Das Buch Zohar

THE CHRISTIAN USE OF JEWISH NUMEROLOGY
William Varner, Professor of Old Testament and Director of IBEX Program

Auf dieses Buch bezieht sich Roger Liebi, um die Dreieinigkeit / Dreieinheit Gottes zu belegen in einem Artikel, in welchem er vor den Antichristen warnt, die man seiner Meinung nach daran erkennt, dass sie die Gottheit Jesu Christi leugnen. (Hier geht es zu seinem Artikel)


Ein Buch mit dem Titel Zohar ist im Mittelalter aufgetaucht, das Anlass zu einer jüdischen Form der mystischen Spekulation gegeben hat, die als „Kabbala“ bekannt ist und in jüdischen und christlichen Kreisen zu einen starken Interesse an dem System dieser mystischen Lehren geführt hat. Während der Renaissance haben Pico, Reuchlin und Ricci begonnen, die mystischen Lehren des Zohar auf das AT anzuwenden, um christliche Lehren wie die Dreieinigkeitslehre zu verteidigen. Die kabbalistische Lehre der Emanationen lieferte eine Lösung für die Spannung zwischen den Lehren von GOTTES Transzendenz und seiner Immanenz. Eine andere exegetische Methode der Kabbalisten ist die gematria gewesen, ein System zur Auffindung geheimer Wahrheiten des AT durch verschiedene Techniken der Zuweisung von Zahlenwerten zu den Buchstaben des hebräischen Alphabets. Christen sollten der Versuchung widerstehen, kabbalistische Methoden zur Entdeckung der Wahrheit aus der Bibel zu benutzen, weil sie zu weit von der grammatikalisch-historischen Methode der Exegese abweichen.

Um 1300 n.Chr. ist in Spanien und den angrenzenden Ländern ein hebräisches Buch mit dem Titel Zohar in Umlauf gekommen. Dieses Zohar, ein hebräisches Wort für (strahlender) „Glanz“, war im Grunde genommen ein mystischer Kommentar zur Thora, der Shimon bar Yochai, einem Rabbi aus dem 2. Jahrhundert, zugeschrieben wurde. Spätere Untersuchungen haben aber schlüssig bewiesen, dass der wirkliche Autor ein zeitgenössischer Rabbi namens Moses de Leon gewesen ist (Gershom Scholem, Major Trends in Jewish Mysticism (New York: Schocken, 1961; S. 156-204.)

Die philosophische Theologie des Zohar war ein entscheidender Schritt für die Entwicklung der jüdischen Form der mystischen Spekulation, die als „Kabbala“ bekannt ist. Vom Entstehen des Zohar bis zum Auftauchen der „Haskala“ (der jüdischen Aufklärung) gut 400 Jahre später war die Kabbala der einflussreichste Former des jüdischen Denkens. (Kabbala ist ein mittelalterliches und modernes System jüdischer Theosophie, Mystizismus und Thaumaturgie, gekennzeichnet durch einen Glauben an die Schöpfung durch Emanation und eine Chiffriermethode zur Auslegung der Schrift; 10th ed., Merriam Webster's Collegiate Dictionary 158)

Obwohl diese mystische Theosophie als Versuch, die wahre Beziehung zwischen Gott und der Schöpfung zu erklären, nie von allen befürwortet ist und immer von einigen abgelehnt worden ist, hat sie das Denken fast jeden jüdischen Menschen beeinflusst. Man kann mit Gewissheit sagen, dass das Zohar in der Zeit nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 für die jüdische Gemeinschaft nach der Bibel und dem Talmud als nächste geistliche Autorität rangierte.

Desweiteren sind mystische jüdische Schriften der Beachtung von nichtjüdischen Denkern nicht entgangen. Viele christliche Theologen haben die Kabbala als okkult und abstrus verachtet. Am Ende des 15. Jahrhunderts begann sich in der Renaissance allerdings eine Bewegung in gewissen „christlichen“ Kreisen zu entwickeln, die versuchte, die Lehren der Kabbala mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen. Einige christliche Autoren versuchten zu zeigen, dass die wahre Bedeutung des kabbalistischen Mystizismus in Wirklichkeit die christlichen Lehren unterstützen würde.

Christliche Kabbalisten heute?

