTES deutlich unterschieden. Die nachapostolischen Kirchenväter haben später diese deutliche Unterscheidung verwischt. Jesus hat dann noch erklärt, was er mit der Aussage "Ich und der Vater sind eins" gemeint hat. Er hat gesagt: "Der Vater ist in mir und ich bin in dem Vater!" (V. 38). Theologen sprechen von der "gegenseitigen Innewohnung". Es ist die geheimnisvolle Einheit, die zwischen dem Vater und dem Sohn besteht.
Jesus hat laut Johannes dieses Konzept ein weiteres Mal erklärt, als er mit Philippus und Thomas gesprochen hat. Wir lesen, dass er zu ihnen bezüglich seinem GOTT und Vater gesagt hat: "Von jetzt an erkennt ihr IHN und habt IHN gesehen. Philippus spricht zu ihm: ‚Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.‘ Jesus spricht zu ihm: ‚So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? … Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist" (Joh 14, 7-11).
Der Apostel Paulus hat in Bezug auf GOTT, den Vater, und Jesus Christus das Gleiche gelehrt. Er schreibt, "dass GOTT in Christus war und die Welt mit Sich selbst versöhnte" (2. Kor 5,19). Und in einem anderen Brief hat er mit Bezug auf Jesus gesagt, dass "GOTT mit Seiner ganzen Fülle in ihm wohnen wollte" (Kol 1,19); Paulus hat das noch einmal wiederholt und gesagt: "Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle GOTTES" (Kol 2,9 – Einh.Ü).
Abschließend können wir also sagen: Wenn Jesus Immanuel genannt wird, dann bedeutet das nicht, dass er GOTT ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
43. Hat Jesus dem reichen jungen Mann gegenüber angedeutet, dass er GOTT ist?
(Did Jesus Indicate He Was God to the Rich Young Man?)
Von Servetus the Evangelical
Viele Menschen wissen, dass Jesus zu einem jungen reichen Mann gesagt hat: Es ist leichter, dass ein Kamel durch das Öhr der Nadel geht, als dass ein Reicher in das Reich GOTTES hineinkommt (Mark 10,25). Der reiche Mann hatte diese Bemerkung herausgefordert, weil er Jesus mit "Guter Lehrer" angesprochen hat (V. 17). Jesus antwortete darauf:
Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, GOTT (V. 18).
In der Vergangenheit haben zahlreiche Kirchenväter und viele nachfolgende trinitarische Christen fest darauf bestanden, dass Jesus hier angedeutet habe, dass er GOTT ist, weil sie ganz offensichtlich so geschlussfolgert haben: Jesus ist gut. Niemand ist gut außer GOTT. Deshalb muss Jesus GOTT sein. Bevor wir diese falsche Schlussfolgerung näher unter die Lupe nehmen, wollen wir noch kurz über den entsprechenden Bericht von Matthäus nachdenken.
Alle drei Synoptiker berichten über dieses Gespräch zwischen Jesus und dem reichen Mann. Aber nach dem Bericht von Matthäus hatte die Antwort Jesu einen etwas anderen Wortlaut: "Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute" (Matth 19,17).
Diese offensichtliche Diskrepanz in diesen Berichten ist vermutlich der Verwendung der ipsissma verba (des genauen Wortlauts Jesu) zuzuschreiben, wie er in Markus 10,18 und in Lukas 18,19 vorzufinden ist, wohingegen Matthäus, wie es typisch für ihn ist, seine eigene Meinung über die Aussage Jesu wiedergegeben hat, um von vornherein ein mögliches Missverständnis über die Sündlosigkeit Jesu zu vermeiden.
Wie dem auch sei, wir wollen uns hier etwas genauer mit den christologischen Konsequenzen dieser Bemerkung Jesu befassen. Es ist wichtig, dass wir uns fragen, was Jesus mit seiner Antwort auf die Frage des Mannes beabsichtigt hat. Es kann Jesus keinesfalls darum gegangen sein, sich als GOTT zu identifizieren, denn das hätte überhaupt nichts mit der Frage des Mannes zu tun gehabt. Neb Stonehouse stellt absolut richtig fest: "Jesus hat sich hier nicht mit Fragen der Christologie befasst." Auch Johannes Calvin, der nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, um die angebliche Gottheit Jesu zu verteidigen, hat zugegeben, dass Jesus "damit nicht das Wesen seiner Gottheit bestätigt." Von Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts ist der Princeton Professor B.B. Warfield einer der führenden, streng konservativen, trinitarischen Theologen Amerikas gewesen. Er hat geschrieben, was für viele konservative christliche Theologen die klassische Auslegung der an den reichen jungen Mann gerichteten Bemerkung Jesu nach den Berichten in Mark 10,18 und Luk 18,19 gewesen ist. Er bestätigt: "Die Frage, welche Beziehung Jesus zu diesem GOTT hat, taucht hier garnicht auf; ebenso gibt es keine Verneinung, dass er GOTT ist und auch keine Bestätigung, dass er GOTT ist."
Warfield zitiert fünf andere Bibelkundler aus seiner Zeit, die der gleichen Meinung sind. Einer von diesen ist der Presbyterianer J.A. Alexander gewesen, dessen Vater das theologische Seminar in Princeton gegründet hat. Alexander hat über diesen Abschnitt gesagt: "Die Güte unseres Herrn und seine Gottheit steht mithin keinesfalls in Frage und konsequenterweise wird sie weder bestätigt noch verneint."
Um das Ganze verstehen zu können, muss die Antwort Jesu im Zusammenhang mit der religiösen Kultur, in der er gelebt hat, verstanden werden. Wer anders vorgeht, interpretiert diese Stelle weitab von ihrem Kontext.
Also, was hat Jesus diesen Mann in Bezug auf ihre gemeinsame religiöse Kultur lehren wollen?
Im Alten Testament, im Judentum und speziell im hellenistischen Theismus ist nur GOTT als "gut" in einem absoluten Sinne anerkannt worden. Menschen sind nur in einem abgeleiteten Sinne "gut" genannt worden, mit dem Wissen, dass GOTT die Quelle ihres Gut-seins ist. GOTT als vollkommen gut zu charakterisieren, hieß nach dem damaligen Glauben, IHM Ehre entgegenzubringen. Von daher hat es nichts mit der Unterscheidung des moralischen Verhaltens zwischen Menschen zu tun, wenn Jesus das Wort "gut" gebraucht.
Im Neuen Testament wird Jesus oft als "heilig" beschrieben. Und doch werden die Menschen, die den Antichrist überwunden haben, einmal ein Lied singen, in dem es in Bezug auf GOTT, den Vater, heißt: "HERR, GOTT, Allmächtiger … DU allein bist heilig" (Off 15,3-4). Offensichtlich meinen sie das in einem absoluten Sinne, da die Heiligkeit Jesu von seinem GOTT und Vater abgeleitet ist.
In Wirklichkeit hat Jesus die Defizite des reichen Mannes im Bereich des Gut-seins dem absoluten, vollkommenen Gut-sein GOTTES gegenübergestellt. Dieser Mann hatte geglaubt, dass er gut ist; allerdings hatte er erkannt, dass Jesus auch gut gewesen ist. Jesus hat ihn auf den Punkt hingewiesen, an dem er blind gewesen ist, als er sagte: "Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Erlös den Armen! ... Und komm, folge mir nach!" (Matth 19,21). Erst wenn er das getan haben würde, würde er das Gebot, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, erfüllt haben (3. Mo 19,18). Matthäus hat hinzugefügt, dass Jesus das "gut" mit der Aufzählung von einigen der Zehn Gebote erklärt hat und dann mit dieser hier nicht zu findenden Anweisung geendet hat.
Mit der Aussage, dass GOTT "allein" gut ist, hat Jesus seine eigene Sündlosigkeit oder Gerechtigkeit nicht verneint. Aber er hat durchblicken lassen, dass seine Gerechtigkeit in mancher Hinsicht geringer war als die seines GOTTES und Vaters. Warfield hat H.R. Mackintosh zustimmend zitiert, der sehr gut erklärt hat: "Jesus lehnt vielmehr ab, dass er das vollkommene Gut-sein GOTTES hat. Niemand außer GOTT ist gut - ER ist unveränderlich und ewig gut … im Gegensatz zu IHM hat Jesus Gehorsam gelernt, durch das, was er erlitten hat; er ist in allem versucht worden wie auch wir (Hebr 5,8; 4,15) … die Heiligkeit Jesu, wie sie sich in den Berichten über sein Leben widerspiegelt, ist nicht die automatische Folge eines übernatürlichen Wesens, sondern in seiner vollendeten Form die Frucht einer andauernden moralischen Willensentscheidung, erfüllt und unterstützt durch den Geist."
Jesus hat in der Tat einen Reifeprozess durchlaufen müssen, um dieses Gut-sein zu erreichen (Luk 2,40 u. 52). Im Gegensatz dazu wird vorausgesetzt, dass GOTT immer schon vollkommen gut gewesen ist.
