Aussagen abwägen

Meiner Meinung nach muss man beim Lesen der Bibel gelegentlich abwägen, welches Gewicht verschiedene Aussagen haben, aber dabei zugleich mit großer Vorsicht vorgehen, um nicht die eine Aussage gegen eine andere einfach auszuspielen.

An zwei Beispielen möchte ich dies verdeutlichen.

1.)  Heb 1,8+9 lautet

 ...von dem Sohn aber (sagt Gott, prophetisch in Ps 45,7): "Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Aufrichtigkeit ist Zepter deines Reiches; 

9 du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten."

Hier wird einerseits der Sohn Gottes in Vers 8 Gott genannt, gleich im nächsten Vers aber ist von seinem Gott die Rede. Demnach ist Jesus Christus nicht Gott im absoluten Sinn, auch wenn er hier Gott genannt wird, denn sein Vater ist zugleich sein Gott. Auch der Kontext davor und danach sowie der gesamte Hebräerbrief zeigen Jesus in klarer Unterordnung und Abhängigkeit vom Vater.

2.)  Thomas sagte zu Jesus:

"Mein Herr und mein Gott" (Joh 20,28) und Jesus sagte, dass der Vater allein wahrer Gott ist (Joh 17,3).

Hier stellt sich die Frage: Wessen Aussage hat mehr Gewicht bzw. stimmt eher mit der biblischen Gesamtaussage über Gott und seinen Sohn überein: was Jesus gesagt hat, oder was Thomas gesagt hat? 

Zudem sollte auch hier der Kontext von Kap. 20 beachtet werden, denn in Vers 17 sagte Jesus, dass er "zu seinem Gott" auffahre und die Verse 30-31 betonen, dass Johannes sein gesamtes Evangelium zu dem Zweck geschrieben hat, "damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes".

(Weitere Beispiele: Wird Jesus nicht auch Gott genannt?)