Die Kabbala findet heute bei den meisten Juden nicht mehr diese Beachtung, sie wird hauptsächlich nur noch von den Chassidim verehrt. Gibt es gleicherweise heute auch noch ein Überrest von „christlichen Kabbalisten“? Man wird vergeblich nach einem christlichen Ausleger suchen, der den Beweis für die Dreieinigkeit in den oberen Triaden des sefirotischen Modells finden will, wie Pico und seine Nachfolger es getan haben. Allerdings verwenden einige evangelikale Autoren immer noch diese bekannte kabbalistische hermeneutische Methodologie.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat ein anglikanischer Theologe mit Namen E.W. Bullinger einige sehr umfangreiche Bücher geschrieben, die viele Evangelikale zu Beginn dieses 20. Jahrhunderts beeinflusst haben. Sein Buch Zahlen in der Schrift ist eine umfassende Diskussion über die geistliche Bedeutung von Zahlen in der Bibel. (E. W. Bullinger, Number in Scripture (reprint; Grand Rapids: Kregel, 1969).

Obwohl dieses Buch einiges sehr hilfreiche Material über den symbolischen Charakter bestimmter Zahlen wie 3, 7 und 40 enthält, listet er darin über 50 Zahlen auf, die dem Leser versteckte geistliche Wahrheiten vermitteln sollen! Bullinger jedoch verwendet Zahlen, um die Urheberschaft der Bücher der Bibel zu bestätigen. Bedenken Sie die folgende Argumentation für die Verfasserschaft des Hebräerbriefes durch Paulus:

Das NT enthält 27 verschiedene Bücher (3x3x3 oder 3³). Von diesen 27 Büchern sind 21 (3x7) Briefe. Von den 21 Büchern des NT sind 14 (2x7) von Paulus geschrieben und 7 von anderen Schreibern. Darin liegt ein Argument, dass Paulus den Brief an die Hebräer geschrieben hat. Ohne ihn sind es nur 13 Briefe von Paulus an Zahl; mit ihm sind es 14 (2x7) Briefe. (Ibid., 41.)

Bullinger konnte nicht verstehen, wie Paulus 13 Briefe geschrieben haben konnte, weil diese Zahl mit negativen Bedeutungen versehen war:

Zu der Bedeutung der 13 ist zu sagen, dass sich alle bewusst sind, dass sie zu uns als eine Zahl des bösen Vorzeichens herabgekommen ist. Mancher Aberglaube hat sich darum gebildet und verschiedene Erklärungen, die sie betreffen, sind bekannt. Leider gehen die, die zurückgehen, um einen Grund zu finden, nicht weit genug zurück. Die bekannten Erklärungen gehen, soweit uns bekannt ist, nicht weiter als bis zu den Aposteln zurück. Wir müssen aber zurückgehen, bis die Zahl 13 zum ersten Mal erscheint, um den Schlüssel für ihre Bedeutung zu entdecken. Sie taucht zum ersten Mal in 1. Mo 14, 4 auf, wo wir lesen: „Zwölf Jahre hatten sie Kedor-Laomer gedient, im dreizehnten Jahr aber EMPÖRTEN sie sich.“ Daher ist festgelegt, dass jedes Erscheinen der Zahl 13, und zugleich des n von ihr, in Verbindung mit Rebellion, Abfall, Treuebruch, Verderben, Zerrüttung, Revolution und einigen verwandten Vorstellungen steht. (Ibid., 205.)

Zusätzlich zu der Hinterlassenschaft des Erbes der Gematrie-Technik an die Moderne, haben die Kabbalisten der Renaissance auch das Beispiel des Zitierens von kabbalistischen Schriften hinterlassen, um die Lehre von der Pluralität in der Gottheit zu veranschaulichen. Eine in dieser Hinsicht jüngste Arbeit trägt den Titel Das große Geheimnis oder wie können drei Einer sein? Von Rabbi Tzvi Nassi (Hirsch oder Heinrich Prinz). Auf der Titelseite wird er als Dozent für Hebräisch an der Oxford Universität bezeichnet. (Tzvi Nassi, The Great Mystery (Jerusalem: Yanetz Ltd., 1970). Nassi war in Wirklichkeit ein "Rev. C. W. H. Pauli." Siehe David Cooper, The God of Israel (Los Angeles: Biblical Research Society, 1945) 65.)