Abschließend können wir sagen, dass Jesus sich hier nicht als GOTT identifiziert hat. Viel eher bestätigt diese Geschichte, dass nur der Vater GOTT ist und dass ER allein unerreichbar und vollkommen gut ist. Der Trinitarier Raymond E. Brown erklärt zu dieser Begegnung: "Eine häufig gehörte patristische Interpretation sagt, dass Jesus versucht, den Mann zu der Wahrnehmung seiner [Jesu] Gottheit zu führen … Man kann leicht erkennen, dass eine derartige Auslegung ein apologetisches Interesse zur Grundlage hat, das die Lehre von der Gottheit Jesu schützen will. Andere Ausleger betonen, dass Jesus versucht, die Aufmerksamkeit von sich weg auf den Vater zu lenken. Das ist zweifellos richtig, aber man sollte die Tatsache nicht unter den Tisch fallen lassen, dass dieser Text stark zwischen Jesus und GOTT unterscheidet und dass die Zuschreibung, die Jesus zurückweist, für GOTT zutreffend ist. Man sollte aus diesem Text heraus nicht vermuten, dass der Evangelist geglaubt hat, dass Jesus GOTT ist."
Das Gleiche muss man auch von Jesus und all den Juden sagen, die zugehört haben, was er dem reichen jungen Mann auf dessen Frage geantwortet hat.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
44. Ist Jesus in Apostelgeschichte 20,28 GOTT?
(Is Jesus God in Acts 20. 28?)
Von Servetus the Evangelical
Die Kirchenväter haben zur Unterstützung ihres Glaubens, dass Jesus GOTT ist, sehr häufig Apg 20,28 als wichtigen neutestamentlichen Text angeführt. Einige traditionalistisch eingestellte Christen tun das heute immer noch; aber in neuerer Zeit greifen ihre geistlichen Lehrer nicht mehr auf diese Stelle als Unterstützung für die Gottheit Christi zurück.
Lukas berichtet, dass der Apostel Paulus nach Jerusalem gereist ist, wobei er unterwegs noch die Ältesten der Gemeinde von Ephesus zu sich bestellte. Zu ihnen hat er gesagt:
So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde GOTTES, die ER durch Sein eigenes Blut erworben hat (Apg 20,28 – Luth 1984).
Aus diesem Vers ergeben sich bezüglich der Identität Jesu drei Probleme. Zwei haben mit der Frage nach dem richtigen griechischen Text zu tun und das Dritte ist ein grammatikalisches Problem.
Das erste inhaltliche Problem in Apg 20,28 hat damit zu tun, dass die vorliegenden griechischen Handschriften (MSS) in einem bestimmten Wort nicht übereinstimmen und damit den Vers zu einem Thema der Textkritik machen. Die Frage ist, ob in dem griechischen Text das Wort theou (gr. "GOTT") oder das Wort kuriou (gr. "Herr") stehen sollte. Wie die folgende Übersicht zeigt, favorisieren unsere Übersetzungen das Wort theou deutlich:
Die Gemeinde GOTTES (AV, RVmg, RSV, NASB, TEV, JB, NEBmg, NIV, ESV; Deutsche Übersetzungen: Luth 84; Elberf. (mit Fußnote); HfA; Schlachter2000; NGÜ; Einh.; NeÜ; Zürcher)
Gemeinde des Herrn (RV, RSVmg, NASBmg, NEB, NIVmg; Deutschsprachige Übersetzungen: Menge)
Die Beweise aus den Handschriften und auch aus externen Zeugen, womit Zitierungen dieses Verses in patristischen Schriften gemeint sind, sind bezüglich dieses Themas ebenso geteilt, wie die folgende Aufstellung zeigt:
ten ekklesia tou theou (Codex Vaticanus, Codex Sinaiticus, auch in der Vulgata)
ten ekklesian tou kuriou (Codex Alexandrinus, Codex Bezae, auch in einigen anderen Übersetzungen).
Im Ganzen gesehen scheint die Textkritik unterschiedlicher Meinung zu sein, welche dieser beiden jeweils gut belegten Lesarten in dem handschriftlichen Beweis, als die ursprüngliche angesehen werden soll. Der Ausschuss für das von der UBS (Weltbund der Bibelgesellschaften) herausgegebene griechische Neue Testament (und viele andere Gelehrte auch) hat zögernd entschieden, dass theou die richtige Lesart in Apg 20,28 ist. Sie haben diese Entscheidung aber nur mit einem "C" bewertet, was darauf hinweist, dass sie "beträchtliche Zweifel" haben.
In einem Großteil der Diskussionen, ob nun theou oder kuriou in Apg 20,28 das ursprüngliche Wort ist, fragen die Textkritiker sich, warum die Kopisten theou mit kuriou oder umgekehrt wohl ausgetauscht haben mögen. In der textkritischen Diskussion geht es tatsächlich um diese Gründe. Es ist gut möglich, dass ein Schreiber den ursprünglichen Text verändert hat und theou durch kuriou ersetzt hat, weil er theou für zu verwirrend gehalten hat. Denn offensichtlich hat GOTT selbst keinen physischen Leib, der aus Fleisch und "Blut" besteht, wohingegen der "Herr" Jesus einen solchen hatte. Auf der anderen Seite ist es möglich, aber weniger wahrscheinlich, dass ein Schreiber das Gegenteil getan hat und theou durch kuriou ersetzt hat, um sich der Irrlehre zu widersetzen, die als "Patripassianismus" bekannt ist.
Ein wichtiges Element des inneren Beweises unterstützt die Auffassung, dass "GOTT" die richtige Lesart in Apg 20,28 ist. Denn der Ausdruck "die Gemeinde GOTTES" erscheint elf Mal in den Briefen von Paulus, wohingegen "die Gemeinde des Herrn" nirgendwo im Neuen Testament zu finden ist.
Das zweite inhaltliche Problem in Apg 20,28 ist die Frage, ob das Wort idiou ("eigen") im griechischen Text als Adjektiv oder Substantiv behandelt werden muss. Es geht also darum, ob der richtige Text lautet: tou idiou haimatos (sein eigenes Blut) oder tou haimatos tou idiou (das Blut seines Eigenen; einige würden auch das mit "sein eigenes Blut" übersetzen). Die erstgenannte Lesart führt von sich aus dazu, Jesus "GOTT" zu nennen und in der Tat, sie wird in der Regel in den Handschriften (MSS) gefunden, in denen theou steht.
Der UBS Ausschuss hat auch tou haimatos tou idiou ("Blut seines Eigenen") als richtigen Text eingestuft und ihm eine B-Bewertung gegeben, was bedeutet, dass der Ausschuss darüber "gewisse Zweifel" hat.
Diese UBS Textvariante in Apg 20,28 wird deshalb wie folgt übersetzt: "… die Gemeinde GOTTES, die ER durch das Blut Seines Eigenen (Sohnes) erworben hat." Diese Übersetzung nennt Jesus natürlich nicht "GOTT".
Wenn theou in Apg 20,28 richtig ist, dann gibt es zwei grundlegende Übersetzungsmöglichkeiten dieses Verses und drei Möglichkeiten ihn zu verstehen, die ich jetzt kurz (mit angefügten Kommentaren) anführen will:
1. " … zu weiden die Gemeinde GOTTES, die ER durch Sein eigenes Blut erworben hat."
Diese Übersetzung suggeriert, dass das Wort "GOTTES" sich auf Jesus bezieht, da der Vater kein Blut in sich hat. Der Trinitarier A.W. Wainwright räumt ein: "Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass die Gottheit Christi in solch einer derben und irreführenden Form verkündet worden sein soll." In der Tat hat diese Lesart einige Kirchenväter veranlasst, den noch irreführenderen Ausdruck "das Blut GOTTES" zu verwenden. Allerdings kann diese Übersetzung auch so verstanden werden, als meine sie, dass GOTT, der Vater, die Gemeinde durch das Blut Jesu erworben hat und dass dieses Blut zu beiden gehört, zu GOTT, dem Vater, und zu Jesus Christus (vergl. Joh 17,10).
2. " … zu weiden die Gemeinde GOTTES, die ER durch das Blut Seines Eigenen (Sohnes) erworben hat."
Diese Lesart im von der USB zusammengestellten griechischen Neuen Testament macht klar, dass "GOTT" sich auf den Vater bezieht, dass "Blut" zu Jesus gehört und dass "seines Eigenen" den eigenen Sohn des Vaters meint, d.h. Jesus Christus. Diese Lesart, die von einer großen Mehrheit der heutigen Bibelkundler bevorzugt wird, nennt Jesus nicht "GOTT". Vielmehr beleuchtet sie die innige Verbindung zwischen dem Vater und Seinem Sohn. Die Bedeutung dieser Übersetzung ist in dem neuen Lied zusammengefasst, das Jesus im Himmel gesungen wird: "Du bist geschlachtet worden und hast durch dein Blut Menschen für GOTT erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation" (Off 5,9).
Eine überwiegende Mehrheit von Bibelauslegern der vergangenen Jahrzehnte hat Apg 20,28 als Text gesehen, der Jesus nicht als GOTT identifiziert. Auch die meisten heutigen streng trinitarischen Ausleger, besonders auch diejenigen, die immer wieder geschrieben haben, dass Jesus im Neuen Testament als GOTT identifiziert wird, sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses in Apg 20,28 nicht gesagt wird.
So stellt zum Beispiel Raymond E. Brown, der hervorragende katholische Neutestamentler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, fest: "Wir sind längst nicht sicher, dass Jesus in diesem Vers ‚GOTT‘ genannt wird.” Murray Harris erscheint es "unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich." Und A.W. Wainwright gibt zu, dass "dieser Vers nicht als überzeugender Beweis angeführt werden kann, dass Jesus zu neutestamentlichen Zeiten GOTT genannt worden ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
45. Hat Paulus gelehrt, dass Jesus GOTT ist?
(Does Paul Call Jesus "God"?)
Von Servetus the Evangelical
Saulus von Tarsus ist ein religiöser Eiferer gewesen, der der neuen Jesus-Bewegung feindselig gegenübergetreten ist. Er hat jüdische Christen gefangen genommen und in Gefängnissen einsperren lassen. Eines Tages ist er auf dem Weg von Jerusalem nach Damaskus in Syrien gewesen, um dort Gleiches zu tun, als er durch eine Vision auf dramatische Art und Weise zum Glauben an Jesus bekehrt worden ist (Apg 9,1-19; 22,3-21; 26,4-18). Nach diesem Ereignis hat dieser unermüdliche Arbeiter, dann als Apostel Paulus, einen höchst bedeutungsvollen Einfluss auf den christlichen Glauben gehabt.
Als Missionar ist er viel umhergereist und hat das Evangelium in weiten Teilen der damaligen römischen Welt verbreitet. Als ehemaliger Pharisäer hat Paulus sein Wissen über die Schrift (das Alte Testament) genutzt und ist so ein scharfsinniger christlicher Theologe geworden. Das Alte Testament ist für ihn und die anderen ersten jüdischen Christen eine wichtige Quelle der Lehre gewesen. Seine Lehre über den einen GOTT und Seinen Messias ist fest im Alten Testament verwurzelt gewesen. Das ist mit ein Grund, weshalb Paulus in dem neutestamentlichen Buch der Apostelgeschichte niemals angeklagt worden ist, dass er seinen monotheistischen Glauben und die Tradition der Väter verlassen hätte.
Vincent Taylor sagt: "Wir können die dominierende Stellung des Monotheismus in der Christologie des heiligen Paulus feststellen … In seinen christologischen Aussagen liegt die Betonung immer auf GOTT." Daher schließt auch Hans Küng: "Paulus kann nur von seinem Ursprung im Judentum her verstanden werden." Paulus weist in einigen seiner neutestamentlichen Briefe klar auf das Shema Israel hin. Es ist auch heute noch das alleinige religiöse Glaubensbekenntnis der Juden. Das Shema erklärt: "Höre, Israel: Der HERR ist unser GOTT, der HERR allein!" (5.Mo 6,4). Von der Tradition geprägte Christen argumentieren oft, dass das "allein" trotzdem ihren trinitarischen Glauben ermögliche. Es scheint aber ziemlich offensichtlich zu sein, dass mit "allein" ein zahlenmäßig Einer gemeint ist. Denn dieser Glaube ist es, was die Juden von alters her zu dem gemacht hat, was sie sind. Die Anbetung des einen GOTTES hat sie von den polytheistischen Heiden unterschieden, die viele Götter angebetet haben. Deshalb hat Paulus an die Gemeinde in Rom geschrieben: "GOTT ist einer." (Röm 3,30). Und er beendet diesen Brief mit der Doxologie: "Dem allein weisen GOTT durch Jesus Christus, IHM sei die Herrlichkeit in Ewigkeit!" (Röm 16,27). Es ist hier zu bemerken, wie Paulus zwischen dem alleinigen GOTT und Jesus Christus unterscheidet. Paulus hat auch an die Galater geschrieben: "GOTT aber ist nur einer" (Gal 3,20). Und in seinem ersten Brief an Timotheus beschreibt Paulus den Vater als "den alleinigen GOTT" (1. Tim 1,17); und er sagt es noch deutlicher: "Denn einer ist GOTT" (1. Tim 2,5).
Die folgenden Aussagen, die Paulus gemacht hat, spiegeln klar das Shema Israel wider und schreiben deutlich fest, dass es
1.) nur einen GOTT gibt, nämlich den GOTT des Alten Testamentes, dass
2.) dieser eine GOTT nur der Vater allein ist und dass
3.) dieser eine GOTT und Jesus Christus als zwei eigenständige Wesen unterschieden werden müssen, woraus sich ergibt, dass Jesus nicht GOTT ist:
"so wissen wir, … dass kein Gott ist als nur Einer … so ist doch für uns ein GOTT, der Vater, von dem alle Dinge sind und wir auf IHN hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn" (1. Kor 8, 4+6)
"Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, … ein GOTT und Vater aller …" (Eph 4,5+6).
Einige Theologen sind der Auffassung, dass diese beiden Abschnitte vorpaulinische Bekenntnisaussagen sein können. Frances Young schließt aus ihnen mit Bezug auf Paulus und seine von ihm zum Glauben bekehrten Christen ganz richtig: "Ihr GOTT war der GOTT des Alten Testamentes und ihr Herr, Jesus, war der ‚Statthalter GOTTES [sic].‘"
Alle oben angeführten Anspielungen auf das Shema Israel sind also der klare Beweis, dass der Apostel Paulus niemals von seinem strikt monotheistischen Hintergrund abgewichen ist, nach dem es nur einen zahlenmäßig einen GOTT gibt. Vincent Taylor hat sehr sinnreich über diesen eifrigen Apostel Christi gesagt: "Er will in seinem Glauben, dass GOTT ein GOTT ist, keine Kompromisse eingehen, auch nicht Christus zuliebe."
Paulus hat wiederholt davon gesprochen, dass Jesus einen GOTT hat, - den Vater (Röm 15,6; 2. Kor 1,3; 11,31; Eph 1,3+17; Kol 1,3). In allen Grußformeln seiner zehn Briefe führt Paulus "GOTT, den Vater" und "Jesus Christus" nebeneinander an, jedoch niemals erwähnt er hier den Heiligen Geist. Was Paulus über die Einheit oder das Einssein GOTTES gelehrt hat, erlaubt also nicht die späteren binitarischen und dann trinitarischen kirchlichen Lehren. Der angesehene jüdische Gelehrte Joseph Klausner stellt sehr richtig fest: "Paulus, ein Jude, geht nicht so weit, dass er Jesus ‚GOTT‘ nennt."
Was hat es aber mit den Texten auf sich, die Trinitarier gern als Beweis des Gegenteils anführen? An erster Stelle wird oft Röm 9,5 genannt. Da die frühen griechischen Handschriften des Neuen Testaments - wobei die frühen als die besten angesehen werden - in Unzialschrift (ausschließlich Großbuchstaben ohne Zeichensetzung und Abstand zwischen den Worten) abgefasst worden sind, geht es um die Frage, wie die Satzzeichen im letzten Teil von Röm 9,5 zu setzen sind. In einigen Übersetzungen finden wir: "Christus … der da ist GOTT über alles, gelobt in Ewigkeit" oder Worte mit ähnlicher Ausrichtung, die Jesus "GOTT" nennen. In anderen Übersetzungen heißt es: "Christus … Dafür sei GOTT, der HERR über alles, in Ewigkeit gepriesen!" oder so ähnlich, wobei Jesus nicht "GOTT" genannt wird. Wenn man nachschaut, was moderne Neutestamentler sagen, dann zeigt sich, dass auch sie gleichermaßen unterschiedlicher Meinung sind, auch wenn die große Mehrheit glaubt, dass Jesus an anderen Stellen des Neuen Testaments "GOTT" genannt wird.
Trinitarier zitieren auch andere Stellen von Paulus, um ihre Meinung, dass Jesus GOTT ist, zu untermauern. Aber die Überprüfung in verschiedenen Bibelübersetzungen, Schriften von Grammatikern und Auslegern des Neuen Testaments zeigt, dass auch sie sich nicht einig sind, ob in diesen Versen nur von Jesus die Rede ist - man spricht dann von der "eine Person-Sicht" - der in diesen Fällen "GOTT" genannt wird, oder ob hier beide genannt sind, GOTT, der Vater, und Jesus - auch "Zwei Personen-Sicht" genannt - und Jesus dann nicht "GOTT" ist. Trinitarier behaupten zum Beispiel, dass Paulus in 2. Thess 1,12 Jesus gemeint hat, wenn er von "der Gnade unseres GOTTES" gesprochen hat. Aber in den meisten neueren Bibelübersetzungen hat man diesen Teil des Verses mit "die Gnade unseres GOTTES und des Herrn Jesus Christus" übersetzt, also in der "Zwei Personen-Sicht", so dass Jesus nicht "GOTT" genannt wird.
Der bekannte und komplexe Hymnus in Phil 2,6-11 sollte getrennt an anderer Stelle behandelt werden.
Ein weiterer schwieriger Vers ist Titus 2,13. In den meisten Bibelübersetzungen wird von der "Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus" gesprochen und Jesus also "GOTT" genannt. Die meisten Theologen stimmen dem zu. Aber in anderen Bibelübersetzungen heißt es an dieser Stelle: "Herrlichkeit des großen GOTTES und unseres Heilands Jesus Christus"; Jesus ist hier also nicht "GOTT".