Das Vorwort des Buches umreißt ganz klar die Absicht dieses Buches:

Das demütige Ziel dieses kleinen Buches ist, zu beweisen, dass unsere Sagen seligen Andenkens, lange vor der christlichen Zeit entstanden, behaupten, dass es eine Pluralität in der Gottheit gibt. In der Tat hat man diese Lehre bis etwa 100 Jahre nach der Zerstörung des 2. Tempels geglaubt und, so wie sie in den heiligen Schriften enthalten und erklärt war, sie wurde in den meisten unserer antiken Schriften fortgeführt, wie der Leser aus den Zitaten erkennen kann, die auf den folgenden Seiten aufgeführt sind. (Ibid., ii.)

Nassi hat das Buch aus der Ichperspektive eines in den Büchern der Bibliothek seines Vaters auf der geistlichen Suche befindlichen „Nathanaels“ geschrieben. Nathanaels Methode besteht darin, die Abschnitte in der Schrift zu untersuchen, die ihm eine Pluralität von Personen in der Gottheit zu lehren scheinen. Der Verfasser gibt diesem Buch allerdings viel Raum für unterstützende Zitate aus dem Zohar und dem Sepher Jetzirah. Nathanael (d.i Nassi) akzeptiert ganz offensichtlich ohne in Fragezustellen die Urheberschaft des Zohar durch den Rabbi Schimon ben Jochai, einem jüdischen Weisen aus dem 2. Jahrhundert. (Ibid., 5.)

Heutige jüdische Gelehrte sind allerdings darin einig, dass Zohar eigentlich das Werk von Moses de Leon aus den späten 13. Jahrhundert ist. (Scholem, Major Trends 156-204.)

Die meisten jüdischen Gelehrten würden heute die Einschätzung des Autors von Zohar ernsthaft bestreiten, dass es die höchste Autorität für den jüdischen Glauben ist, wenn er schreibt: „[Zohar] wird unter meinem Volk als die höchste Autorität in Dingen erachtet, die das Wissen über die Natur und das Wesen Gottes betreffen.“ (38Nassi, Great Mystery 5.)

Obwohl Nassi die traditionelle abrahamitische Urheberschaft des Sepher Jetzirah nicht akzeptiert, sagt er: „Das Buch genießt in der Synagoge große Autorität. Es ist möglich, dass es kurz vor oder schon bald nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben wurde. Auch wenn diese Annahme in Frage gestellt werden mag, so hat es auf jeden Fall vor der christlichen Zeit existiert. (Ibid., 6.)

Kein jüdischer Gelehrter wird diese Datierung heute akzeptieren. Die allgemeine Meinung ist, dass das Sepher Jetzirah nicht vor dem 6.Jahrhundert n.Chr. geschrieben worden ist. (40Scholem, Major Trends 75.)

Nassi zitiert einige sehr interessante Aussagen aus diesem kabbalistischen Buch, die eine Pluralität in der Gottheit zu befürworten scheinen. Seine Behandlung des memra oder „Wort Gottes“ und die göttlichen Eigenschaften, die mit ihm verbunden sind und seine Erklärung des metatron, des hochrangigen Wesens, von dem oft mit göttlichen Bezeichnungen gesprochen wird, führen zu wichtigen Themen, die im jüdischen-christlichen Dialog weitere Erörterung verlangen. (Nassi, Great Mystery 30-44, 60-68. Für eine ausführliche Diskussion des memra und des metatron, siehe George Foot Moore, "Intermediaries in Jewish Theology," Harvard Theological Review 15 (January 1922):42-85.)

Seine große Abhängigkeit von den Werken der Kabbala in einer unkritischen Form vermindert die Kraft seiner Argumente jedoch auch für die heutigen modernen orthodoxen Juden, für die dieses Werk weniger Autorität herüberbringt als andere mittelalterliche jüdische Schriften. Die Kraft der christlichen Argumente steht und fällt mit der Auslegung der Schrift und nicht mit dem Finden von jüdischen Schriften, die die christliche Position zu unterstützen scheinen. (Weitere kritische Beurteilungen der kabbalistischen Metaphysik findet man bei John Warwick Montgomery, Principalities and Powers (Minneapolis: Bethany Fellowship, 1973) 87-95.)