Solche grammatikalisch nicht unproblematische Verse sollten allerdings die vielen Stellen, die Paulus geschrieben hat, nicht außer Kraft setzen, in denen Folgendes deutlich wird:
1.) Immer ist er ein strenger Monotheist, der glaubt, dass GOTT ein zahlenmäßig Einer ist.
2.) Nie führt er eine Diskussion darüber, ob Jesus präexistiert hat oder GOTT war.
3.) Immer unterscheidet er zwischen GOTT und Christus.
4.) Sehr oft tauscht er die Worte "GOTT" und "der Vater" gegeneinander aus.
5.) Wiederholt sagt er, dass Jesus einen GOTT über sich hat.
6.) Mehrmals erklärt er, dass nur der Vater "GOTT" ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
46. Ist Jesus in den anderen Paulusbriefen GOTT?
(Is Jesus God in Other Pauline Texts?)
Von Servetus the Evangelical
Die meisten trinitarischen Neutestamentler zitieren aus den Briefen von Paulus nur die folgenden Stellen, um ihren Glauben, dass Jesus GOTT ist, zu unterstützen: Röm 9,5; Phil 2,6-11; 1.Tim 2,5 und Titus 2,13. Einige wenige beziehen auch noch andere Stellen von geringerer Bedeutung mit ein. Viele Christen glauben, dass 2.Kor 8,9 auf die Inkarnation (Fleischwerdung, in das Fleisch kommen) schließen lässt. Dort heißt es:
"Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet."
Die gängige Auslegung von 2.Kor 8,9 sagt: "Reich" bedeutet, dass Jesus im Himmel als eine GOTT, dem Vater, gleichrangige Person präexistiert hat und "arm" und "Armut" weisen darauf hin, dass er bei seiner Inkarnation diese Stellung aufgegeben hat. Karl-Josef Kuschel stellt fest: "Die traditionelle Exegese hat diese Stelle immer im Sinne einer Präexistenz-Christologie und Inkarnation interpretiert, so wie es die heutigen Exegeten quer durch alle konfessionellen Lager auch tun."
James Dunn und Maurice Casey behaupten, dass diese Stelle nur etwas mit einer Adam-Christologie zu tun hat. Dunn sagt über 2.Kor 8,9 und Phil 2,6-8: "Obwohl Jesus den Reichtum einer ununterbrochenen Gemeinschaft mit GOTT hätte genießen können, hat er sich freiwillig dazu entschieden, die Armut der Distanz Adams zu GOTT auf sich zu nehmen - während seines ganzen Dienstes, vor allem aber bei seinem Tod - damit wir in das volle Erbe eintreten können, das zuerst Adam zugedacht war." John Macquarrie sagt hierzu: "Dunns Interpretation erlaubt es uns, die durchgängige Christologie von Paulus viel einheitlicher zu sehen, als wir sie sonst sehen würden."
Fast nur unter Bibelkundlern ist die recht dürftig belegte Handschriftenvariante von Gal 2,20 bekannt. In den meisten Übersetzungen heißt es hier: "der Sohn GOTTES". Diese gerade genannte Variante müsste mit "der Gott und Christus" übersetzen werden, so als ob Christus GOTT ist. Unter den Textkritikern herrscht aber Übereinstimmung, dass diese Variante wohl wegen eines simplen Fehlers eines Kopisten beim Abschreiben entstanden ist.
In Eph 5,5 heißt es: "Das Reich Christi und GOTTES”. Im 19. Jahrhundert haben einige wenige Theologen gemeint, dass man den zugrundeliegenden griechischen Text mit "Das Reich Christi, der GOTT ist" übersetzen könne. Die heutige übereinstimmende Meinung widerspricht dieser Vorstellung, mit der Folge, dass diese Variante in neueren Übersetzungen nicht mehr zu finden ist. Die zugrundeliegenden Worte sagen, dass das Reich beiden gehört, GOTT, dem Vater, und Christus.
Trinitarier behaupten üblicherweise, dass "die Fülle", die in Christus wohnt, bedeutet, dass er GOTT ist. Paulus schreibt: "Denn es hat GOTT [d.h. der Vater; V. 12] wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte" (Kol 1,19-Luth 84). Und später erklärt er: "Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kol 2,9). Diese Trinitarier behaupten auch, dass die Fülle sich auf alle göttlichen Eigenschaften GOTTES bezieht und dass Paulus damit faktisch Jesus vollumfänglich als GOTT identifiziert hat. Aber das Gegenteil ist der Fall. Diese Fülle bezieht sich auf die vollständige Selbstoffenbarung GOTTES der Menschheit gegenüber. Paulus meint also, dass Jesus GOTT vollkommen offenbart hat und nicht, dass Jesus GOTT ist. Der Verfasser des Johannesevangeliums weist auf die gleiche Tatsache hin, wenn er erklärt, dass Jesus "voller Gnade und Wahrheit" gewesen ist und dass wir "aus seiner Fülle alle empfangen haben, und zwar Gnade um Gnade" (Joh 1,14+16).
Beide Schreiber sind darum bemüht gewesen, von dieser Fülle in Christus zu erzählen, weil sie gegen den frühen Gnostizismus zu kämpfen hatten. Dessen Vertreter haben behauptet, dass die pleroma (gr. "Fülle") wegen der Transzendenz GOTTES aus einer Vielzahl von aeonen besteht, was hauptsächlich Engel oder Geister sein sollen, die als Mittler zwischen GOTT und den Menschen dienen. Deshalb sei Christus nur einer dieser aeonen gewesen, der nur einen kleinen Anteil an der Fülle GOTTES besitzt. Paulus und Johannes haben sich dieser Vorstellung widersetzt, indem sie verkündet haben, dass die ganze Fülle GOTTES in Christus wohnt. Paulus hat geschrieben, dass in Christus "alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind" (Kol 2,3). Paulus hat sich gegen eine synkretistische Religion gewandt, die in Kolossä vorgeherrscht hat und somit auch in die Gemeinde eingedrungen ist. Diese Religion ist eine Mischung aus jüdischen Ritualen, asketischen Verhaltensweisen auf Grund des platonischen Dualismus, Anbetung astraler Mächte und einiger anderer aufkommender gnostischer Glaubensvorstellungen gewesen, die auch mit der Identität Jesu zu tun hatten. In seinem gegen sie gerichteten Kampf hat Paulus nur sagen wollen, dass "GOTT in Christus" in einer alles umfassenden Vollkommenheit gewesen ist (2. Kor 5,19) und nicht, dass Christus GOTT ist. Viele trinitarische Neutestamentler zitieren 2.Thess 1,12, Titus 2,13 und 2.Petr 1,1 als grammatikalisch ähnliche Texte, die Jesus als GOTT identifizieren. Alle drei Stellen haben ein syntaktisches (in der Wortreihenfolge bestehendes) Problem, aus dem sich eine gewisse Mehrdeutigkeit ergibt. Viele dieser Gelehrten zitieren Titus 2,13, um damit zu untermauern, dass Jesus GOTT ist, allerdings lehnen sie das für die Aussage der beiden anderen Stellen ab. In fast allen neueren Bibelübersetzungen ist diese kritische Wortreihenfolge in 2.Thess 1,12 wie folgt übersetzt worden: "die Gnade unseres GOTTES und des Herrn Jesus Christus"; also in der "zwei Personen-Sicht" – GOTT, der Vater, und Jesus. In der New American Bible, der bekanntesten Übersetzung für Katholiken, heißt es aber: "die Gnade unseres GOTTES und Herrn Jesus Christus"; sie identifiziert Jesus also als GOTT [dito in Einh.Ü]. Paulus hat an dieser Stelle aber sehr wahrscheinlich auch das gemeint, was er zwei Mal in der Grußformel dieses Briefes geschrieben hat: "GOTT, unser Vater, und der Herr Jesus Christus" (V. 1+2).
Raymond E. Brown, einer der anerkanntesten katholischen Neutestamentler aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hat bezüglich dieser Worte gesagt: "Die meisten Ausleger akzeptieren diese Unterscheidung [zwischen dem Vater und Jesus] und der neuste und umfassendste katholische Kommentar sagt, dass diese Unterscheidung akzeptiert werden muss. Dieser Vers kann also nicht als Beispiel für die Verwendung der Bezeichnung ‚GOTT‘ für Jesus herangezogen werden."
Gelehrte behaupten, dass die sechs poetischen Strophen (Zeilen) in 1.Tim 3,16 aus einem vorpaulinischen Christushymnus stammen und sich, in chronologischer Reihenfolge geordnet, auf die wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu beziehen. Frühere Trinitarier sind der Auffassung gewesen, dass Jesus in der ersten Strophe des griechischen Textes GOTT genannt wird. In der King James Version wurde sie deshalb so übersetzt: "GOTT wurde offenbart im Fleisch" [auch in Luth 1912, Elbf 1906, Schlachter]. Allerdings ist der Handschriftenbeweis für theos ("GOTT") schwach und für hos ("der") oder ho ("er") stark. Aus diesem Grund steht in den vier neueren, führenden griechischen Neuen Testamenten hos, so dass es in fast allen Übersetzungen aus neuerer Zeit heißt: "Er" oder "Er, der". Paulus hat ganz sicher nicht "GOTT" schreiben können, weil er in diesem Brief geschrieben hat, dass GOTT unsichtbar ist (1.Tim 1,17; 6,16). Der Trinitarier und Textkritiker Bruce Metzger erklärt, dass theos entweder ein harmloser Abschreibfehler, eine Interpretation dieser sechs Strophen oder eine Anmerkung zur Unterstützung der trinitarischen Lehre sein kann.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
47. Ist die kirchliche Dreieinigkeitslehre im Neuen Testament zu finden?
(Is the Church Doctrine of the Trinity in the New Testament?)
Von Servetus the Evangelical
Die Christologie (die Lehre von Christus) ist bereits in den ersten Jahrhunderten der Christenheit herausgearbeitet worden. Die meisten Kirchenväter haben damals geglaubt, dass Jesus GOTT gewesen ist, wenn auch in einem geringeren Maße als der Vater, und dass die Gottheit Jesu vom Vater abzuleiten ist. Über den Heiligen Geist hatten sie allerdings zunächst keine übereinstimmende Meinung. Das alles hat sich dann aber im 4. Jahrhundert geändert. Im Jahre 325 n. Chr. hat das erste ökumenische Konzil der katholischen Kirche in Nicäa offiziell erklärt, dass Jesus genau so wahrer GOTT ist wie der Vater. Allerdings hat man bis zum Konzil in Konstantinopel im Jahre 381 n. Chr. noch keine Übereinstimmung über das Wesen des Heiligen Geistes finden können. Erst dort hat die Kirche mit der Entscheidung, dass der Heilige Geist eine eigenständige dritte Gottperson ist, die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes offiziell eingeführt. Die offizielle kirchliche Lehre von der Dreieinigkeit Gottes, die bis zum heutigen Tage für Katholiken, Orthodoxe und Protestanten gleichermaßen gilt, sagt, dass Gott (oder die Gottheit) ein Wesen ist, das aus drei gleichewigen Personen von gleicher Herrlichkeit besteht - dem Vater, dem Sohn (Jesus Christus) und dem Heiligen Geist. Diese Kirchen sind seitdem nicht mehr von diesem Dogma abgewichen und behaupten nun seit gut 1700 Jahren, dass die Menschen an diese Lehre glauben müssen, wenn sie richtige Christen sein wollen. In dem nicänischen Glaubensbekenntnis hat man einen Fluch ("Anathema") über die Menschen ausgesprochen, die nicht an dieser Lehre festhalten wollen und hat sie damit in die Hölle verdammt.
Der presbyterianische Theologe A.A. Hodge, der ein Beispiel für die protestantische Auffassung ist, beteuert, dass "der Glaube an die drei Personen in einer Gottheit heilsnotwendig ist." Und alle diese Traditionalisten behaupten, dass die Bibel diese Lehre unterstützen würde. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Nicht nur, dass die Bibel diese Lehre nicht unterstützt, in ihr ist das Wort "Dreieinigkeit" oder "Trinität" und ähnliches Vokabular überhaupt nicht zu finden. Das legt den Schluss nahe, dass diese Lehre in der Bibel auch nicht enthalten ist.
Viele angesehene christliche Gelehrte gestehen heute ein, dass diese trinitarische Lehre nicht biblisch ist und daher das Urchristentum auch nicht repräsentiert. Der römisch-katholische Theologe Hans Küng fragt in Bezug auf die Bibel: "Warum ist hier nie die Rede von dem ‚dreieinigen Gott‘? … während es im ganzen Neuen Testament den Glauben an GOTT, den Vater, an Jesus den Sohn und an den heiligen Geist GOTTES gibt, gibt es keine Lehre von einem Gott in drei Personen … keine Lehre von einem ‚dreieinigen Gott‘ oder einer ‚Trinität.‘" Weiter beobachtet er: "Wenn wir die Christen der vornicänischen Zeit nach diesem Ereignis im Lichte des Konzils von Nicäa beurteilen wollen, dann sind nicht nur die jüdischen Christen Häretiker gewesen, sondern auch die meisten der griechischen Kirchenväter." Küng folgert: "Die Theologie, die sich in den [ersten sechs ökumenischen] Konzilen manifestiert hat, hat zu einer erheblichen Entfremdung vom Neuen Testament geführt."
Trinitarische Theologen zitieren in der Regel folgende neutestamentliche Stellen, um ihren Standpunkt damit zu untermauern: Matth 28,19; Röm 15,30; 1.Kor 12,4-6; 2. Kor 13,13; Eph 2,18; 4,4+6; 1.Petr 1,2; Judas 20-21. Aber die meisten dieser Theologen geben zu, dass in diesen Versen nur der Vater, der Sohn und der (Heilige) Geist erwähnt werden, ohne den Hinweis, dass sie drei Personen von gleicher Herrlichkeit und gleichen Wesens sind. Viele dieser Theologen würden der Einschätzung Vincent Taylors zustimmen, dass "die Trinität keine ausdrückliche neutestamentliche Lehre ist."
Daher geben auch viele trinitarische Theologen zu, dass ihre Lehre nicht mehr ist als eine Ableitung aus der Schrift. J.N.D. Kelly sagt bezüglich des Neuen Testaments: "Eindeutige trinitarische Bekenntnisse sind selten; wo sie auftauchen, kann man nur wenig auf ihnen aufbauen." Johannes Schneider räumt ein: Das Neue Testament enthält keine ausgestaltete Lehre von der Trinität." Und D.A. Carson gibt zu: "Einzeln für sich betrachtet beweisen diese Verse nicht, dass es irgendein trinitarisches Bewusstsein im Neuen Testament gibt, da auch noch andere ‚dreifache‘ Redewendungen vorkommen."
Ja, so ist es; im Neuen Testament gibt es andere "trinitarische Formeln", in denen zum Beispiel Engel statt des Heiligen Geistes erwähnt werden. Jesus hat von der noch vor uns liegenden Zeit gesprochen,
"wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel" (Luk 9,26; s.a. Matth 16,27; Mark 8,38).
Er hat auch gesagt:
"Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel in den Himmeln, auch nicht der Sohn, sondern der Vater allein" (Matth 24,36; Mark 13,32).
Und der Apostel Paulus hat geschrieben:
"Ich bezeuge eindringlich vor GOTT und Christus Jesus und den auserwählten Engeln…" (1.Tim 5,21).
Ein grundlegendes philosophisches Argument gegen die Dreieinigkeitslehre ist die Tatsache, dass sie eine abstrakte dreipersonale Gottheit postuliert, die wider alle Natur ist. Deshalb wird dieser dreieinige Gott auch nicht als Person oder Wesen (was diskutiert wird) angesehen. Der Trinitarier C.S. Lewis sagt: "Im Christentum ist Gott … keine Person." In der Tat, - wenn die Dreieinigkeitslehre stimmt, dann muss der Mensch auch aus drei Personen bestehen, weil der Mensch im Bilde GOTTES gemacht worden ist.
Als hauptsächlich logische Argumentation gegen die Dreieinigkeitslehre kann angeführt werden, dass sie widersprüchlich, verwirrend und nicht zu verstehen ist. Sie ist darin widersprüchlich, dass Trinitarier vorgeben, Monotheisten zu sein (Glaube an einen GOTT) und gleichzeitig darauf beharren, dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist eigenständige Personen sind und jeder von Ihnen Gott ist und dass sie doch nicht drei Götter sind.
Trinitarier geben bereitwillig zu, dass ihre Lehre von drei Personen, die einer sind, ein Paradoxon (Widerspruch) und Mysterium (Geheimnis) ist. Viele Juden und Muslime behaupten, dass diese Lehre Tritheismus, die Anbetung von drei Göttern ist. Viele Trinitarier gestehen absurderweise diese Unbegreiflichkeit ein. Wenn sie das tun, dann geben sie zu, dass sie nicht begreifen, was sie eigentlich glauben! Spricht man sie darauf an, dann antworten sie oft schroff, dass diese Lehre nur widersprüchlich zu sein scheint!
Hans Küng versucht unter dem Vorwand, die traditionelle Dreieinigkeitslehre wieder herzustellen, sie wie folgt neu zu definieren:
"Ich versuche es in drei Sätzen zusammenzufassen, was mir vom Neuen Testament her, für heute überlegt, der biblische Kern der traditionellen Trinitätslehre zu sein scheint:
- An Gott, den Vater, glauben, heißt, an den einen Gott, Schöpfer, Bewahrer und Vollender
von Welt und Mensch glauben: Diesen Glauben an den einen Gott haben Judentum,
Christentum und Islam gemeinsam.
- An den Heiligen Geist glauben, heißt, an Gottes wirksame Macht und Kraft in Mensch und
Welt glauben: Auch dieser Glaube an Gottes Geist kann Juden, Christen und Muslimen
gemeinsam sein.
- An den Sohn Gottes glauben, heißt, an des einen Gottes Offenbarung im Menschen Jesus
von Nazareth glauben, der so Gottes Wort, Bild und Sohn ist."
Hier haben wir eine Wiederherstellung der neutestamentlichen Lehre und ich hätte es selbst nicht besser sagen können.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
48. Warum hat die Dreieinigkeit im Himmel keine drei Throne?
(Why Doesn’t the Trinity Have Three Thrones in Heaven?)
Von Servetus the Evangelical
Judentum, Christentum und der Islam sind die drei großen monotheistischen Religionen der Welt. Alle drei behaupten, dass sie den einen und einzigen GOTT anbeten, den GOTT der Bibel. Obwohl alle drei ihren Glauben auf der Bibel gründen, stimmen sie jedoch nicht miteinander überein, wer dieser GOTT ist.
Die meisten Christen sind Trinitarier, denn sie glauben an ihre "Lehre von dem dreieinigen Gott." Gewöhnlich erklären ihre theologischen Führer, dass man damit meint, dass Gott - den sie auch als "die Gottheit" bezeichnen - ein Wesen ist, das in drei gleichewigen Personen von gleicher Herrlichkeit besteht: In Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist.
Juden und Muslime lehnen diese Dreieinigkeitslehre ab. Für sie scheint das Tritheismus zu sein - die Anbetung von drei Göttern. Die Christen weisen diesen Vorwurf heftig zurück; sie behaupten, dass der Vater GOTT ist, dass Jesus Christus GOTT ist und dass der Heilige Geist GOTT ist und somit unterscheiden sie sie als drei eigenständige Personen. Für die meisten unvoreingenommenen Menschen ergibt diese Dreieinigkeit drei Götter, womit sie mit den Juden und Muslimen übereinstimmen. Trinitarier antworten darauf, dass ihre Lehre so geheimnisvoll ist, dass sie fast unbegreiflich und nicht in allen Einzelheiten genau zu verstehen ist. Die meisten Trinitarier vermuten auch, dass diese "drei Personen der Dreieinigkeit" - so nennen sie sie - im Himmel sind und dass sie dort von einer unzählbaren Schar von Engel angebetet werden. Bezüglich des Heiligen Geistes kann dieses aber nicht im Neuen Testament nachgewiesen werden.
Im Neuen Testament wird beschrieben, dass Jesus gekreuzigt worden und gestorben ist, dass er von den Toten auferweckt worden ist und dass er in den Himmel hinaufgefahren ist und dort zur Rechten GOTTES, des Vaters, auf dessen Thron sitzt. Das ist das markante Bild, das Christen immer schon gehabt haben: Jesus sitzt neben GOTT, dem Vater, auf dem himmlischen Thron des Vaters, wo sie von Engeln umgeben sind.
Kein biblisches Buch oder Brief enthält so viele Information über den Himmel wie die Offenbarung des Johannes. Ihr herausragendstes Thema ist die Souveränität GOTTES, des Vaters. Sein Thron ist das Symbol Seiner Hoheitsgewalt im Himmel, im Universum und somit auch auf der Erde. GOTT wird in diesem apokalyptischen Buch sechs Mal beschrieben als der, "der auf dem Thron sitzt." Viele Menschen aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen stehen vor dem Thron und rufen mit lauter Stimme: "Das Heil unserem GOTT, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!" (Off 7,10). Das Lamm, womit Jesus Christus gemeint ist, wird uns gezeigt, wie es neben GOTT auf dessen Thron sitzt. Auch die Engel im Himmel "beteten GOTT an, der auf dem Thron sitzt" (Off 19,4). Du solltest bitte beachten, dass GOTT von dem Lamm, d.i. Jesus Christus, deutlich unterschieden wird. Diese Unterscheidung weist immer darauf hin, dass der Vater allein GOTT ist und dass Jesus Christus somit nicht GOTT ist. In der Offenbarung wird der himmlische Jesus fünf Mal zitiert, wie er von dem Vater als "Meinem GOTT" spricht (Off 3,2+12) und sie berichtet uns auch von "seinem GOTT und Vater" (Off 1,6), womit das Wort "GOTT" eindeutig auf den Vater beschränkt wird. Weiterhin können wir zehn Mal in der Offenbarung lesen, dass die himmlischen Bewohner den Vater "unseren GOTT" nennen (Off 4,11; 5,10; 7,3; 10,12; 12,10; 19,1+5-6). So ist es auch an vielen Stellen, wo GOTT und Jesus Christus zusammen erwähnt werden. Zum Beispiel spricht eine laute Stimme im Himmel davon, dass "das Reich unseres GOTTES und die Macht Seines Christus gekommen ist" (Off 12,10). Damit geht auch hier ganz deutlich hervor, dass nur der Vater der GOTT der Himmelsbewohner ist. Die Offenbarung zeigt uns auch, dass Jesus Christus keinen eigenen Thron im Himmel hat - genauer gesagt, keinen, der getrennt von dem Thron des Vaters dort steht. Es gibt nur einen Thron im Himmel, auf dem GOTT, der Vater, und Jesus Christus sitzen und den sie sich zusammen teilen.
Wenn GOTT aus drei gleichrangigen, wesensgleichen Personen besteht, wie die Trinitarier behaupten, dann sollten wir aber erwarten können, dass es auch drei Throne im Himmel gibt - je einen für diese drei Mitglieder der dreieinigen Gottheit? In der Bibel ist davon aber nirgendwo etwas zu lesen. Einige Trinitarier haben wegen dieses Schweigens der Bibel ihre Enttäuschung, wenn nicht sogar ihr Entsetzen, zum Ausdruck gebracht - dass der Heilige Geist im Himmel nicht auf einem Thron sitzt.
Trinitarier bestehen darauf, dass der Heilige Geist, den die meisten von ihnen auch "die dritte Person Gottes" nennen, ebenso vollwertige Person ist, wie auch GOTT, der Vater, und Jesus Christus Personen sind. Doch in all den himmlischen Szenen in der Offenbarung, in denen die Menge der Engel, die 24 Ältesten oder die vier lebendigen Wesen gezeigt werden, die GOTT, den Vater, und Jesus Christus lobpreisen, wird nicht erwähnt, dass der Heilige Geist im Himmel anwesend ist, geschweige denn, dass er auf seinem Thron sitzt oder dass er angebetet wird. (In all diesen himmlischen Bildern dieses Buches, die wir in den Kapiteln 4 – 19 aufgezeichnet finden, wird der Heilige Geist nur ein einziges Mal erwähnt und zwar in Off 14,13).
Dieser heilige Akt der Erhöhung Jesu - bei dem Jesus Christus von seinem GOTT und Vater eingeladen worden ist, sich zu IHM auf den Thron zu setzen - weist nicht darauf hin, dass Jesus dem Vater wesensgleich ist und deshalb Göttlichkeit besitzt. Diese Erhöhung zeigt eher die Abhängigkeit Jesu von GOTT und verdeutlich seine Unterordnung unter GOTT. Wenn Jesus GOTT ist und vom Wesen her gleiche Herrlichkeit hat wie der Vater, dann müssten wir eigentlich erwarten können, dass Jesus seinen eigenen Thron im Himmel hat, der vielleicht neben dem Thron des Vaters steht oder auf gleicher Höhe aufgestellt ist. Der Thron des Vaters ist der höchste aller Throne im Himmel. Aus diesem Grund wird ER in der Bibel sehr oft als der "Allerhöchste" beschrieben (z.B. Dan 7,9+25; Luk 1,32+35). Der Thron des Vaters gehört IHM allein; Sein Thron ist der höchste und erhabenste Thron (Jes 6,1; s.a. 52,13), er ist ein Zeichen Seiner herausgehobenen Stellung und zeigt Seine außergewöhnliche Erhabenheit über alle auf, die auch Jesus Christus mit einschließt.
Die Existenz dieses einen Thrones im Himmel, der GOTT gehört, mit Christus zu Seiner Rechten, steht ebenfalls für einen strengen Monotheismus und erklärt jeden Binitarismus und Trinitarismus für null und nichtig. Der Trinitarier Richard Bauckham hat zumindest anerkannt: "Im Judentum zur Zeit des zweiten Tempels ist der Thron GOTTES im höchsten der Himmel dann dass Schlüsselsymbol für den Monotheismus geworden." Und Marius de Jong behauptet, dass "GOTT auf seinem himmlischen Thron der Mittelpunkt aller Anbetung bleibt (Off 7,11-17) und die Anbetung des Lammes in keiner Weise Seine Anbetung gefährdet oder vermindert."
Um das Ganze zusammenzufassen: Das eindrucksvollste Bild, das die Vorstellung von jeglicher Dreieinigkeit widerlegt, ist unser GOTT und Vater, der im buchstäblichen Sinne auf Seinem himmlischen Thron sitzt, mit Jesus Christus zu Seiner Rechten. Wenn die Dreieinigkeitslehre die Wahrheit vermitteln würde - und das tut sie nicht - dann müssten wir erwarten können, dass die drei göttlichen Personen entweder zusammen auf einem Thron sitzen oder dass jede von ihnen ihren eigenen Thron im Himmel hat. Wie dem auch sei, alle noch so eindrucksvollen geistigen Klimmzüge können die Behauptung nicht widerlegen, dass dieses Bild drei Götter präsentiert.
Die Bibel jedoch erklärt wiederholt, dass es nur einen einzigen wahren und lebendigen GOTT gibt.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
49 Ist Jesus aus dem Himmel herabgekommen?
(Did Jesus Come Down From Heaven?)
Von Servetus the Evangelical
Die etablierten Kirchen haben immer schon behauptet, dass Jesus nach Aussage der Bibel als GOTT im Himmel präexistiert hat und auf die Erde herabgekommen ist, um Mensch zu werden; man dieses auch „die Inkarnation“ genannt hat. Im Glaubensbekenntnis von Nicäa heißt es über Jesus: „der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen ist.“ Die Kirchen behaupten auch, dass die Inkarnation ihre Grundlage in der Bibel hat. Allerdings gibt es in den ersten drei Evangelien des Neuen Testaments nichts, was auf so etwas hindeuten könnte. Die Kirchen berufen sich allein auf das Johannesevangelium als den unwiderlegbaren Beweis für die Inkarnation und zitieren besonders gern Joh 1,1 und 14. Tatsächlich finden wir in diesem Evangelium eine Fülle von Texten, die auf den ersten Blick zu verkünden scheinen, dass Jesus präexistiert hat und dass er aus dem Himmel herabgekommen ist, um Mensch zu werden (Joh 1,15 u. 30; 3,13; 6,27-63; 8,58; 17,5 u. 24).
Müssen diese johanneischen Texte aber in einem wörtlichen Sinne ausgelegt werden? Im 3. Jahrhundert hat der Kirchenvater Clemens von Alexandria das Johannesevangelium das „geistliche Evangelium“ genannt und Gelehrte haben seit dieser Zeit diese Bezeichnung zu Recht gutgeheißen. Der Grund liegt darin, dass der johanneische Jesus sehr viele Gleichnisse und Bilder verwendet hat. Mit das bekannteste finden wir in dem Bericht, wo er zu Nikodemus gesagt hat, dass er „von neuem geboren werden muss“ und dieser geglaubt hat, dass Jesus damit eine zweite physische Geburt meint (Joh 3,3). Ziemlich am Ende seines Dienstes hat Jesus seinen Jüngern erklärt: „Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater“ (Joh 16,25; vergl. 10,6). Er hat ihnen seinen Auftrag und seine Mission erklärt, worauf die Jünger ihm geantwortet haben: „Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern“ (Joh 16,29). Mit diesen Worten liefert uns das Johannesevangelium eine Wahrheit, die Gültigkeit hat: Hinter vielen Worten Jesu liegt eine geistliche Bedeutung.
Vierzig Mal heißt es im Johannesevangelium, dass GOTT Jesus oder Worte in diesem geistlichen Sinne „gesandt“ hat. Diese Sprache weist nicht auf ein wortwörtliches „vom Himmel herab gesandt sein“ hin; sie nimmt lediglich die prophetische Tradition auf, dass GOTT jemanden gesandt hat, der einen Auftrag erfüllen sollte. So hat ER zum Beispiel auch Johannes dem Täufer gesandt (Joh 1,6).
In den meisten Abschnitten des Johannesevangeliums, die angeblich die Präexistenz beweisen sollen, wird Jesus als „herabgekommen“ oder „vom Himmel“ oder „von oben“ beschrieben. Traditionalisten (das sind Christen, die glauben, dass Jesus GOTT ist) interpretieren diese Texte in einem wortwörtlichen Sinne. Allerdings sollte die geistliche Natur dieses Evangeliums ein Anlass sein, sich tiefer mit diesen Texten zu befassen. So hat zum Beispiel Nikodemus nicht die Präexistenz gemeint, als er zu Jesus gesagt hat: „Du bist von GOTT gekommen“ (Joh 3,2). Zweimal wird uns in diesem Evangelium berichtet, dass Johannes der Täufer gesagt hat: „Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich“ (Joh 1,15 u. 30). Aus dieser Aussage hat man geschlossen, dass Jesus präexistiert hat, weil er mindestens sechs Monate nach Johannes geboren worden ist (Luk 1,26 u. 30). In einigen Bibelübersetzungen ist der letzte Teil dieses Verses aber mit folgenden Worten wiedergegeben worden: „weil er vor mir war“ (Einh.Ü) oder „er war Erster über mir“ (Menge alternativ), die auf eine Rangstellung hindeuten. Genau das hat Johannes gemeint, als er zweimal mit Bezug auf Jesus gesagt hat: „Der von oben kommt/der aus dem Himmel kommt, ist über allen“ (Joh 3,31).
Jesus hat laut Johannes auch verkündet: „Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen, außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, des Menschen Sohn“ (Joh 3,13). Die meisten Theologen drehen recht willkürlich diese Reihenfolge des Hinaufsteigens-/Herabkommens einfach um, sodass der angeblich präexistierende Jesus bei seiner Inkarnation aus dem Himmel herabgekommen und nach seiner Auferstehung wieder hinaufgestiegen ist. Aber der Kontext verlangt genau die andere Reihenfolge. Jesus hat Nikodemus gesagt, dass er in einer geistlichen neuen Geburt „von oben“ geboren werden muss (Joh 3,3-5).
Außerdem weist in Daniel 7,13-14 das Bild des Sohns des Menschen prophetisch darauf hin, wie diese Person (Jesus) zu dem himmlischen Thron GOTTES hinaufsteigt, um ein Königreich zu empfangen, das aus Menschen besteht und mit dem er dann vermutlich wieder auf die Erde herabkommen wird (Luk 19,11-12); - auch hier finden wir wieder diese Hinaufsteigen-/Herabkommen- Reihenfolge.
Viele Christen glauben, dass der wichtigste Beweis im Johannesevangelium für die Präexistenz Jesu und sein Herabkommen vom Himmel seine sehr umfangreiche Rede über das Brot des Lebens ist, die sehr von der Herabkommen-Sprache geprägt ist (Joh 6,25-65). Diese plastische Darstellung ist voller Bilder und Gleichnisse. Jesus beschreibt sich selbst als „das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,41 u.51). Trotz der Tatsache, dass er offensichtlich nicht gemeint hat, dass er im wörtlichen Sinne Brot ist, haben fast alle Leser dieses Evangeliums geglaubt, dass er dieses wörtlich gemeint hat und haben daraus seine Präexistenz als Person und die Inkarnation gefolgert.
Jesus hat in dieser Rede aber auch gesagt, dass die Menschen sein Fleisch essen und sein Blut trinken sollen und dass sie, wenn sie dieses tun, nicht mehr hungern und dürsten werden, sondern das ewige Leben haben (Joh 6,50-58). Viele der Zuhörer Jesu haben über diese schwierigen Worte gemurrt (V. 41,60-61) und viele seiner Jünger sind ihm wegen dieser Worte nicht mehr länger gefolgt (V. 66). Und das trotz der Tatsache, dass Jesus ihnen gerade erklärt hatte, dass er in Bildern zu ihnen gesprochen hat: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben“ (V. 63). Wenn Brot, Fleisch, Blut, Hunger und Durst grundsätzlich geistliche Bilder und nicht im wörtlichen Sinne zu verstehende Bilder gewesen sind, was gibt uns dann das Recht zu glauben, dass die einzige andere Vorstellung in diesem Bericht – dass Jesus vom Himmel herabkommen ist - völlig anders zu verstehen ist?
Eine Zeit später hat Jesus zu seinen ungläubigen jüdischen Gesprächspartnern gesagt: „Ihr seid von unten her, ich bin von oben her. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt“ (Joh 8,23). Er hat ganz sicher nicht gemeint, dass er im wortwörtlichen Sinne präexistiert hat und vom Himmel herabgekommen ist. Wenn es so gewesen wäre, hätte er, um konsequent zu bleiben, auch glauben müssen, dass seine Gegner im wortwörtlichen Sinne von unten gekommen sind. Jesus weist somit in all diesen johanneischen Passagen nicht auf einen buchstäblichen Ursprung, sondern auf eine geistlich zu verstehende Wirklichkeit hin und die besagt, dass er mit GOTT und dem Himmel verbunden ist, während sie mit dem Teufel und der Hölle in Verbindung stehen (Joh 8,44).
In seinem hohepriesterlichen Gebet, das er vor seiner Verhaftung und Gefangennahme zu seinem GOTT und Vater gesprochen hat, hat er gesagt: „Und nun verherrliche DU mich, Vater, bei Dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war ... meine Herrlichkeit, die DU mir gegeben hast; denn DU hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt!“ (Joh 17,5 u. 24). Diese Worte scheinen zunächst darauf hinzudeuten, dass Jesus vor der Schöpfung im Himmel präexistiert haben muss, wenn er offensichtlich eine Herrlichkeit besessen hat, die er mit GOTT teilte. Jesus kann sich aber auch auf die Schechina-Herrlichkeit bezogen haben, die die Israeliten begleitet hat und er kann gemeint haben, dass GOTT in Seinen Gedanken bereits vor der Schöpfung Seinen ausersehenen Sohn geliebt hat (siehe Eph 1,4; 1.Petr 1,20) und für den ER auch die Schechina-Herrlichkeit ausersehen hat.
In der Tat lehrt das Judentum, dass die Schechina-Herrlichkeit für den Messias vorherbestimmt war. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die ganze Sprache in diesem „geistlichen“ Evangelium von Johannes über die Präexistenz Jesu und über sein Herabkommen vom Himmel in einem metamorphischen Sinne gedacht gewesen ist.
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden,600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)
50. Was müssen Christen glauben?
(What Must Christians Believe?)
Von Servetus the Evangelical
Christen sind sich manchmal nicht darüber einig, was einen richtigen Christen ausmacht. Die meisten stimmen aber der Aussage zu, dass ein Mensch an Jesus glauben muss. Was bedeutet es aber, an Jesus zu glauben? Jesus ist ein Jude gewesen. Die Juden haben geglaubt, dass ihr GOTT verheißen hat, ihnen einen König zu senden, der sie von der Unterdrückung der Heiden befreien wird, der alle Juden aus der Zerstreuung in dem Land ihrer Väter wieder versammeln und Israel zu der führenden Nation in einem die Welt umfassenden Friedensreich machen wird. Sie haben diesen verheißenen König "Messias" genannt. Messias ist die Übersetzung des hebräischen Wortes mashiach und bedeutet "der Gesalbte". GOTT würde also diesen König mit Seinem Geist salben.
Christen behaupten, und das Neue Testament bestätigt es, dass ein Mensch, wenn er Christ sein will, glauben muss, dass Jesus der verheißene Messias Israels ist. "Christus" ist die Übersetzung des Wortes Messias. Die ersten (im griechischen Sprachraum lebenden) Juden, die an Jesus gläubig geworden waren, haben ihn "Jesus, den Christus" genannt. Schon kurze Zeit später haben sie den bestimmten Artikel weggelassen und so einen neuen Namen für ihn geschaffen - Jesus Christus. Weil sie ihn Christus genannt hatten, hat man sie schon bald "Christen" genannt (Apg 11,26). Dieser Name weist zuerst und vor allem darauf hin, dass diese ersten an Jesus Gläubigen in ihm den Christus gesehen haben.
Lukas berichtet in seiner Apostelgeschichte über die evangelistischen Aktivitäten dieser ersten jüdischen Christen und den Inhalt ihrer Botschaft. Und er schreibt, dass der Apostel Paulus, der nach seiner drastischen Bekehrung von einem Christenhasser zu einem der Ihren geworden ist, schon gleich danach herumgereist ist, um zu beweisen, "dass dieser der Christus ist" (Apg 9,22). Das ist seine grundlegende Botschaft gewesen. Denn Lukas teilt später mit, dass Paulus "den Juden bezeugte, dass Jesus der Christus sei" (Apg 18,5). Und er fügt hinzu, dass Apollos "die Juden öffentlich kräftig widerlegte, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist" (V. 28).
Christen bestehen auch darauf, dass man, wenn man Christ sein will, glauben muss, dass Jesus der Sohn GOTTES ist. Das ist in der Tat die zentrale Botschaft der Evangelien im Neuen Testament - Jesus ist der Christus und der Sohn GOTTES (Matth 1,1+16; Mark 1,1; Luk 1,32+35; 2,11; Joh 20,31). Lukas schreibt, dass Paulus "sogleich in den Synagogen Jesus predigte, dass dieser der Sohn GOTTES ist" (Apg 9,20).
Was bedeutet es aber, dass Jesus der Sohn GOTTES ist? Die meisten Christen haben es seit gut 1700 Jahren so verstanden, dass es bedeutet, dass Jesus GOTT ist. Sie haben geglaubt, dass er als ewiger Logos-Sohn präexistiert hat und vom Himmel auf die Erde herabgekommen ist, um Mensch zu werden; man nennt es auch "die Inkarnation". Dazu ist es gekommen, weil sogenannte Kirchenväter sich bei ihrer Interpretation der Stellung Jesu als Sohn GOTTES geirrt haben, die sie auf der Grundlage der griechischen Metaphysik vorgenommen haben. Sie haben argumentiert, dass, so wie ein Mann, der einen Sohn zeugt, der ein Mensch werden wird, auch GOTT einen Sohn gezeugt habe, der deshalb auch GOTT sein müsse.
Dementsprechend hat das Konzil von Nicäa im Jahre 325 n. Chr. erklärt, dass Jesus "wahrer Gott vom wahren Gott" ist; man spricht seit dem auch von der "Gottheit Christi".
Der bekannte amerikanische Theologe R.C. Sproul, der zur reformierten presbyterianischen Kirche gehört, behauptet: "Die Verleugnung der Gottheit Christi ist das Wesen des Unglaubens."
Das stimmt keineswegs!
Der Engel Gabriel hat der Jungfrau Maria verkündet: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn GOTTES genannt werden" (Luk 1,35). Jesus ist also der Sohn GOTTES, weil GOTT auf übernatürliche Weise seine Empfängnis bewerkstelligt hat, die ihn aber keineswegs zu GOTT gemacht hat.
Christen sagen auch, dass ein Mensch, der Christ sein will, glauben muss, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Der Apostel Petrus hat die Auferstehung Jesu zum Kernstück seiner Predigt gemacht (Apg 2,24+32; 3,15; 4,10). Und der Apostel Paulus hat gesagt, dass die Auferstehung Jesu von den Toten beweist, dass er der Sohn GOTTES ist (Röm 1,4). Paulus hat die christliche Botschaft genau definiert, als er geschrieben hat, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, begraben wurde und auferweckt worden ist und dass es notwendig ist, an diese Dinge zu glauben, wenn man ein echter Christ sein will (1.Kor 15,2-4).
Christen sagen auch, dass man, wenn man gerettet werden will, glauben musst, dass Jesus Herr ist. Paulus hat geschrieben
"Wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass GOTT ihn aus den Toten auferweckt hat, dann wirst du gerettet werden" (Röm 10,9).
In der Tat, "Jesus ist Herr" ist das erste christliche Glaubensbekenntnis gewesen (1. Kor 12,3). Das bedeutet, dass Menschen wirkliche Christen sind, wenn sie Jesus den Herrn über ihr Lebens sein lassen, indem sie ihr Leben im Gehorsam ihm gegenüber, soweit es möglich ist, leben. Jesus hatte gesagt: "Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist" (Matth 7,21).
Die meisten Christen behaupten auch, dass Christen an Jesus als ihren Retter glauben müssen. Das heißt, wir müssen glauben, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und unsere Sünden als Sühneopfer getragen hat. Dann will GOTT uns vergeben, uns von aller Ungerechtigkeit reinigen und zu Gliedern seiner Gemeinde machen. Ein Engel hatte bei der Geburt Jesu angekündigt: "Denn euch ist heute ein Retter geboren, der ist Christus, der Herr, in Davids Stadt" (Luk 2,11). Dass Jesus der Retter ist, ist in seinem Namen angedeutet. Im Johannesevangelium heißt es: "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder GOTTES zu werden, denen, die an seinen Namen glauben" (Joh 1,12).
Was bedeutet der Name Jesus? Der Name "Jesus" lautet im Aramäischen, der Muttersprache Jesu, Jeshua oder Jeshu. Je ist eine Kurzform des Namens GOTTES, JHWH, den man auch mit Jahwe übersetzt hat. Shu(a) bedeutet "retten" oder "Erlösung". Jeshua bedeutet also: "Jahwe rettet" oder "Jahwe ist die Erlösung". Das bedeutet, dass Jahwe durch Jesus retten / erlösen wird. Ein Engel hat davon gesprochen, als er zu Joseph in einem Traum gesagt hat, dass Maria, seine zukünftige Frau "einen Sohn gebären wird, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden" (Matth 1,21).
Muss ein Mensch an die jungfräuliche Geburt (Empfängnis) Jesu glauben, um ein wirklicher Christ zu sein? Im Neuen Testament finden wir zwei Berichte darüber (Matth 1,18-2,12; Luk 1,25-56; 2,1-38). Sie ist für die Lehre von der Erlösung des Menschen wichtig. Aber im Neuen Testament wird sie dann kein weiteres Mal erwähnt. Da in den Predigten der Apostel und in den weiteren Erklärungen der Evangelien nicht darüber gesprochen wird, muss es wohl nicht unbedingt notwendig sein, daran zu glauben.
Zusammengefasst ist zu sagen, dass im Neuen Testament verkündet wird, dass wir, wenn wir gerettet werden und richtige Christen sein wollen, glauben müssen, dass Jesus der Christus und der Sohn GOTTES ist, dass er von den Toten auferweckt worden ist und dass er Heiland, Retter und Herr unseres Lebens ist. Aber wir werden nirgendwo in der Bibel eine Aussage finden, dass wir glauben müssen, dass Jesus GOTT ist!
Dieser Artikel stammt von Kermit Zarley (Servetus the Evangelical). Auf seiner Webseite – servetustheevangelical.com – kann man 50 solcher Artikel in englischer Sprache lesen. Sie sind eine Zusammenfassung seines sorgfältig recherchierten, biblisch in die Tiefe gehenden, 600-seitigen Buches mit dem Titel: The Restitution of Jesus Christ (2008)